Kapitel 31 - Verdammt, wo bist du? -General Hux-

-HUX-

Ich bin wieder alleine. Diesmal aber mit voller Absicht, denn ich habe Victoria zugesichert, dass sie etwas Zeit für sich haben kann. Die Aufgabe, welche Snoke mir übertragen hat erfordert nicht unbedingt ihre Anwesenheit. Dennoch hätte ich meine Geliebte nur zu gerne wieder an meiner Seite. Ich werde rasch die nötigen Befehle geben und dann sofort zurück zu Victoria gehen. Ein schweres Gewicht fällt mir vom Herzen, als ich mir unser Gespräch gerade noch einmal durch den Kopf gehen lasse. Ich bin so unendlich erleichtert, dass diese wundervolle Frau mich noch nicht gänzlich abgeschrieben hat. Das sie immer noch eine Chance für uns sieht, dass sie ebenfalls noch Hoffnung hat.

Ich könnte es nicht ertragen, wenn Victoria sich wirklich und endgültig von mir abwenden würde. Sie bedeutet mir so unendlich viel! Ihre harschen, verletzenden Worte waren nur Fassade. Ein Mittel um sich selbst zu schützen. Um mich wahrscheinlich auf Distanz zu halten. Aber ich habe gemerkt, dass sich etwas in ihrer abwehrenden Haltung verändert hat, und zwar zu dem Zeitpunkt, als ich Snokes Befehle ins Spiel gebracht habe. Victoria weiß es nicht. Und ich werde alles dafür tun, das sie es auch niemals erfährt!

Kurzzeitig überkommt mich eine Woge, geboren aus meinem schlechten Gewissen. Ich habe Victoria angelogen, und das in voller Absicht. 

Mir ist es schleierhaft, wieso der Tod von so vielen Seelen dermaßen schwerwiegend für Victoria ist. Zumal sie die meisten Opfer ja nicht einmal persönlich gekannt haben kann. Ihre Angehörigen ja, doch das ist etwas anderes. Aber spätestens, als sie mir den Vorwurf gemacht hat die vielen unschuldigen Leben ausgelöscht zu haben, ist mir etwas klar geworden. Es belastet sie wirklich. Es belastet sie, dass ich zu so etwas fähig bin. Die heutige Besprechung mit Snoke war ein Segen für mich. Wie er im Beisein von Victoria die Zerstörung des Ileenium-Systems befohlen hat, war eine glückliche Fügung. Snoke hat mir damit in die Karten gespielt, ob bewusst oder unbewusst, spielt dabei keine Rolle. Es war einfach perfektes Timing. 

Ich sehe Victoria immer noch vor mir stehen. Als ich ihr sage, keine Wahl gehabt zu haben. Das Snoke mich sonst getötet hätte. Ich konnte direkt sehen, wie ein Widerstand in ihr nachgab. Wie Victoria meinen Worten zu glauben begann. Bis der letzte Rest Widerwille schließlich ganz zusammenbrach, wodurch ich sie endlich wieder erreichen konnte. Ich habe sofort erkannt, wie zerrissen sie innerlich war, welcher Kampf sich in ihr abspielt. Victoria wollte mir so sehr glauben. Gleichzeitig versucht sie aber, die Distanz zwischen uns zu bewahren. Ich muss jetzt geduldig sein, darf sie zu nichts zwingen. Oder überreden. Meine Victoria braucht Zeit, um das alles zu verarbeiten und die muss ich ihr geben. Auch, wenn es mir schwer fällt. Auch, wenn ich sie am Liebsten sofort wieder in meine Arme schließen würde. Es wird alles wieder gut zwischen uns! Ich bin mir sicher.

"Mit dem Erneuten Aufladen der Waffe beginnen." Ich lasse dieses Kommando sofort beim Betreten der Kommandostelle vom Stapel. 

Zufrieden registriere ich, wie hektische Betriebsamkeit ausbricht, da sich alle Anwesenden beeilen, meinem Befehl sofort Folge zu leisten. So muss es auch sein. 

"General, der Aufladeprozess beginnt in wenigen Minuten", kommt die Information von irgendwo hinter mir. 

Ich eile weiter, hin zu meinem Lieblingsplatz am großen Sichtfenster. Ich liebe diese erhöhte Position, in der ich über allen anderen stehe. Nur mit Victoria an meiner Seite ist es noch schöner. 

Im Inneren der Basis beginnt es zu arbeiten. Die Speicherzellen machen sich mit einem Rumpeln und vibrieren bereit, die benötigte Energie aufzunehmen. Gleich darauf schießt ein ein feuriger Strahl aus dem strahlend blauen Himmel herab.

"Statusbericht?", verlange ich zu erfahren.

"Alles läuft genau nach Plan, General. Keine Abweichungen", vermeldet der zuständige Techniker, der weiterhin den Monitor im Auge behält.

"General Hux?", meldet sich ein Unteroffizier zu Wort. "Auf dem Monitor ist ein kurzzeitiger Ausfall des planetaren Schutzschildes aufgezeichnet worden. In Sektor 37bc."

"Wie kurzzeitig?"

"Etwa zwei Sekunden, Sir."

"Sie wagen es, mich wegen solch einer Lappalie zu belästigen? Ihr Programm hatte vermutlich eine Störung. Überprüfen Sie das."

"Jawohl Sir!" Eifrig beginnt der junge Mann auf seinem Monitor herumzutippen. 

Mein Rüffel hat ihn definitiv verunsichert, das sehe ich ihm an. Wäre Victoria hier, an meiner Seite, dann wäre ich vermutlich entspannter gewesen. So sehnt sich alles in mir danach, zurück zu meiner Geliebten zu kommen. Ich will mich gerade abwenden um meinen Posten zu verlassen, da tritt ein weiterer Offizier neben mich. 

"Sir, Sie haben nach diesem Bericht verlangt, den Sie umgehend überprüfen wollten."

Ein genervtes Seufzen verlässt meine Lippen. Diesen vermaledeiten Bericht habe ich ganz vergessen. Dummerweise kann ich ihn nicht aufschieben, ich muss mich jetzt darum kümmern. Grober als notwendig reiße ich dem Mann neben mir das Datenpad aus den Händen, was ihn eilig salutieren und verschwinden lässt. Gereizt sinke ich in den nächstbesten Stuhl, um diese leidige Angelegenheit hinter mich zu bringen. Und dann schnell zu Victoria. 

Als hätte ich es fast geahnt, nimmt diese beschissene Bearbeitung eine längere Zeitspanne ein. Draußen hat sich die hereinbrechende Dunkelheit langsam über den Planeten gesenkt, der Ladevorgang müsste also auch so gut wie abgeschlossen sein.

"General, die Waffe ist in 40 Sekunden vollständig aufgeladen und schussbereit", informiert mich ein Mitarbeiter von seinem Platz aus. 

"Bereitmachen zum Feuern!", erteile ich beiläufig den Befehl, während ich mich wieder dem Datenpad zuwende.

Das durchdringende Alarmsignal der Luftraumüberwachung lässt mich das Gerät in meiner Hand vergessen. Was soll der Scheiß? Ich will zu Victoria!

Schnell stehe ich am Sichtfenster, um mir einen Überblick zu verschaffen. Winzig keine Lichter tauchen am Himmel auf, stoßen zielgerichtet auf einen Punkt in der Ferne herab.

"Statusbericht!", ich wende mich an niemand bestimmten. 

"Hauptplanetenschilde sind ausgefallen, Sir", vermeldet ein Techniker.

"Welche Ursache?", blaffe ich den Mann an.

"Das ist von hier aus nicht feststellbar, General." Unwohl rutscht er in seinem Stuhl herum, meine Aufmerksamkeit ist ihm sichtlich unangenehm. 

Ich runzle die Stirn, verkneife mir aber jeglichen weiteren Kommentar. "Gehen Sie der Sache auf den Grund", befehle ich.

Was geht hier vor? Ich hasse es, wenn irgendetwas unvorhergesehenes passiert.

Stille breitet sich auf der Kommandostelle aus, während alle fieberhaft an der Ermittlung des Problems arbeiten. "General Hux?", schallt es schließlich durch die Kommandozentrale, "Jäger des Widerstands sind in unseren Luftraum eingedrungen und eröffnen das Feuer auf den Oszillator."

"Sofort alle verfügbaren Staffeln von TIE-Jägern in die Luft! Verhindert den weiteren Beschuss! Auf der Stelle."

Mir wird eiskalt. Wie bei allen Galaxien hat der Widerstand davon erfahren können? Der Oszillator ist die einzige Schwachstelle der Basis. Er reguliert die gesamte gespeicherte Energie, hält sie im Inneren der Basis unter Kontrolle. Wenn dieser Angriff Erfolg hat, dann wird uns der komplette Planet in die Luft fliegen. Und bei der unvorstellbar großen Menge an gespeicherter Energie, welche wir gerade aufgenommen haben ... Scheiße! 

Mein Magen sackt ein weiteres Stück ab, als sich meine Gedanken auf Victoria richten. Verdammte Scheiße, sie weiß ja nicht einmal, was los ist. Ich muss sie warnen.

"Aktivierung der gesamten Warnsysteme. Versetzt die Basis in Alarmbereitschaft!" Während mein Befehl ausgeführt wird und in der gesamten Basis die Alarme erklingen, bekomme ich fast direkt eine Nachricht von Victoria. Hektisch antworte ich ihr. "Victoria, wir werden angegriffen! Der Widerstand hat unseren planetaren Schutzschild überwunden, frag mich nicht wie. Sie fliegen gezielte Angriffe auf den Oszillator. Victoria, komm sofort zu mir! Ich bin auf der Kommandostelle. Beeil dich!"

Meinen geschriebenen Worten folgen Beben und Erschütterungen. Der Angriff des Widerstands zeigt erste Ergebnisse, das Dach des Oszillators steht bereits in Flammen. Eine Explosion vorher hat einen Teil des Daches weggerissen. 

Verdammt, das sieht nicht gut aus! Beeil dich Victoria, komm schon! Hoffentlich passiert ihr auf dem Weg hierher nichts.

Am Liebsten würde ich meinen Posten sofort verlassen, um Victoria entgegenzulaufen. Aber ich kann nicht, meine Verpflichtung zwingt mich dazu, an Ort und Stelle zu bleiben. "Schießen Sie diese verdammten X-Flügler aus der Luft!", brülle ich meinen Frust heraus. Ich kann mich fast nicht mehr konzentrieren, da all meine Gedanken auf Victoria und ihre Sicherheit gerichtet sind.

Wo bleibt sie nur? Hoffentlich passiert ihr nichts schlimmes unterwegs! Sie muss jeden Augenblick durch die Schleuse kommen, sie muss einfach!

Panisch blicke ich mich um, überprüfe, ob meine Geliebte schon auf mich zugeeilt kommt. Ich sehe sie nicht. Eine erneute Explosion erschüttert die Basis, der Boden bebt und bockt unter meinen Füßen. Ein weiterer Ruck schleudert mich zur Seite, nur knapp entgehe ich einem Aufprall mit der Ecke eines Terminals. Ein rascher Blick hinaus aus dem Panoramafenster bestätigt meine schlimmsten Befürchtungen: Der Planet beginnt zu kollabieren. Der Angriff des Widerstands war erfolgreich, denn in wenigen Minuten wird es keine Starkiller-Basis mehr geben!

"General! Die Stabilisatoren werden instabil", informiert mich ein Untergebener überflüssigerweise.

Wo ist Victoria? Wir müssen sofort hier weg! Ich muss sie finden! Sie darf nicht in diesem Flammenmeer sterben! ICH KANN SIE NICHT VERLIEREN!!!!!!

"Machen Sie sofort mein privates Shuttle startklar!" Unsanft packe ich einen Mitarbeiter am Arm, welcher gerade an mir vorbeirennen will. Er salutiert vor mir und rennt dann eilig weiter. Ich habe die nackte Panik in seinem Blick genau gesehen. Mir selbst geht es nicht besser. 

Das darf nicht wahr sein! Das darf einfach nicht wahr sein! Meine geniale Basis, ein Meilenstein in der Kriegsführung, einfach so zerstört. Ich konnte es nicht abwenden. Fuck! Aber wenigstens Victoria muss ich retten!

Mit großen Schritten renne ich praktisch von der Kommandozentrale los. Es ist mir egal, was die zurückgebliebenen Untergebenen von mir denken. Die wenigsten von ihnen werden die nächsten Minuten überleben. Es kümmert mich nicht, mich interessiert nur das Wohlergehen einer Person.

"VICTORIA!", brülle ich mit voller Lautstärke, um das Alarmsignal und die Explosionen zu übertönen, während ich durch die Gänge renne. Ich muss zu Snoke, um mir weitere Befehle abzuholen.

Scheiße, wo ist sie?

"VICTORIA!!" , meine Tonlage wird immer verzweifelter. Ein neuerliches Beben erschüttert den Boden. Es ist so stark, dass nur ganz knapp vor mir riesige Felsbrocken samt der Decke des Flures abstürzen. Es ist der reinste Wahnsinn! Schon bin ich am Übertragungsraum von Snoke angekommen. Von Victoria keine Spur. 

Die Projektion von Snoke erwacht flackernd zum Leben. Noch während ich auf ihn zurenne, erstatte ich Bericht über die aktuelle Lage. "Oberster Anführer, der Oszillator wurde von Widerstandskämpfern angegriffen. Die Basis ist verloren, alles wird instabil. Der Planet steht kurz vor dem Kollaps." Ich kann die Panik nicht aus meiner Stimme verbannen. 

Snoke ist die Verärgerung deutlich anzuhören, als er mir weitere Befehle übermittelt. Mir ist klar, das mein Versagen hier noch weitere Konsequenzen nach sich ziehen wird. "General, Sie holen sofort Kylo Ren im Wald von Sektor 45 ab und bringen ihn sicher von diesem Planeten herunter."

"Natürlich, Oberster Anführer!" Ohne eine weitere Respektbezeugung kehre ich Snoke den Rücken zu, um davonzueilen. Mir bleiben nur noch wenige Minuten Zeit, bevor hier alles in einem gigantischen Flammenmeer vergeht. Zu meinem größten Missfallen, muss ich jetzt auch noch Kindermädchen für Kylo Ren spielen und ihn ebenfalls abholen. Dabei muss ich auch noch nach Victoria suchen. Im Rennen checke ich mein Datenpad. Keine neue Nachricht. 

Verdammt, mein Schatz, wo bist du?

"VICTORIA!!!" Plötzlich zieht sich ein Spalt vor mir durch den Boden, über welchen ich zum Glück hinwegspringen kann, getragen von meinem eigenen Schwung. Die Erde bebt immer stärker. 

Wir müssen hier weg. 

"ARMITAGE!", höre ich auf einmal die Stimme rufen, welche zu hören mir einen schweren Stein vom Herzen fallen lässt. 

Meine Victoria, endlich!

Ruckartig bremse ich ab, schaue mich hektisch um. Da! Sie kommt über den Flur von der Kommandostelle her auf mich zugelaufen. Anscheinend haben wir uns nur um wenige Augenblicke verpasst. Es fehlt nicht mehr viel, nur noch wenige Meter, dann kann ich diese wundervolle Frau endlich wieder in meine Arme nehmen. Lockend strecke ich meine Hand nach Victoria aus. Aber es soll nicht sein. 

Ein Beben, heftiger als alle vorherigen, läuft durch den Boden. Mit einem ohrenbetäubenden Krachen stürzt ein weiterer Teil der Decke ein, genau zwischen Victoria und mir. Die Trümmer sind so gewaltig, dass sie einen Teil des Bodens mit sich in die Tiefe reißen, hinein in einen Spalt, welcher sich gerade aufgetan hat. Mit geschocktem Blick stehe ich da wie festgefroren. Kann nichts gegen diese Gewalt um uns herum ausrichten, gar nichts. Ich fühle mich so hilflos wie schon lange nicht mehr. Ich hebe meinen Blick um den Flur nach Victoria abzusuchen. 

Sie ist weg! Nein! ... Nein! Oh bitte nicht ... Das darf nicht sein.

"VICTORIA!", schreie ich in voller Verzweiflung. "NEIN!" Halb blind vor Tränen, welche deutliche Spuren in mein vom Staub benetztes Gesicht ziehen, renne ich auf den Riss im Boden zu. "VICTORIA!" Ich erhalte keine Antwort.

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