Kapitel 27 - Was verheimlichst du? -General Hux-

-HUX-

Ich laufe den Gang alleine zurück, lasse Victoria bei Generalin Parnadee. Es gefällt mir nicht. Am Liebsten hätte ich sie ganz für mich alleine, um mit ihr in Ruhe noch einmal über alles zu sprechen. Über die ganze Situation, die ungeklärt zwischen uns hängt. 

Ich war eben ziemlich grob in meiner Tonwahl gewesen, aber das Victoria mich nicht an sich heranlässt macht mich fast wahnsinnig! Dabei hätte jetzt alles in Bester Ordnung sein können. Snoke hat ihre Anwesenheit als meine persönliche Assistentin genehmigt. Wenn dieses Problem jetzt nicht zwischen uns stehen würde, dann hätten Victoria und ich gleich mit Sicherheit ein paar schöne Stunden in unserem Quartier verbracht. 

Ich will sie wieder haben. Als meine Geliebte. Ich kann sie einfach nicht gehen lassen. Immer wieder höre ich ihren letzten Satz, dass sie auf die Finalizer zurückkehren will, um nicht mehr so eng mit mir zusammenarbeiten zu müssen. Es hat weh getan, verdammt weh, so etwas zu hören.

Unbewusst verkrampfen sich meine Hände zu Fäusten. 

Ich verstehe ihren Schmerz, ihre Enttäuschung und die Wut. Aber ihr muss doch klar sein, dass ich ihr so etwas niemals absichtlich antun würde!

In meinem Büro lasse ich mich schwer in den Stuhl sinken. Sehe mit bedauerndem Blick auf den leeren Schreibtisch neben meinem. Victorias Platz. Aber ich bin alleine hier. Ich bin die meiste Zeit meines Lebens alleine gewesen, mit niemanden an meiner Seite der an mich geglaubt hat. Oder mich geliebt. Erst mit Victoria hat sich das geändert. Es ist ein wunderschönes Gefühl eine Person zu haben, die immer für mich da ist. 

Deshalb kann ich sie nicht wieder verlieren! Ich kann es nicht ertragen, wieder völlig alleine dazustehen. Auch wenn Victoria mich angiftet und mich nicht in ihrer Nähe haben möchte, ich kann sie nicht loslassen. 

Unbewusst habe ich mein Datenpad zur Hand genommen um mir Victorias Akte aufzurufen. Ein Lächeln schleicht sich auf meine Lippen, als ich ihr wunderschönes Bild betrachte. Ihre himmelblauen Augen, welche immer mit so viel Liebe und Zuneigung zu mir aufgesehen haben. Etwas kitzelt mich an der Wange, weshalb ich mit einem Finger schnell darüberfahre. Eine einsame Träne hat sich aus meinem Auge gestohlen. Schlagartig ist es mit meiner Selbstbeherrschung vorbei.

"Victoria!" Ich vergrabe das Gesicht in den Händen, gebe mich ganz meinem Schmerz hin. Krampfhafte Schluchzer lassen meinen Körper beben, während das Gefühlschaos in mir tobt. Fast blind vor Tränen greife ich wieder nach meinem Datenpad, um nicht völlig alleine zu sein, denn so habe ich wenigstens Victorias Bild vor Augen. 

Irgendwann versiegen die Tränen von selbst. Ein Blick auf die Zeitanzeige bestätigt mir, das Victoria bald wieder herkommen wird, da ihre Pausenzeit fast vorbei ist. Um nicht einen völlig aufgelösten Eindruck zu machen, reibe ich schnell mein Gesicht trocken. Greife nach meinem Datenpad, um wenigstens den Anschein zu erwecken, etwas gearbeitet zu haben. 

Ich will gerade Victorias Akte schließen, da rutsche ich mit dem Finger etwas ab, scrolle so auf den Lebenslauf, welcher direkt unter ihrem Bild gelistet ist. Ich habe keine Ahnung was mich dazu bewegt, mir ihr Leben noch einmal anzuschauen, bis hin zu dem Punkt an dem wir uns begegnet sind. Im Schnelldurchlauf schaue ich mir noch einmal ihre Abschlusszeugnisse an der Akademie an. Die Empfehlung für mein Kommandoschiff, welche Victoria unwiderruflich in mein Leben gebracht hat. Doch eine Bemerkung lässt mich verblüfft innehalten. 

Das kann nicht sein! Wie ist das möglich? Victoria sagte doch das ...

Aber hier steht es, Schwarz auf Weis. Rebanna und Malcolm Deveron, beide verstorben im Dienst für die Ersten Ordnung im Jahr 28 NSY. 

28 NSY. Das war vor 6 Jahren. Aber was ... wie? Victoria sagte doch zu mir, ich hätte ihre Eltern auf Hosnian Prime getötet! Sie kaltblütig ermordet. Deshalb hat sie sich auch so sehr von mir distanziert. Aber wenn die beiden vorher schon gestorben sind ...? 

Geschockt und komplett überfordert lasse ich mich an die Stuhllehne zurücksinken. Irgendetwas stimmt hier ganz und gar nicht. Ich habe immer angenommen, das Victoria keine Geheimnisse vor mir hat. 

Ich muss sie sprechen, sofort! Ich muss wissen, was hier los ist.

"Victoria, deine Pausenzeit ist vorbei. Melde dich umgehend in meinem Büro!"

Wie kann es sein, dass sie mich angelogen hat? Oder etwas vor mir verheimlicht? Ich habe mich ihr komplett anvertraut, habe ihr meine geheimsten Pläne und Ziele offenbart. Ich habe meiner Victoria völlig vertraut, schon alleine deshalb, weil ich sie von ganzem Herzen liebe. Ich hätte ALLES für sie getan, ALLES für sie riskiert! Bis hin zur offenen Auflehnung gegen den Obersten Anführer. Weil ich mir ein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen kann. Und was macht sie? Lügt mir ins Gesicht! Aber, wenn die Gründe die sie mir für ihren Ausbruch genannt hat gar nicht stimmen, weil ihre Eltern nämlich schon tot sind, weshalb hat sie sich dann von mir abgewendet? Weshalb hat sie der Untergang der Neuen Republik dann so aus der Fassung gebracht? 

Wut kocht in mir hoch. Irgendetwas stimmt da nicht! 

Aber ich werde schon noch herausfinden, was das ist.

Die Tür vor mir öffnet sich, um Victoria einzulassen. Ich sehe zu ihr auf, registriere die Verunsicherung, die sie ausstrahlt. Sie hat meinen zornigen Blick bereits genau registriert. Ich stehe auf, um langsam auf sie zuzugehen. Zu der Frau, die sich in mein Herz geschlichen hat. Umso mehr schmerzt mich ihr Verrat.

Victoria steht stocksteif vor mir, als ich mich direkt vor ihr aufbaue. Darauf wartend, das ich als erstes das Wort ergreife, was ich dann auch tue. Ich kann es einfach nicht mehr länger zurückhalten.

"Weshalb hast du mich angelogen, Victoria? Sag mir, weshalb? Deine Eltern sind bereits vor 6 Jahren gestorben und nicht erst auf Hosnian Prime! Ich verlange eine Erklärung von dir, und zwar sofort!" Entsetzen weitet ihre blauen Augen, überzieht ihr Gesicht. Fassungslos sieht sie zu mir auf. 

  Volltreffer! Damit hat sie sich verraten. Ich wünschte, es wäre anders. 

Meine Hände schießen hinter meinem Rücken hervor, packen sie an den Oberarmen. 

"Armitage, du tust mir weh!", ruft Victoria. Aber sie wehrt sich nicht gegen meinen Griff.

"Weshalb hast du mich angelogen? Was verheimlichst du vor mir? Sag es!" 

Nachdrücklich beginne ich sie zu schütteln. Innerlich hoffe ich noch immer irgendwie, dass das alles nur ein dummes Missverständnis ist. Mein Herz hofft es, aber mein Verstand sagt mir etwas anderes.

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