Kapitel 25 - Verzweiflung -General Hux-

-HUX-

Ich bin sprachlos. Wie vor den Kopf geschlagen. Paralysiert, geschockt.Ich kann noch immer nicht richtig begreifen, was genau hier gerade passiert ist. Zwischen Victoria und mir. 

Heute morgen noch war alles in Bester Ordnung und jetzt? Ich starre fassungslos auf die geschlossene Tür von unserem Quartier. Nur dieses dünne Stück Material trennt mich von meiner Victoria.

Ich kann sie hören. Wie sie weint und schreit aufgrund des tragischen Verlustes, den sie heute erlitten hat. Mein Herz zieht sich krampfhaft zusammen, aufgrund ihrer Verzweiflung an der ich die Schuld trage. Am Liebsten würde ich sofort wieder an ihre Seite eilen, sie tröstend in meine Arme nehmen. Aber Victoria will mich jetzt nicht sehen, das hat sie klar und deutlich zum Ausdruck gebracht. 

Langsam wende ich mich von der Tür ab, meine Schritte tragen mich unbewusst durch die Flure. Ich realisiere gar nicht, wohin genau ich eigentlich laufe. Eigentlich müsste ich bei der Abschlussbesprechung anwesend sein, mein Datenpad vermeldet auch schon eine neue Nachricht nach der anderen. Es ist mir egal. Immer und immer wieder schießen mir die Worte in den Sinn, welche Victoria mir an den Kopf geworfen hat. 

Es gibt kein wir mehr!

Ich hasse dich!

Fass mich nicht an!

Nenn mich nie wieder deine Liebe!

Skrupelloser, eiskalter Bastard!

Ich liebe dich nicht mehr!

Du hast mich schon verloren!

Du hast sie umgebracht! Du hast sie alle umgebracht!

Die Verzweiflung schlägt mit aller Macht über mir zusammen. Panisch stolpere ich auf die nächstbeste Tür zu. Niemand soll mich sehen, meine Schwäche sehen! Kaum bin ich alleine in dem Raum, kann ich die Tränen nicht mehr zurückhalten. Ein Aufschluchzen entringt sich meiner Kehle, es klingt seltsam verzerrt. Unwirklich. Wie lange habe ich schon nicht mehr geweint? Ich kann mich nicht erinnern. Doch dafür ist der Schmerz jetzt umso intensiver. 

Mit dem Rücken lasse ich mich an der Wand hinabrutschen, kauere mich auf dem Boden so klein wie möglich zusammen. Die Ellbogen auf den Knien abgestützt, damit ich das Gesicht in meinen Händen vergraben kann, die Finger in meine ordentliche Frisur gekrallt. Es ist mir egal.

Ich habe sie verloren! Ich habe meine Victoria verloren! Die Frau, der ich alles, wirklich alles anvertraut habe, selbst die dunkelsten Abgründe meiner Vergangenheit. Und doch hat sie sich deswegen nicht von mir abgewandt. Die Frau, der ich mein Herz geöffnet und sie mit ganzer Kraft geliebt habe! Und sie hat meine Gefühle genauso leidenschaftlich erwidert. Ich liebe sie, immer noch. Trotz allem, was ich mir habe anhören müssen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass unsere gemeinsame, wundervolle Zeit so schnell schon wieder zu Ende sein soll. Ich will sie nicht wieder verlieren! Nur durch Victoria habe ich mich vollkommen gefühlt, lebendig. Wir gehören zusammen. Und ausgerechnet jetzt, auf dem Höhepunkt meiner Macht, unterläuft mir ein so dummer Fehler. In meiner Euphorie habe einfach nicht mehr daran gedacht, dass sie Familienmitglieder auf einem der zerstörten Planeten hätte haben können. Wie kann man nur so bescheuert sein?

Wütend auf mich selbst wische ich die Tränen fester als nötig aus meinem Gesicht. Ich werde noch einmal bei ihr vorbeischauen, aber zuerst muss ich diese verfluchte Abschlussbesprechung hinter mich bringen. Mühevoll rappele ich mich wieder auf, fahre mir noch einmal durchs Gesicht.

Verdammt, es wird bestimmt auffallen, das Victoria nicht an meiner Seite ist, so wie sonst auch.

Ich entschließe mich dafür, dieses Problem erst einmal zur Seite zu schieben. Auf dem Weg zu dem Konferenzsaal bringe ich in einem unbeobachteten Moment wieder Ordnung in meine Frisur. Nach außen hin muss ich ein selbstsicheres Auftreten zeigen, immerhin war mein Projekt erfolgreich. 

Wie es in mir aussieht muss keiner wissen. Wie schwer es mir fällt, die Beherrschung zu bewahren. Meine Gefühle und Emotionen in mir zu verschließen. Ich kann es kaum erwarten, wieder zu Victoria zu kommen, um Schadensbegrenzung zu betreiben. 

Ganz der unnahbare General stolziere ich in den Konferenzraum. Mir ist klar, dass ich die anderen habe warten lassen. Zielsicher lenke ich meine Schritte an die Stirnseite der Tafel, um meinen Platz einzunehmen. Beklommen registriere ich den Stuhl, welcher ganz nah bei meinem steht. Es ist eigentlich Victorias Platz, aber heute wird er leer bleiben. Ich beginne hektisch zu blinzeln, damit diese verfluchten Tränen wieder verschwinden, die Hände krampfhaft zu Fäusten geballt. 

Wäre Victoria hier, sie würde meine Hand nehmen. Sich ganz nah bei mir halten. Ich will sie wieder haben! 

Ärgerlich verjage ich diese unwillkommenen Gedanken. Sie lenken mich jetzt nur ab und zerren an meiner Selbstbeherrschung. Abschätzende Blicke liegen auf mir, darauf wartend, dass ich anfange zu sprechen.

"Wo ist Ihre Assistentin Victoria?" Die Frage von General Parnadee trifft mich völlig unvorbereitet. 

Entgeistert starre ich sie einen Moment lang an, bevor ich mich wieder zusammenreiße und zu einer Erwiderung ansetze. "Victoria fühlt sich nicht wohl. Ihre Anwesenheit ist bei dieser Besprechung allerdings auch nicht zwingend notwendig. Wenn wir dann anfangen können?"

"Ist sie etwa schwanger? Ich halte das durchaus für möglich, wenn ich mir ihren Abgang von vorhin noch einmal vor Augen führe. Herzlichen Glückwunsch, da waren Sie aber fleißig General Hux." Dieser Einwurf kommt von General Quinn. 

Wie kann er es wagen, in so einem herabwürdigenden Ton von meiner Victoria zu sprechen?

Mein stechender Blick ruht auf diesem galaktischen Stück Dreck. Er soll meinen Zorn aufgrund seiner unbedachten Aussage zu spüren bekommen.

"Ich verbitte mir solche unprofessionellen Aussagen, besonders von Ihnen, General Quinn! Das Befinden meiner Assistentin hat Sie nicht zu kümmern."

Überlegen wende ich meinen Blick von ihm ab, um das Wort an niemand bestimmten in dieser Runde zu richten. "Haben wir schon erste Rückmeldungen erhalten? Wurde die Zerstörung der Republik im Gesamten Holo-Netzwerk in der Galaxis ausgestrahlt?"

"Der Einsatz von Starkiller war ein voller Erfolg", antwortete General Pryde. "Die Neue Republik existiert nicht mehr, alle 5 Planeten wurden restlos vernichtet. Ebenso der Großteil ihrer Flotte. Um abschließende Informationen über den Widerstand, oder genauer gesagt dessen Vernichtung zu erhalten ist es allerdings noch zu früh." 

Ich nicke zustimmend. "In Ordnung. Wenn das dann alles wäre? Ich habe dem Obersten Anführer über unseren Erfolg Bericht zu erstatten." 

Ohne eine Antwort abzuwarten erhebe ich mich aus meinem Stuhl, um den Konferenzraum zu verlassen. Ich habe Snoke tatsächlich noch meinen Bericht vorzulegen, aber zuallererst muss ich zu Victoria. Diese Situation zwischen uns darf so nicht bestehen bleiben!

"General Hux?", ruft eine weibliche Stimme hinter mir her. 

Überrascht bleibe ich stehen, um mich zu Generalin Parnadee umzudrehen. "Was gibt es denn noch? Ich habe zu tun", versuche ich sie möglichst schnell wieder abzuwimmeln. 

Ich will zu Victoria!

"Entschuldigen Sie meine Frage, aber geht es Victoria wirklich gut?" 

Verblüfft sehe ich Bellava an, ihre direkte Frage überrascht mich. Zu einer Antwort komme ich nicht, da sie bereits weiterspricht. 

"Ich habe Ihre Victoria etwas näher kennenlernen können. Sie scheint mir ein liebes Ding zu sein. Vorhin allerdings, ... sah sie stark mitgenommen aus. Ist etwas nicht in Ordnung?"

"Victoria ist ein wundervoller Mensch", bestätige ich der Frau vor mir, was diese mit einem Lächeln quittiert. "Sie fühlt sich wirklich nur unwohl, es ist nichts gravierendes. Ich möchte noch einmal nach ihr sehen, bevor ich zum Obersten Anführer muss. Sie entschuldigen mich daher?"

 Ich warte keine Antwort mehr ab, sondern eile weiter. Ich habe bereits zu viel Zeit verloren. Den nachdenklichen Blick, welchen Parnadee hinter mir herschickt nehme ich schon gar nicht mehr wahr. 

 Schnell habe ich die Tür zu unserem Quartier erreicht. Aber noch zögere ich, sie zu öffnen und einzutreten. Von drinnen ist nichts mehr zu hören, so viel ergibt mein Lauschtest.

Ich hoffe sehr, das mein Engel sich wieder beruhigt hat. Aber, was genau soll ich zu ihr sagen? Wie schrecklich Leid mir das alles tut? Es klingt der ganzen Situation irgendwie nicht angemessen. Aber fest steht, das ich ihre Familie ganz sicher nicht mit Absicht umgebracht habe. 

Ich kann nicht länger warten, ich muss Victoria sehen. Nachdem der Code in das Bedienfeld neben der Tür eingegeben ist, trete ich vorsichtig ein. Sehe mich suchend um, da unser Wohnzimmer auf den Ersten Blick verlassen aussieht. Nein, hier ist sie definitiv nicht. Ich gehe weiter zum Schlafzimmer. 

Leise entriegele ich die Tür, damit Victoria nicht sofort auf mich aufmerksam wird und wieder in Abwehrhaltung geht. Meine Geliebte sitzt auf unserem Bett, in welchem wir uns erst vor wenigen Stunden so leidenschaftlich geliebt haben. War das wirklich erst heute morgen? Es kommt mir schon wie eine Ewigkeit vor. Schniefend sitzt sie auf den zerwühlten Laken, wischt sich immer wieder die Tränen aus dem Gesicht. 

Ich will sie doch nur wieder in meinen Armen halten! 

Langsam nähere ich mich ihr, mein Herz donnert gegen meine Rippen. So aufgeregt war ich nicht mal vorhin, vor meiner Ansprache. Ich habe ehrlich Angst davor, das Victoria mich erneut von sich stößt. Behutsam lege ich meine Hand auf ihre Schulter. "Victoria?" Sie verspannt sich merklich unter meiner Berührung. Weigert sich immer noch mich anzusehen. 

Was habe ich nur angerichtet?

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