Kapitel 24 - Für Victoria!
Und weil es im letzten Kapitel so schön war, kommt hier gleich zu Anfang noch einmal eine Szene mit detailliertem Erwachseneninhalt.
Lippen, welche sich liebevoll auf meine legten, weckten mich. Ich hielt meine Augen weiterhin geschlossen, während ich in den Kuss hinein lächelte. An diese Art geweckt zu werden konnte ich mich glatt gewöhnen.
"Guten Morgen, meine liebste Victoria."
"Hallo." Ich sah hinauf in das Gesicht jenes Mannes, den ich liebte.
Gestern Abend, nach unserer ersten Vereinigung hatte ich noch eine ganze zeitlang wach gelegen, da mich tausend Dinge beschäftigten. Allen voran die Tatsache, dass ich Armitage jetzt noch viel weniger verlassen wollte als ohnehin schon. Ich hatte mich unwiderruflich, mit ganzem Herzen in ihn verliebt. Es fiel mir leicht, meine Augen vor der Tatsache zu verschließen, das wir beide eigentlich Gegner waren. Er hingegen hatte nicht den leisesten Schimmer von meiner wahren Identität als Widerstandskämpferin.
Aber so sehr ich mich auch anstrengte, wie verzweifelt ich auch nach einer dauerhaften Lösung suchte, mir wollte beim Besten Willen nichts einfallen. Entweder meine Tarnung flog irgendwann auf und ich wurde überführt, was ihn unweigerlich verletzen würde, oder ich kehrte Armitage sang- und klanglos den Rücken, verschwand nach getaner Arbeit einfach aus seinem Leben. Was ihn ebenfalls verletzen würde.
Nein. Ich hatte für mich entschieden, noch etwas länger bei der Ersten Ordnung zu bleiben. Obwohl meine Mission abgeschlossen ist. Mir war bewusst, dass ich damit ein enormes Risiko einging, aber im Moment bestanden noch keinerlei Zweifel an meiner Zugehörigkeit. Im Moment konnte ich die gemeinsame Zeit mit Armitage in vollen Zügen genießen.
"Was geht dir gerade durch den Kopf, mein Engel?", riss Armitages Stimme mich aus meinen Gedanken.
Ich schenkte ihm ein Lächeln, bevor ich ihn für einen weiteren Kuss zu mir zog. "Ich denke gerade etwas, dass dir mit Sicherheit gefallen wird, mein Huxi."
"Erzähl mir mehr davon", bat er, während seine Finger zärtlich über meine Wange streichelten, sich ihren Weg hinab über mein Kinn bahnten, den Hals hinunter und immer tiefer, bis er meine Brust mit einer Hand umfassen konnte. "Gehen unsere Gedanken in dieselbe Richtung?", fragte Armitage weiter.
"Möglicherweise", gab ich ihm eine vage Antwort. Seine Hand glitt von meiner Brust, weiter hinab über meinen Bauch. Aber anstatt sich auf meine Scham zu legen, was ich eigentlich erwartet hatte, fuhren seine Finger an der Innenseite meines Oberschenkels entlang, um meine Beine dann auseinanderzudrücken. Schnell platzierte er sich dazwischen, seine Erektion drängte sich hart und fordernd an meine Weiblichkeit.
"Ich will dich vor dem Frühstück noch einmal vernaschen, meine Victoria." Während Hux jegliche Antwort meinerseits mit einem Kuss unterband, bewegte er seine Hüfte in kleinen Kreisen, entfachte ein verlangendes Ziehen in meinem Unterleib, da sein Penis immer wieder über meine empfindlichste Stelle rieb.
"Was hält dich zurück?" Ich wollte ihn genauso sehr noch einmal in mir spüren, daher streckte ich eine Hand nach oben unter die Kopfkissen. Tastete suchend umher. Armitage beobachtete mich einen Moment, bevor ein wissendes Lächeln über sein Gesicht huschte. "Suchst du vielleicht nach einem Kondompäckchen?"
"Ja. Gestern war da eines. Und da du Spacehamster ja so gerne magst bin ich jetzt einfach mal davon ausgegangen, das du dir ein Vorbild an ihnen genommen und einen Vorrat an Kondomen angelegt hast. Irgendwo."
Mein Kommentar brachte Hux zum Lachen, ehe er aus seinem Nachttisch das Objekt unserer Begierde hervor holte. "Ich kann dir aber nicht versprechen, dass ich mich lange werde zurückhalten können", bekannte Armitage, während er sich das Kondom überstreifte.
Ich antwortete nicht darauf, da auch mein Verlangen schon beinahe unerträglich stark war. Vermutlich würden wir uns beide nicht lange zügeln können, deshalb zog ich ihn wieder zu mir, zwischen meine gespreizten Beine, welche sich ganz automatisch um seine Hüften schlangen.
Armitage hielt einen Moment inne, steigerte die Sehnsucht noch ein wenig länger hinaus, bevor er mit einem einzigen, gezielten Stoß in mich eindrang. Ich konnte ein Aufstöhnen einfach nicht zurückhalten, so überwältigend und erfüllend war das Gefühl, welches über mich hereinbrach. Seine Augen sahen mit einem Ausdruck völliger Zuneigung und Hingabe auf mich herab, während wir unseren gemeinsamen Takt fanden und uns ineinander bewegten. Armitage umfasste beide Handgelenke, um meine Arme über mir in die Kissen zu drücken.
Mit einer Hand fixierte er mich ganz sanft in dieser Position, während die andere wieder auf meiner Brust zum Liegen kam. Ein leidenschaftlicher Kuss folgte, in den ich immer öfter hineinstöhnte, da Hux sehr geschickt damit begonnen hatte, meine empfindliche Brustwarze zwischen zwei Fingern zu reiben. Dazu kam unsere ausgewählte Position, durch die meine empfindlichste Stelle bei jeder Bewegung perfekt stimuliert wurde.
Auch für ihn schien diese Stellung sehr schnell zum Ziel zu führen, da Armitage wieder damit begonnen hatte, das Tempo unerbittlich zu steigern. Aufseufzend legte ich den Kopf zurück in den Nacken, genoss jeden einzelnen Stoß, welcher uns zusammen in immer weitere Höhen fliegen ließ.
"Sieh mich an, Victoria!", eine Hand legte sich in meinen Nacken, drückte meinen Kopf wieder nach unten. Ein Blick hinauf in Hux' vor Leidenschaft verschleierte Augen genügte mir um zu erkennen, dass er kurz davor war, mit Anlauf in die Erfüllung zu stürzen.
"Hör nicht auf!" Kaum hatten diese Worte meinen Mund verlassen, befreite ich meine Hände, um sie in Armitages Haaren zu vergraben, ihn daran zu mir zu ziehen. Er folgte der Einladung bereitwillig, vereinte unsere Lippen in einem langen Kuss. Aufstöhnend bäumte er sich gleich darauf über mir auf, ich konnte seinen Höhepunkt als Zucken und Pulsieren tief in mir spüren. Fast gleichzeitig folgte ich Hux in die Erfüllung, als ein Zittern nach dem anderen über mich hinwegrollte, die Kontraktionen meines eigenen Höhepunktes mein Innerstes zusammenzogen.
Außer Atem lagen wir in den weichen Decken, Armitages Gewicht ruhte noch immer angenehm schwer auf mir. "Habe ich dir heute schon gesagt, wie sehr ich dich liebe, meine Victoria?", fragte Hux mich gleich darauf.
"Nein. Heute noch nicht. Aber ich betrachte dein Versäumnis hiermit als nachgeholt." Ein Lächeln begleitete meine Antwort.
"Was hältst du von Frühstück im Bett? Ich lasse uns etwas herbringen. Ich möchte dir nämlich unbedingt noch etwas verraten, meine Geliebte."
Noch etwas? Ich hätte nicht erwartet, dass er nach gestern Abend noch etwas zurückgehalten hat.
Ein breites lächeln stahl sich auf mein Gesicht, als ich Armitage dabei beobachtete, -natürlich völlig ungeniert-, wie er nackt durch unser Quartier lief, sein Datenpad schnappte und unser Frühstück orderte.
Einen hübschen Hintern hat er ja!
Das ich ihn so eingehend dabei musterte, fiel ihm erst einen Moment später auf, als er sein Gerät gerade wieder zur Seite legte. Unsere Blicke trafen sich, ließen Armitage an Ort und Stelle verharren. Ein selbstsicheres Lächeln zog seine Augenbraue ebenfalls nach oben, bevor er sich verführerisch in Pose warf. "Genießt mein Mädchen etwa die Aussicht?"
"Natürlich. Das und die Tatsache, dass du vergessen hast das benutzte Kondom abzuziehen." Meine Augen huschten demonstrativ auf die Stelle zwischen seinen Beinen.
Armitages Selbstsicherheit fiel ihm schlagartig aus dem Gesicht, als er den Blick an sich hinabschweifen ließ, nur um das Kondom schnell von seinem erschlafften Glied zu zupfen. Ich konnte derweil einfach nicht mehr an mich halten, meine Selbstbeherrschung verabschiedete sich mit einem lauten Lachen. Mit vor den Mund geschlagener Hand plumpste ich zurück in die Kissen, wo ich hemmungslos weiterlachte.
Das Bett senkte sich einige Millimeter ab, als Armitage sich an meine Seite legte, die Arme fest um mich geschlungen. "Victoria, du kleines, schadenfrohes Biest." Geschickt stoppte er mein Lachen mit einem langen Kuss.
"Was wolltest du mir denn noch erzählen, Armitage?"
"Es ist ein ernstes Thema", mit gehobener Augenbraue taxierte Hux mich, wog ab, ob ich wieder ernsthaft bleiben konnte. Offenbar bestand ich seine Musterung, denn er setzte gleich wieder zum Sprechen an. "Victoria, was ich dir jetzt sage, darf unter keinen Umständen irgendjemandem zu Ohren kommen. Das muss unser Geheimnis bleiben. Versprichst du mir, mit niemandem darüber zu reden?"
Aufgrund von Armitages nachdrücklichem Tonfall wurde auch ich schlagartig wieder ernst und aufmerksam. "Hux, du weißt, das deine Geheimnisse bei mir sicher aufgehoben sind. Du kannst mir vertrauen. Das weißt du doch."
"Natürlich meine Liebste", er gab mir einen zärtlichen Kuss. "Ich wollte keine Zweifel an dir wecken. Es ist nur so, dass mir dieses spezielle Thema ungemein wichtig ist. Es hängt sehr viel davon ab, alles genau durchzuplanen und abzuwägen. Die perfekte Zeit abzupassen, wann der Einsatz dieses gewaltige Risiko lohnt. Denn wenn irgendetwas schief geht, dann werde ich dieses Wagnis mit meinem Leben bezahlen. Und du möglicherweise auch, da du mir sehr nahe stehst. Victoria ich . . ."
Geschockt und völlig überfordert lehnte ich mich aus seiner Umarmung heraus. "Stopp! Armitage, wovon redest du da? Du machst mir gerade Angst."
"Ganz ruhig mein Schatz! Hör mir zu", bestimmend zog Armitage mich wieder zurück in seine Arme. "Lass mich dich halten, während ich dir alles genau erkläre." Schweigend nickte ich, sah hinauf in diese wunderschönen grünen Augen, bevor ich meinen Kopf auf seine Brust legte. Hux' Arme legten sich fester um mich, als er erneut zu sprechen begann.
"Victoria, ich . . . ich habe schon lange den Plan ins Auge gefasst, eine höhere Machtposition innerhalb der Ersten Ordnung einzunehmen. Meinen Posten als General habe ich schon eine ganze zeitlang inne, aber dauerhaft möchte ich diesen Rang nicht bekleiden. Es gereicht mir durchaus zum Vorteil, dass ich in meiner jetzigen Position die Befehlsgewalt über unsere Sturmtruppen und Ausbildungsprogramme habe. Dazu kommt, das ich wichtige technologische Projekte leite, wie Starkiller hier. De facto würde mir bei meinem Aufgabenbereich also ein höherer Rang als General zustehen, doch leider verweigert Anführer Snoke einen weiteren Aufstieg meinerseits. Ob aus Bosheit oder aus reiner Willkür kann ich nicht sagen, ich vermute aber, es ist eine Kombination aus beidem. Victoria, stell dir aber mal vor, ich wäre der neue Oberste Anführer! Welche unbegrenzten Möglichkeiten uns zur Verfügung stehen würden! Niemand könnte es dann wagen, dich mir wegzunehmen. Wir beide machen dann unsere eigenen Regeln."
Ich hatte seinem Monolog die ganze Zeit schweigend zugehört. Das Hux die Macht seiner Position genoss war mir durchaus geläufig, immerhin war er seit seiner Jugend dazu erzogen worden. Doch so wie Armitage mir die Idee offenbarte, sich selbst zum Obersten Anführer aufschwingen zu wollen, zuckte mein Kopf wieder ruckartig nach oben. "Was hast du da gerade gesagt? Armitage, ist dir eigentlich klar, was deine Worte bedeuten?"
Meine Hand legte sich auf seine Wange. "Erstens sprichst du davon, Hochverrat zu begehen. Immerhin willst du den aktuellen Anführer stürzen. Hux, dieses Risiko ist zu groß, hör auf mich! Du als Person hast keine Chance gegen Snoke. Er gebietet über die Macht, du nicht."
"Das weiß ich doch alles, meine Liebe. Deshalb sagte ich ja, es kommt auf den passenden Zeitpunkt an. Irgendwann wird Snoke ein Fehler unterlaufen, oder er wird sich in eine Situation bringen, aus der er sich nur sehr schwer wieder befreien kann."
"Welche Situation sollte das denn sein?", fiel ich ihm erneut ins Wort. "Und wie soll sie zustande kommen?"
"Wenn ich ehrlich bin, dann verlasse ich mich dabei auch ein wenig auf Kylo Ren. Ich habe ein wenig Nachforschung betrieben. Snoke ist der Meister von Kylo, er bringt ihm die Wege der dunklen Seite näher. Aber bis jetzt hat sich noch jeder Schüler früher oder später gegen seinen Meister gewandt und ihn umgebracht. Um sich selbst in diese Machtposition zu erheben. Und wir beide wissen, wie impulsiv Ren ist."
"Dir unterläuft gerade ein gewaltiger Denkfehler, Armitage. Wie du gerade selbst gesagt hast, der Schüler erhebt sich in die Machtposition des Meisters. Der Schüler also Kylo Ren, nicht du. Ren kann dich nicht ausstehen, aber das beruht auf Gegenseitigkeit. Glaub mir, er wird nicht tatenlos daneben stehen und dir dabei zusehen, wie du die höchste Machtposition in der Galaxis für dich selbst beanspruchst."
"Das stimmt, Victoria. Aber wenn dieser Fall wirklich eintritt, dann steht eine Person weniger zwischen mir und meinem Ziel. Angenommen, Ren übernimmt die Position des Obersten Anführers. Ich denke nicht, das er sich lange darin halten wird. Nicht wenn ich im Hintergrund die Fäden weiterhin in der Hand halte und seinen Einfluss langsam aber sicher untergrabe. Kylo ist aktuell mit seinen Gedanken woanders. Im Moment jagt er einer einfachen Schrottsammlerin aus dem Widerstand hinterher. Sie hat angeblich eine Karte gesehen, die zum Aufenthaltsort von Luke Skywalker führt. Ren sucht nach dieser Karte. Aber ich glaube, dass er auch eine Schwäche für dieses dreckige Weib entwickelt hat. Diesen Umstand kann ich unter Umständen für meine Ziele einsetzen."
Ich setzte mich auf Armitages Schoß, was mir einen irritierten Blick seinerseits einbrachte. Nun umfasste ich sein Gesicht mit beiden Händen, zwang ihn dazu, mir genau in die Augen zu blicken. "Armitage, glaubst du wirklich, das Kylo Ren dir nicht auf die Schliche kommt? Das er es zulässt, dass du im Hintergrund gegen ihn intrigierst? Ich habe da ein ganz mieses Gefühl bei der Sache, ehrlich. Du hältst dich für wichtig und das bist du auch! Aber ich glaube eher, das Kylo dich ohne zu zögern degradieren wird. Das er deine Position durch jemand anderen besetzt und dich auf das Abstellgleis schiebt. Oder dich sogar beseitigt. Armitage, du bist mir sehr wichtig geworden, ich liebe dich! Ich möchte nicht, dass du dich dermaßen in Gefahr begibst."
Hux beendete meine leidenschaftliche Rede mit einem Kuss. "Victoria, du bist unglaublich süß, wenn du dir solche Sorgen um mich machst. Aber hab keine Angst, ich werde nichts überstürzen. Zuerst bringen wir heute die Demonstration hinter uns und dann können wir uns irgendwann noch einmal in Ruhe Gedanken über alles machen."
Der Türsensor vermeldete mit einem Brummen, das unser Frühstück inzwischen eingetroffen war. Hux hob mich mit einem letzten Kuss von sich herunter, um unser Essen zu holen. Ich schaute ihm noch immer leicht überfordert hinterher. Das, was er gerade offenbart hatte, sprengte sämtliche Vorstellungskraft von mir. Natürlich konnte ich nicht leugnen, dass wenn er der Oberste Anführer wäre, sich ganz andere Möglichkeiten für mich und den Widerstand ergeben würden. Hux und ich würden somit eine Brücke zwischen den beiden verfeindeten Parteien schaffen.
Oder das Ganze ist gerade einfach nur Wunschdenken meinerseits und er lässt mich trotzdem fallen, sobald er die Wahrheit kennt.
Viel wahrscheinlicher war aber die Tatsache, dass ihm eher das widerfahren würde, was ich vorhin angesprochen hatte. Meine Worte waren wahr gewesen, ich wollte wirklich nicht, das Armitage sich solch einer großen Gefahr aussetzte.
"Ach Victoria! Jetzt mach nicht so ein Gesicht und schau mich nicht so besorgt an." Hux kam mit einem Tablett beladen gerade wieder zurück. "Ich habe dir doch zugesichert, dass wir uns gemeinsam darüber Gedanken machen werden, wenn die Zeit gekommen ist. Ich verspreche dir noch einmal, keine überstürzten Entscheidungen zu treffen, mein Liebling!"
"Versprichst du mir das wirklich?", meine Stimme hatte einen flehenden Tonfall angenommen.
Hux platzierte das Frühstückstablett neben uns im Bett, bevor er mich wieder in seine Arme schloss. Mein Gesicht mit Küssen bedeckte, während ich mich selbst halt suchend an ihm festklammerte.
Das Frühstück verlief dann wieder in geordneten Bahnen, ein paar Sticheleien über Spacehamster mit vollen Backen hier, ein paar Erklärungen wegen der bevorstehenden Demonstration da. Armitage wollte mich nämlich während der Ansprache unbedingt an seiner Seite haben, egal wie. Eigentlich war für mich eher ein Platz weiter hinten auf dem Podium vorgesehen gewesen, unsichtbar hinter den anwesenden Generälen. Doch davon wollte Hux nichts wissen, daher änderte er kurzerhand einfach die Platzordnung ab. Nun würde ich zu seiner Rechten stehen, etwas schräg zurückversetzt.
Armitage wurde währenddessen immer hibbeliger, eine innere Nervosität ergriff von ihm Besitz. Nachdem wir mit dem Essen fertig waren verzog sich Armitage daher mit seinem Datenpad ins angrenzende Wohnzimmer, um noch einmal seine Rede durchzugehen. Vorher bekam ich noch einen schnellen Kuss auf den Scheitel gedrückt mit den Worten, dass ich mir bis um 1300 freinehmen konnte, wenn ich wollte.
Wollte ich nicht, da ich hier leider nichts mit mir anzufangen wusste. Doch auch auf mehrmaliges Nachfragen hin, ob ich ihm helfen konnte, bekam ich keine eindeutige Antwort. Hux war mit seinen Gedanken schon nicht mehr richtig anwesend.
Der Einfachheit halber sollte ich mir einfach schon einmal die Rechnungen und Kostenaufstellungen von Projekt Starkiller anschauen und mit den vertraglich festgelegten Credits der Unterstützer vergleichen. Armitage wollte die Differenz zwischen den beiden Beträgen erfahren. Diese Aufgabe war zwar nicht so ganz nach meinem Geschmack, widersprechen konnte ich allerdings auch nicht. Daher quälte ich mich notgedrungen durch Zahlen, Rechnungen und vertraglich festgelegte Spendengelder.
Was für eine Scheiße!
Überrascht registrierte ich während eines besonders ausführlichen Gähners, das eine Nachricht auf meinem Datenpad eingetroffen war. Kimura hatte mir eine Mitteilung geschickt. "Ria, Leia hat wegen der bevorstehenden Demonstration alles nötige in die Wege geleitet und es tatsächlich geschafft, den Planeten zu evakuieren. Ich soll dir ihren größten Dank aussprechen, dass du die Mission unter Einsatz deines Lebens erfolgreich abgeschlossen hast. Des weiteren werden wir beide nach deiner Rückkehr auf die Finalizer so schnell wie möglich aus der Ersten Ordnung verschwinden. Weißt du denn schon, wann ihr wieder hier ankommen werdet?"
Ich hatte gar keine Zeit, mir über Kimuras Nachricht genauere Gedanken zu machen, da Armitage gerade wieder in unser Schlafzimmer zurückkehrte. Schnell betätigte ich bei der Nachricht die Löschtaste.
"Victoria, konntest du deine Aufgabe abschließen? Wie sehen die Zahlen aus? Du bist ja noch gar nicht fertig."
"Hier schau selbst nach, dann kann ich mich schnell fertig machen", ich übergab Armitage mein Datenpad mit den erstellten Analysen, während ich weiter ins Bad lief. Ich hatte mich schnell vorzeigbar hergerichtet und die Uniform übergezogen.
"Konntest du dir deine Rede genau einprägen?", fragte ich Hux, sowie ich wieder aus dem Badezimmer kam. Neben ihm blieb ich stehen und sah ihn mir genau an. Suchte nach der Nervosität, welche ich vorhin schon bemerkt hatte.
Armitage gab mir mein Datenpad erst wieder zurück, bevor er mich in seine Arme nahm. "Ja meine Süße. Aber wenn du an meiner Seite bleibst und mir den Rücken stärkst, dann kann schon nichts mehr schief gehen. Wir müssen im Übrigen auch los. Bist du bereit?"
"Du musst ja die Ansprache halten, nicht ich. Von daher, ja, wir können los." Ein letzter, leidenschaftlicher Kuss folgte, dann verließen wir Händchen haltend unser Zimmer.
Die Flure von Starkiller waren wie leergefegt. Zuerst schauten wir noch einmal auf der Kommandostelle vorbei, damit Armitage letzte Anweisungen erteilen konnte. Alles musste zeitlich genau abgepasst werden. Hux drohte seinen Untergebenen daher die schlimmsten Strafen an, sollte irgendetwas auch nur geringfügig falsch laufen. Seine Haltung verkrampfte sich wieder merklich.
Da ich immer nur einen Schritt hinter ihm stand, schmuggelten sich meine Finger von selbst zwischen seine. Armitage flüsterte mir ein leises Danke zu, bevor wir die Kommandostelle verließen und uns auf den Weg zur Außenempore machten. Sobald wir draußen ankamen wurde mir auch klar, weshalb die Gänge so leergefegt waren.
Auf einem gigantischen, vom Schnee überzogenen Platz standen Tausende Sturmtruppler stramm in dem steifen Wind, welcher ungebremst über den Platz peitschte. Gesäumt wurden die Truppen von TIE-Jägern und anderen Kampfwaffen, welche dem Anschein nach aber unbesetzt waren. Die anderen Generäle Pryde, Parnadee und, -zu meinem Leidwesen-, Quinn waren ebenfalls schon anwesend. Hinter ihnen prangte eine Überdimensionale Flagge mit dem Symbol der Ersten Ordnung darauf, welche sich im Wind sanft wellte.
Der eiskalte Wind fuhr in Armitages langen Uniformmantel und brachte mir eine Gänsehaut ein. Es war so kalt hier oben, das sich unser Atem in kleinen Wölkchen vor dem Mund kondensierte. Ohne die übrigen, geladenen Personen eines Blickes zu würdigen, schritt Armitage voller Selbstbewusstsein bis fast an den Rand der Empore, mit mir an seiner Seite. Da er die Hände hinter seinem Rücken verschränkt hielt, konnten wir auch weiterhin Händchen halten, verborgen vor den Augen der unzähligen Sturmtruppler, welche zu ihrem General hinaufsahen.
Eine erwartungsvolle Stille legte sich über die Anwesenden. Hux Finger verstärkten den Druck mit dem er meine umfangen hielt, bevor er tief Luft holte. Ich streichelte derweil beruhigend über seinen Handrücken, signalisierte ihm stumm meine Anwesenheit. Das ich genau hinter ihm stand. Das er hier nicht alleine war. Hux wandte sich noch einmal kurz zu mir um, bevor er mir zuflüsterte, "Das hier tue ich nur für dich, meine Victoria!"
Dann begann er mit seiner Ansprache. Und meine Welt zerbrach in Tausend Scherben.
"Heute, erleben wir das Ende der Republik!", begann Armitage mit lauter, weit tragender Stimme zu sprechen. Ich zuckte innerlich zusammen, konnte noch gar nicht so richtig realisieren, was er da gerade von sich gegeben hatte.
Das Ende der Republik? Aber ... Armitage hat mir doch erzählt das ein bedeutungsloser Eisplanet das Ziel ist. Verdammt, wann hat sich das geändert, wieso ...?
"Das Ende eines Regimes, dass stillschweigend die Unordnung toleriert. In diesem bedeutenden Moment, in einem System weit von hier entfernt, ist die neue Republik dabei, LÜGEN in der Galaxis zu verbreiten, während sie im Geheimen den Verräterischen, abscheulichen ... Widerstand unterstützt!", schwadronierte Hux weiter. Seine Stimme wurde dabei immer euphorischer, die Begeisterung für das Bevorstehende war deutlich darin zu hören.
Ich stand voller Panik neben ihm und durfte mir nichts anmerken lassen. Ich fror das Lächeln auf meinem Gesicht ein, damit es nicht mehr verrutschen konnte. Doch innerlich schrie ich aus Leibeskräften meine Enttäuschung, meinen Schmerz hinaus.
Wie kann Hux nur? Wie kann er so voller Begeisterung davon sprechen, die komplette Republik auszulöschen? Millionen Leben werden auf seinen Befehl hin dem Tod überantwortet! Familien, unschuldige Kinder, alle! Auf seinen Befehl hin! Einfach so! Wie kann Armitage nur so grausam sein?
Ich zwang meine Lunge dazu, weiterzuatmen. Krampfhaft Luft zu holen, egal wie. Kein einziger Laut entschlüpfte meinen Lippen. Keine Träne floss über mein Gesicht, obwohl ich genau das jetzt am Liebsten getan hätte. Mich in einer Ecke verkrochen, hemmungslos weinend und den Schmerz herausschreiend.
Nicht jetzt Ria, später! Reiß dich zusammen, lass dir nichts anmerken!
Doch Armitage war noch lange nicht fertig. "Diese furchterregende Maschine welche ihr erbaut habt, auf der wir festen Fußes stehen, wird dem Senat ein Ende setzen! Ihrer hochgeschätzten Flotte! Alle übrigen Systeme werden auf die Knie fallen vor der Ersten Ordnung und sich an diesen besonderen Tag erinnern, als den LETZTEN TAG DER REPUBLIK!", inzwischen hatte Hux vor lauter Begeisterung und Hingabe zu schreien angefangen.
Er entriss mir die Finger seiner rechten Hand, welche ich taub und gefühllos noch immer umklammert hatte, um seinen Worten mit entsprechenden Handbewegungen noch mehr Nachdruck zu verleihen. Wie ein Mann rissen die Sturmtruppler zu unseren Füßen die Fäuste nach oben, ihrem General entgegen, welcher ihnen soeben eine neu anbrechende Ära verkündet hatte. Dann stieß Hux das letzte, alles entscheidende Wort aus, welches den Untergang von Millionen Leben besiegelte. "FEUER!!!!!!!"
Gelähmt vor Entsetzen stand ich stumm hinter ihm. Wie um alles in der gesamten Galaxis habe ich mich nur so sehr in Armitage täuschen können? Wie habe ich JEMALS nur einen Funken Gutes in ihm sehen können?
Als ein bedrohliche Rumpeln und Grollen aus dem Inneren der Basis drang, hob ich, genau wie alle anderen Anwesenden den Blick zum Himmel. Eine Erschütterung folgte, ließ den Boden unter unseren Füßen beben, dicht gefolgt von einer gewaltigen Druckwelle, welche über uns hinwegfegte. Mein komplettes Sichtfeld war ausgefüllt von dem gewaltigen, rotglühenden Laserstrahl, welcher aus dem Erdinneren der Basis abgefeuert wurde. Unerbittlich, erbarmungslos seinem Ziel entgegendonnernd. Nicht mehr aufzuhalten.
Eine einzelne, verräterische Träne lief über meine Wange, welche ich zum Glück aber noch schnell wegwischen konnte, bevor sie irgendjemand zu sehen bekam. Meine Augen richteten sich auf den Rücken von Hux, ohne irgendetwas bewusst wahrzunehmen, außer meinen mühsam unterdrückten Zorn und meine Wut. Aber egal was ich auch tat, jetzt durfte ich noch keine Schwäche zeigen.
Gescheitert! Meine Mission ist gescheitert! Dieser Laserstrahl ist nicht mehr aufzuhalten. Ich habe versagt! Ich hätte diese vielen, unschuldigen Leben retten können, wenn ich nur ein bisschen genauer, gründlicher nachgeforscht hätte! So viele ausgelöschte Leben! Ohne jegliche Chance auf Rettung. Armitage hat sie ohne das geringste Zögern dem Untergang preisgegeben.
Ich spürte, wie mir die Brust schon wieder enger wurde.
Nicht weinen Ria! Nicht hier, nicht jetzt! Reiß dich noch einen kleinen Moment zusammen. Du kannst später zusammenbrechen, aber nicht hier. NICHT JETZT!
Genau diesen Moment, in dem ich meinen inneren Kampf austrug suchte Armitage heraus, um sich zu mir umzudrehen. "Victoria, das habe ich nur für dich ... was hast du denn, mein Liebes?" Das selbstzufriedene Lächeln in seinem Gesicht verschwand, sobald er mich ansah, die unvergossenen Tränen in meinen Augen bemerkte.
Stark um meine Selbstbeherrschung kämpfend sah ich nach oben in diese grünen Augen, welche mich so besorgt musterten. Hux trat einen Schritt näher zu mir, die Arme in meine Richtung ausgestreckt. Ein verletzter Ausdruck überschattete seine Züge, als ich demonstrativ einen Schritt zurücktrat und so den Abstand zwischen uns wahrte.
Du wirst mich nie wieder berühren, du elender, gefühlskalter Massenmörder!
"Wir sehen uns später!", ohne eine Antwort von Armitage abzuwarten, stürmte ich von der Empore herunter. Was die anderen anwesenden Generäle dachten, die diese Situation mit Sicherheit mitbekommen hatten war mir gleich, ich würdigte auch sie keines Blickes.
Ich rannte fast durch die leeren Korridore, meine Sicht verschwamm da ich die Tränen nicht länger zurückhalten konnte. Ich wusste, das für jetzt nach der Demonstration eigentlich eine abschließende Besprechung angesetzt war. Doch ich konnte die Schritte von Armitage schon hören, welcher hinter mir herhastete, um mich einzuholen.
"Victoria!", schallte seine Stimme durch den Flur.
Ich dachte gar nicht daran stehen zu bleiben, sondern stürmte weiterhin unserem Quartier entgegen. Vor der Tür blieb ich stehen um die Codes in das Bedienfeld zu hämmern. Dummerweise zitterte meine Hand so stark, dass ich mich ein paarmal vertippte. So hatte Armitage genug Zeit, um zu mir aufzuschließen. Sofort legte er seine Arme um mich, zog mich näher an seinen Körper.
Ich ertrug seine Nähe nicht, weshalb ich ihn sehr grob mit dem Ellenbogen von mir stieß. "Fass mich nicht an!", fauchte ich aufgebracht in seine Richtung. Meine ganze Enttäuschung und der Schock über diese Situation hatte sich gerade schlagartig in brodelnde Wut umgewandelt. Sowie sich die Tür zu unserem Quartier geöffnet hatte, rannte ich hinein, Armitage war mir dicht auf den Fersen.
"Victoria, meine Liebe was...", begann Hux, ehe ich zu ihm herumwirbelte und ihn brüsk unterbrach.
"Nenn mich, NIE WIEDER, deine Liebe, verstanden?", zischte ich. Armitage machte ein entsetztes Gesicht, sobald er mich ansehen konnte. Mit rotfleckigen Wangen über welche die Tränen nun ungehindert fließen konnten, aber ich war nicht mehr in der Lage, meine Emotionen zurückzuhalten.
"Victoria?", stammelte Hux verunsichert, seine Hand streckte sich zitternd nach mir aus.
Noch einmal trat ich demonstrativ einen Schritt von ihm weg, gab der Distanz zwischen uns noch mehr Raum. "Du skrupelloser, eiskalter Bastard! Du Mörder!", brach es aus mir heraus. Ich erkannte meine Stimme selbst kaum wieder, ich kang eher wie eine Furie. "Wie konntest du so etwas grausames, abscheuliches nur tun? Du hast sie alle umgebracht!"
Ein Aufschluchzen unterbrach mich, ehe ich ihn weiter verbal angreifen konnte. Meine Stimme schraubt sich mit jedem weiteren Wort höher, steigerte sich immer weiter, bis ich Armitage letzten Endes ungehindert anschrie. "Ist dir eigentlich jemals in den Sinn gekommen, mir die geänderten Ziele mitzuteilen? Mit deiner ach so geliebten Victoria einmal darüber zu sprechen? Du hast sie alle umgebracht! DU HAST MEINE FAMILIE AUF HOSNIAN PRIME UMGEBRACHT! ICH HÄTTE SIE RETTEN KÖNNEN!"
Ein weiterer Schluchzer unterbrach mich, bevor die Kraft restlos aus meinen Beinen verschwand und mich haltlos auf dem Boden zusammensacken ließ. Als kleines Häufchen Elend kauerte ich dort, die Arme um mich geschlungen, hemmungslos weinend. "Ich hätte sie retten können!", murmelte ich dabei immer wieder vor mich hin.
Meine Worte galten der Bevölkerung der zerstörten Republik im Allgemeinen, was Hux allerdings nicht wusste. Nicht wissen konnte. In Wahrheit hatte ich keine Familie auf Hosnian Prime, aber davon ahnte Armitage nichts. Aber auf dem Weg in unser Quartier war mir eines bewusst geworden. Nur der angebliche Mord an meiner Familie rechtfertigte einen solchen Ausbruch meinerseits.
Ich erahnte die Bewegung neben mir eher, als das ich sie sah. Der Mann, welcher mich auf der einen Seite so liebevoll behandelt, auf der anderen aber Millionen Leben ohne zu zögern ausgelöscht hatte, kniete sich auf den Boden neben mich. Zog mich in seine Arme, dabei unablässig beruhigende Worte murmelnd. Über mein Haar streichelnd. "Scht, Victoria, mein Liebling..."
Es war zuviel. "Geh weg!", kam es leise aus mir heraus.
"Nein, mein Schatz. Ich kann dich jetzt unmöglich in diesem Zustand alleine lassen. Wir ..."
Ich befreite mich grob aus seinen Armen, schlug sie beiseite. "Ich sagte, fass mich nicht an! Nie wieder! Es gibt kein WIR mehr!" Schnell stand ich wieder auf meinen Beinen, welche mein Gewicht immer noch mehr schlecht als recht tragen wollten.
Hux stand ebenso schnell wieder auf, doch aufgeben wollte er anscheinend nicht, da er sich mir wieder näherte. "Komm zu mir mein Schatz!", begann er wieder beschwichtigend, "das meinst du doch gar nicht so. Victoria, mein Liebling du bist aufgewühlt, aber ich bin mir sicher, wir finden eine Lösung für das Problem. Komm zu mir. Ich liebe dich doch!"
"Aber ich liebe dich nicht mehr!", warf ich ihm entgegen. Ich sah, wie etwas in Armitage aufgrund meiner boshaften Worte zerbrach, dennoch machte ich weiter. "Wie könnte ich den Mann noch lieben, der meine Familie eiskalt ermordet hat? Der es noch nicht einmal für nötig befunden hat, mich über sein Vorhaben zu informieren?"Ich wollte ihn mit meinen Worten genauso verletzen, wie ich durch seine Taten verletzt war.
"Victoria, bitte nicht! Stoß mich nicht von dir. Lass uns darüber reden. Ich hatte ja keine Ahnung", Armitage stand händeringend vor mir, sichtlich verzweifelt. "Bitte Victoria, ich kann dich nicht verlieren!"
"Das hast du schon. Wie könnte ich dich jetzt noch lieben? Nach allem, was du getan hast. Wofür du bereit warst. Es gibt nichts mehr zu sagen zwischen uns. Es ist vorbei!"
Ich wandte mich von ihm ab, wischte hektisch die Tränen von meinen Wangen. Mit den Armen umschlang ich meinen Oberkörper, die Finger fest in den Stoff meiner Uniform vergraben. Ich war mir sicher an dem Schmerz zu zerbrechen, welcher in mir tobte, wenn ich mich selbst nicht krampfhaft festhalten würde.
"Victoria, was hätte ich denn tun sollen? Den Befehl verweigern? Ein anderes Ziel nennen als eben jenes, welches mir selbst vorgegeben wurde?", aus Armitages Stimme war inzwischen die pure Verzweiflung herauszuhören. Da ich ihm den Rücken zuwandte, registrierte ich zu spät, dass Hux bereits wieder auf dem Weg zu mir war.
Mich in einem Akt geboren aus seinen Verlustängsten an sich riss, mich festhielt. "Ich kann dich nicht verlieren, Victoria."
"Lass mich sofort los! Ich ertrage deine Nähe nicht." Ich versuchte mich aus seinen Armen herauszuwinden, welche mich im Gegenzug immer fester umschlossen. Armitages Hände umfassten meine Schultern, drehten mich herum, damit ich ihm ins Gesicht sehen musste.
"Victoria ich ...", Armitage näherte sich meinem Gesicht, allem Anschein nach mit dem Ziel mich zu küssen.
Hat er sie noch alle?
Bevor ich lange überlegen konnte was genau ich da gerade tat, riss ich meine Hand reflexartig hoch, um sie ihm mit der Kraft der Verzweiflung auf die Wange zu schlagen. "Wag es nicht, mich jetzt küssen zu wollen, Mistkerl. Du hast meine Familie auf dem Gewissen. Ich hasse dich! Hörst du mich? Ich hasse dich!"
Kraftlos sanken Hux' Hände von meinen Schultern, ein verletzter Ausdruck überzog sein Gesicht. Ich sah Tränen darin schimmern. Armitage betrachtete noch einmal eingehend mein Gesicht, so als wollte er sich jede Einzelheit darin genau einprägen. Dann sanken seine Augen zu Boden, bevor er sich ohne ein weiteres Wort von mir wegdrehte. Mit hängenden Schultern verließ er unser Quartier. Bevor die Tür sich endgültig zwischen uns schloss, warf er einen letzten, wehmütigen Blick zu mir zurück. Keiner von uns beiden konnte die Augen abwenden, denn wir sahen den Schmerz des jeweils anderen, widergespiegelt in den Pforten zu unseren Seelen.
Dann war Armitage weg, aus meinem Sichtfeld verschwunden. Ich war allein. Mit meinen Gedanken, meinen Selbstvorwürfen, meinen Zweifeln. Ein Schrei brach sich bahn, welcher sich die gesamte Zeit über bereits angestaut hatte. Die erdrückende Schwere dieser Situation zwang mich zu Boden, wo ich weinend liegenblieb. Es hatte wohl ganz den Anschein, das meine Zeit mit Armitage nun endgültig abgelaufen war.
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