Kapitel 21 - Galaabend


Ich stand vor dem großen Spiegel in unserem gemeinsamen Quartier, um prüfend das Endergebnis meiner einstündigen Mühe zu begutachten. Das wunderschöne Kleid passte wie angegossen und war auch nicht zu lang am Saum. Ich lief also keine Gefahr, mich vor allen Anwesenden stilvoll auf die Fresse zu legen und Armitage damit zu blamieren. Nun, wenigstens das wird mir erspart bleiben! 


Skeptisch drehte ich mich von einer Seite auf die andere. Das Kleid gab in Kombination mit dem Schmuck wirklich ein schönes Bild ab, dazu trug ich mein langes Haar offen, nur die vordersten Partien waren am Hinterkopf zusammengenommen und mit der glitzernden Brosche befestigt worden. Diese bildete einen schönen Akzent in meinen schwarzen Locken, wie ich mir ehrlich eingestehen musste. Dazu noch ein dezentes Make-up, bei dem ich vor allem meine Augen und die Lippen betont hatte.

Die Frage war allerdings, war das genug? Ausreichend? Dem Anlass angemessen? Ich wusste, wie viel dieser Abend Armitage bedeutete, das hatte er mir gegenüber oft genug erwähnt. 

Wenn ich an unser Gespräch zurückdachte, überkam mich sofort das Mitgefühl für ihn wieder. Anscheinend belastete ihn sein Kindheitstrauma immer noch sehr, weshalb er sich mir nach kurzem Zögern anvertraut hatte. Die bevorstehende Veranstaltung mit der Aussicht darauf, besagten Personen wieder zu begegnen machte es da auch nicht unbedingt besser. 

 Viele der heute Abend anwesenden Generäle innerhalb der Ersten Ordnung hatten Armitage in der Vergangenheit eher verächtlich behandelt. Von oben herab, obwohl er ihnen gleichgestellt war. Hatten sein Alter belächelt und ihm demonstrativ zu verstehen gegeben, wie wenig er in ihren Augen eigentlich wert war, wie wenig er taugte. Ich stellte fest, dass sich diese Herabwürdigung schon durch Armitages gesamtes Leben wie ein roter Faden zog, begonnen bei seinem Vater. Hux tat mir so unendlich leid dafür. Es war schon ein starkes Stück, in seinem gesamten Leben immer nur mit Verachtung gestraft zu werden.

 Umso deutlicher führte mir Armitages Vergangenheit vor Augen, wieso er sich so sehr an mir festklammerte, weshalb er mir immer und immer wieder aufs neue seine Liebe, seine Zuneigung eingestehen musste. Ich war vermutlich die erste Person, die das Menschliche in ihm sah, ihn so wahrnahm wie er es eigentlich verdient hatte. Und vor allem, die seine Gefühle erwiderte. An seine Enttäuschung wollte ich lieber gar nicht denken, wenn er herausfinden sollte, das ich eigentlich eine Widerstandskämpferin war. Er schenkte mir seine offene, ehrliche Zuneigung und wie dankte ich es ihm? Indem ich ihn verriet. 

Ein Seufzer entschlüpfte ungewollt meinen Lippen. Ich liebte Armitage ebenfalls, soviel war sicher. Leider sah ich keine Möglichkeit, ihn irgendwie auf unsere Seite zu ziehen, ihn von unserer Sache zu überzeugen, dazu war er einfach zu sehr General der Ersten Ordnung. Verdammt Ria, worauf hast du dich da nur eingelassen?!! 

Dieser Anlass so hatte Hux mir anvertraut, war seine Gelegenheit, seine Chance zu beweisen, dass er mehr konnte als alle ihm zutrauten. Er war so unglaublich stolz darauf, dass der Oberste Anführer ihm dieses Projekt unterstellt hatte. Armitage war fest entschlossen mit Starkiller-Basis Ruhm zu erlangen, um die erlittene Demütigung von Seiten der anderen Generäle in Asche zu verwandeln. Mit mir an seiner Seite, mit seiner wunderschönen Victoria, wie er mir gestern kurz vor dem Einschlafen ins Ohr geflüstert hatte. 

 Mit einem letzten, zittrigen Atemzug, -wenn ich im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stand, wurde ich immer unglaublich nervös-, benutzte ich noch ein wenig von meinem Parfüm, welches ich nur zu besonderen Gelegenheiten trug, dann huschte ich in den Wohnbereich um auf Armitage zu warten. Um mich ein wenig von dem Kommenden und meinen kreisenden Gedanken abzulenken, trat ich an das Sichtfenster und sah auf die weiß schimmernde Schneelandschaft unter mir. So bemerkte ich auch nicht, wie sich die Tür zu unserem Quartier öffnete. 

Erst als ich zögerliche Schritte in meine Richtung vernahm, wandte ich den Kopf zur Seite und blickte Armitage direkt an. Dieser war in einiger Entfernung zu mir stehen geblieben, mit einem Ausdruck in den Augen, den ich nur sehr schwer deuten konnte. "Armitage? Was ist denn?", langsam ging ich auf ihn zu.

Er musste sich zuerst räuspern, ehe er einen vernünftigen Ton zustande brachte. Dennoch klang seine Stimme immer noch rau, als er mir antwortete. "Victoria, du ... du siehst ...", Armitage überbrückte die restliche Entfernung zwischen uns mit einigen schnellen Schritten, bevor er mich in die Arme nahm. Ich lächelte ihn nachsichtig an, denn jetzt erkannte ich nämlich, was der Ausdruck in seinen Augen zu bedeuten hatte, Ergriffenheit. 

"Du siehst wunderschön aus! Meine Victoria." Armitage beugte sich näher um sich einen langen Kuss abzuholen, bevor er mich noch fester in seine Arme schloss. "Alle werden vor Neid erblassen wenn Sie sehen, mit was für einer wundervollen Begleitung ich auf dieser Veranstaltung erscheine. Ich werde allen verdeutlichen, dass du zu mir gehörst, an meine Seite", murmelte er, das Gesicht in meinen Haaren vergraben. 

"Du möchtest also nur mit mir angeben? Mehr nicht?", ich legte eine Spur Sarkasmus in meine Stimme, denn wie ich so in seinen Armen eingekuschelt dastand, hatte ich eines genau registriert. Armitage war immer noch völlig angespannt, womöglich sogar nervös. Meine Hände legten sich wie von selbst auf seine verkrampften Schultern um einen beruhigenden Druck auszuüben. Dabei lehnte ich mich etwas aus der Umarmung heraus, damit ich Hux besser ansehen konnte.

"Du bist verdammt angespannt. Was ist denn los? So kenne ich dich doch sonst nicht." 

Meine Worte schienen wohl zielsicher ins Schwarze getroffen zu haben, denn Armitage konnte mir für einen Augenblick nicht mehr in die Augen sehen. "Armitage, nicht. Rede mit mir, was ist los?" Meine Hand legte sich an seine Wange, drehte seinen Kopf wieder zurück zu mir. 

"Es ist nur, ... mir kommen gerade sehr viele unliebsame Erinnerungen an meine Kindheit und Jugend wieder in den Sinn. Du weißt, dass mein Vater vor mir General war? Das ich jetzt seinen Posten bekleide?" Ich nickte nur, um seinen Redefluss nicht wieder ins Stocken zu bringen.

 "Viele der heute Abend anwesenden Generäle sind altgediente Veteranen. Leute, die ihren Posten schon zu Lebzeiten meines Vaters innehatten. Mein Vater Brendol hat nie einen Hehl um seine Abneigung und Enttäuschung mir gegenüber gemacht, auch nicht vor Zeugen. Vielmehr hat er es genossen, mich bei öffentlichen Anlässen, ähnlich diesem hier, vor allen Anwesenden zu schikanieren und zu demütigen. Und glaub mir, niemand hat für mich Partei ergriffen, alle standen nur stumm daneben und haben zugesehen. Diese Verachtung kann ich auch heute noch spüren. Die anderen Generäle lauern nur darauf, dass mir ein fataler Fehler unterläuft. Brendols Haltung mir gegenüber, seinem eigenen Sohn, hat das Bild welches andere von mir haben nachhaltig geprägt. Deshalb habe ich eine Bitte an dich, Victoria. Wenn wir zusammen auf der Veranstaltung ankommen, bleibst du immer an meiner Seite?" 

Schon während Armitage mir sein Verhalten erklärt hatte, war mein Hals merklich enger geworden. Aber jetzt, diese letzten Sätze, offenbarten eine solche Schutzbedürftigkeit. Von dem sonst so selbstsicheren General konnte ich im Moment nichts entdecken. Aber eines war klar, Armitage durfte heute Abend keine Schwäche zeigen. Und wenn ihm meine Anwesenheit an seiner Seite dabei half alles durchzustehen, wenn er Beruhigung und Kraft aus unserer Berührung gewinnen konnte, dann würde ich ihm mit Sicherheit nicht von der Seite weichen.

 "Natürlich bleibe ich bei dir, Armitage. Ich lasse dich nicht alleine, versprochen. Komm häng dich bei mir ein", auffordern hielt ich ihm meinen angewinkelten Arm hin, wir waren vermutlich schon ziemlich knapp dran, da sein Datenpad bereits wieder zu Piepsen begann. 

Hux blinzelte noch einen Moment lang hektisch, bevor er sich ein Lächeln aufs Gesicht zwang, "Mein Schatz, das Einhaken geht aber eigentlich anders herum," begleitet wurde seine Aussage von einer entsprechenden Armbewegung. Ich fügte mich seinem Wunsch damit wir gemeinsam zu den geplanten Feierlichkeiten gehen konnten. Kurz bevor wir das Quartier verließen, hielt Armitage mich am Arm zurück. "Danke, das du zu mir stehst, Victoria. Du weißt, wie viel mir das bedeutet?" 

"Ja. Na komm, lass uns gehen. Wir wollen doch nicht zu spät kommen. Lass alle sehen, wie siegessicher du im Angesicht deines Projektes bist. Wie viel du schon erreichst hast, entgegen der Hoffnungen deiner Widersacher." Ich lehnte mich vor, um ihn noch einen schnellen Kuss zu geben, dann zog ich Armitage mit mir auf den Flur hinaus. 


 Vor uns lag die große Tür, welche uns zwangsläufig auf der Empore des Festsaals ausspucken würde. Unser Erscheinen würde damit natürlich sofort auffallen und die Aufmerksamkeit aller anwesenden Personen im Raum unweigerlich auf uns lenken. Aber noch zögerte Armitage. Er hatte mich zurückgehalten, als ich gerade meine Hand nach dem Türöffner hatte ausstrecken wollen. Fragend sah ich zu ihm auf und erkannte sofort die innere Unruhe, die offenbar immer noch Besitz von ihm ergriffen hatte. Anscheinend war meine Überzeugungsarbeit vorhin nicht gut genug gewesen. 

"Armitage, du ...", weiter kam ich nicht, denn er schnappte mich an den Schultern, um mich ruckartig an die Wand hinter mir zu drücken. Es grenzte schon nahezu an Verzweiflung, wie er seinen Mund alles andere als sanft auf meine Lippen presste, sich seine Arme immer fester um meine Taille schlangen. Überrumpelt konnte ich nichts weiter tun, als das ganze Geschehen passieren zu lassen. 

Armitages Atmung ging schwer, als er seine Lippen von meinen löste, gleich darauf mein Gesicht mit beiden Händen umfing. "Entschuldige Victoria, aber das musste sein." 

What the fuck? Ernsthaft? Locker die Spannung etwas auf, komm schon, lass dir was einfallen Ria!


"Wenn du so dringend etwas Lippenstift hast auflegen wollen, dann hättest du mich der Einfachheit halber auch danach fragen können, statt ihn mir vom Gesicht zu klauen. Außerdem hast du dich völlig verschmiert mit dieser Aktion gerade." Schmunzelnd starrte ich in Armitages völlig entgeistertes Gesicht, mit so einer Antwort hatte er bestimmt nicht gerechnet. "Glaubst du mir nicht? Hier schau!", bestätigend hielt ich ihm meinen kleinen Handspiegel hin. So ein Kleid mit versteckten Taschen war schon verdammt praktisch. 

Sowie Hux sein mit meinem Lippenstift verschmiertes Gesicht sah, begann er zu lachen. Nun, wenigstens ging mein Plan diesmal auf, die Spannung von ihm zu nehmen, auch wenn wir jetzt Schadensbegrenzung betreiben mussten. Aber so konnte er unmöglich im Saal auftauchen. Armitages Schultern bebten noch immer vor unterdrücktem Lachen als ich damit begann, meine Schminke von seinem Gesicht zu entfernen. Während ich ihn wieder vorzeigbar herrichtete, sah Hux mir unverwandt in die Augen. Seine Hände lagen noch immer auf meinem Körper, waren allerdings etwas weiter nach unten gerutscht und ruhten jetzt auf meinen Hüften.

"So fertig. Jetzt sieht es wieder so aus, als wäre niemals etwas passiert." Mit einem Blick nach oben vergewisserte ich mich, "Bist du bereit?"

Hux nickte mir zu, "Ja bin ich, Victoria. Danke, mein Schatz." Armitage beugte sich zu mir herunter um mich noch einmal zu küssen, vorsichtiger diesmal. Ein neckisches Lächeln zog über sein Gesicht. "Musst du jetzt nochmal wischen?" 

"Nein", ich musste lachen, "alles gut. Versuchst du etwa, dir Aufschub zu erkaufen?"

 "Möglicherweise. Victoria, ich ... nein warte!"

"Zu spät", ich hakte mich an seinem Arm unter, mit der anderen Hand aktivierte ich schnell den Türsensor. Jetzt gab es kein zurück mehr. So wie sich die Türen vor uns öffneten, schlug uns eine enorme Geräuschkulisse entgegen. 

"Victoria, du Biest!", raunte Armitage mir zu, während er mich mit sich nach vorne zog. Meine linke Hand ruhte auf seinem Arm, gleichwohl bemerkte ich, wie sich seine freie Hand ebenfalls über meine Finger legte und diese leicht drückte. Wir näherten uns dem Rand der Empore, immer näher auf die vor uns liegende Treppe zu. Gleich würden die komplette Aufmerksamkeit auf uns liegen. Ich spürte Armitages Blick auf mir, deshalb drehte ich meinen Kopf zur Seite um ihn ansehen zu können. 

"Gemeinsam, Victoria?" 

Anscheinend brauchte Armitage diese Bestätigung noch einmal, weshalb ich auch nicht zögerte, ihm diese zu geben. "Ja Armitage. Gemeinsam."

Am Anfang der langen Treppe bezogen wir Position. Nach und nach realisierten die Gäste unsere Ankunft, worauf die Gespräche langsam zum Erliegen kamen und schließlich ganz verstummten. Eine erwartungsvolle Spannung legte sich über den Raum. 

"Lass mich nicht fallen, Armitage!", flüsterte ich ihm aus dem Mundwinkel zu, während wir gemessenen Schrittes die Treppe hinabstiegen. 

"Niemals, mein Schatz!" 

Der Weg hinab kam mir unheimlich lang vor, in Wahrheit waren es bestimmt nur einige Sekunden. Ich spürte die vielen Blicke auf uns, welche von Neugier über Ablehnung bis hin zur Feindseligkeit reichten. Jetzt wurde mir auch bewusst, was Armitage gemeint hatte. Hux manövrierte uns, nachdem wir unten angekommen waren, zuerst zu einer kleinen Gruppe von Generälen aus der Ersten Ordnung. Da die Zeit für seine Ansprache noch nicht gekommen war, verebbte das Interesse der anderen Gäste recht schnell wieder, worauf sie sich erneut ihren vorherigen Gesprächspartnern zuwandten. 

Interessiert musterte ich die Personen vor mir, dem Widerstand war keine einzige davon bekannt. "General Pryde", Armitage nickte dem ältesten Mann in der Runde zu. Dieser ließ sich allerdings zu keiner Äußerung herab, sondern taxierte uns nur aus seinen stechend blauen Augen. Vor allem auf mir und unseren ineinander verschränkten Armen ruhte sein Blick länger als nötig gewesen wäre. Schlagartig fühlte ich mich unwohl, dieser Mensch hatte etwas absolut unangenehmes an sich. 


"General Parnadee", begrüßte Hux eine dunkelhäutige Frau als Nächstes. Sie hatte ebenfalls einen strengen Gesichtsausdruck, allerdings erwies wenigstens sie Armitage den Respekt, ihn gleichfalls zu begrüßen. 

"General Quinn", wandte Hux sich schließlich an den letzten in der Gruppe, einen Mann, nur wenige Jahre älter als Armitage selbst. 

Keiner der soeben genannten Namen löste irgendeine Form von Wiedererkennen in mir aus. "General Hux", ließ sich der mit Quinn angesprochene Mann gerade vernehmen, "heute in weiblicher Begleitung? Das sieht Ihnen gar nicht ähnlich. Wer ist die Frau an Ihrer Seite?" 

"Das ist meine persönliche Assistentin, Victoria Deveron." In Armitages Stimme schwang definitiv ein Hauch von Stolz mit, das war nicht zu überhören. Den Generälen uns gegenüber blieb dies ebenfalls nicht verborgen. General Parnadees Gesicht verzog sich zu einem spöttischen Ausdruck.

"Sie scheint wohl mehr zu sein als NUR eine persönliche Assistentin", schaltete sich Pryde nun ebenfalls in das Gespräch mit ein. Armitages Hand auf meiner verkrampfte sich leicht. Mir wurde dieser General Pryde mit jedem Moment unsympathischer. Hux kam allerdings nicht in die Verlegenheit, darauf etwas erwidern zu müssen, da sich Kylo Ren exakt diesen Moment ausgesucht hatte, um zur Gruppe dazuzustoßen. 

Oh Mann! Scheiße zieht die Fliegen aber wirklich magisch an. Muss er ausgerechnet jetzt auftauchen? Wo ist überhaupt sein Eimer? Ohne den geht er doch sonst nicht vor die Tür! 

 "Mit Ihrer Vermutung liegen Sie völlig richtig, General Pryde. Offizierin Deveron ist definitiv mehr als nur Hux' Assistentin."

"Halten Sie Ihren Mund Ren!", herrschte Armitage zurück. 

Über Kylos Gesicht zog merkliche Genugtuung. "Der Oberste Anführer ist deswegen alles andere als gut auf die beiden zu sprechen."

"Nachvollziehbar", Pryde machte keinen Hehl aus seiner Verachtung. "Die Erziehung Ihres Vaters war wohl nicht effizient genug, Armitage." 

Muss dieses niederträchtige Schwarze Loch ausgerechnet heute seinen Vater erwähnen? 

 Neben mir holte Hux tief und zittrig Luft. Ein schneller Blick verriet mir, dass er gerade sehr stark um seine Selbstbeherrschung kämpfen musste. Ich legte meine freie Hand schnell über die von Armitage, was mir seine Aufmerksamkeit einbrachte. "Wir sollten die anderen Gäste ebenfalls begrüßen, bevor deine Ansprache fällig ist." Hux nickte dankbar. "Wenn Sie uns bitte entschuldigen würden?" 

Mit diesen Worten zog ich Armitage mit mir, fort von diesen Unmenschen. Seine Hand bohrte sich immer noch in meinen Arm, leider konnte ich ihn im Moment nicht in eine etwas abgelegene Ecke ziehen. Zu viele Augenpaare verfolgten uns. "Ganz ruhig, Armitage", flüsterte ich in seine Richtung, "lass Sie reden. Es ist egal. Konzentrier dich nur auf die vor dir liegende Aufgabe." 

Gerade trat ein Mann vor uns, mit der Absicht, den General in ein Gespräch zu verwickeln. "Lord Ember. Wie schön, dass Sie unserer Einladung gefolgt sind", begrüßte Armitage den in die Jahre gekommenen Mann vor uns. Seine Wut war ihm nicht mehr anzuhören. 

"Wo denken Sie hin General Hux? So eine Gelegenheit lasse ich mir doch nicht entgehen. Eine eindrucksvolle Waffe haben Sie da im Übrigen unter Ihrem Kommando, ich bin beeindruckt."

"Zu Recht. Die Erste Ordnung darf also wieder mit Unterstützung von Ihrer Seite rechnen?" 

"Wie immer General, wie immer. Ich wünsche Ihnen und Ihrer reizenden Begleitung noch einen angenehmen Abend." Damit war der quirlige Mann auch schon wieder in der Menge verschwunden. 

So ging es weiter. Armitage und ich liefen eine große Runde durch den Saal, begrüßten hochrangige Würdenträger, Lords und Counts. Viele der Anwesenden kannten Hux offenbar, denn fast jeder zweite ließ eine Bemerkung über mich fallen. Oder eher darüber, dass Armitage sich heute Abend mit mir an seiner Seite präsentierte. Ein besonders hartnäckiger Lord versuchte ununterbrochen, mich für einen späteren Tanz abzuwerben. Erst auf Armitages äußerst nachdrückliches, "Meine Partnerin steht Ihnen heute Abend nicht zur Verfügung, Lord Kisal", gab dieser schließlich auf und zog unverrichteter Dinge wieder ab. Ich schmunzelte in Armitages Richtung. 

"Wie es scheint, bist du heute Abend die Hauptattraktion, Victoria. Du läufst Starkiller-Basis doch glatt den Rang ab." Deutlich sichtbar legte Hux den Arm um meine Taille, um mich wieder eng an sich zu ziehen und damit seinen Anspruch auf mich geltend zu machen. "Behältst du die Zeit im Blick? Wann muss ich mit meiner Rede anfangen?" 

Ich angelte mein Datenpad aus der Tasche. "Es ist 2025. Deine Ansprache ist für 2030 eingeplant." 

"So spät schon. Dann muss ich jetzt los. Begleitest du mich?" 

Auf mein Nicken hin bewegten wir uns zusammen in Richtung der freigehaltenen Fläche, an deren Rand mich Armitage stehen ließ, um sich alleine in die Mitte zu begeben. Ich würde später wieder zu ihm stoßen, sowie er seine Rede beendet hatte. Geschickt verborgene Mikrofone verstärkten Hux' Stimme. Fast sofort kehrte Ruhe ein, da niemand verpassen wollte, was der Befehlshaber über diese neue Waffe zu sagen hatte. 

Am Rande registrierte ich eine Bewegung neben mir, Kylo Ren war neben mich getreten. Provokativ nah, sodass es Armitage auffallen musste, sobald er in meine Richtung blickte. Genervt sah ich den Mann neben mir an. Es war das Erste Mal, dass ich ihn bewusst wahrnahm, ohne Angst haben zu müssen. Vor so vielen Personen würde selbst Ren sich nicht wagen, seine Macht gegen mich einzusetzen. Das dunkle, leicht gelockte Haar fiel bis auf seine Schultern hinab. Und er war jung, ich würde ihn sogar jünger als Armitage und mich einschätzen. 

Ich war irritiert, als er gleich das Wort an mich richtete, sich dabei näher zu mir beugte. Unweigerlich trat ich dann doch einen kleinen Schritt zurück. "Ihre Gedanken bei meinem Eintreffen waren alles andere als schmeichelhaft, Offizierin Deveron." 

"Und das wundert Sie, Ren?"

Gerade begann Armitage mit seiner Rede, weshalb ich meine Aufmerksamkeit auf ihn lenkte und Kylo neben mir bewusst ignorierte. "Verehrte Lords, Counts und Generäle, werte Damen, ich begrüße Sie an diesem glorreichen Abend auf einem Projekt, an welchem die Erste Ordnung über viele Jahre hinweg im Verborgenen gearbeitet hat. Projekt Starkiller. Diese gigantische Waffe, auf der wir gerade stehen, wird die kommende Kriegsführung revolutionieren. Durch die einzigartige Technik, verbaut im Inneren ..."

Kylos Stimme, ganz dicht an meinem Ohr lenkte mich ziemlich effektiv ab. Der Kerl hatte sich doch allen Ernstes noch näher zu mir gebeugt. 

Das ist doch jetzt ein schlechter Scherz, oder? Verpiss dich gefälligst!

"Welch feurigen Eifer Hux an den Tag legt. Ich frage mich ... ist er in anderen Dingen genauso leidenschaftlich? Oder eher so emotionslos wie auf der Brücke? Sie können mir diese Frage doch sicher am Besten beantworten." 

Entsetzt ruckte mein Kopf zu Kylo Ren herum. 

Ich hab mich gerade verhört, oder? Was weiß er? 

"Ah, ich sehe in Ihren Gedanken, dass da wirklich mehr ist. Sogar viel mehr. Ich könnte mir vorstellen, dass Anführer Snoke alles andere als erfreut darüber sein wird, wenn er erneut davon erfährt wie offen Sie beide sich über seine Anweisung hinwegsetzen." 

Mir verschlug es gerade jegliche Erwiderung. Okay, genug ist genug. Eingebildeter Eimerkopf! Hoffentlich las Ren auch jetzt meine Gedanken, während ich ihn wütend anfunkelte. Ein leichtes Zucken in seinem Augenwinkel war zu erkennen, mehr nicht. Zur Sicherheit schoss ich im Flüsterton zurück.

"Wenn ich mich recht erinnere, dann hat Snoke Ihnen niedere Beweggründe unterstellt. Wie Recht er doch damit hatte. Aber um Ihre Frage zu beantworten, Ren, die dunkelsten Galaxien sind am tiefgründigsten. Armitage ist ein leidenschaftlicher Liebhaber. Nicht, dass Sie davon viel verstehen würden ..." 

Mit Genugtuung konnte ich dabei zusehen, wie Kylo Ren das überhebliche Grinsen buchstäblich aus dem Gesicht fiel. Meine innere Stimme hatte mich schon die ganze Zeit aus ihrer Ecke angeschrien, vernünftig zu sein und lieber den Mund zu halten. Sinnvoller wäre es allemal gewesen, da es nicht unbedingt ratsam war, den Zorn von Kylo Ren auf sich zu ziehen. Aber bei allem was mir wichtig war, das hier ging gerade zu weit! Schnell blickte ich zu Armitage herum. Ihm war die angespannte Situation zwischen Ren und mir mittlerweile auch ins Auge gesprungen. Dennoch sprach er weiter. Aber als Kylo Ren sich mir wieder bedrohlich näherte, geriet Armitage kurz ins Stocken. 

Komm schon, lass dir nichts anmerken! Bring deine Rede zu Ende und ruf mich dann zu dir auf die Tanzfläche! 

"Sie bewegen sich auf gefährlich dünnem Eis, Miss Deveron. Sie sollten lieber zusehen, dass Sie mir demnächst nicht alleine über den Weg laufen, sonst ..."

"Somit möchte ich meine Rede abschließen. Meine Partnerin und ich werden nun gemeinsam den Festlichen Teil des Abends einleiten, zu dem ich Sie alle ebenfalls einladen möchte. Komm zu mir, Victoria!", auffordernd streckte Armitage seine Hand nach mir aus. 

Ich versuchte möglichst elegant auf die Tanzfläche zu schreiten, um ja nicht den Anschein einer Flucht zu erwecken. Diese Bestätigung wollte ich Ren nicht geben. Ich ergriff Armitages Hand, mit der er mich ganz nah zu sich zog, die andere Hand an meine Hüfte gelegt. So standen wir einen Moment da, darauf wartend, dass die Musik einsetzte. 

Als die ersten Töne erklangen begannen wir mit unserem Tanz, tief in den Augen des jeweils anderen versunken. Die anderen Gäste welche uns zusahen rückten in den Hintergrund, wurden unwichtig, bedeutungslos. Für mich existierte nur noch der Mann vor mir, welcher mich in seinen Armen hielt. Armitage war ein verdammt guter Tänzer. Er leitete uns ohne das geringste Zögern durch die verschiedenen Tanzpositionen, Drehungen und Haltungen. Wir beide waren das einzige Paar auf dem Parkett, die Aufmerksamkeit Tausender war alleine auf uns gerichtet. Überraschenderweise störte ich mich im Moment gar nicht daran, da ich mich in Armitages Armen unglaublich sicher und geborgen fühlte. Hux' Augen sahen voller Liebe auf mich hinab.

 "Du tanzt wunderbar, meine Victoria."

Ich musste lachen. "Der Dank gebührt dir allein. Immerhin bist du derjenige, der mich so sicher führt. Da kann nicht mehr viel passieren." 

 Der Tanz näherte sich langsam dem Ende. Nach einer letzten Drehung wurde ich schwungvoll von Armitages Armen aufgehalten. Aber anstatt gemeinsam mit mir die Tanzfläche zu verlassen, küsste Hux mich vor allen Zuschauern. 

Oh Armitage! Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?

Irgendwo schien sich irgendjemand köstlich über diese Demonstration zu amüsieren, da ein langgezogener Pfiff durch den ansonsten stillen Saal hallte. Hux lächelte in den Kuss hinein. 

"Spätestens jetzt wissen alle, dass wirklich etwas zwischen uns läuft." Dieses Kommentar konnte ich mir einfach nicht verkneifen, sobald er sich wieder von mir gelöst hatte. 

"Das sollen Sie auch. Dann muss ich mir wenigstens keine Sorgen darum machen, dass dich heute Abend irgendjemand von meiner Seite entführen möchte, um mit dir zu tanzen." Mittlerweile standen wir wenigstens nicht mehr alleine auf der Freifläche. Die Musik hatte wieder eingesetzt und etliche Paare waren unserem Beispiel gefolgt, um ebenfalls miteinander zu tanzen. So konnten wir uns wenigstens halbwegs unbemerkt aus dem Schussfeld mogeln.

 "Möchtest du etwas trinken?", fragte Hux, während wir uns durch die anderen Gäste bewegten. 

"Ja, gerne." 

Armitage ließ mich an einem freien Tisch zurück um unsere Getränke zu organisieren. Ich checkte in dieser Zeit mein Datenpad, wurde davon aber sehr schnell abgelenkt als sich jemand auf den freien Stuhl neben mich setzte. 

"Also hatte Kylo Ren doch Recht", begann jener General, welcher von Hux vorher begrüßt worden war. Wie lautete noch gleich sein Name? Quinn? "Sie sind also tatsächlich mehr als nur die Assistentin von Hux. Das ist interessant. Wie haben Sie beide das Problem gelöst?" 

"Welches Problem, Sir?", ich wusste nicht so Recht, was ich von dieser Fragerei halten sollte.

 General Quinn beugte sich vertraulich näher, damit er nicht so laut antworten musste. Irritiert registrierte ich die Alkoholfahne, welche mir entgegenwehte. Mein Gesprächspartner musste wohl schon etwas genauer in sein Glas geschaut haben. Oder öfter. 

"Das Problem mit dem Obersten Anführer. Und der Regelung bezüglich Liebschaften innerhalb der Ersten Ordnung?" Da war aber jemand verdammt neugierig! Oder betrunken. Ich kam nicht zu einer Antwort, da der Mann neben mir sich noch weiter vorbeugte. 

Wenn er so weitermacht, landet er gleich mit dem Arsch voran auf dem Boden! 

Meine Amüsiertheit verging mir jedoch schlagartig, als General Quinn eine Hand auf mein Bein legte, welche langsam aber unerbittlich weiter nach oben wanderte.

"Nehmen Sie sofort Ihre Finger von mir!" Meine scharf ausgesprochenen Worte schienen leider keinen Eindruck zu hinterlassen, daher verkrampfte ich mich nur umso mehr. 

"Wissen Sie, General Hux und ich haben früher alles miteinander geteilt", ein eindringlicher Blick folgte. "Wirklich alles! Sie sind ein verdammt hübsches Ding! Wie wäre es, wenn wir beiden hübschen uns ein ruhiges Plätzchen suchen, wo wir ungestörter sind? Ich wüsste zu gerne, was Sie unter diesem Kleid tragen. Womöglich nichts?" 

Okay, das reicht! Was erlaubt sich dieser schmierige, widerliche, ungehobelte Kerl eigentlich?

Ruckartig stand ich von meinem Stuhl auf, welcher mit einem ordentlichen Rumpeln zu Boden ging. Es war mir egal, ich schäumte geradezu vor Wut. Das ich hier dermaßen billig angegraben wurde, ging einfach zu weit. Mir war bewusst, das meine Handlung Konsequenzen haben würde, doch um ehrlich zu sein, es war mir scheißegal. 

Ich hob meine Hand und schlug sie dem Mann vor mir mit ganzer Kraft ins Gesicht. Das Geräusch als meine Finger auf seine Wange trafen war deutlich zu hören. Da der General ohnehin schon ziemlich angetrunken war und zudem noch vorne auf der Stuhlkante saß, ließ ihn die Wucht meiner Ohrfeige endgültig das Gleichgewicht verlieren. Polternd stürzte er vom Stuhl und riss dabei noch das Tischtuch, samt Geschirr herab. Klirrend ging alles zu Boden. 

Ich stand aufgebracht daneben und registrierte die ungläubigen Blicke, die aus allen Winkeln des Saales zu mir geflogen kamen. 

"Victoria!", Armitage kam mit schnellen Schritten angelaufen um neben mir stehen zu bleiben. In mein Ohr flüsternd fragte er, "Hast du gerade ernsthaft General Quinn eine abgeräumt? Was ist denn passiert?" 

"Die Kurzfassung? Er war der Ansicht dass du mich mit ihm teilen würdest, daher wollte er mit mir in einer ungestörten Ecke verschwinden." Ein fassungsloser Blick von Armitage streifte mich, bevor er schützend seinen Arm um meine Schultern schlang und mich näher an sich zog.

 General Quinn focht in der Zwischenzeit am Boden liegend einen erbitterten Ringkampf mit der Tischdecke aus. Kylo Ren bezog an der Seite der Generäle Pryde und Parnadee Stellung, um sich das ganze Geschehen nicht entgehen zu lassen. Ein amüsierter Ausdruck hatte sich in seinem Gesicht festgesetzt. 

 General Quinn hatte sich in der Zwischenzeit erfolgreich freigestrampelt und kam gerade wieder auf die Beine. Der rote Handabdruck war deutlich zu sehen. Ich lehnte mich hilfesuchend an Hux. Verdammt, gerade wurde mir erst so richtig bewusst, das ich einen General geschlagen hatte. 

So eine Scheiße aber auch! 

"Ich wünsche eine sofortige Erklärung für Ihr unangebrachtes Verhalten, General Quinn!", Armitage klang gefährlich ruhig. 

"Von mir? Da sollten Sie sich lieber an Ihre Assistentin wenden, wenn Sie Antworten verlangen!", empörte sich unser Gegenüber, bevor er sich drohend an mich wandte. "Was glauben Sie eigentlich, mit wem Sie es hier zu tun haben? Ihr Handeln wird ernste Konsequenzen haben, das versichere ich Ihnen."

"Wagen Sie es nicht Quinn!", Hux baute sich schützend vor mir auf, "allein Ihr unangemessenes Verhalten hat diese Reaktion provoziert. Sie sind selbst schuld, dass Sie jetzt mit dieser Blamage im Mittelpunkt stehen." 

Ein amüsiertes Lachen war von Kylo Ren zu hören, bevor er sich ebenfalls zu Wort meldete. "General Quinn, da Sie mir Ihre Gedanken ja förmlich ins Gesicht schreien erlaube ich mir, diese für die Allgemeinheit zu übersetzen." Quinn wurde merklich bleicher, doch davon ließ sich Kylo nicht beeindrucken. Gekonnt setzte er ihn mit wenigen Worten schachmatt. "Sie echauffieren sich doch nur deshalb so sehr, weil Sie sich insgeheim bessere Chancen bei Miss Deveron erhofft hatten. Da hat wohl jemand seinen nicht vorhandenen Charme deutlich überschätzt!" 

"Ich ... Sie ... wie ...?", stammelte Quinn, dann stand er stumm daneben. Lediglich sein Mund klappte auf und zu, wie bei einem Fisch auf dem Trockenen, er brachte allerdings kein Laut mehr hervor. 

Ein wütender General Pryde mischte sich nun ebenfalls ein. "General Quinn, Sie blamieren sich. Ich schlage vor, dass Sie jetzt besser gehen, bevor Sie noch ganz Ihr Gesicht verlieren. Sofort!" Quinn warf mir noch einen mörderischen Blick zu, ehe er das Weite suchte. 

"Geht es dir gut, mein Schatz?", erkundigte sich Armitage bei mir. Ich brachte nur ein benommenes Nicken zustande. "Wenn Sie uns entschuldigen würden?", informierte Hux die immer noch neben uns stehenden Generäle, wartete ihre Antwort allerdings nicht mehr ab, sondern verließ mit mir den Festsaal.


Armitage führte uns direkt auf eine im Freien liegende Terrasse, welche von einer leichten Schneeschicht überzogen war. Die beißende Kälte von Ilum kam mir im Moment gerade sehr gelegen, so überhitzt wie ich war. Gedankenverloren ließ ich meinen Blick wieder über die Landschaft wandern, welche seltsam konturlos unterhalb der Schneedecke wirkte. Hux stand einen Augenblick stumm neben mir und gab mir somit die Zeit, welche ich brauchte um mich wieder zu sammeln. Er signalisierte mir lediglich seine Anwesenheit, da er den Arm nicht von meinen Schultern nahm. Ich brauchte diese Geste, diese winzig kleine Berührung gerade so sehr.

 Erst langsam wurde mir die volle Tragweite der Situation klar, aber Fakt war, das Quinn mir ordentlichen Schaden damit zufügen konnte, wenn er mein Verhalten anzeigte. Blieb nur die winzige Hoffnung, dass er aus Selbstschutz davor zurückschreckte. Immerhin würde er dann vor offiziellem Posten eingestehen müssen, von einer Frau geschlagen worden zu sein. 

"Es tut mir Leid, Armitage", begann ich schließlich, "ich weiß, wie wichtig dir dieser Abend war. Und es tut mir Leid, dass ich so eine Szene veranstaltet habe. Aber ..." 

"Willst du mir verraten, was Quinn zu dir gesagt hat? Ich bin mir sicher, er hatte diesen Schlag mehr als verdient." 

"Ja hat er. Dieser Moment, in dem er die Andeutung machte wissen zu wollen, was ich unter meinem Kleid trage, war einfach zu viel für mich." Ich sah Hux an, dass er darauf gerne etwas erwidert hätte, doch ich kam ihm schnell zuvor, "Er war mir so nah, dazu seine Hand, die langsam mein Bein immer weiter hinaufgefahren ist..." 

Mit jedem Satz war meine Stimme aufgewühlter geworden. Armitage registrierte das ebenfalls. Er nahm seinen Arm von meinen Schultern, um mir ins Gesicht sehen zu können. Mit den Daumen strich er die Tränen weg, welche jetzt doch zu fließen begonnen hatten. 

Wieso weine ich eigentlich? Ich bin wütend, nicht traurig! 

 "Kannst du mich bitte einfach festhalten, Armitage?" 

"Natürlich Victoria!" Trost spendend hielt er mich in seinen Armen, streichelte über mein Haar, flüsterte beruhigende Worte. Ich hatte meinen Kopf auf seine Schulter gebettet, jedes bisschen Trost aufsaugend wie ein ausgetrockneter Schwamm. Letzten Endes hatte ich keine Ahnung, wie lange wir in stiller Umarmung dastanden. Doch irgendwann machte sie die Kälte des Planeten Ilum bemerkbar, die sich durch die dünne Schicht Abendgarderobe gefressen hatte, denn sie ließ uns beide frösteln. 

Armitage rückte ein klein wenig von mir ab, bevor er zum Sprechen ansetzte, "Komm, mein Schatz. Ich bringe dich in unser Quartier zurück. Allerdings muss ich mich noch einmal auf der Veranstaltung blicken lassen." Armitage hob mein Kinn sanft an, um mich auf den Mund zu küssen. 

Ich hielt ihn am Arm zurück, "Hux, ich habe dir versprochen, dich heute Abend nicht alleine zu lassen. Daran hat sich nichts geändert. So ein dummer, fummelnder General wird mich nicht von deiner Seite verjagen." 

Armitages Augen überzog ein sanfter Ausdruck, während er gebannt meinen Worten lauschte.

 "Natürlich nur, wenn du mich nach dieser Szene noch an deiner Seite haben möchtest." 

"Wie könnte ich dich nicht bei mir haben wollen? Meine starke, mutige Victoria!", Armitage umarmte mich erneut. "Vielleicht sollte ich dich zum nächsten persönlichen Treffen mit Anführer Snoke mitnehmen. Du bist ziemlich schlagfertig, meine Liebe. Glaub mir, wenn du es schaffst, deine Gedanken vor ihm zu verbergen, dann kannst du ihn spielend leicht K.O. schlagen. Ich sorge in der Zwischenzeit für die nötige Ablenkung und halte dir den Weg frei!"

Ich konnte nicht anders, ich musste amüsiert auflachen. "Wie kommst du denn auf die Idee?"

"Ach, das ist nur so eine kleine Gedankenspielerei von mir. Sollen wir langsam wieder zurück?", Hux lächelte liebevoll auf mich herab. 

Ich ergriff seine Hand und drückte diese leicht. "Ja mein Schatz. Gemeinsam." 

Bevor wir zurück nach drinnen gingen, zog Armitage mich noch einmal an sich. Ich genoss die Wärme seines Körpers, welcher sich ganz nah an mich schmiegte, denn in genau diesem Moment kam ein eiskalter Windstoß auf. Kleine Schneeflocken tanzten um uns herum, getragen vom Wind, der Nachthimmel war bedeckt von tausend funkelnden Sternen. Im Zauber dieses magischen Augenblicks gefangen, hatte ich nur Augen für den Mann vor mir. Es war fast zu schön um wahr zu sein. Armitages Hand legte sich in meinen Nacken, um unsere Gesichter noch näher aneinander zu bringen. 

"Ich liebe dich, Victoria!", darauf folgte ein Kuss, so leidenschaftlich und intensiv, dass mir schlagartig wieder warm wurde. Ich klammerte mich an Hux fest und erwiderte den Kuss genauso leidenschaftlich. Ich konnte meine verdammten Gedanken einfach nicht zum Schweigen bringen, immer wieder erinnerten sie mich daran, dass unsere gemeinsame Zeit sehr bald schon zu Ende sein würde. 

Ich will Armitage nicht verlieren! 

Ironischerweise gingen ihm wohl augenblicklich dieselben Gedanken durch den Kopf, da auch Hux gerade in mein Ohr flüsterte, "Victoria, ich werde dich nicht gehen lassen, selbst wenn Snoke das von mir verlangen sollte. Ich werde versuchen, deine Strafversetzung mit allen Mitteln zu verhindern. Ich will nicht mehr ohne dich sein, ich kann dich nicht wieder verlieren! Dazu bist du mir zu wichtig geworden, mein Schatz!"

"Bevor wir auf die Finalizer zurückkehren, können wir uns zusammen überlegen, wie wir weiter vorgehen. Es gibt bestimmt eine Möglichkeit, an die wir im Moment gar nicht denken." 

Über Hux' Gesicht zog gerade ein ganz eigenartiger Ausdruck, anders konnte ich es nicht beschreiben. "Was hast du denn?", hakte ich daher schnell nach.

"Ich habe eine Idee, Victoria, aber ich brauche Zeit, um sie dir zu erklären. Und einen vollkommen ungestörten Moment. Jetzt geht das nicht." Neugierig blickte ich zu ihm auf. Armitages Datenpad begann gerade wieder zu piepen, worauf er mir seinen Arm hinhielt. "So langsam müssen wir aber wirklich zurück", in seiner Stimme schwang eindeutig Bedauern mit, "unsere Anwesenheit wird verlangt."

Ich ergriff seinen Arm und bettete meinen Kopf auf seine Schulter. 

"Egal was auch passiert, ich lasse dich nie mehr von meiner Seite. Wir gehören zusammen!", murmelte Hux über mir, bevor ich noch einen kleinen Kuss auf die Haare gehaucht bekam. Leise seufzend schloss ich die Augen und verjagte alle unliebsamen Gedanken aus meinem Kopf, verbannte sie in den hintersten Winkel meines Bewusstseins. 

Ich bin genau der gleichen Ansicht wie Armitage, wir gehören zusammen! Wieso nur müssen wir in diesem Krieg auf unterschiedlichen Seiten stehen? Es ist so verdammt ungerecht! 

Ich schluckte schwer und versuchte, die aufkommenden Tränen krampfhaft irgendwie zurückzuhalten, meine Hand schloss sich fester um Armitages Arm. 


Eine angenehme Wärme umfing meinen ausgekühlten Körper als wir wieder im Saal ankamen, ließ meine Haut kribbeln. Einige Paare tanzten noch miteinander, doch viele der Gäste hatten sich bereits an ihre von uns ausgewählten Plätze begeben. Ein köstlicher Duft erfüllte die Luft, das Büfett war also auch schon eröffnet worden. 

"Hast du Hunger, mein Liebling?", mit einem Seitenblick wandte Hux sich an mich. 

Den hatte ich wirklich, von daher nahm ich seinen Vorschlag dankbar an. Zusammen wanderten wir in Richtung unseres Tisches, welcher etwas erhöht von den anderen stand. Dort hatten wir die geladenen Generäle und die wichtigsten Persönlichkeiten platziert. So stand Hux die Möglichkeit offen, wichtige Verhandlungen in angemessenem Rahmen zu führen. Dummerweise konnte er es, trotz seiner angestrengten Versuche nicht schaffen, Kylo Ren irgendwo anders unterzubringen. Gezwungenermaßen hatte sein Namensschild also ebenfalls einen Platz in unserer Runde erhalten. 

Aber Armitage konnte sich seine Genugtuung nicht entgehen lassen, und so hatte er Kylos Namensschild kurzerhand weit weg von uns platziert. Es war also nicht weiter verwunderlich, dass er sich regelrecht verkrampfte, als wir uns den freien Plätzen näherten und die aktuelle Sitzordnung in Augenschein nehmen konnten. Kylo Ren saß auf dem Stuhl zu meiner Rechten, also gänzlich woanders, als Hux für ihn vorgesehen hatte. 

"Unfassbar! Wie kann er es wagen? Dieser arrogante, eingebildete ...", wetterte es neben mir in gedämpfter Lautstärke los. 

Ich lehnte mich näher zu Armitage, hielt meine Stimme ebenso gesenkt, "Scht, ganz ruhig. Daran lässt sich jetzt nichts mehr ändern. Lass dir am Besten nichts anmerken, Ren versucht doch nur, dich zu einer Reaktion zu provozieren. Gib ihm diese Bestätigung nicht. Ignorier ihn einfach."

Ein empörtes Schnauben begleitete meine letzten Worte als Hux diese hörte, dann waren wir auch schon am Tisch angekommen. Zu allem Übel war General Quinn ebenfalls wieder anwesend. Er schoss stumm wütende Blicke in meine Richtung ab, während er gerade das Essen auf seinem Teller aufspießte. General Parnadee saß neben ihm und amüsierte sich köstlich über die offensichtliche Wut ihres Sitznachbarn, wie ihre hochgezogene Augenbraue und der spöttische Zug um den Mund deutlich zeigten. 

Oh Mann, das kann ja ein lustiger Abend werden. Die Stimmung ist wirklich bombastisch!

Armitage zog, ganz Gentlemen, zuerst meinen Stuhl zurecht, damit ich mich setzen konnte. Gleich darauf saß er auch schon neben mir und ergriff als deutliches Zeichen meine Hand, welche auf dem Tisch lag. Wir wechselten einen schnellen Blick, gefolgt von einem Lächeln. General Pryde saß steif schräg gegenüber, missbilligend huschten seine Augen zwischen Armitage und mir hin und her. 

"General Hux, wie schön, dass Sie es zu uns geschafft haben. Darf ich davon ausgehen, dass Sie und Ihre wunderschöne Begleitung bei den kommenden Verhandlungen auf unserem Planeten gemeinsam erscheinen werden?", ließ sich Lord Ember direkt neben Hux vernehmen. 

"Mit Sicherheit wird Victoria mich begleiten, Lord Ember." 

Der Angesprochene nickte mir lächelnd zu, bevor er fortfuhr, "Sehr schön. Wenn wir uns dann gleich auf einen Termin festlegen könnten?"

"Victoria, hast du dein Datenpad griffbereit?", Armitage sah zu mir herum. 

"Ja natürlich. Ich werde alles notieren."

"Welcher Termin schwebt Ihnen denn vor, Lord Ember?" 

"Ich würde die Demonstration Ihrer Waffe gerne noch abwarten, General. Sagen wir in 4 Tagen?"

 Anstatt einer Antwort wandte Armitage sich mir zu. Ich hatte in der Zeit schon seinen Terminkalender geöffnet und überprüfte schnell alle eingegebenen Daten. Anschließend zeigte ich Armitage das freie Terminfeld.

"Den Termin können wir wahrnehmen, Lord Ember." Armitage und der Lord unterhielten sich noch einen Augenblick über diverse Themen, als ein Kellner hinter uns trat. Die anderen Gäste mussten sich ihre Speisen am Büfett selbst anholen, an unserem Tisch hingegen genoss man den Luxus, bedient zu werden. Während wir auf unser Essen warteten, drehten sich die Gespräche teilweise um interne Angelegenheiten der Ersten Ordnung und um die bevorstehende Demonstration. Armitage hielt auch weiterhin meine Hand fest, warf mir immer wieder verliebte Blicke zu und nahm mich auch noch einmal vor allen Anwesenden in den Arm. 

Offenbar hatte General Pryde irgendwann genug gesehen, denn er erhob sich, um hinter Hux stehen zu bleiben. Irritiert sah Armitage zu ihm auf. "General Hux, auf ein Wort!" 

Armitage atmete tief durch, bevor er sich mir zuwandte. "Komm,Victoria. General ..."

"Ich wünsche ein Gespräch nur mit Ihnen. Unter vier Augen!", Pryde wurde immer nachdrücklicher. Hux' Finger schlossen sich fester um meine, während er und Pryde sich ankunkelten, daher legte ich schnell meine Hand auf seine Schulter. 

"Es ist in Ordnung, Armitage. Wirklich." Ich beugte mich näher zu ihm vor, "und nimm dir nicht alles zu Herzen, was er sagen wird." Ergeben nickte Armitage mir zu, bevor er aufstand um Pryde zu folgen. Allerdings nicht, ohne mir vorher noch einmal einen Kuss zu geben. 

Ein Klirren gegenüber zog meine Aufmerksamkeit zurück zum Tisch. Quinn hatte gerade eine sich rasch ausbreitende Pfütze produziert, weil er sein Glas umgestoßen hatte. Schnell versuchte er den Schaden einzudämmen, indem er seine Serviette hektisch herumschwenkte. Dabei wedelte er diese allerdings so arg umher, dass er damit noch eine Krokette von seinem Teller fegte. 

  Nicht lachen Ria! Nicht lachen! 

Gerade bemerkt Quinn, dass der Inhalt des umgestoßenen Glases auch auf seine Hose gelaufen war, worauf er seine Bemühungen auf den nassen Fleck in seinem Schritt konzentrierte und dort hektisch zu wischeln begann.

Himmel! Das macht er jetzt nicht ernsthaft! 

Dummerweise kreuzte mein Blick den von General Parnadee. Sie musste genauso stark an sich halten um nicht zu lachen. Ich registrierte, wie sich meine Mundwinkel ebenfalls nach oben zogen. 

Nein Ria! Du wirst jetzt NICHT anfangen zu lachen!

"Da war jemand aber sehr von Ihrer Darbietung gefesselt, Miss Deveron. Vor lauter Staunen und Anstarren hat General Quinn sein Paket doch glatt zu früh abgeliefert." Als sich dann auch noch Kylo Ren mit diesem trockenen Kommentar einzumischen begann, war es mit meiner Selbstbeherrschung endgültig vorbei. 

Generalin Parnadee ging es auch nicht besser, auflachend kapitulierte sie vor der aktuellen Situation. Ich schlug meine Hand vor den Mund und begann ebenfalls herzhaft zu lachen. So viel Sarkasmus hätte ich Kylo Ren gar nicht zugetraut. Als ich den geschockten Blick bemerkte, mit dem Quinn mich, Ren und Parnadee bedachte, lachte ich nur umso mehr. Überrascht stellte ich fest, das Kylo ebenfalls lächelte. Quinn wurde die Demütigung derweil zuviel, wütend schleuderte er seine Serviette auf den Tisch und wankte aufgebracht davon. 

"Ihnen ist bewusst, dass Sie sich mit ihm keinen Freund gemacht haben?", merkte Kylo neben mir an. 

"Ich glaube mich zu erinnern, dass Ihnen dazu eine passende Erklärung eingefallen ist, Ren." Fragend blickte er mich an.

"Sie sagten, ich habe mächtige Feinde hier an Bord", präzisierte ich meine Aussage. 

"Nun, dem ist definitiv so." Mit undurchdringlichem Blick streifte er mich. 

Weshalb verhält er sich mir gegenüber jetzt so? Zuerst spricht er Drohungen aus, dann ergreift er Partei für mich. So richtig schlau werde ich nicht aus ihm. 

Als Kylo Ren sich abrupt erhob, riss er mich damit unsanft aus meinen Überlegungen. Irritiert blickte ich auf seine Hand, welche er mir entgegenhielt. "Tanzen Sie mit mir." 

Okay, das war keine Bitte. Aber dennoch ...

So liebenswürdig ich konnte, blickte ich zu ihm auf. "Nein, danke. Ich verzichte."

Seine Hand schnellte vor, um mich am Oberarm zu packen und aus dem Stuhl zu ziehen. Leise zischte er mir meine Gedanken zu, "Das war keine Bitte! Sie befinden sich nicht in der Position, um abzulehnen."

Am Tisch kehrte schlagartig Stille ein, doch keiner der Anwesenden wagte es dazwischenzugehen. Ohne eine Erwiderung meinerseits abzuwarten, bugsierte Ren mich durch die Gäste hindurch, hinüber zur Tanzfläche. Hilfesuchend sah ich mich nach Armitage um. Als unsere Blicke sich trafen, entdeckte ich unverhohlenes Entsetzen bei ihm. Er war gerade genauso fassungslos wie ich. 

Hux ließ General Pryde einfach stehen und versuchte uns mit schnellen Schritten einzuholen. Dumm nur, dass der Abstand zwischen uns schon zu groß war. Armitage hatte uns noch nicht einmal ansatzweise eingeholt, da brachte Kylo Ren sich mit mir in Stellung. Gezwungenermaßen begann ich mich im Takt zu bewegen, ließ mich von ihm führen.

"Warum tun Sie das, Ren? Was versprechen Sie sich davon?", ging ich gleich in die Offensive. 

"Oh General Hux' entgeistertes Gesicht ist mir durchaus Belohnung genug." In Kylos Stimme war die Geringschätzung nicht zu überhören.

"Sie handeln aus niederen Beweggründen, wie Snoke bereits so treffend anmerkte." 

"Wagen Sie es nicht, über mich urteilen zu wollen. Sie kennen mich nicht. Wieso mögen Sie Hux so sehr?", fragte Kylo weiter. 

Diese Frage überraschte mich dermaßen, dass ich aus dem Takt kam. Kylo war damit kurzzeitig ebenfalls überfordert und so nutzte ich die Gunst der Stunde und trat ich ihm einmal ordentlich auf den Fuß. Natürlich ganz aus versehen. "Hoppla. Wie ungeschickt von mir!", flötete ich mit honigsüßer Stimme.

Von wegen. Das war die pure Absicht! 

"Zurück zu meiner Frage. Weshalb mögen Sie den General so sehr?", Ren ließ nicht locker.

"Weshalb mögen Sie ihn nicht? Die Feindschaft zwischen ihnen beiden ist nicht zu übersehen."

 "Hux ist nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht. Ohne Rücksicht auf Verluste. Er ist bereit über Leichen zu gehen."

"Dasselbe kann ich über Sie genauso wiedergeben, Ren." 

Kylo Ren schüttelte den Kopf, "Nein. Sie wissen nichts über mich, daher können Sie sich auch kein Urteil erlauben. Zudem glaube ich nicht, dass er für tiefergehende Gefühle wie Liebe oder Zuneigung überhaupt fähig ist."

Da täuschst du dich aber gewaltig!

"Sie sind auch nicht gerade der Typ Mann, dem ich solche Emotionen zugestehen würde." Ich konnte mir nicht helfen, aber Kylo Ren machte mich unglaublich wütend. Er ließ einfach kein gutes Haar an Armitage. 

Mit Erleichterung registrierte ich, das der Tanz sich bald seinem Ende näherte. Ein Blick zur Seite offenbarte Hux, der nervös am Rande der Tanzfläche auf und ab lief, Kylo Ren und mich dabei immer im Blick behaltend. Ich konnte ihm förmlich ansehen, dass er mich am liebsten sofort aus Kylo Rens Fängen befreit hätte. So wie die letzten Töne der Melodie verklungen waren, gab mein unerwünschter Tanzpartner mich frei. 

Es dauerte keine Sekunde, dann schlossen sich auch schon die nächsten Arme um mich, Armitage hatte uns erreicht. "Ist alles in Ordnung, Victoria?", Hux hielt mich fester. 

"Ja, natürlich." 

Kylo Ren verließ die Tanzfläche, bewegte sich nah an uns vorbei. Der Blick, mit welchem er uns bedachte, war unergründlich. Ich wandte mich in Armitages Armen um. "Was wollte General Pryde von dir?" 

"Mich nachdrücklich darauf hinweisen, dass ich meine ... unangebrachten Gefühle für dich nicht so offen zur Schau stellen soll", erklärte er mir, während wir uns langsam den Weg zu unserem Tisch bahnten.

Ich schüttelte den Kopf, "Mach dir nichts daraus."

Der Restliche Abend verlief bedeutend ruhiger, als der vorangegangene Teil. Armitage und ich tanzten noch bis spät in die Nacht, wobei er eifersüchtig darauf achtete, dass mir niemand mehr zu nahe kam. Ein gewisser, aufdringlicher Lord Kisal hatte meinen Tanz mit Kylo Ren nämlich bemerkt und versucht erneut, mich Hux abzuwerben, worauf er sich eine recht nachdrückliche Zurechtweisung einfing. 

An einem angemessenen Zeitpunkt verabschiedeten wir uns von den Gästen, um uns zurückzuziehen. Etliche waren ohnehin schon aufgebrochen. Kaum waren wir im Quartier, zog Armitage mich stürmisch in seine Arme. Er hielt einen kurzen Moment inne, um mir in die Augen zu sehen. 

"Ich konnte es vorhin fast nicht ertragen, dich in Kylo Rens Armen zu sehen. Es ist mir unglaublich schwer gefallen, nicht dazwischenzugehen und dich aus seinen Fängen zu befreien."

"Glaub mir, das war dir deutlich anzusehen gewesen", ich streichelte seine Wange. "Und genau deswegen hat Kylo Ren so gehandelt. Er hat nämlich genau auf so eine Reaktion deinerseits gewartet." 

 Ich ließ mich in seine Umarmung fallen und genoss das Gefühl, welches mich darauf überkam. Bei ihm fühlte ich mich geborgen und sicher. Schmunzelnd bemerkte ich, wie Armitage über mir krampfhaft versuchte, ein Gähnen zu unterdrücken. 

"Wir sollten den Tag langsam abschließen. Morgen wird unsere Anwesenheit aufs neue verlangt." Verliebt blickte ich in seine Augen.

"Dir entgeht auch wirklich nichts, Victoria. Aber du hast Recht, lass uns schlafen gehen." Armitage und ich waren beide dermaßen erschöpft, dass wir sofort einschliefen, so wie wir in die Kissen sanken.

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