Kapitel 2 - Aufbruch
Noch immer völlig überfahren von der mir anvertrauten Mission, verließ ich zügigen Schrittes die Kommunikationszentrale. Leia hatte mir noch einige weitere Details anvertraut, wie ich dem Widerstand sicher und ohne aufzufliegen Nachrichten zukommen lassen konnte. Wir wussten, dass die Erste Ordnung alle ausgehenden Nachrichten penibel überprüfte, bevor sie die Freigabe zur Weiterleitung gaben. Aber Leia hatte ihre Kontakte, und so auch viele verschiedene Möglichkeiten. Ja, unsere Generalin hatte alles genaustens durchdacht. Jetzt saßen alle Spielfiguren auf ihrer Position und warteten darauf, das ich meinen vorgesehenen Platz einnahm und den nächsten Zug machte. Der Einsatz war geradezu überwältigend hoch, denn nicht nur mein Leben stand auf dem Spiel, sondern auch das des gesamten Widerstands. Denn sollte ich auffliegen, würde die Erste Ordnung ganz schnell eins und eins zusammenzählen und ihrerseits den nächsten Zug machen. Und wenn die Erste Ordnung eines war, dann verdammt gut bewaffnet und ausgerüstet. Richtig gezielt, konnten sie uns genau dort treffen, wo wir den größten Schaden nehmen würden.
Also, alles recht locker. Nur keinen Stress, solche Aufgaben bewältige ich jeden Tag vor dem Frühstück. Oh Mann.
Für einen kurzen Moment hielt ich in dem Gang inne, um den Kopf gegen die Wand sinken zu lassen. Normalerweise half mir mein Sarkasmus immer recht gut weiter, aber heute war ich wohl irgendwie nicht in Bestform.
Ein laut durch den Gang schallendes "Ria" ließ mich zusammenzucken. Ich wandte den Kopf und blickte Poe Dameron entgegen, der auf mich zugelaufen kam. Leicht außer Atem blieb er vor mir stehen um mich mit einem sehr besorgten Blick zu betrachten.
Verdammt, sehe ich wirklich so mitgenommen aus, wie ich mich fühle?
"Ria, was ist passiert?" Seine Frage klang aufrichtig besorgt.
Ich schüttelte nur den Kopf und drückte mich schnell an Poe vorbei, um meine Sachen zu packen und diesem Gespräch zu entkommen, doch so leicht ließ er mich nicht davonkommen.
Mit schnellen Schritten schloss er zu mir auf und passte seine Geschwindigkeit der meinen an, bis wir im Gleichschritt durch die Flure liefen. "Ria, bitte rede mit mir. Was hat Generalin Organa zu dir gesagt? Worum geht es in dieser Mission?"
"Leia hat mir eine sehr wichtige Aufgabe anvertraut, die ich allerdings nicht hier erledigen kann. Deswegen muss ich fortgehen. Noch heute. Jetzt gleich." Fast hatte ich mein Quartier erreicht, es waren nur noch ein paar Schritte. Aber wenn ich dachte, dass Poe sich mit dieser Antwort so einfach abspeisen lassen würde, dann hatte ich mich getäuscht denn er packte mich an den Schultern und hielt mich so auf. Eigentlich hätte ich es besser wissen müssen.
Poe lief um mich herum um in mein Gesicht sehen zu können. Seine Augen blitzten lauernd als er seine Frage erneut stellte. "Was soll das heißen du gehst weg? Wohin gehst du? Wohin führt dich deine Mission?" Sein Griff um meine Schultern war mit jedem Wort fester geworden.
"Poe bitte lass mich."
Doch dieser dachte nicht daran und kam mir nur noch näher. "Ria. Wohin. Gehst. Du?" Bei jedem Wort schüttelte er mich nun durch, nachdrücklich nach einer Antwort verlangend.
"Zur Ersten Ordnung! Meine Aufgabe führt mich zur Ersten Ordnung!" Die Antwort hatte meinen Mund schneller verlassen, als dass ich genauer über die Konsequenzen hätte nachdenken können.
Fassungslos, mit weit aufgerissenen Augen starrte Poe in mein Gesicht und schüttelte dabei ungläubig seinen Kopf. "Nein. Nein. Das glaube ich dir nicht. Das kann Generalin Organa nicht tun." Seine Hände lagen immer noch um meine Schultern, seine Finger gruben sich regelrecht in meine Haut.
"Sie kann. Es ist alles genaustens durchdacht Poe. Bitte, lass mich los." Mit einem Ruck befreite ich mich von seinen Händen um in meinem Quartier zu verschwinden, doch Poe folgte mir hartnäckig. Während er noch mit der Situation haderte, packte ich in aller Eile meine Tasche. Viel war es nicht.
"Du kannst den Auftrag ablehnen. Bitte Leia, jemand anderen zu finden", forderte Poe, worauf ich nur nachdrücklich den Kopf schüttelte.
Ich stoppte kurz in meinem Tun. "Ich kann nicht ablehnen, weil ich bereits zugestimmt habe." Jetzt drehte ich mich zu ihm um. "Die Entscheidung ist gefallen Poe. Ich habe mich entschieden." Meine gepackte Tasche in der Hand standen wir uns gegenüber. Rehbraune Augen trafen auf Himmelblaue.
"Du kannst nicht gehen", sagte Poe rau, schüttelte den Kopf. "Du kannst nicht." Er sah zu Boden, dann wieder auf zu mir. "Du kannst mich nicht verlassen!"
"Wieso nicht?" Langsam wurde mir die Situation unheimlich, denn mir drängte sich eine böse Vorahnung auf.
Völlig aufgeschmissen sah Poe mich an. "Kannst du dir das nicht selbst beantworten?"
Bitte nicht, oh bitte nicht.
"Poe..."
"Weil ich dich liebe Ria, darum! Deshalb kannst du nicht gehen."
Okay. Scheiße. Jetzt war es raus. Poes Geständnis hing schwer zwischen uns in der Luft. Wartete auf eine Antwort meinerseits. Langsam legte ich meine Tasche auf dem Boden ab und trat näher an Poe heran. Ergriff sein Gesicht mit beiden Händen. Ich wollte ihm nicht weh tun, aber diese Situation konnte so nicht im Raum stehen bleiben. Zumal die Gefahr bestand, dass dieser unverbesserliche Hitzkopf mir hinterherfliegen würde, um irgendeinen waghalsigen Rettungsversuch zu starten. Mit einem letzten zittrigen Atemzug sah ich ihm tief in die Augen. Und zerstörte seine Hoffnungen. "Poe, das Gefühl beruht nicht auf Gegenseitigkeit. Ich sehe einen sehr guten Freund in dir, fast schon einen Bruder. Aber Liebe? Nein. Es tut mir leid, aber ich liebe dich nicht." Es tat verdammt weh, den letzten Funken Hoffnung in diesen tiefbraunen Augen erlöschen zu sehen. Mehr als ich mir zugestehen wollte. Aber jetzt war alles gesagt.
Poe konnte mir nicht mehr in die Augen sehen und wandte den Blick ab. Eine einzelne Träne floss ungehindert über sein Gesicht, seine Schultern bebten.
Na das habe ich ja großartig hinbekommen, gut gemacht Ria.
"Poe." Ich machte einen vorsichtigen Schritt in seine Richtung. Vielleicht um ihm die Tränen wegzuwischen, vielleicht um ihn noch ein letztes Mal in den Arm zu nehmen. Ich wusste es nicht, denn es sollte nie dazu kommen.
"Lass mich!" Poe schlug meinen ausgestreckten Arm beiseite, wandte sich um und verließ mein Quartier.
Hoffentlich begegnet ihm unterwegs niemand.
Zitternd ließ ich mich dort zu Boden fallen, wo ich gerade stand und versuchte der Tränen Herr zu werden, die mir nun ebenfalls ungehindert über das Gesicht flossen.
Mein Datenpad blinkte nun schon seit einer ganzen Weile, aber ich konnte mich einfach nicht dazu überwinden aufzustehen und nachzusehen. Mein Zeitgefühl war mir völlig abhanden gekommen, gefühlt war bestimmt schon eine Ewigkeit vergangen.
Raschelnd wurde der Vorhang zu meinem Quartier zur Seite geschoben, herein kam Leia. "Oh Kind." Leia kniete sich auf den Boden neben mich. "Fürchtest du dich?" Mitfühlend legte sie eine Hand auf meine Schulter.
Auf ihre Frage schüttelte ich nur den Kopf, meiner Stimme vertraute ich im Moment noch nicht.
"Was ist dann geschehen?", wollte Leia wissen.
Ich brachte nur ein jämmerliches "Poe" zustande, bevor mir erneut die Tränen kamen. Leia zog mich in eine wohltuende Umarmung, in die ich mich ungehemmt fallen ließ. Hätte mir heute morgen jemand gesagt, das ich mich in Leias Armen ausheulen würde, ich hätte es ihm nicht geglaubt. Aber jetzt, tja. Langsam versiegten meine Tränen. Leicht peinlich berührt blickte ich meine Generalin an, doch diese schenkte mir ein gütiges Lächeln. Frei von jedem Vorwurf.
"Ich kümmere mich darum Ria. Doch du musst jetzt aufbrechen. Halte mich bitte nicht für hartherzig, aber die Erste Ordnung erwartet ihr Shuttle zu einer gewissen Zeit. Ein wenig Spielraum für Verzögerungen haben wir, aber alles weitere wirft nur unangenehme Fragen auf. Und wir wollen doch einen möglichst guten Eindruck hinterlassen, oder?" Leia lächelte mich an.
Gemeinsam standen wir auf. Einen Blick in den Spiegel wollte ich lieber nicht werfen, ich sah mit Sicherheit fürchterlich aus.
Leia persönlich, brachte mich bis zu Hangar zwei. An der Seite der Generalin wagte es niemand mir Fragen zu stellen, doch meine verheulten Augen mussten dem ein oder anderen sicher auffallen. Vor der Rampe die ins Innere des Shuttles führte, hielten wir noch einmal an.
"Der Flug dauert einige Parsec, du hast also genug Zeit dich wieder zu sammeln. Unsere Hoffnungen begleiten dich Ria. Möge die Macht mit dir sein."
Ich neigte leicht den Kopf vor Leia. "Danke Generalin Organa. Für alles." Mit diesen Worten verabschiedete ich mich von Leia und begab mich ins Innere des Shuttles. Mit einem Zischen schloss sich die Rampe hinter mir. Hier war ich also, ließ alles mir bekannte zurück, um eine neue Aufgabe anzutreten. An den Geräuschen um mich herum erkannte ich, dass wir bereits losgeflogen sein mussten. Erschöpft lehnte ich mich in dem Sitz zurück und schloss die Augen. Leias letzter Satz ging mir noch einmal durch den Kopf. "Möge die Macht mit dir sein." Ja, guten Beistand von welcher übernatürlichen Macht auch immer konnte ich mit Sicherheit sehr gut gebrauchen.
Mit einem Ruck beschleunigte das Shuttle auf Überlichtgeschwindigkeit. Jetzt gab es kein zurück mehr.
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