Kapitel 11 - Fürsorge
Ein äußerst nachdrückliches Klopfen an meiner Tür riss mich aus dem Tiefschlaf. Himmel, wieso musste diese penetrante Person denn eigentlich so energisch gegen meine Tür hämmern? Ich hatte das Gefühl, als ob mein Kopf gerade in Tausend Teile zerspringen wollte. Stöhnend stand ich aus meinem Bett auf, um dem Gepolter ein Ende zu machen. Wenigstens begann mein Quartier sich nicht schon wieder zu drehen, aber ich war noch weit davon entfernt sagen zu können, das es mir gut ging.
Ich aktivierte den Sensor neben der Tür. Augenblicklich kam ein recht aufgebrachter Kapitän Peavey hereingestürmt, der den Anschein erweckte, mir eine Standpauke halten zu wollen. Offensichtlich musste ich aber wirklich ziemlich beschissen aussehen, zumindest ließ Peaveys Gesichtsausdruck so etwas erahnen, denn die erwartete Zurechtweisung blieb aus. "Setzen Sie sich lieber, Offizierin Deveron. Ich möchte nicht, dass Sie umkippen, Sie sehen wirklich nicht gut aus."
"Danke Sir." Ich wankte zurück zu meinem Bett und wollte mir lieber gar nicht so genau vorstellen, welchen Anblick ich abgeben musste.
"Doktor Dorey hat mich gestern Nacht kontaktiert um mir mitzuteilen, das es Ihnen überhaupt nicht gut geht. Er wollte mir allerdings nicht verraten, was Ihnen fehlt. Ärztliche Schweigepflicht."
Na wunderbar, vielen Dank Kimura.
Jetzt kam ich in die Verlegenheit, mir eine Erklärung einfallen zu lassen. Aber, wie begründete ich meinen Zustand am Besten? Welche Erklärung ergab den meisten Sinn? "Doktor Dorey meinte, dass es sich hierbei um einen kleinen Schwächeanfall handelt, nichts weiter dramatisches. Morgen sollte ich wieder soweit hergestellt sein, um meinen Pflichten nachzukommen, Sir. Der heutige Ausfall tut mir schrecklich Leid. Ich hoffe, ich bereite Ihnen damit keine Probleme?"
Kapitän Peavey schüttelte den Kopf. "Machen Sie sich darüber keine Gedanken. Ruhen Sie sich heute ohne ein schlechtes Gewissen aus. Wenn Sie sich morgen wieder besser fühlen, können Sie natürlich wieder zum Dienst erscheinen." Mit diesen Worten nickte er mir abschließend zu, um mein Quartier wieder zu verlassen.
Ich schickte ihm schnell noch ein "Vielen Dank, Sir" hinterher.
Herrje, ich war sowas von fertig. Schon dieses kurze Gespräch hatte mich angestrengt. Ich entdeckte gerade mein Datenpad auf dem Kopfkissen neben mir, als mir zwei Dinge schlagartig ins Bewusstsein schossen. Erstens, was war mit Poe? Hatte Kimura schon etwas neues herausgefunden? Wegen meiner Lage gestern hatte ich überhaupt nicht mehr an ihn gedacht. Sofort überfiel mich ein schlechtes Gewissen, was war ich Poe nur für eine schlechte Freundin? Ich musste mich gerade ziemlich zusammenreißen, um nicht Hals über Kopf loszurennen und ihn zu suchen.
Zweitens, entdeckte ich mit aktivieren des Datenpads unheimlich viele unbeantwortete Nachrichten von Armitage. Verdammt, das ließ nichts gutes erahnen, der Arme war sicherlich außer sich. Und vermutlich schon auf dem Weg hierher, da ich mich seit gestern am frühen Nachmittag nicht mehr bei ihm zurückgemeldet hatte. Ich beschloss trotzdem, mich zuerst einmal wegen Poe bei Kimura zu erkundigen. "Guten Morgen, Kimura. Konntest du schon etwas wegen der besprochenen Lage herausfinden?" Besser ich verhielt mich ein wenig zurückhaltend, was nachfragen bezüglich eines Gefangenen anging. Ich wusste zwar, dass Nachrichten, von einem Offizierspad verschickt, nicht kontrolliert wurden, (sonst würde ich solche vertraulichen Nachrichten auch nicht mit Hux austauschen), aber wie das bei Kimuras Datenpad aussah, wusste ich nicht. Obwohl, vielleicht hätte ich diesen Punkt schon etwas früher bedenken sollen. Würde sein Datenpad überprüft, hielt unser Alibi bezüglich meines Schwächeanfalls dem nicht lange stand.
Mist verdammter, ich muss wirklich etwas umsichtiger vorgehen, immerhin bin ich hier an Bord der Finalizer, immer noch im Territorium des Feindes.
"Guten Morgen, Ria, wie fühlst du dich heute? Geht es dir etwas besser? Ich habe gerade keine weiteren Patienten, bin gleich bei dir. Du musst dich noch schonen."
So weit so gut. Ich las zwischen den Zeilen heraus, dass er anscheinend Neuigkeiten hatte, mir diese aber nicht per Nachricht zukommen lassen wollte. Ich hoffte wirklich, dass es Poe den Umständen entsprechend gut ging, Sicherheit bekam ich allerdings erst nach dem Gespräch mit Kimura. Trotz meiner Sorge um Poe schob ich dieses Problem erst einmal zur Seite, um mich mit den Nachrichten von Hux auseinanderzusetzen. Er hatte sich, wie versprochen gegen Abend noch einmal bei mir gemeldet, allerdings keine Antwort von mir erhalten. Die darauf folgenden Nachrichten wurden immer besorgter, die Zeitabstände zwischen den einzelnen Texten immer kürzer. Mit seiner Mitteilung von heute Morgen setzte Armitage dem ganzen aber die Krone auf. "Victoria, ich habe meine Aufgaben hier frühzeitig abgebrochen und bin auf dem Weg zurück zur Finalizer. Da ich nichts von dir gehört habe, mache ich mir die größten Sorgen um dich! Es ist etwas passiert, richtig? Ich sollte gegen 0700 auf der Kommandobrücke eintreffen. Weiß Kapitän Peavey bescheid?"
Ein kurzer Blick auf die Zeitanzeige bestätigte mir, dass Armitage mittlerweile auf der Brücke angekommen sein musste, es war nämlich schon 0720. Hoffentlich ließ er sich seine Besorgnis nicht so offen anmerken, sondern hielt den Anschein aufrecht. In diesem Moment vermeldete der Türsensor einen Besucher, es konnten entweder Kimura oder Hux sein. Schwankend kam ich wieder auf die Beine, um dem Besucher die Tür zu öffnen. Aufatmend erblickte ich Kimura, ich wollte wegen Poe nämlich nicht mehr länger im Ungewissen bleiben. Sobald die Tür hinter ihm zugefallen war, bombardierte ich ihn mit meinen Fragen. "Warst du bei Poe? Wie geht es ihm? Ist er schwer verletzt? Wie bekommen wir ihn hier wieder heil raus? Kimura! Jetzt sag schon was, verdammt!"
Mit erhobenen Händen hatte Kimura schon die ganze Zeit versucht, meinen Redefluss zu stoppen, nun kam er endlich zu Wort. "Ria, leg dich erst einmal wieder ins Bett, du bist immer noch beunruhigend blass. Ich erzähle dir gleich alles versprochen." Damit kam er meinem Protest zuvor und nahm mir gleichzeitig den Wind aus den Segeln.
Erst hinlegen, dann bekam ich die gewünschten Informationen. Leicht taumelnd kam ich seiner Aufforderung nach.
Kimura setzte sich an den Bettrand, bevor er endlich mit seinen Erklärungen begann. "Poe wurde bis jetzt nur von Sturmtrupplern verhört, aber noch nicht von Ren. Diese Tortur steht ihm erst noch bevor. Bis jetzt hat Poe dicht gehalten und keine Informationen preisgegeben, dass wird sich allerdings ändern, sobald sich Kylo Ren mit ihm befasst. Ich weiß allerdings nicht, wie wir beide ihm helfen können, vor seiner Zelle sind ständig zwei Einheiten Sturmtruppler positioniert. Für dieses Problem habe ich noch keine Lösung gefunden."
Mit wachsendem Entsetzen hatte ich Kimura zugehört. Es musste doch eine Möglichkeit geben Poe zu helfen, so aussichtslos konnte seine Lage doch nicht sein. Ich weigerte mich, dies zu glauben. Gerade wollte ich nach weiteren Vorgehensweisen suchen, da summte der Türsensor erneut. Nachdrücklich und dauerhaft, jemand wollte sich anscheinend mit aller Macht Einlass verschaffen. Ich wusste genau, wer vor meiner Tür stand, es war Armitage. Dem Dauerbrummen des Sensors nach zu urteilen, ein wirklich aufgebrachter Armitage.
Kimura bedeutete mir, mich ordentlich auf dem Bett auszustrecken, ehe er Richtung Türöffner lief. Er öffnete dem General, blieb aber demonstrativ erst einmal mitten in Hux' Weg stehen und versperrte ihm so die Sicht auf mich. "General, die Offizierin braucht dringend Ruhe. Das gestaltet sich allerdings als unmöglich, wenn Sie penetrant den Summer betätigen!"
Leider musste Kimura auf die harte Tour lernen, dass man sich einem besorgen Hux besser nicht in den Weg stellte, denn der General stieß den Arzt kurzerhand einfach zur Seite weg, um mit großen Schritten in mein Quartier zu stürmen. "Victoria!", schnell war Hux an meiner Seite. Er setzte sich genau dorthin, wo Kimura noch vor wenigen Augenblicken gesessen hatte. Ich blickte hoch in seine Augen und konnte darin echte, aufrichtige Sorge um mich erkennen. Seine beiden Hände umfassten meine Finger, welche auf der Bettdecke ruhten. "Victoria, Liebes, was ist mit dir passiert? Du siehst überhaupt nicht gut aus!"
Mit einem Lächeln verflocht ich unsere Finger miteinander. "Es ist nichts, nur ein kleiner Schwächeanfall. Der hat mich eine Zeitlang aus der Bahn geworfen."
Hux machte ein Gesicht, als wollte er mir nicht wirklich glauben.
"Bist du wirklich nur wegen mir zurückgekommen? Und hast deine Arbeit stehen und liegen lassen? Hux, was ist wenn du deswegen Ärger bekommst?"
Armitage lächelte zu mir herab. "Mach dir deswegen keine Gedanken. Das meiste und vor allem wichtigste konnte ich abschließen. Jetzt ist es erst einmal vorrangig, das es dir wieder besser geht." Er beugte sich für einen Kuss zu mir herab, um mir anschließend tief in die Augen zu blicken.
Hinter uns räusperte sich Kimura außerordentlich lautstark.
Genervt verrollte Hux die Augen, ehe er sich zu dem Arzt umdrehte.
Ich wette, er verflucht ihn gerade für diese Störung.
"Wenn Sie hier nichts mehr zu tun haben, dann verlassen Sie bitte Victorias Quartier."
Ich musste mir wegen dieser Äußerung gerade ziemlich auf die Zunge beißen, um nicht laut aufzulachen. Er warf ernsthaft den Arzt aus meinem Zimmer?
Kimura musste wohl genauso erstaunt über die Forderung des Generals sein, er stand wie festgewachsen an einem Ort, ein ungläubiger Ausdruck auf dem Gesicht. "Ich muss doch sehr bitten", kam es leicht eingeschnappt von ihm zurück. An mich gewandt fuhr er fort, "Offizierin Deveron, ich bitte Sie, sich an die von mir verordneten Ruhephasen zu halten, zumindest heute. Dann sollten Sie morgen schon wieder soweit hergestellt sein, um am Dienst teilnehmen zu können."
"In Ordnung", bestätigte ich. "Bevor Sie gehen, haben Sie vielleicht noch ein Schmerzmittel für mich? Mein Kopf tut höllisch weh."
Kimura nickte und kramte etwas aus seiner mitgebrachten Tasche hervor. Er legte einen Blister mit Schmerztabletten auf den kleinen Tisch neben dem Bett, bevor er sich von uns verabschiedete.
Als Armitage und ich alleine waren, wandte er seine volle Aufmerksamkeit zu mir. "Wie fühlt du dich? Sind die Schmerzen sehr stark?" Er fasste wieder nach meiner Hand, drückte meine Finger leicht.
"Ich würde die Tablette gerne gleich nehmen. Kannst du mir einen Schluck Wasser holen?", bat ich Hux.
Dieser nickte und kam gleich darauf mit einem Glas aus dem angrenzenden Badezimmer zurück. "Hast du schon gefrühstückt, Victoria?", wollte Armitage von mir erfahren, sobald ich die Tablette genommen hatte.
"Nein noch nicht. Und du?"
Hux schüttelte ebenfalls verneinend den Kopf.
Ich wagte mich an einen Vorschlag, welcher Hux mit Sicherheit gefallen würde. "Wollen wir vielleicht gemeinsam frühstücken? Wir könnten uns etwas von einem Droiden herbringen lassen."
Über Hux' Gesicht zog ein umwerfendes Lächeln. Er wirkte wirklich viel entspannter wenn er lächelte und offensichtlich hatte ich mit meiner Idee die volle Punktzahl erhalten. "Das ist eine ausgezeichnete Idee, Victoria. Hier." Er reichte mir sein Datenpad. "Meine Auswahl ist noch etwas größer als bei dir. Such dir aus worauf du Lust hast." Nachdem ich mir meine Auswahl zusammengestellt hatte traf Hux seine Entscheidung, dann erhob er sich. Fragend sah ich zu ihm auf.
"Ich muss noch einmal in meinem Quartier vorbeischauen und etwas abholen. Der Droide sollte einen Augenblick brauchen, bis er alles gebracht hat, bis dahin bin ich wieder bei dir." Für einen Kuss beugte er sich aber noch einmal vor. "Lauf mir bis dahin nicht weg."
"Lass mich raten, sonst musst du einen Suchtrupp losschicken?" Ich nahm sein Gesicht in meine Hände und zog ihn noch einmal zu mir herunter, mir war gerade nach etwas Zärtlichkeit.
Hux lachte. "Genau." Seine Lippen streiften noch einmal ganz sachte die meinen, dann war er fort.
Nachdem er gegangen war, kontaktierte ich noch einmal Kimura, schließlich waren wir vorhin mitten in unseren Planungen unterbrochen worden, und hatten auch noch keine zufrieden stellende Lösung für das Problem gefunden. "Wie können wir unsere Situation denn lösen? Fällt dir irgendetwas ein?" Es war äußerst schwierig, sich vage auszudrücken und dennoch genau zu vermitteln, was man eigentlich sagen wollte.
Zu meinem Glück verstand Kimura auch so, was ich von ihm wollte. "Ja tatsächlich. So wie es dein Dienstplan erlaubt und du frei hast, sobald es dir wieder besser geht, komm mich bitte auf der Station besuchen. Ich könnte ein wenig Hilfe gebrauchen."
Jetzt war ich neugierig darauf, was Kimura eingefallen war, doch leider konnte ich ihn nicht direkt danach fragen. Ich brannte darauf, Poe wiederzusehen, vor allem nach der Situation, wie wir auf der Widerstandsbasis auseinandergegangen waren. Hoffentlich ergab sich möglichst bald eine passende Gelegenheit. Ich musste irgendwie zusehen, das ich Hux loswurde, was aber einfacher gesagt war als getan, besonders, da er jetzt so fürsorglich um mich herumwuselte. Und wenn man gerade vom Teufel sprach, meldete meine Tür auch schon wieder einen Besucher - Armitage war zurück. Schnell öffnete ich ihm die Tür. Mit ihm zusammen erschien auch schon der Droide mit unserem Frühstück.
Hux nahm dem Servicedroiden schnell das Tablett mit den Speisen ab, um es auf meinem Schreibtisch zu platzieren. "Victoria, wieso läufst du hier herum? Ich habe genau gehört wie der Arzt zu dir sagte, dass du sich ausruhen sollst!" Mit energischen Handbewegungen scheuchte er mich wieder zurück ins Bett.
Etwas verdutzt starrte ich zu ihm hoch.
Das ist doch ein Witz, oder?
"Armitage, du weißt schon, das ich nur aufgestanden bin, um dir die Tür zu öffnen, oder?"
Irritiert hielt er in seinem Tun inne, das Frühstück vorzubereiten und sah grinsend zu mir zurück. "Diesen Punkt habe ich tatsächlich außer Acht gelassen."
Es ging nicht anders, ich musste einfach lachen. "Wo bist du nun schon wieder mit deinen Gedanken, Armitage?"
Sein Grinsen wurde neckender. "Bei dir. Wo sonst?" Mit einem Tablett beladen kam er zu mir.
Hm, Frühstück im Bett, daran könnte ich mich durchaus gewöhnen.
Vorsichtig setzt er es auf meinen Beinen ab, um anschließend mein Kinn mit einem Finger anzuheben. Einen langen Moment sahen wir uns an, niemand sagte etwas. Hux war schließlich der erste, der das Schweigen brach. "Was bekomme ich denn zum Dank? Wegen meiner Fürsorglichkeit? Ich kümmere mich nur um ganz besondere Menschen so."
Seine Worte schickten einen warmen Schauer durch mich hindurch. "Bin ich denn etwas besonderes?"
"Ja, Victoria, für mich bist du etwas ganz besonderes."
Ich musste ziemlich heftig schlucken, denn Hux fuhr gerade wirklich schwere Geschütze auf. Mir drängte sich wieder der Gedanke in den Sinn, dass es dem Mann sehr ernst mit seinen Äußerungen sein musste. Meine Hände glitten nach oben, umfassten seine Wangen. "Wäre das denn eine angemessene Belohnung?", wollte ich wissen, bevor ich ihn weiter zu mir herunterzog, um ihm einen Kuss zu geben, lange und zärtlich. Als wir uns voneinander gelöst hatten, durchbrach sein knurrender Magen die Stimmung.
Hux drehte den Kopf weg um zu lachen. "Entschuldige."
"Nicht dafür. Komm, setz dich, ich bin schon gespannt darauf, was du mir alles zu erzählen hast", auffordernd klopfte meine Hand auf die freie Bettseite neben mir.
Hux nahm ebenfalls Platz und gemeinsam lehnten wir uns an das Kopfteil hinter uns, jeder seine Kaffeetasse in der Hand. Ich stopfte mir gerade ein Croissant mit Marmelade in den Mund, als Hux zu erzählen beginnen wollte, doch er hatte noch gar nicht richtig mit seinem Satz begonnen, da stoppte er auch schon wieder um mich anzusehen.
Ich musste an meinem Croissant vorbeinuscheln. "Was ist denn?"
"Mit deinen vollgestopften Backen siehst du aus wie ein Spacehamster", erklärte Hux sein Verhalten.
Oh Mann, muss er ausgerechnet jetzt so einen Kommentar vom Stapel lassen?
Ich verschluckte mich natürlich prompt an meinem Essen. Wieso war mir klar, dass so etwas passieren würde?
Peinliche Sache Ria.
Armitage klopfte mir derweil auf den Rücken. Ein Blick über die Schulter zeigte mir, dass wenigstens einer sich köstlich über diese Situation zu amüsieren schien, was ich so natürlich nicht auf mir sitzen lassen konnte. Nachdem ich wieder zu Atem gekommen war fragte ich ihn, "amüsierst du dich auch gut?"
Bestätigend nickte Hux, ein breites Grinsen im Gesicht.
"Das ist nicht witzig!", fauchte ich zurück, konnte aber nicht lange ernst bleiben.
"Möchtest du wissen, was ich während meiner Abwesenheit gemacht habe? Es betrifft nämlich auch dich."
Aha, kam jetzt die Sprache auf das geheime Projekt, welches unter seinem Kommando stand? "Lass hören." Aufmerksam lehnte ich mich wieder an das Kopfteil des Bettes, achtete aber diesmal darauf, mein Essen in kleineren Bissen zu mir zu nehmen.
"Ich habe die fast fertiggestellten Arbeiten an einem unserer Projekte überprüft. Sehr bald werde ich von der Finalizer versetzt und auf dem Planeten stationiert, auf dem die Arbeiten anfallen. Die Waffe dort wird dann unter meinem Kommando stehen und du, als meine persönliche Assistentin wirst mich dorthin begleiten." Hux machte ein zufriedenes Gesicht während er mir die Details erläuterte. Zu einer Frage kam ich nicht, denn Hux war offensichtlich so Feuer und Flamme für sein zukünftiges Kommando, dass er mir alles genau erklären wollte. "Wir haben auf Ilum ein sehr großes Kybervorkommen im Planeteninneren entdeckt. Du weißt, wofür dieses Material verwendet wird?" Hux stoppte kurz in seiner Rede um meine Antwort abzuwarten.
"Ja, das verbauen die Jedi doch in ihren Lichtschwertern, oder?"
Er nickte bestätigend. "Genau. Aber dieses Material lässt sich auch auf eine andere Art nutzen. Es speichert nämlich Unmengen an Energie. Die Erste Ordnung hat keine Kosten und Mühen gescheut um eine Waffe zu erschaffen, welche es so noch nie gegeben hat. Wir haben den gesamten Planeten in eine Waffe verwandelt, in eine vielfach effektivere Form eines Todessterns, wenn man so will. Mit modernster Technologie ist es der Waffe möglich, ihren zerstörerischen Strahl quer durch die Galaxis abzufeuern. So können auch weit entfernte Welten dem jämmerlichen Widerstand keine Zuflucht mehr bieten, denn niemand, absolut niemand ist außerhalb unserer Reichweite. Victoria, stell dir nur mal die unbegrenzten Möglichkeiten vor! Wenn wir den Unterschlupf der Widerständler ausfindig machen könnten, würde ein Knopfdruck genügen um die Galaxis endlich von diesem Abschaum zu befreien." Armitage war während seinem Monolog immer euphorischer geworden, in seiner Stimme schwang echte Begeisterung mit.
Ich saß da, nahezu versteinert und war wie vor den Kopf gestoßen. Ich konnte die Tatsache nicht begreifen, dass der Mann, welcher so aufmerksam, liebevoll und fürsorglich mir gegenüber war, gleichzeitig so euphorisch davon sprach, Billionen von Leben auf einen einzigen Befehl hin auszulöschen. Aber was hatte ich erwartet, ich war immerhin mitten unter Feinden. Hux hatte es mit seiner lieben Art mir gegenüber leicht gemacht, ihn gern zu haben. Ich musste mir immer vor Augen halten, dass der Mann vor mir zwei Gesichter besaß und ich bekam immer nur das charmante zu sehen. Dabei vergaß ich allzu gerne die Tatsache, dass dieser Mann rücksichtslos und vor allem absolut skrupellos sein konnte, wenn es ihm zum Vorteil gereichte.
"Victoria? Was ist mit dir, du bist auf einmal so blass geworden!"
Scheiße, lass dir etwas einfallen Ria!
"Entschuldige bitte, mir ist auf einmal nur so schrecklich schwindelig geworden, der Raum dreht sich gerade um mich. Hast du etwas dagegen, wenn ich mich kurz ausstrecke?"
Armitage räumte schnell die Sachen zurück auf das Tablett und brachte es zum Schreibtisch, worauf er eilig wieder zurück kam, um sich ebenfalls zu mir ins Bett zu setzten. "Komm her", auffordernd streckt er mir seinen Arm entgegen, sodass ich mich gemütlich darunter kuscheln konnte.
Im Augenblick war mir allerdings überhaupt nicht danach, doch wie konnte ich das Angebot ablehnen, ohne seinen Argwohn zu erregen? Genau, gar nicht, also schmiegt ich mich an ihn, den Kopf auf seine Schulter gelegt. Armitage zog mich in eine Umarmung, sein Kopf ruhte auf meinem. Normalerweise hätte ich seine Zuneigung mit Sicherheit genossen, aber im Moment war ich zu sehr mit meinen eigenen Gedanken beschäftigt. Ich schalt mich innerlich eine Närrin, mich von einem General der Ersten Ordnung dermaßen durcheinander bringen zu lassen. Er war der Feind verdammt!
Genau diesen Moment suchte Hux sich aus, um gefühlsduselig zu werden. Also, noch mehr als sonst. "Ich bin froh wieder bei dir zu sein, Victoria. Wenn ich das nächste Mal auf die Starkiller Basis gehe, darfst du mich als meine persönliche Assistentin ganz offiziell begleiten. Dort werden wir mit Sicherheit noch mehr Zeit gemeinsam verbringen können, immerhin bist du jeden Augenblick an meiner Seite." Hux hob meinen Kopf ein Stück an, damit wir uns in die Augen sehen konnten. "Ich bin wirklich sehr froh, dass dich das Schicksal auf dieses Schiff gebracht hat, damit wir uns begegnet sind Victoria."
Er gab mir einen Kuss, welchen ich notgedrungen erwiderte. Ihn jetzt von mir zu stoßen war undenkbar, ich musste mir mein Ziel immer vor Augen halten.
Armitage fiel mein reserviertes Verhalten dennoch auf. "Liebes, wo bist du mit deinen Gedanken?"
Schnell schüttelte ich den Kopf. "Es tut mir leid, ich fühle mich immer schlechter mit jedem Moment." Um ehrlich zu sein war dass nicht mal gelogen, denn mir war wirklich elend zumute.
Armitage legte seine Hand an meine Stirn, fühlte dabei meine Temperatur. Besorgt blickte er mich an. "Du hast Fieber. Ich kontaktiere noch mal den Arzt." Er ließ mich vorsichtig auf dem Bett ab, um von seinem Datenpad aus eine Nachricht an Kimura zu schicken. Nachdem das erledigt war, huschte er ins Bad, um mit einem kühlen Tuch zurückzukommen, welches er auf meiner heißen Stirn ablegte.
Er kümmert sich wirklich rührend um mich, dass musste ich ihm ja lassen. Ich ertappte mich bei dem Gedanken, dass es schön wäre, wenn Armitage nur diese Seite hätte, und nicht noch die rücksichtslose.
Kimura übertraf sich diesmal selbst, innerhalb von Rekordzeit war er hier. Ich hegte insgeheim die Vermutung, dass er den ganzen Weg hierher gerannt war. Hux ließ ihn herein und hielt sich, während Kimura nach mir sah, im Hintergrund. Aus den Augen ließ er mich allerdings nie.
"Ich halte es für klüger, wenn Sie zur Überwachung mit auf die medizinische Station kommen würden. Dort kann ich Ihre biometrischen Daten auch besser überwachen", lautete Kimuras Urteil.
Mit einem Nicken willigte ich ein. Ein Piepen aus dem Hintergrund lenkte meine Aufmerksamkeit zurück zu Hux, welcher gerade sein Datenpad überprüfte.
Verärgert runzelte er beim Lesen die Stirn, irgendetwas musste wohl nicht ganz zu seiner Zufriedenheit verlaufen sein. Als er meinen Blick bemerkte, kam Hux zu mir vor ans Bett. "Victoria, Liebes, ich kann leider nicht mitkommen, eine dringende Angelegenheit verlangt meine Aufmerksamkeit. Kommst du zurecht? Ich werde dich später besuchen kommen."
Ich schenkte ihm ein wackeliges Lächeln. "Natürlich, geh nur. Ich werde sicher nicht weglaufen."
Hux lächelte und stibitzte sich schnell noch einen Kuss, dann war er mit einem "Bis später" verschwunden.
Kimura sah mich an, ihm musste wohl auch etwas aufgefallen sein. War ich wirklich so durchschaubar?
"Ärger im Paradies?" Kimura half mir, mich aufzusetzen.
"Ich muss sofort den Widerstand kontaktieren, ich habe einiges von Hux erfahren, was extrem wichtig ist. Das duldet keinen Aufschub." Während ich die Nachricht an Leia verfasste, erklärte ich Kimura den Sachverhalt. Er wurde mit jedem Wort ernster und nachdenklicher, ihn mussten meine Informationen wohl ebenfalls aus der Bahn werfen.
Aber um ehrlich zu sein, übertrafen meine Erkenntnisse unsere schlimmsten Befürchtungen bei weitem. Uns war nicht bewusst gewesen, dass die Erste Ordnung über solch eine mächtige Technologie verfügte, um ein solches Projekt zu realisieren. Jetzt war der erste Schritt getan, die Anführer des Widerstands waren informiert. Nun wussten wir wenigstens, was uns bevorstand. Wie man diese mächtige Waffe allerdings unschädlich machen konnte stand auf einem anderen Blatt, diese Karten hatten wir noch nicht aufgedeckt. Also musste ich wohl oder übel am Ball bleiben und Hux weiterhin etwas vorspielen.
Kimura half mir aufzustehen, legte meinen Arm über seine Schulter, um mich so zu stützen. "Schaffst du den Weg zur Station, oder soll ich eine Trage holen?"
Ich schoss einen drohenden Blick in Richtung Kimura. "Wag es ja nicht. Ich werde zu Fuß gehen, selbst wenn ich am Ziel zusammenbreche." Ich meinte noch das Wort "Dickkopf" gehört zu haben, ganz sicher war ich mir allerdings nicht, dann begannen wir unseren langen Weg hinab in die medizinische Station.
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