Kapitel 10 - Spionagearbeit mit Hindernissen
Mit einem Ruck fuhr ich aus dem Schlaf hoch, ein paar verirrte Strähnen klebten noch an meiner verschwitzten Stirn. Orientierungslos saß ich in meinem Bett und blickte mich zuerst einmal suchend um. Wo war denn nun schon wieder dieses verflixte Datenpad, wenn man es einmal brauchte? Nach einem Moment herumfummeln zwischen den Decken musste ich mir eingestehen, dass es nicht im Bett zu finden war. Verdrießlich rollte ich mich aus meinem warmen Nest, um in Richtung Schreibtisch zu gehen, diesmal vorsichtig.
Was hatte mich eigentlich aus dem Schlaf gerissen? Das Geräusch des Timers war es nicht gewesen, das klang anders. Nachdem ich mein Gerät endlich und ohne Zwischenfälle, in der Hand hielt, überprüfte ich die Zeitanzeige.
Oh Mist, es ist mitten in der Nacht!
Auf der Anzeige stand 0240. Meine Schicht fing erst in ein paar Stunden an, am Besten ich versuchte, noch etwas Schlaf zu bekommen. Gerade wollte ich in mein schönes, warmes Bett zurückkehren, da hörte ich das Geräusch schon wieder, welches mich vorhin offensichtlich aus dem Schlaf gerissen hatte.
Es war ein leises Klopfen und es kam direkt von meiner Tür! War da jemand? Okay, jetzt wurde ich nervös. Schnell aktivierte ich die Lichtsensoren, um mich besser in meinem Quartier zurechtfinden zu können. Meine Uniform hing ordentlich über dem Stuhl, an der Gürtelschnalle war ein Blaster befestigt. Ich holte die Waffe aus ihrem Holster und entsicherte sie. Trat näher an die Tür und aktivierte den Sensor. Mit einem Zischen glitt diese auf, das Licht aus meiner Kabine flutete auf den Flur. Aber dieser war leer, niemand war zu sehen. Langsam schob ich mich weiter vor, spähte erst in die eine Richtung, dann in die andere. Niemand war zu sehen. Aber dennoch, etwas war hier faul. Meine feinen Nackenhaare stellten sich auf, Gänsehaut überzog meine Arme. Gerde fiel mir ein, über das Datenpad möglicherweise Verstärkung anzufordern, da hallte mein Name plötzlich durch den leeren Flur.
"Victoria ... "
Okay, scheiße!
Mein Herz galoppierte regelrecht in meiner Brust, ganz so, als wollte es ausbrechen. Mit einem Hüpfer gelangte ich wieder zurück in mein Quartier und schlug mit der flachen Hand auf den Sensor. Die Tür wollte gerade wieder zugleiten, da schob sich blitzschnell ein Blasterlauf dazwischen und verkeilte sich, verhinderte so den vollständigen Schließvorgang. Geschockt stand ich da, unfähig, mich auch nur den kleinsten Millimeter zu bewegen. Hätte ich doch lieber vorher Verstärkung angefordert, denn jetzt war es dafür zu spät.
Verdammt Ria, steh nicht einfach wie eine übergroße Zielscheibe mitten im Raum. Beweg dich!
Mit schnellen Schritten war ich hinter meinem Schreibtisch in Deckung gegangen, den Lauf des Blasters auf der Tischplatte aufgelegt. Mein Finger zitterte leicht am Abzug. Mit einem Zischen gab die Tür ihren Versuch sich zu schließen, endgültig auf. Zwei Personen betraten den Raum, die Blaster ebenfalls im Anschlag. In meiner Deckung hinter dem Schreibtisch fiel mir gerade das Gesicht in Scheiben, denn ich kannte zumindest eine Person die gerade in mein Quartier spaziert war nur zu gut. Es war Poe Dameron.
"Poe!", ich trat hinter dem Tisch hervor, "was machst du hier? Wie kommst du überhaupt hier herein?"
Poes Augen blickten zu mir, doch kein Lächeln zog über sein Gesicht so wie sonst.
Mein schlechtes Gefühl verstärkte sich gerade um ein vielfaches. Und ich sollte Recht behalten, denn Poe zielte mit dem Lauf seines Blasters direkt auf meine Brust. "Poe!", geschockt stand ich da, wusste nicht, wie ich mich jetzt verhalten sollte.
Seine rehbraunen Augen, die sonst immer eine deutlich spürbare Wärme und Freundlichkeit ausgestrahlt hatten, blickten völlig kalt zu mir herüber. Langsam kam Poe näher. "Du hast uns verraten, Ria. Wir haben all unsere Hoffnungen in dich gesetzt, doch du hast uns einfach verraten! Und wofür? Für deinen intriganten, rücksichtslosen General Hux! Wie konntest du uns das antun? Wie konntest du mir so etwas antun?"
Fassungslos starrte ich ihn an. "Poe, wovon redest du? Ich habe euch nie ..."
"Halts Maul!", schrie Poe, sichtlich außer sich. "So viele sind gestorben, und das nur deinetwegen! Eines verspreche ich dir, Ria. Sobald ich mit dir fertig bin, schicke ich deinen geliebten General ebenfalls ins Jenseits." Mit diesen Worten drückte Poe den Abzug. Der Lauf in seiner Hand zuckte zurück, worauf ein helles Licht in meine Richtung geschossen kam.
Gleich darauf fühlte ich einen unglaublich intensiven, glühenden Schmerz in der Brust, die Schwerelosigkeit des Falls, als ich vom Laserfeuer nach hinten geschleudert wurde. Dann umfing mich Dunkelheit.
Mit einem Ruck fuhr ich aus dem Schlaf hoch, ein paar verirrte Strähnen klebten an meiner verschwitzten Stirn. Zitternd stützte ich den Kopf in meine Hände, die auf meinen angewinkelten Knien lagen. Versuchte, meinen keuchenden Atem zu beruhigen.
Was für ein grässlicher, schrecklicher Albtraum!
Ich würde den Widerstand niemals verraten. Vermutlich spiegelte dieser verworrene Traum das emotionale Chaos wieder, welches in meinem Inneren tobte. Ich war nach wie vor gewillt, dem Widerstand nützliche Informationen zu beschaffen. Aber mein Weg daran führte über General Hux und dieser Mann brachte mich wirklich richtig aus dem Konzept. Obwohl ich seine zwei völlig unterschiedlichen Gesichter bereits kennengelernt hatte, war die Situation doch inzwischen um ein vielfaches komplizierter geworden. Armitage war für mich nicht mehr einfach nur ein Weg zum Ziel. Er zeigte seine Gefühle mir gegenüber so offen, wenn wir alleine waren, dass ich wirklich ernsthaft aufpassen musste. Und obwohl ich mir sicher war, ihn nicht zu lieben, konnte ich doch nicht leugnen, dass er mir mittlerweile etwas bedeutete. Männer machten alles nur noch komplizierter!
Mein Datenpad meldete mir gerade eine eingehende Nachricht an, was ich als willkommene Ablenkung begrüßte. Nachdem das Gerät in meiner Hand lag, überprüfte ich die Zeitanzeige, in der Hoffnung, dass mir nicht dieselbe Uhrzeit wie aus meinem Traum angezeigt wurde. Mit Erleichterung stellte ich fest, dass es kurz vor 0500 war, mein Timer müsste also auch jeden Moment anspringen. Ich öffnete die Nachricht, sie war von Hux.
Okay, wie war das mit der willkommenen Ablenkung? Tja Ria, ein Satz mit X ...
"Guten Morgen, meine liebe Victoria. Bist du schon wach? Ich hatte gehofft der Erste zu sein, der dich an diesem Tag begrüßt, hoffentlich ist mir das gelungen. Ich werde die notwendigen Kontrollen heute Vormittag mit Sicherheit zu Ende bringen, dann steht meinem Aufbruch von hier nichts mehr im Weg. Sobald ich auf der Finalizer angekommen bin, melde ich mich umgehend bei dir. Ich kann unser Wiedersehen kaum erwarten, du fehlst mir. Fühl dich umarmt, dein Hux."
Während ich die Nachricht las, schlich sich ein Lächeln auf meine Lippen. Ich musste zugeben, dass es schon ein schönes Gefühl war, mit so lieben Worten begrüßt zu werden. Da ich Armitage versprochen hatte zu antworten, tat ich das umgehend. "Guten Morgen, Armitage, Glückwunsch, dein Plan mich als erstes zu begrüßen ist tatsächlich aufgegangen. Ich kann deine Rückkehr kaum erwarten und bin gespannt, was du alles zu erzählen hast. In einer Stunde beginnt meine Schicht, ich muss mich jetzt fertig machen. Ich freue mich schon auf die Nachricht, in der du mir schreibst, das du gelandet bist. Deine Victoria."
Da ich das Datenpad gerade sowieso schon in der Hand hielt, konnte ich genauso gut Tara fragen, ob wir gemeinsam frühstücken gehen würden. Während ich mich für den Dienst fertig anzog, kam die Bestätigung von ihr, mich gleich an meinem Quartier abzuholen. Ich verließ gerade das Bad, da meldete mir der Türsensor schon einen Besucher an. Mit einem schwungvollen, "Guten Morgen Tara", trat ich zu ihr auf den Flur.
"Morgen Ria. Was ist denn mit dir los? Keine Unfälle heute morgen?" Tara musterte mich skeptisch einmal von oben nach unten.
Ich knuffte ihr meinen Ellenbogen in die Seite. "Ja ja, mach dich über meine Ungeschicklichkeit nur lustig."
Tara packte mich am Arm um mich zurückzuhalten. Überrascht sah ich sie an, doch bevor ich meine Frage formulieren konnte, rückte sie schon mit der Sprache raus. "Ria, ist an dem Gerücht etwas dran, dass du gestern nur im Bademantel durch die Offiziersflure gelaufen bist? Wenn ja, sollte ich dich nämlich vorwarnen." Mein Gesicht musste Tara wohl die nötige Antwort gegeben haben, dann sie fing schallend an zu lachen.
"Tara, du willst mir jetzt nicht allen Ernstes erzählen, dass das hier an Bord die Runde macht?"
"Oh doch, genau das will ich dir damit sagen. Ria! Was hast du dir dabei gedacht?" Tara begann wieder zu lachen.
"Ich wollte nur schwimmen gehen!"
"Ria, im Schwimmbad gibt es etwas, eine ganz tolle Erfindung, die nennt sich Umkleide. Kennst du so etwas nicht?" Tara musste wirklich arg an sich halten, um nicht wieder loszulachen. "Komm, stell dich deinem Schicksal." Mit diesen Worten ging Tara voraus zur Kantine, ich folgte ihr.
Oje, na das kann ja was werden. Ich sehe die amüsierten, belustigten Blicke schon nahezu vor mir.
In der Kantine herrschte ein unglaublicher Lärmpegel, was wohl auch der großen Menge an Personen geschuldet war, die gerade ihr Frühstück zu sich nahmen. Alles war vertreten, von Sturmtrupplern, über Techniker, über das gesamte Bodenpersonal. Die Besatzung dieses Schiffes musste in die Tausende gehen, wenn das denn überhaupt reichte. Tara musste sich weit zu mir herüber beugen, damit ich sie überhaupt verstand. "Das hier ist der Bereich für die Allgemeinheit. Die Kapitäne und Offiziere frühstücken allerdings in einem abgetrennten Raum, dort hinten. Siehst du die Tür dort? Der Scanner reagiert auf deine Biometrischen Daten und lässt dich hinein. Wir sehen uns dann auf der Brücke."
Ich wandte mich schnell zu ihr um, bevor sie davoneilen konnte. "Warte. Du kommst nicht mit? Ich dachte wir frühstücken gemeinsam?"
"Nein Ria. Mein Rang an Bord ist noch nicht so hochgestellt, als dass ich dort willkommen wäre. Mach dir nichts draus, wir sehen uns später." Tara klopfte mir kurz auf die Schulter, dann war sie auch schon weg.
Zielstrebig machte ich mich auf den Weg und versuchte dabei die Blicke zu ignorieren, die mich hin und wieder streiften. Tara hatte Recht, mein Auftritt im Bademantel sorgte wohl wirklich für ausreichend Gesprächsstoff. Nicht, dass mich irgendjemand von den anwesenden Personen hier darauf angesprochen hätte, das verbot allein schon mein höhergestellter Rang, aber die amüsierten Blicke blieben mir durchaus nicht verborgen. Vor der Tür hielt ich an, um meine Hand auf den Sensor zu legen. Dieser erkannte meinen Handabdruck sofort, denn die Tür glitt umgehend zur Seite auf, um mich einzulassen.
Im Offiziersbereich herrschte eine wesentlich angenehmere Atmosphäre, denn es waren weniger Personen anwesend. Ich steuerte das Buffet an, auf dem es eine unglaublich große Menge an unterschiedlichen Speisen gab. Nachdem ich mir einmal die gesamte Auswahl angesehen hatte, entschied ich mich für Kaffee, bunt gemischtes Obst und dazu eine Scheibe Vitaminbrot. Wieder konnte ich mir den Gedanken nicht verkneifen, dass die Erste Ordnung stinkreich sein musste, wenn man hier statt der üblichen Vitaminpasten und des Proteinbreis vollwertige Nahrungsmittel serviert bekam.
"Ich wünsche Ihnen einen guten Morgen", wurde ich von der Seite angesprochen.
Ich wandte mich dem Sprecher zu, es war Kapitän Peavey. "Guten Morgen, Sir."
"Würden Sie sich bitte zu mir setzen? Ich habe eine Nachricht erhalten, deren Inhalt ich mit Ihnen besprechen möchte, wenn Sie einverstanden sind."
Da ich schlecht ablehnen konnte, gab ich dem Kapitän zu verstehen, einen Platz auszuwählen, an den ich ihm dann folgte. Nachdem wir einander gegenübersaßen, wartete ich neugierig ab, worüber der Kapitän mit mir sprechen wollte. Dabei nahm ich einen großen Schluck von meinem Kaffee.
Hm, ist der gut!
"Offizierin Deveron, Sie sind zwar erst seit einigen Tagen bei uns aber ich bin nicht umhingekommen festzustellen, wie effektiv Sie arbeiten. Sie sind eine gute Ergänzung unseres Kommunikationsteams. Von daher würde ich Sie ungerne aufgrund einer Versetzung verlieren, insbesondere, da Ihre Fähigkeiten bei diesem angebotenen Posten nahezu verschwendet sind."
Ich sollte versetzt werden? Himmel, wie sollte ich dann an die nötigen Daten für den Widerstand kommen? Ich war gerade am Überlegen, wie ich diesem Schicksal am Besten entgehen konnte. Ein Vorteil war definitiv, dass Peavey mich nicht gehen lassen wollte. Mein Vorsatz, mich unentbehrlich zu machen, war wohl von Erfolg gekrönt gewesen. Aber ich sollte der Form halber wohl besser nachfragen, welche Stelle mir angeboten wurde. "Sir, um welchen Posten handelt es sich denn?"
Der Kapitän warf mir einen Blick zu, der mir schon verdeutlichte das gleich etwas unangenehmes folgen würde. "General Hux hat eine Anfrage gestellt. Er möchte Sie als seine persönliche Assistentin einstellen. Anscheinend ist ihm Ihre Effektivität ebenfalls aufgefallen. Er benötigt für sein kommendes Projekt eine helfende Hand, da er dort das Kommando führen wird. Ihre zukünftigen Aufgaben würden eine enge Zusammenarbeit mit dem General erfordern. Was sagen Sie dazu?"
Sprachlos starrte ich mein gegenüber an, was sollte ich bitteschön dazu sagen? Da ich keinen Ton von mir gab, fuhr Kapitän Peavey in seinen Erklärungen fort. "Ich weiß, dass der General und Sie nicht sonderlich gut miteinander zurecht kommen. Sie können natürlich ablehnen, ich werde mir eine passende Erklärung für den General einfallen lassen, sollte das Ihr Wunsch sein."
Meine Gedanken rasten. Ich würde mit dieser Stelle jeden Tag auf das Engste mit Hux zusammenarbeiten. Das war eine unglaubliche, einmalige Chance, viel mehr über sein neues Projekt zu erfahren, als ohnehin schon. Armitage hatte da sicherlich seine Finger im Spiel und anscheinend hatte er so eine Möglichkeit gefunden, mich immer bei sich zu haben. Und sagte er nicht, das die Leitung dieses Projektes seine dauerhafte Anwesenheit dort erfordern würde? Als persönliche Assistentin würde ich Hux sicherlich begleiten, um ihn bei seinen anfallenden Aufgaben zu unterstützen. Damit erhielt ich direkten Zugang zu dem geheimen Waffenprojekt, der mir sonst mit Sicherheit verweigert wurde.
Peaved deutete mein Zögern richtig. "Brauchen Sie noch etwas Bedenkzeit?"
Jetzt war es besser nicht sofort einzuwilligen, das würde dem Kapitän sicherlich seltsam erscheinen.
Immer schön mit verdeckten Karten spielen, Ria.
"Wenn es für Sie in Ordnung geht, Kapitän, würde ich Ihnen meine Entscheidung gerne am Ende der heutigen Schicht mitteilen."
"Natürlich, tun Sie das. Nehme Sie sich alle Zeit, die Sie brauchen. Eine solche Entscheidung sollte nicht leichtfertig getroffen werden." Damit erhob sich Kapitän Peavey und ließ mich allein am Tisch zurück.
Ich verspeiste schnell noch die Reste von meinem Frühstück. Das Gespräch hatte doch etwas mehr an Zeit in Anspruch genommen als erwartet, daher machte ich mich im Anschluss direkt auf den Weg und eilte mit zügigen Schritten auf die Kommandobrücke zu. Dort angekommen nahm ich an dem mir zugeteilten Terminal platz und begann mit meiner Arbeit.
Im Laufe des Vormittags kamen immer wieder neue Datenpakete bei mir an. Über eine Mittteilung musste ich beinahe laut lachen. Darin ging es um eine Berichterstattung, bei der das Blut im Schwimmbad weggewischt worden war. Die Umstände, wie es dorthin gelangt war, seien noch nicht geklärt worden. Kichernd leitete ich die Nachricht an die betroffene Stelle weiter, aber solange mich niemand direkt im Verdacht hatte und danach fragte, würde ich mich in Schweigen hüllen. Es hatte wohl den Anschein, als ob Kylo Ren mich nicht verpfiffen hätte und mein blutiger Bademantel wurde von Droiden gereinigt, die stellten keine Fragen. Es ging amüsant weiter. Ich sollte eine Nachforschung weiterleiten, die das Reinigungspersonal überprüfen sollte. Offensichtlich hatte jemand den Boden in einem Übungshangar der Sturmtruppler etwas zu gründlich gereinigt. Eine komplette Abteilung Sturmtruppler wäre bei der Übung eines Manövers auf dem spiegelglatten Boden ausgerutscht.
Oh Mann. Dieses Durcheinander hätte ich wirklich zu gerne gesehen.
Wobei ich nicht in der Haut des eingeteilten Mittarbeiters stecken wollte, dem wurde bestimmt gründlich der Kopf gewaschen. Zwischenzeitlich gab mein Datenpad mit einem Ping eine neue, ungelesene Nachricht bekannt. Verstohlen blickte ich mich um, doch die Aufmerksamkeit aller Anwesenden war auf deren jeweilige Aufgabe gerichtet. Mit der Fingerspitze wischte ich über das Pad um es zu aktivieren.
Auf dem Display erschien eine Nachricht von Kimura, meinen Spionagekollegen. "Konntest du dich schon um die letztens besprochene Aufgabe kümmern?"
Schnell gab ich meine Antwort ein. "Ja, konnte ich. Alles weitere erkläre ich dir später, nach Dienstende."
Meine Aufmerksamkeit wurde wieder auf den Bildschirm am Terminal gezogen, dort kam gerade eine neue Benachrichtigung an. Die bevorstehende Ankunft von General Hux' Shuttle wurde noch einmal verschoben, vom späteren Nachmittag auf morgen früh. Anscheinend musste ihm doch etwas dazwischen gekommen sein. Mit Sicherheit würde ich schon bald eine Nachricht von Armitage erhalten, in der er mich auf den neusten Stand brachte.
Ich ertappte mich dabei, dass ich es schade fand, ihn heute dann doch nicht sehen zu können. Schmunzelnd registrierte ich, wie das Datenpad ein weiteres Ping von sich gab, was sicherlich schon die Mitteilung von Armitage war. Lange gedauert hatte es ja nicht. Da ich wissen wollte, was er geschrieben hatte, angelte ich mir nach kurzem Rundblick das Gerät.
"Liebste Victoria, leider muss ich dir mitteilen, das ein unvorhergesehenes Problem aufgetaucht ist. Bedauerlicherweise wird sich meine Abreise auf morgen früh verzögern, da ich jetzt unmöglich hier weg kann. Ich bedauere den Umstand sehr, da ich mich schon unglaublich darauf gefreut hatte, dich heute Abend schon wieder in meinen Armen zu halten. Sei nicht enttäuscht, ich melde mich später noch einmal bei dir. Dein Hux."
Zu einer Antwort kam ich nicht mehr, denn gerade war eine weitere Nachricht auf meinem Terminal aufgetaucht, mit dem akustischen Hinweiston, dass es sich hierbei um eine Eilmeldung mit größter Dringlichkeit handelte. Nachdem ich die Nachricht überprüft hatte, wurde mir schlagartig schlecht. Meine Finger begannen auf der Tastatur zu zittern, was es mir ziemlich schwer machte, die Daten an die entsprechende Person weiterzuleiten.
Verdammt, das darf doch nicht wahr sein! Scheiße!
In der Nachricht wurde vermeldet, dass Kylo Ren mit einem wertvollen Gefangenen vom Widerstand auf die Finalizer zurückkehren würde. Zelle zwei sollte umgehend für ein Verhör vorbereitet werden. Die Methoden der Ersten Ordnung, um an Informationen zu gelangen waren beim Widerstand im Allgemeinen bekannt. Der befragten Person standen in aller Wahrscheinlichkeit Folter, Schlafentzug und viele Schmerzen bevor. Schnell aktivierte ich den zweiten Bildschirm, der mir zur Verfügung stand. Dort konnte ich die Überwachungskameras im Hangar auf life schalten. Ein Glück für mich, dass ich eine so hohe Sicherheitsfreigabe hatte. Der Bildschirm aktivierte sich gerade rechtzeitig, damit ich die Ankunft von Rens Shuttle mitverfolgen konnte. Nachdem die Laderampe komplett ausgefahren war kam Ren heraus, gefolgt von zwei Sturmtrupplern, die den Gefangenen in ihrer Mitte mit sich schleiften. Ich musste näher heranzoomen, wollte ich die Geisel erkennen. Mit einem entsetzlichen Gefühl im Magen erkannte ich, wer da zwischen den beiden Sturmtrupplern hing, es war Poe Dameron.
Okay, keine Panik, bleib ruhig Ria! Verdammte Scheiße aber auch!
Wie hatte Poe nur in solch eine schlimme Lage geraten können? Noch besser war allerdings die Frage, wie ich ihm helfen konnte, ohne dabei erwischt zu werden. Ein Räuspern hinter mir ließ mich leicht zusammenzucken denn ich hatte gar nicht bemerkt, wie jemand hinter mich getreten war. Ein Blick über die Schulter verriet mir, das meine Ablösung bereits hinter mir stand. Ich deaktivierte den zweiten Monitor und überließ ihm meinen Platz. So schnell es mir möglich war, versuchte ich die Kommandobrücke zu verlassen. Ich durfte keine Zeit verlieren, am Besten ich besprach die Situation mit Kimura, vielleicht hatte er ja eine Idee.
"Offizierin Deveron?", erklang die Stimme von Kapitän Peavey hinter mir.
Ah, stimmt, er wartet ja noch auf eine Antwort von mir, wegen unseres Gespräches von heute morgen. Das hätte ich jetzt beinahe vergessen.
Mit einem schnell aufgesetzten Lächeln wandte ich mich zu ihm um. "Sir?"
"Konnten Sie sich das Angebot noch einmal durch den Kopf gehen lassen, welches Ihnen unterbreitet wurde?" Auf mein bestätigendes Nicken hin, frage Kapitän Peavey, wie meine Entscheidung ausgefallen ist. "Nun gut. Welche Antwort soll ich General Hux mitteilen?"
Ich sah ihm regelrecht an, das er hoffte, das ich das Angebot nicht annehmen würde. Leider musste ich ihn da enttäuschen. "Sir, ich werde die angebotene Stelle bei General Hux annehmen."
Peaveys Augenbraue rutschte ein wenig höher. "Sie sind sich sicher? Ihre Entscheidung ist endgültig?"
"Ja, Sir", bestätigte ich ihm.
"In Ordnung, ich werde dem General Ihre Entscheidung übermitteln. Für die übrige Zeit vor Ihrem Wechsel werden Sie allerdings weiterhin auf der Kommandobrücke eingesetzt wie gewohnt."
"Natürlich Sir." Ich salutierte vor ihm bevor ich endlich die Brücke verlassen konnte.
Auf dem Flur angekommen, hastete ich schnell in mein Quartier. Mit fliegenden Fingern tippte ich eine Nachricht für Kimura ein. "Wir haben ein Problem! Kannst du sofort in mein Quartier kommen? Es duldet keinen Aufschub!"
Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. "Bin in zwanzig Minuten bei dir."
Nervös tigerte ich in meiner Kabine auf und ab. Wusste nichts mit mir anzufangen, denn die Zeit bis zu Kimuras Eintreffen erschien mir unglaublich lange. Gerade diesen Moment suchte sich mein Datenpad aus, um mich auf sich aufmerksam zu machen. Es war eine weitere Nachricht von Hux. "Victoria, wieso antwortest du mir nicht? Ist etwas vorgefallen? Geht es dir gut? Bitte lass mich etwas von dir hören."
Beim Lesen fiel mir auf, dass ich wirklich gar nicht auf Hux' vorherige Nachricht geantwortet hatte. Da er allerdings die von mir angenommene Versetzung mit keinem Wort erwähnt hatte ging ich davon aus, das Kapitän Peavey ihm meine Entscheidung noch nicht mitgeteilt haben musste. Ansonsten würde Hux wahrscheinlich gerade Luftsprünge machen. Ich lächelte über das Bild, welches ich gerade vor meinem inneren Auge auftauchen sah. Um Armitage nicht noch länger warten zu lassen, gab ich zügig meine Nachricht für ihn ein. "Entschuldige bitte, gerade als ich Feierabend machen wollte, ist eine Eilmeldung bei mir auf dem Terminal eingegangen. Die Angelegenheit musste ich zuerst noch weiterleiten, deshalb hörst du erst jetzt von mir. Es ist schade, dass wir uns heute nicht mehr sehen werden, aber ich habe noch eine andere Nachricht für dich. Kapitän Peavey hat mir dein Stellenangebot übermittelt. Ganz schön clever von dir, mich auf diese Weise dem Kommando von Peavey abzuwerben, um mich in deiner Nähe zu haben. Ich habe natürlich abgelehnt." Auf die kommende Reaktion war ich schon sehr gespannt, und diese ließ auch nicht lange auf sich warten.
Es kam nämlich prompt ein entsetztes, "WAS?", zurück.
"Peavey meinte auch, das mein Potential bei dieser Stelle nicht richtig genutzt werden würde."
"Victoria. Mach keine Scherze."
"Okay, okay, Spaß beiseite. Ich habe natürlich nicht abgelehnt. Du hast mich jetzt offiziell als deine persönliche Assistentin am Hals. Herzlichen Glückwunsch."
"Ernsthaft? Du machst mir keine falschen Hoffnungen? Du hast die Stelle wirklich angenommen?"
"Ja Armitage, habe ich. Ich freue mich schon."
"Und ich mich erst, du darfst mir nämlich den ganzen Tag hinterherlaufen. Mir Kaffee bringen. Dich heimlich in meine Arme kuscheln."
Ich schnaubte amüsiert auf. "Sehr verlockend. Werden wir überhaupt zum Arbeiten kommen?"
"Am Anfang wahrscheinlich eher weniger ..."
"Armitage! Ich muss doch sehr bitten. Wo bist du nur mit deinen Gedanken?"
"Bei einer SEHR ausführlichen Einarbeitung, meine liebe Victoria."
Für einen Moment musste ich das Datenpad aus der Hand legen, um mein Kinn irgendwo auf dem Boden wieder aufzusammeln. Der Schlagabtausch mit Hux machte mir gerade unheimlich viel Spaß und ihm offensichtlich auch. Aber diese letzte Bemerkung? Okay, erst mal tief Luft holen. War es vorhin eigentlich auch schon so warm hier gewesen oder lag das an der Richtung, die der Nachrichtenverlauf gerade einschlug?
"Victoria?"
"Ich bin noch da, Hux."
"Was denkst du gerade? Verrate es mir."
"Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz!"
"Es ist keine Belästigung, wenn du freiwillig mitmachst, mein Schatz!"
"Armitage!"
Mein Schatz, so hat er mich noch nie genannt.
Wieder einmal bestätigte Hux meine Vermutung, dass ich ihm viel mehr bedeutete, als jede andere Person hier an Bord.
"Habe ich dich schockiert?"
"Etwas, ja. Siehst du mich wirklich als deinen Schatz, Armitage?"
"Ja, Victoria."
"Du bist mir auch sehr wichtig, Hux."
"Ich weiß Liebes. Leider muss ich jetzt weiterarbeiten. Hören wir heute Abend voneinander?"
"Sicher, liebend gerne."
"Ich muss dir noch etwas wichtiges mitteilen, wenn ich wieder zurück bin. Ich denke, es wird dir gefallen."
Oh okay, das macht mich jetzt aber neugierig.
Obwohl ich hegte schon so eine Vermutung, in welche Richtung das ganze ging. Wieso war das Datenpad denn auf einmal so verwackelt? Ach, das war ja ich mit meinen zittrigen Fingern. Stöhnend ließ ich mich auf dem Bett zurückfallen.
Na wunderbar, ab jetzt wird es erst so richtig kompliziert.
Armitage war mir mittlerweile auch wichtig, so ehrlich musste ich schon sein und mir diesen Umstand eingestehen, denn ich genoss unsere gemeinsame Zeit wirklich. Ich nahm mir fest vor, ihn in seinen Avancen bis zu einem gewissen Punkt hin zu unterstützen, ihm das Gefühl zu geben, dass er mir ebenfalls etwas bedeutete. Aber irgendwann würde ich die Notbremse ziehen müssen, besonders bei dem Verlauf, welcher sich langsam aber sicher herauskristallisierte. Ich schickte Hux schnell noch ein Herzemoji, da wurde mir ein Besucher an der Tür angekündigt. Das musste Kimura sein.
Ich stand auf und ließ ihn herein, und registrierte dabei etwas überrascht, das er seine Arzttasche dabei hatte. "Was willst du denn damit?", fragend deutete ich auf sein Mitbringsel.
"Ich verschaffe uns ein Alibi, Ria. Dein ach so voller Terminkalender erlaubt es dir nämlich im Moment nicht, dich wegen der Wundkontrolle bei mir auf der Station zu melden."
"Gut mitgedacht, danke. Wir haben ein Problem."
"Das sagtest du bereits. Setz dich bitte mal auf den Stuhl dort am Schreibtisch."
Verwundert blickte ich den Arzt an. "Wieso?"
"Du kannst mir von unserem Problem berichten, während ich mir deine Wunde ansehe."
Zähneknirschend gab ich klein bei. "Na schön, aber die Fäden bleiben noch drin!"
"Das entscheide ich spontan. Setz dich." Damit gab er mir einen leichten Schubs in Richtung Stuhl.
Unverschämtheit!
Ich warf noch einen wütenden Blick in seine Richtung, bevor ich mich auf dem Stuhl niederließ.
Kimura platzierte die Tasche auf dem Tisch neben uns und begann, seine nötigen Utensilien zusammenzusuchen. Dabei bedeutete er mir, mit der Erklärung anzufangen.
"Ich habe heute die Nachricht erhalten, dass ein Gefangener des Widerstands hierher an Bord gebracht worden ist. Kimura, sie haben Poe gefangen genommen."
"Verdammte Scheiße!" Mit einem Ruck riss er das Pflaster von meiner Wunde.
Ich konnte nichts dafür, wirklich, aber aus Reflex trat ich Kimura ans Bein.
"Verdammt, Ria! Was soll das?"
"Dasselbe könnte ich dich fragen! Kannst du nicht etwas einfühlsamer sein?"
Kimuras Gesichtsausdruck sprach für sich. "Das überlasse ich lieber deinem General. Jetzt zeig mal, dreh den Kopf etwas zur Seite."
Bevor er mit seiner Hand auch nur in meine Nähe kommen konnte, packte ich ihn schnell am Arm. "Wag es ja nicht, mir heute schon die Fäden ziehen zu wollen. Dafür brauche ich seelischen und moralischen Beistand." Mir doch egal, was er sich dabei dachte.
Zu seinem Glück lenkte Kimura ein, ich würde nämlich keine Garantie für irgendwelche Zwischenfälle übernehmen. "In Ordnung, wir warten damit, bis dein General dabei sein kann. Zufrieden?"
"Ja! Kann ich jetzt endlich weiterreden?" Diese ganze Verzögerung brachte mich beinahe um den Verstand.
Kimura gab seine Einwilligung mit einem Nicken. Dabei begann er schon wieder in seiner Tasche zu kramen. Aufmerksam folgte ich jeder seiner Bewegungen, man konnte ja nie wissen. "Also, Poe sollte in Zelle zwei zu einem Verhör gebracht werden. Weißt du, wo diese Zelle liegt? Sind die ganze Zeit über Wachen davor positioniert?"
"Ja, wo diese Zelle liegt weiß ich." Kimura hatte einen Tupfer in der Hand, der mit einer Lösung getränkt war.
Argwöhnisch spähte ich zu ihm hoch. "Was hast du damit vor?"
Kimura gab ein genervtes Seufzen von sich. "Ria, du bist eine verdammt schwierige Patientin, hat dir das eigentlich schonmal jemand gesagt?"
Ich tat seine Bemerkung mit einer ungeduldigen Handbewegung ab.
Leicht genervt sprach Kimura weiter. "Im Augenblick können wir beide rein gar nichts unternehmen, wenn wir nicht auffliegen wollen. Ich werde mit Sicherheit in nächster Zeit zu den Verhören hinzugezogen werden, irgendjemand muss schließlich die zugefügten Wunden versorgen. Dann kann ich mir die Lage vor Ort genauer ansehen, aber bis dahin, Ria, hältst du dich bedeckt. Keine unbedachten Aktionen von deiner Seite aus." Nachdrücklicher als notwendig reinigte er mir während seiner Ansprache die Wunde mit dem Tupfer.
"Aber wir können Poe doch unmöglich so lange diese Folter durchstehen lassen! Kimura, du kennst die Methoden, die die Erste Ordnung praktiziert. Das wird Poe nicht lange durchstehen! Wir müssen ihm vorher helfen!"
Kimura packte mich an den Schultern, schüttelte mich durch. "Komm wieder zur Vernunft Ria! Du kannst nichts tun. Zumindest nicht im Moment. Lass mich zuerst die Lage checken, dann gebe ich dir Rückmeldung. Warte so lange bitte ab." Mit Gewalt drückte er mich wieder auf den Stuhl zurück, um anschließend etwas in seiner Tasche zu suchen. "Ich werde deine Wunde noch einmal verbinden."
Benommen nickte ich, mit den Gedanken gänzlich woanders. Das war auch der einzige Grund, aus dem ich in diesem Augenblick unaufmerksam war, was Kimura rücksichtslos ausnutzte. Ich registrierte einen winzigen Moment zu spät, dass er eine Spritze in der Hand hielt, als er sich zu mir umdrehte. Schnell und äußerst geschickt rammte er mir die Nadel seitlich in den Hals und betätigte den Abzug. Vor Schock weiteten sich meine Augen, voller Unglauben blickte ich zu ihm auf. Beinahe sofort wurde mir unglaublich schwindlig, alles begann sich um mich herum zu drehen. Was zum Teufel hatte er mir da injiziert? Ich registrierte noch, wie ich seitlich vom Stuhl zu rutschen begann, regieren konnte ich allerdings nicht mehr, da fing mich Kimura auch schon auf.
Hob mich hoch, um mich auf meinem Bett abzulegen. "Leider habe ich so meine Zweifel, ob du wirklich die Geduld besitzt, keine unüberlegten Aktionen zu starten. Ich entschuldige mich dafür, dich betäubt zu haben, aber ich glaube es ist notwendig. Das Mittel lässt dich einige Stunden schlafen, kontaktiere mich, sobald du wieder zu dir gekommen bist. Vielleicht weiß ich bis dahin schon etwas neues und wir können uns einen Plan ausdenken." Mit diesen Worten verließ Kimura mein Quartier.
Ich versuchte noch, mich zu bewegen, aber dieses Unterfangen gestaltete sich als vollkommen aussichtslos. Am Rande meines Gesichtsfeldes sah ich, wie Schwärze langsam aber beständig meine Augen überzog, dann verlor ich das Bewusstsein.
Langsam und völlig desorientiert kam ich wieder zu Bewusstsein. Konnte bitte irgendjemand das Kreiseln des Zimmers anhalten? Stöhnend presste ich mir meine Handballen gegen die Augen. Nein, davon wurde es auch nicht besser. Mühevoll rollte ich mich auf die Seite, wenigstens hatte das Kreisen nachgelassen und war in dieser Position stattdessen in ein Schaukeln übergegangen.
Oh Mann, ist mir elend! Wenn ich Kimura das nächste Mal erwischte, kann er sich auf eine ordentliche Abreibung gefasst machen!
Nach einer weiteren gefühlten Ewigkeit schaukelte immer noch alles um mich herum und mich plagte zudem ein entsetzlicher Durst. Die Frage war jetzt nur, wie kam ich an Wasser? Dafür müsste ich mich nämlich irgendwie ins Bad manövrieren, was in meinem jetzigen Zustand ein völlig aussichtsloses Vorhaben war. Ich verfluchte Kimura recht ausführlich und äußerst kreativ - verdammtes Arschloch und Schweinehund waren dabei noch die harmloseren Begriffe. Sobald ich wieder gerade stehen konnte, würde ich ihm sowas von ordentlich in den Arsch treten, dass er die nächsten Tage nur noch breitbeinig herumeiern konnte. Diese Vorstellung motivierte mich so weit, das ich einen ersten Versuch startete mich aufzusetzen, doch schon die kleinste aufrechte Position verstärkte meinen Schwindel um ein vielfaches. Aufstöhnend ließ ich mich wieder zurückfallen.
Okay, dann eben nicht auf diese Art.
Ich rollte mich über das Bett bis an den Rand. Leider war dieser allerdings näher als angenommen, denn mit einem ordentlichen Schwung rollte ich über das Ziel hinaus und schlug ausgesprochen unsanft mit einem ordentlichen Rumpeln auf dem Boden auf.
Aua!
Aber jetzt war ich wenigstens weiter als vorher und so machte ich mich krabbelnd auf den Weg in Richtung Badezimmer. Mühsam aktivierte ich den Sensor, welcher für die Türsteuerung zuständig war. Dumm nur, dass ich mir in meinem desorientierten Zustand ausgerechnet die Tür ausgesucht hatte, um mich irgendwo abzustützen. Als diese mit einem Zischen zur Seite hin wegglitt, fiel ich wie ein nasser Sack einfach nach vorne ins Bad und schlug somit zum Zweiten Mal recht unsanft auf dem Boden auf.
Verdammte Kacke! Kimura, du elender Drecksack, das werde ich dir heimzahlen.
Zum Glück war mein Bad nicht sonderlich groß, sodass ich das Waschbecken recht schnell erreicht hatte. Mit einer gewaltigen Kraftanstrengung hievte ich mich an dem Möbelstück hinauf. Diese Bewegung verübelte mir mein malträtierter Kreislauf gleich darauf ziemlich stark, wodurch ich mich kaum auf den zitternden Beinen halten konnte. Aber egal, erst einmal brauchte ich Wasser! Eine ganze Zeit lang hing ich unter dem Wasserhahn und schlürfte das kühle Nass in mich hinein, in der Hoffnung, dass es mir danach etwas besser gehen würde. Fehlanzeige. Kraftlos ließ ich mich wieder auf den Boden sacken um mich dann krabbelnd auf den Weg zurück in den Raum nebenan zu machen.
Ich angelte mein Datenpad vom Bett. Wie viel Zeit war eigentlich vergangen? Ich hatte gerade absolut kein Gefühl mehr dafür. Mit Entsetzen sah ich, welche Anzeige mir entgegen leuchtete, 2345.
Du liebe Zeit!
Eigentlich lag ich schon längst schlafend im Bett, da meine Schicht morgens immer sehr früh begann. Jetzt wurde ich erst so richtig sauer! Wütend tippte ich eine Nachricht an Kimura. "Du verdammtes Arschloch, was für ein beschissenes Mittel hast du mir verabreicht? Mir ist kotzübel!"
Die Antwort kam wenigstens sofort. "Ria, bist du jetzt erst wieder zu dir gekommen?"
"Ja, verdammt!"
"Hm, das ist nicht gut."
Okay, was sollte das denn heißen? "Was meinst du damit?", tippte ich meine Frage.
"Ich habe die Vermutung, das du möglicherweise auf einen der Inhaltsstoffe allergisch reagierst. Das würde zumindest deine Übelkeit erklären."
Will der mich verarschen?
"Das nächste Mal wenn wir uns sehen, reiße ich dir den Arsch auf, verlass dich drauf! Was sollte diese Scheiße?"
"Du weißt genau, warum ich so gehandelt habe. Warte einen Augenblick, ich komme noch einmal zu dir, um mir deinen Zustand genauer anzusehen!"
"Ich will dich nicht sehen. Scher dich zum Teufel!"
"Sei vernünftig Ria. Ich bin gleich bei dir."
Da es mir gerade zu dumm wurde, pfefferte ich das Gerät von mir weg. Den Kopf in meine Hände abgestützt, wartete ich auf Kimuras Erscheinen. Während er auf dem Weg hierher war hatte ich genug Zeit um mir zu überlegen, wie ich ihm in meinem aktuellen Zustand etwas von meinen Drohungen angedeihen lassen konnte.
Der Türsummer ließ mich hochschrecken, anscheinend war ich weggedämmert. Es fiel mir immer noch unsagbar schwer, mich in Richtung Tür zu schleppen. Nachdem ich mit der Hand auf den Sensor geschlagen hatte, sackten die Knie auch schon wieder unter mir weg.
Schnell war Kimura bei mir und kniete sich neben mich. "Ria, sieh mich an. Versuche deinen Blick auf mich zu fokussieren." Ich tat wie mir geheißen. Kimura fühlte meine Stirn, überprüfte meine Pupillen und zählte den Herzschlag. Stumm ließ ich alles über mich ergehen. "Du hast Fieber und einen beschleunigten Pulsschlag. Dreht sich immer noch alles um dich?"
Ich bestätigte seine Frage mit einem Nicken.
"Ich werde dir ein Gegenmittel spritzen. Da der Wirkstoff bereits in deiner Blutbahn kreist, haben wir leider keine andere Möglichkeit. Himmel, du bist weiß wie eine Wand." Kimura hob mich auf seine Arme und trug mich den kurzen Weg zu meinem Bett. Anschließend gab er mir das versprochene Gegenmittel.
Zu meinem Leidwesen war Hux nicht bei mir, ich hätte gerne seine Hand gehalten. Diese blöde Phobie vor Nadeln, woher kam die eigentlich?
"Ich werde deinem Vorgesetzten eine Nachricht schicken, dass es dir nicht gut geht. Du kannst in deinem Zustand morgen unmöglich auf der Brücke erscheinen."
"Und wessen Schuld ist das?" Feindselig starrte ich zu Kimura hoch.
"Ja, ja. Soll ich Hux auch eine Nachricht schicken?"
"Bloß nicht!" Ich fuhr auf und bereute es einen Moment später. Das hätte ich besser nicht tun sollen, denn mir wurde regelrecht schwarz vor Augen. Kapitulierend sank ich wieder zurück aufs Bett. "Er ist nicht an Bord, deine Nachricht würde ihm nur unnötige Sorgen bereiten. Kontaktiere Peavey."
Kimura sah mich mit skeptisch hochgezogener Augenbraue an, tat dann aber, worum ich ihn gebeten hatte. Offensichtlich war auch Peavey noch wach, denn auch seine Antwort ließ nicht lange auf sich warten.
"Was schreibt er?", wollte ich von Kimura erfahren.
"Das er morgen früh vor Dienstantritt bei dir vorbeikommt, um sich deinen Zustand anzusehen."
Stöhnend rieb ich mir über die Stirn. "Wunderbar, vielen Dank auch. Was soll ich Peavey denn sagen? Meinst du nicht, das es mir bis morgen wieder besser geht?"
"Unwahrscheinlich. Das Gegenmittel sollte bald wirken, dann wirst du sehr schnell wieder einschlafen. Ich komme morgen früh noch einmal vorbei, um nach dir zu sehen."
Da ich wirklich spürte, wie meine Augen zuzufallen begannen, hob ich nur schnell meine Hand, um Kimura eine unanständige Geste zu zeigen. Schnaubend verließ er mein Quartier. Nur am Rande meiner Wahrnehmung bekam ich noch mit, wie mein Datenpad eine eingehende Nachricht nach der anderen vermeldete. Meine Gedanken schweiften kurz zu Hux. Da ich ihm schon eine ganze Weile nicht geantwortet hatte, machte er sich mit Sicherheit Sorgen, doch dann fiel ich in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
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