Sie

Am nächsten Morgen lief ich in Gedanken versunken durch die Gänge. Dieses Mädchen von gestern ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich hatte das Gefühl, dass ich sie kannte. Gleichzeitig kam sie mir doch so fremd vor - als hätte sie sich über die Jahre stark verändert.

Als ich um die nächste Ecke bog, blieb ich überrascht stehen. Ich hatte ja in den letzten Jahren gelernt, dass in Hogwarts viele unerklärliche Dinge geschahen. Ich hinterfragte diese meistens auch nicht, doch das konnte kein Zufall mehr sein. Gerade hatte ich noch an sie gedacht und schon sah ich sie. Das Mädchen stand zwar mit dem Rücken zu mir, doch ich war mir ziemlich sicher, dass sie es war. An ihrer Uniform erkannte ich, dass sie eine Beauxbatons war. Vielleicht kannte ich sie ja daher. ,,Tut mir wirklich leid", hörte ich leise eine, mir bekannte, Stimme. George. Erst jetzt erkannte ich ihn vor ihr stehen. Warum war mir das nicht schon vorher aufgefallen? Immerhin hatte ich ihn doch in den letzten Tagen kaum aus den Augen gelassen. Eigentlich war es mir schon vor längerer Zeit klar geworden und nun musste ich mir widerstrebend eingestehen, dass ich etwas für ihn empfand. Direkt hatte ich das bis jetzt noch niemandem gesagt. Jedoch wusste es ja ohnehin schon jeder seit Jahren - abgesehen von mir.

,,Kein Problem. Das hätte mir ja auch passieren können", vernahm ich ihre helle, klare Stimme. ,,Wenn ich das irgendwie gut machen kann..." ,,Da gibt es tatsächlich etwas", lächelte sie. ,,Was wäre das?" George reichte ihr einen Stapel Bücher. ,,Könntest du mir den Weg zur Bibliothek zeigen?", fragte sie. Lachend antwortete George: ,,Aber natürlich. Folge mir" Augenblicklich verspürte ich einen kleinen Stich. Alles ist gut, Shila - redete ich mir mehrmals ein. Aber ich musste mir nichts vormachen. Ich war eifersüchtig auf dieses Mädchen und verspürte nun, stärker als zuvor, den Drang herauszufinden, wer sie war.

,,Durch eine gute Bekannte kenne ich den Weg auswendig", drang Georges Stimme leise zu mir durch. Gute Bekannte? War das alles? War ich nur eine gute Bekannte für ihn? Durchatmen, befahl ich mir. Gestern hatte es sich nicht so angefühlt, als wäre ich nur eine gute Bekannte gewesen. Unwillkürlich wusste ich an die Tage vor dem Weihnachtsball denken. Vielleicht war das hier alles auch nur ein Missverständnis und alles würde sich innerhalb kürzester Zeit aufklären. Vielleicht hatte George auch eine andere Person gemeint. Wen, wusste ich nicht.

Meine Füße trugen mich wie von selbst zur Bibliothek. Ich musste sowieso noch etwas für Kräuterkunde recherchieren. Außerdem war es ja nicht verboten auf Nummer sicher zu gehen und die Bibliothek war für alle zugänglich. Aber warum rechtfertigte ich mich eigentlich?

Beinahe wäre ich mit George zusammengestoßen, als ich die Tür schwungschwungvoll öffnete. ,,Das hätte auch schiefgehen können", kommentierte George das Geschehen lachend. ,,Tut mir leid", erwiderte ich kleinlaut. ,,Kein Problem, Prinzessin. Das kann doch jedem mal passieren. Ich bin nun einmal umwerfend", meinte er selbstsicher. ,,Blödmann", meinte ich und verdrehte meine Augen. ,,Das solltest du öfter machen" ,,Warum?", fragte ich überrascht. ,,Steht dir", grinste er schelmisch. ,,Ja klar", nuschelte ich verlegen. Lachend hielt mir George die Tür zur Bibliothek auf. ,,Seit wann bist du denn so ein Gentleman?", scherzte ich. ,,Seit ich dich kenne" ,,Das ist mir zuvor aber noch nie aufgefallen", versuchte ich ihn zu necken. ,,Das beweist nur, dass du mich früher nicht wirklich beachtet hast", meinte er ernst. Ich stockte. In gewisser Weise konnte ich seine Schlussfolgerungen ja nachvollziehen, aber so hatte ich das noch nie gesehen. Ich hatte ihn in den letzten Jahren viel beachtet. Er war einer meiner besten Freunde geworden. Nur diese verdammten Gefühle hatten unsere Beziehung zueinander verändert. Wir hatten beide vorrangig durch Eifersucht herausgefunden, wie sehr uns der jeweils andere bedeutete und dann hatten wir unglücklicherweise beide das Falsche getan. Wir hatten den Kummer in uns rein gefressen. Wir hatten falsche Schlüsse gezogen und - das war wahrscheinlich der größte Fehler - wir hatten nicht miteinander gesprochen. Stattdessen hatten wir uns Vorwürfe gemacht, den Fehler beim jeweils anderen gesucht. Dabei waren wir jedoch unterschiedlich vorgegangen. Während ich mich immer weizer zurück zog, hatte sich George wieder unter Leute begeben. Jetzt waren wir uns beide unserer Gefühle bewusst und es lag nur noch an mir. Ich musste sagen, wann ich so weit war. Das war bei Weitem nicht so einfach, wie es sich anhörte, denn ich wusste zwar, dass ich ihn liebte, doch ich war momentan nicht bereit für eine Beziehung. Ich wollte mich primär um meine schulische Leistung kümmern. Das musste er einfach verstehen, sonst wäre die Beziehung schon am Ende bevor sie beginnen konnte.

,,Das stimmt so nicht, George. Ich finde nur, dass sich da einiges über die Jahre verändert hat", erwiderte ich. ,,Für die Antwort hast du aber ziemlich lange gebraucht", bemerkte er. ,,Ich musste nur die letzten Jahre Revue passieren lassen", verteidigte ich mich. ,,Schon gut", grinsend sah er mich an, ,,Ich muss jetzt wieder weiter. Fred, Lee und ich haben noch etwas vor" Geheimnisvoll wedelte er mit seinen Händen vor meinem Gesicht herum. ,,George", schimpfte ich ihn lachend und umfasste seine Handgelenke, ,,Lass das" ,,Wieso sollte ich?", fragte er mich herausfordernd. ,,Weil ich das sage", sagte ich. ,,Ach, wenn das so ist" Schmunzelnd befreite er seine Hände aus meinem lockeren Griff. ,,Wolltest du nicht zu den Jungs gehen?", fragte ich. ,,Gut aufgepasst", lobte er mich scherzhaft. ,,Natürlich. Richte ihnen Grüße aus", dann fügte ich ernst hinzu, ,,von einer guten Bekannten" Da wich auf einmal das Lachen aus seinem Gesicht.

Allerdings galt meiner Aufmerksamkeit einer anderen Person - diesem Mädchen. Aus dem Augenwinkel hatte ich gesehen, wie sie sich auf die Tür zubewegte. Ich wusste nicht warum, aber ich hatte den Drang ihr zu folgen. ,,Wir reden später", sagte ich deswegen nur hastig. ,,Aber wie...", stammelte George. ,,Sorry, ich muss los", beeilte ich mich. Ich verabschiedete mich von ihm, indem ich ihm einen kurzen Kuss auf die Wange drückte. Dann rannte ich los.

Wenige Minuten später stand ich schwer atmend am Fuße der Eulerei. Da ich die nirgends sehen konnte, hoffte ich, sie dort vorzufinden. ,,Gleich geschafft", machte ich mir selbst Mut.

Enttäuscht stellte ich oben fest, dass sie nicht da war. Weit und breit waren nur Uhus, Schneeeulen, Waldkauze, Waldohreulen und Schleiereulen zu sehen. Enttäuscht stellte ich mich zu Noctua. ,,Du hast nicht zufällig ein Mädchen gesehen?" Natürlich antwortete meine Eule nicht. ,,Dachte ich mir schon", flüsterte ich.

Auf einmal ertönte ein Knall hinter mir und ich zuckte erschrocken zusammen. ,,Du suchst nicht zufällig mich, oder?" Ich fuhr herum. Da stand sie.

-----------------------------------------------------------
Woohoo...ich habe es geschafft. #nachtkreativ
Ihr könnt euch alle bei @S_p_l_story bedanken. Wäre sie nicht so hartnäckig gewesen, wäre das nächste Kapitel erst nach meinem Urlaub erschienen. Ich werde aber trotzdem gleich noch Fight on the Field (zumindest das erste Kapitel) veröffentlichen und sehen, wie es bei euch ankommt.

Jetzt noch eine kurze Antwort auf eine Frage, die mir immer mal wieder gestellt wurde.
Frage: Warum veröffentlichst du immer so spät abends?
Antwort: Ich veröffentliche meine Kapitel immer kurz bevor ich schlafen gehe. Das liegt 1. daran, dass ich sonst nur total nervös ununterbrochen auf mein Handy starren würde. 2. finde ich es immer schön morgens, gleich nach dem Aufstehen, die Kommentare zu lesen und zu beantworten. Das macht mir einfach Spaß.

Wenn ihr andere Fragen an mich habt, könnt ihr die mir gerne stellen.

Jetzt schlafe ich erst einmal.
LG @ShilaSelwyn

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top