Nur etwas Zeit

,,Entschuldigt mich", nuschelte ich und stand auf. Alles, was sich dafür erntete, war ein überraschtes Nicken. ,,Ich komme mit", sagte Sophie prompt. Auch ich nickte nur. Momemtan hatte ich einfach einen dicken Kloß im Hals.

Zusammen liefen wir nach draußen in den Innenhof, wo uns gerade eine Gruppe Beauxbatons entgegenkam. Als Fleur mich erblickte, gesellte sie sich zu uns. ,,Wie ich sehe hast du Shila gefunden", stellte sie lächelnd fest. ,,Ja, das habe ich. Danke für deine Hilfe", erwiderte Sophie. Besorgt sah Fleur mich an: ,,Was ist denn los, chérie?" ,,Dieser verdammte Ball hat alles so kompliziert gemacht", murmelte ich wütend. ,,Liebeskummer?", fragte sie einfühlsam. Ich nickte wieder.

,,Was ist auf diesem Weihnachtsball passiert?", fragte Sophie ruhig. Ich seufzte: ,,Es ging schon mit der Ankündigung des Balls los. Kurz danach hat mich Cedric nach Rat gefragt. Er wollte mit Cho hin gehen, war sich aber nicht sicher, wie er sie fragen soll. Ein paar Tage später habe ich dann mit George geredet und war mir ziemlich sicher, dass er mich fragt, ob ich mit ihm zum Ball gehen will. Aber ich hatte mich zu früh gefreut. Stattdessen fragte er Katie. Ich brauchte also eine andere Begleitung. In der Bibliothek traf ich dann zufällig Nicolai, mit dem ich später zum Ball ging" Sophie konnte sich denke, wie es weiter ging, denn sie seufzte und sah mich verstehend an: ,,Oh nein. Lass mich raten. Er war eifersüchtig auf Nicolai und du auf Katie" ,,Ja. Mit Katie hatte ich zwar vorher schon gesprochen, aber ganz wohl war mir damit nicht. Es kam, wie es kommen musste und wir haben uns gestritten", bestätigte ich. ,,Aber zerstritten sagt ihr gerade nicht aus", merkte meine Cousine an. ,,Wir haben dann miteinander gesprochen - uns gesagt, was wir wollen und ich habe gesagt, dass ich noch nicht bereit für eine Beziehung bin. Seitdem gibt es immer solche merkwürdigen Momente zwischen uns und ich verstehe die Welt nicht mehr", sagte ich niedergeschlagen.

,,Komm mal her, chérie", forderte mich Fleur auf. Ich rutschte näher an sie heran. ,,Alles wird gut", sie nahm mich in den Arm und strich mir sanft übers Haar, ,,Ich kenne diesen George zwar nicht wirklich, aber du scheinst ihn zu lieben und das heißt, dass er nur ein großartiger Mensch sein kann. Wenn er dich auch liebt, dann wird er deine Entscheidung akzeptieren" ,,Aber er meinte, dass er sich schon bei unserer ersten Begegnung in mich verliebt hat", schniefte ich. ,,Wenn er schon so lange gewartet hat, dann kann er auch noch ein bisschen länger warten", erwiderte Sophie lächelnd. ,,Danke", schniefte ich, ,,Ich habe die Zeit mit euch echt vermisst" ,,Und ich erst", lächelte Fleur.

,,Was soll ich denn sagen? Mir wurde der Kontakt zu meiner Cousine verboten", sagte Sophie. ,,Warum eigentlich?", fragte Fleur nachdenklich. ,,Die Selwyns verstehen sich nicht wirklich mit den Longbottoms", fasste ich es kurz zusammen. ,,Genau. Dazu kam es beim fünfzigsten Geburtstag von Onkel Vektor. Mein Vater, mein Onkel, meine Mutter und Shilas Großmutter hatten sich so sehr gestritten, dass uns später der Kontakt verboten wurde", sagte Sophie. ,,Und kurze Zeit später sind wir dann nach London gezogen", ergänzte ich. ,,Aber Benjamin ist in Beauxbatons geblieben", bemerkte Fleur. ,,Ja, leider. Ich vermisse ihn wirklich sehr", jammerte ich. ,,Wir sollten lieber über etwas anderes reden", grinste Sophie.

,,Schlag was vor", forderte ich sie auf. ,,Darf ich dich was fragen?" ..Ähm, ja. Natürlich darfst du das", antwortete ich. ,,Was sagt dein Vater eigentlich dazu, dass du mit den Kindern seines Feindes befreundet bist?" ,,Ihm gefällt das nicht, aber ich könnte sie nicht einfach von einem Tag auf den anderen ignorieren. Immerhin sind sie ja auch die Kinder einer guten Freundin meiner Mutter", sagte ich. ,,Da hast du recht", stimmte Fleur mir zu.

Auf einmal stupste Sophie mich mit ihrem Ellbogen an: ,,Wenn man vom Teufel spricht" Sie deutete zum großen Eichenportal. ,,Ich glaub's nicht", stammelte ich. ,,Beruhig dich", drang Fleurs Stimme leise zu mir durch, ,,Geh einfach hin und rede mit ihm. Sicherlich sucht er dich" ,,Okay", sagte ich und war über meine eigene Entschlossenheit überrascht. Dabei war ich doch so unsicher. Sophie stupste mich erneut an: ,,Geh schon" Ich nickte.

Langsam stand ich auf und ging auf ihn zu. ,,Hi", meinte ich leise. ,,Hi", erwiderte er nicht wirklich lauter, ,,Können wir reden?" ,,Natürlich", erwartungsvoll sah ich ihn an. ,,Nicht hier. Lass uns zum See gehen. Da haben wir unsere Ruhe", schlug George vor. ,,Ja, das ist eine gute Idee", meinte ich. Auf einmal war von meiner vorherigen Entschlossenheit nichts mehr zu spüren. Stattdessen machte sich Angst in mir breit. Was wollte er mit mir besprechen? Wollte er nichts mehr mit mir zu tun haben?

Auf dem Weg zum See kamen mir unzählige abstruse Gedanken, die ich versuchte so gut wie möglich abzuschütteln. Jedoch gelang mir das mehr schlecht als recht und es kamen noch viel unsinnigere Ideen hinzu. Wenn wir nicht bald da wären, würde ich wahrscheinlich verrückt werden.

George räusperte sich und ich schreckte zusammen. ,,Wir sind da" Ungläubig sah ich mich um. Ich hätte nicht gedacht, dass er mich ausgerechnet zu dieser Stelle führen würde. Immerhin hatte er mich hier mit Nic gesehen.

Nach Minuten des Schweigens fasste er sich ein Herz: ,,Warum bist du weggelaufen?" ,,Ich brauchte nur etwas Zeit für mich", erwiderte ich. Währenddessen starrte ich auf den See um ihm nicht in die Augen zu blicken. Doch auch aus dem Augenwinkel sah ich, dass er mich misstrauisch musterte. ,,Du brauchtest also Zeit für dich?" ,,Ja", antwortete ich pampig. Im nächsten Moment tat es mir schon wieder leid. ,,Ich konnte ja nicht ahnen, dass sich Sophie und Fleur mir anschließen" George seufzte. Er hatte meinen leicht genervten Unterton also vernommen. ,,Warum brauchtest du denn Zeit für dich?", versuchte er es nochmals. ,,Ich musste nachdenken", sagte ich ruhig. ,,Worüber?", fragte er nun nachdrücklich.

Unsicher sah ich ihn an, wandt meinen Blick dann jedoch wieder ab. ,,Über alles - den Ball, Cedric, Nicolai" Seine Augen verengten sich zu Schlitzen. Tief durchatmen! Ich drehte mich zu ihm um: ,,Und über uns" ,,Und zu welchem Entschluss bist du gekommen?", fragte er merkwürdig ruhig. ,,Ich habe mit Sophie und Fleur gesprochen. Sie verstehen mich", setzte ich an. ,,Und ich verstehe dich etwa nicht?", unterbrach er mich gekränkt. ,,So meine ich das nicht", sagte ich hastig, woraufhin er nur nickte. Zur Hölle mit diesem Nicken. Es konnte so viele Bedeutungen haben. Man konnte alles mögliche in diese kleine Bewegung hineininterpretieren. Doch das sollte jetzt nicht meine Sorge sein.

,,Ich habe dir das wahrscheinlich schon oft gesagt - aber du musst wissen, dass du mein bester Freund bist und, dass du mir all die Jahre so unglaublich wichtig geworden bist. Ich kann nicht leugnen, dass du für mich inzwischen mehr bist als nur mein bester Freund. Aber ich habe Angst, dass das mit uns nicht funktioniert. Ich weiß, dass das ganze 'wir können ja Freunde bleiben' Gerede nicht stimmt. Wenn das mit uns nicht gut geht, dann wird es nicht so, wie vorher. Wir werden uns aus dem Weg gehen. Nach und nach werden sich dadurch dann auch unsere Freunde zwischen uns entscheiden. Versteh mich nicht falsch. Ich möchte nur auf Nummer sicher gehen und mich primär auf die Schule konzentrieren"

,,Das kann ich doch verstehen", meinte er lächelnd und rutschte ein wenig näher zu mir. ,,Wirklich?" Ungläubig starrte ich George an. ,,Ja, natürlich. Ich kenne dich doch. Aber du kannst nicht alles planen. Manche Dinge passieren einfach" ,,Aber genau das will ich vermeiden. Ich hasse es, wenn ich die Kontrolle verliere", seufzte ich. Plötzlich hörte ich ein leises Lachen neben meinem Ohr. ,,Das ist nicht lustig", empörte ich mich. ,,Doch", grinste er. Ich schlug ihm leicht gegen den Arm, was ihn nur noch mehr lachen ließ. ,,Hey" Ich drehte meinen Kopf um und erschrak, da er sehr nah bei mir saß.

Für einen kleinen, wunderschönen Augenblick sahen wir uns einfach nur an. Doch, als ein heller Aufschrei ertönte, zuckte ich zusammen. Der Moment war vorbei und ich realisierte, dass ich gerade nur knapp nur knapp davor stand meine eigenen Überzeugungen über Bord zu werfen. Aber erstaunlicherweise war mir das in den wenigen Sekunden, in denen die Welt still zu stehen schien, vollkommen egal. Das machte mir Angst.
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So, ich bin wieder aus dem Urlaub zurück...und wieder #nachtkreativ 😂

Ach ja und noch lebst du, S_p_l_story. Ich hoffe darüber freust du dich😂😂

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