In der Nacht
Als es an der Tür klopfte, fuhren wir alle erschrocken zusammen. Nacheinander musterte ich jeden einzelnen. Es war lustig ihre ihre Reaktionen zu sehen. Ginny. Sophie. Hermine. Ron. Fred. George. Mein Blick blieb ein paar Sekunden länger an ihm hängen und ich seufzte. Was war das nur mit uns? Warum war das alles nur so kompliziert? Warum wehrte ich mich nur jedes mal gegen jeglichen Annäherungsversuch? Mir war schon längst klar geworden, dass das Problem bei mir lag und dass ich auch die einzige war, die dieses beheben konnte. Ich musste mit mir im Reinen sein. Dann würde alles viel einfacher werden. So dachte ich jedenfalls.
,,Es gibt gleich Essen. Ihr sollt schon mal den Tisch decken", vermeldete Bill und ich schreckte auf. Ich hatte nicht bemerkt, dass er das Zimmer betreten hatte. ,,Na dann", grinste Fred, ,,Hopp, hopp" ,,Du machst schön mit", merkte ich an. ,,Sicher doch"
Das Abendessen verlief ebenso wie die letzten Male. Wir versuchten über Umwege Informationen der letzten Versammlung zu kommen. Doch abgesehen davon, dass wir noch zu jung seien, wurde uns nichts weiter verraten. Nachdem dieses Thema recht schnell vorwiegend durch Molly beendet wurde, starteten alle Anwesenden mit ihren Sitznachbarn über die unterschiedlichsten Dinge zu reden. Mir fiel es unterdessen schwer mich in die Gespräche einzubringen. Morgen werde ich mit ihm reden, dachte ich immer wieder. Als würde ich mir durch das Wiederholen Mut machen wollen, was nicht allzu gut funktionierte. Was, wenn er nicht mit mir reden wollte? Ich könnte es ihm nicht einmal verübeln. So oft hatten wir schon geredet und nie waren wir weitergekommen. Mein Herz schrie, dass ich verliebt war. Warum konnte mein Kopf das nicht kapieren oder zumindest akzeptieren?
Diese Gedanken verfolgten mich bis in die Nacht und hielten mich wach. Was ebenfalls dazu beitrug, dass ich nicht einschlafen konnte, war der Mond, dessen Schein das gesamte Zimmer erstrahlen ließ. Sophie, Ginny und Hermine waren bereits eingeschlafen. Nur ab und zu gaben sie Geräusche von sich. Ansonsten war es still im Raum. Ich hatte schon seit ich denken konnte Probleme damit einzuschlafen. Die meisten Menschen, die ich kannte, mussten nur die Augen schließen und waren innerhalb kürzester Zeit im Land der Träume. Ich schaffte das nicht. Fast schon beneidete ich sie darum. Während sie schon friedlich vor sich hin schlummerten, lag ich mit offenen Augen die Decke anstarrend im Bett und dachte über die seltsamsten Dinge. Wenn ich es dann nach Ewigkeiten des Warten endlich schaffte einzuschlafen, war ich in verwirrenden Träumen gefangen, in denen ich beispielsweise einen Mord an einer mir unbekannten Hexe als Gummibärchen in Zusammenarbeit mit einer Ziege aufklärt. Das war nur einer der absurden Vorgänge, von denen ich träumte.
In dieser Nacht hielt ich es nicht länger in diesem Zimmer aus. Es fühlte sich zunehmend beengender an, weshalb ich schlussendlich aus meinem Bett stieg und den Raum möglichst leise verließ. Wenige Meter vor der Tür knarrte der Boden, woraufhin ich augenblicklich in der Bewegung erstarrte. Eine ungewohnte Stille legte sich über den Raum, die nur durch die gelegentlichen, gleichmäßigen Atemgeräusche unterbrochen wurden. Obwohl ich erwartet hatte, dass man meinen beschleunigten Herzschlag hören würde, wachte niemand auf und langsam entspannte ich mich wieder ein wenig. Dennoch haderte ich mit mir. Es war so als wäre ich an Ort und Stelle festgewachsen. Eine Blockade tief in meinem Inneren hinderte mich daran weder nach draußen noch zurück ins Bett zu gehen.
So stand ich noch eine Weile unentschlossen da. Im Kopf hatte ich nach Pro und Kontra Argumenten für und gegen beide Optionen gesucht. Schlussendlich hatte ich mich dann doch dazu entschieden mir ein wenig die Beine zu vertreten, da es nichts brachte tatenlos im Bett auf den lauernden Schlaf zu warten, und ich schaffte es mich aus meiner Verwurzelung zu lösen. Auf leisen Sohlen tappte ich die Treppenstufen nach unten. Dabei stoppte ich jeweils nach drei Stufen um zu horchen ob noch jemand auf den Füßen war. Doch erst als ich am Kaminzimmer vorbei kam, vernahm ich zwei Stimmen, die mir sehr wohl bekannt waren. Erneut war ich unsicher wie ich weiter verfahren sollte, weshalb ich vorerst vor der angelehnten Tür stehen blieb um nachzudenken. In solchen Situationen setzte mein Gehirn partiell aus. Vernünftige Gedanken? Fehlanzeige. Deshalb fiel mir auch viel zu spät auf worüber die beiden Personen gerade sprachen.
,,Sie ist so schnell erwachsen geworden. Kannst du dir das vorstellen? Gestern war sie noch so klein und jetzt tritt sie ihr letztes Jahr in Hogwarts an", drang sie Stimme meiner Mutter gedämpft an mein Ohr.
,,Manchmal vergeht die Zeit wie im Flug und manchmal schleicht sie elendig langsam dahin", stellte Black fest. Ich war verwundert seine Stimme zu hören. Auch wenn ich sie schon vorhin identifiziert hatte, hatte ich aus irgendeinem Grunde erwartet Mollys Stimme zu vernehmen. Vielleicht war es aber auch seltsam Maman und Black so vertraut über ernste Themen reden zu hören.
,,Du spielst auf deine Zeit in Askaban an", erwiderte meine Mutter mit einem fragenden Unterton. Black brummte etwas Unverständliches. ,,Wie ist es dir dort ergangen?", hakte sie nach. ,,Nun, von einem fünf Sterne Hotel war es weit entfernt", antwortete Black missmutig. ,,Wenn du ein fünf Sterne Hotel erwartet hast, kann ich deine Enttäuschung verstehen", kicherte Maman und ich versuchte mich angestrengt daran zu erinnern wann ich sie das letzte Mal habe kichern hören. Es war sicher schon eine Weile her. ,,Nein, ein fünf Sterne Hotel habe ich nicht erwartet. Aber drei Sterne wären zumindest schön gewesen. Immerhin verbringen die meisten Besucher gezwungenermaßen viele Jahre ihres Lebens dort. Da ist doch ein wenig Komfort nicht zu viel verlangt. Oder liege ich da falsch?", erwiderte Black grinsend. ,,Nein, nein, du hast schon Recht" Mit der Zeit kam mir das, was ich hier tat immer verwerflicher vor. Dies war eine vertrauliche Unterhaltung zwischen meiner Mutter und Black. Mir stand es nicht zu jene mit anzuhören - auch nicht, wenn es mich brennend interessierte. Schließlich würde ich auch nicht wollen, dass jemand meine Gespräche belauscht.
So kam es, dass ich mich zum zweiten Mal in dieser Nacht auf leisen Sohlen davon schlich und schließlich in der Küche landete.
Während des Abendessens war der Raum nur spärlich belichtet gewesen, da die Sonne bereits untergegangen war. Jetzt jedoch leuchtete die Küche förmlich im Licht des Mondes. Nur ein langer Schatten störte die gleichmäßige Beleuchtung. Er gehört zu einer weiteren Person.
,,Du bist also auch noch wach", stellte ich zögernd fest und bewegte mich auf die Küchentheke zu. ,,Ja, ich konnte nicht einschlafen", murmelte er und stellte sich zu mir. ,,Ging mir genauso. Es schwirrten einfach zu viele Gedanken in meinem Kopf herum, die mich vom Schlafen abgehalten haben", bekräftigte ich meine Aussage. ,,Ich habe auch viel nachgedacht" ,,Worüber denn?", fragte ich, da ich das Gefühl hatte, dass er diese Nachfrage erwartete. Seine Aussage klang irgendwie unfertig - so als hätte er noch viel mehr sagen wollen, sich dann aber selbst unterbrochen um anstelle eines Monologes einen Dialog zu führen, welcher letztendlich trotzdem das selbe Ziel hatte. ,,Ich denke über eine junge Frau nach. Sie ist die einzige, für die ich durchs Feuer gehen oder über Glas laufen würde. In meinem Kopf kreisen alle Gedanken nur um sie. Wenn ich sie sehen kann, bin ich für alle anderen blind. Jahr für Jahr habe ich darauf hingearbeitet, dass sie in mir mehr als nur ihren besten Freund sieht. Vor ein paar Tagen meinte sie dann, dass wir es miteinander versuchen sollten und doch hat sich nichts getan"
Ich blickte ihn berührt an und kämpfte gegen den Kloß an, der sich in meinem Hals bildete. ,,Vielleicht ist sie sich selbst nicht sicher und hat Angst den nächsten Schritt zu machen", krächzte ich. ,,Und was soll ich deiner Meinung nach jetzt machen?", wollte George von mir wissen. Augenblicklich spannte sich mein Körper an und meine Gedanken begannen zu rasen. Ich hatte weder eine Ahnung was ich sagen soll noch was er vielleicht von mir hören will. Ich war hin und her gerissen.
Schließlich seufzte ich: ,,Gar nichts" George, der schon keine Antwort mehr erwartet hatte, blickte mich verständnislos an. Ich schloss kurz meine Augen um noch einmal in mich hineinzuhorchen. Vielleicht werden ich es später bereuen, dachte ich mir. Doch sicher war, dass ich es bereuen würde, wenn ich es nicht tun würde. Ich öffnete die Augen wieder, atmete tief ein und aus. Ohne einen weiteren Moment verstreichen zu lassen stelle ich mich auf die Zehenspitzen, umfasse vorsichtig sein Gesicht und lege zögerlich meine Lippen auf seine.
Anders als soeben verstand George sofort und erwiderte den Kuss. Zum ersten Mal seit langem handelte ich nicht, weil ich lange und genau darüber nachgedacht habe. Ich hatte es nicht einmal geplant. Es war aus dem Moment heraus passiert und ich musste zugeben, dass es sich nicht schlecht anfühlte. Im Gegenteil. Es fühlte sich seltsamerweise verdammt richtig an George zu küssen und es machte sich der Wunsch in mir breit es nicht bei diesem einen Mal zu belassen.
Doch viel zu schnell lösen wir uns wieder voneinander nur um uns tief in die Augen zu sehen. Ich wusste nicht wie lange wir da standen ohne uns zu rühren. Ich hatte mein Gefühl für Zeit komplett verloren. Es gab nur George und mich. Mehr brauchte ich gerade nicht.
,,wow", murmelte er irgendwann, woraufhin ich ihn erwartungsvoll ansah. ,,Ist das ein positives oder ein negatives wow?" ,,Ein positives natürlich", sagte er rasch, ,,Ich hätte das nicht von dir erwartet" ,,Ich auch nicht", gab ich zu. Glücklich legte er seine Arme um mich und zog mich somit enger an sich: ,,Und was passiert jetzt mit uns?" ,,Würdest du mir noch eine Nacht geben um darüber nachzudenken? Ich werde dir morgen meine Entscheidung mitteilen", nuschelte ichubd fügte noch hinzu, ,,Das verspreche ich" George nickte langsam: ,,Natürlich" ,,Dann werde ich jetzt wieder zu Bett gehen" Gerade als ich mich zum Gehen wandte griff er nach meiner Hand. ,,Gute Nacht, Prinzessin" ,,Gute Nacht", lächelte ich.
Auf dem Weg zurück in mein Zimmer waren meine Gedanken bei George, weshalb ich nicht allzu sehr darauf achtete leise zu sein. Hätte ich mich konzentriert, wären mir die sich nähernden Schritte sicher aufgefallen. Doch das war nicht der Fall und so stieß ich mit einem missmutig drein blickenden Sirius Black zusammen. ,,Was machst du denn hier?", fragte er überrascht. ,,Ich...also", stammelte ich, ,,Ich konnte nicht schlafen" Er nickte abwesend. Dann drängte er sich ohne ein weiteres Wort zu sagen an mir vorbei. Zwar kam mir diese Begegnung ziemlich seltsam vor, doch im Moment war es mir egal. Ich wollte einfach nur noch in mein Bett.
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Hach, wie befreiend es doch sein kann, wenn man ENDLICH mal wieder ein Kapitel veröffentlichen kann. In den letzten Monaten hatte ich mit einer mittelschweren Schreibblockade zu kämpfen und hoffe darauf sie bald komplett besiegt zu haben. Ich habe meine Motivation diese Geschichte hier weiterzuschreiben allmählich wiedergefunden, was mich persönlich sehr glücklich macht und zugleich optimistisch stimmt. Ich kann mir vorstellen, dass ich durch meine verhältnismäßig lange Schreibpause einige Leser verloren habe. Dennoch freue ich mich über jeden einzelnen, der einen Kommentar da lässt, votet oder schlicht und einfach das Kapitel liest.
LG
von einer müden und zugleich euphorischen
Shila♡
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