,,Was soll das heißen?", fragte ich aufgebracht. ,,Das soll heißen, das wir den Rest der Ferien an einem anderen Ort verbringen werden", erwiderte meine Mutter sachlich. ,,Ich wollte mich aber mit meinen Freunden treffen", sagte ich. ,,Glaub mir, das hier ist viel wichtiger. Du wirst deine Freunde noch früh genug sehen" Mit einem Blick über ihre Schulter wurde sie ungeduldiger. Sie hatte Sophie im Türrahmen entdeckt und war wahrscheinlich nicht gerade stolz auf diese Auseinandersetzung.

,,Maman, ich bin volljährig. Du kannst mich nicht dazu zwingen", argumentierte ich. Sophie reckte beide Daumen in die Höhe. ,,Euch beiden wird es ganz bestimmt gefallen, wenn ihr erst da seid", sagte meine Mutter sanft. ,,Können wir nicht zu grand-mère gehen und du besuchst deine Bekannten alleine?", fragte ich hoffnungsvoll. Leider brachte mir das nicht viel, denn sie blockte direkt ab: ,,Oh nein! Mutter ist mit Neville gerade in Irland. Sie freut sich schon seit Monaten auf diesen Urlaub und ihr werdet sie nicht belästigen, sondern eure Koffer packen - und zwar sofort! Morgen früh brechen wir auf"

Ohne Widerrede trotteten Sophie und ich in mein Zimmer. Es war noch sehr spartanisch eingerichtet, da wir erst seit kurzem hier wohnten. Nach der Trennung hatte mein Vater das Haus behalten und meine Mutter wollte verständlicherweise nicht dauerhaft bei meiner Großmutter wohnen. Also hatte sie sich diese kleine, gemütliche Wohnung in der Nähe der Winkelgasse gekauft.

,,Vielleicht will Tante Valentina uns ja auch nur beschützen", versuchte mich Sophie zu beruhigen. ,,Wie das?" ,,Vielleicht will sie ja mit uns untertauchen" Ich schüttelte nachdenklich meinen Kopf: ,,Das denke ich nicht" ,,Wieso? Beim ersten Zaubererkrieg sind deine Eltern doch auch nach Paris geflüchtet" Es klang mehr wie eine Feststellung als ein Vorwurf, doch ich fasste es wie einen auf. ,,Das war eine reine Vorsichtsmaßnahme. Maman wollte nur nicht, das Vater irgendeinen Fehler begeht, den er im Nachhinein bereut", fauchte ich. ,,So habe ich das doch nicht gemeint. Meine Eltern sind doch ebenfalls dem Ganzen aus dem Weg gegangen", meinte Sophie schief lächelnd. Ich seufzte tief: ,,Lass uns einfach die Koffer packen" ,,Gute Idee", stimmte sie mir zu und ich war ihr unendlich dankbar dafür.

Am nächsten Morgen stand ich erst verhältnismäßig spät auf, sodass ich die letzte im Bad war. Um punkt zehn Uhr apparierten wir in eine, mir unbekannte, Straße in London. Dort lief meine Mutter zu einer Straßenlaterne und blieb einfach stehen. ,,Was machen wir hier?", fragte ich neugierig. ,,Warten", sagte meine Mutter kurz angebunden. Sophie, die sich naserümpfend umsah, warf mir einen vielsagenden Wo-zur-Hölle-sind-wir-hier-Blick zu, den ich nur mit einem Schulterzucken quittierte. Ich wusste es ja selbst nicht.

Doch in wenigen Minuten tat sich endlich etwas. Hinter einem etwas heruntergekommenen Gebäude trat, zunächst zögerlich, eine Person hervor. ,,Jetzt wird es spannend", grinste Sophie und setzte sich aufrecht hin. Ich hingegen beäugte die Person ungläubig.

,,Ich hätte nicht erwartet dich hier anzutreffen, Valentina", meinte Professor Lupin überrascht. ,,Nun, Molly und Albus wussten bescheid. Es wundert mich also, dass du geschickt wurdest, Remus" Meine Mutter hob eine Augenbraue. ,,Mich auch", beteuerte er. ,,Denkst du, wir kommen miteinander aus?", fragte Mutter hoffnungsvoll. ,,Mal sehen. Molly scheint dir zu vertrauen, also könnte es sein, dass du dich verändert hast", erwiderte dieser ruhig. ,,Vielen Dank, das weiß ich zu schätzen", sagte sie erleichtert.

,,Wie lange stehen wir jetzt noch so herum?", fragte Sophie irgendwann ungeduldig. Insgeheim bewunderte ich sie dafür, dass sie genau das aussprach, was sie dachte. Ich hätte mich das nicht getraut. ,,Darf ich dir meine Nichte Sophie vorstellen", meine Mutter grinste über die Bemerkung meiner Cousine, ,,meine Tochter Shila kennst du ja bereits" Lupin nickte, sah auf die Uhr und sprach dann: ,,Wir sollten uns beeilen" ,,Natürlich", sagte ich verständnisvoll.

Auf einmal kramte Lupin ein Stück Pergament aus seiner Hosentasche. ,,Prägt es euch gut ein", meinte er, während wir die wenigen Zeilen lasen.

Das Hauptquartier des Phönixordens befindet sich am Grimmauldplatz Nummer zwölf, London.

Unsicher drehte ich mich um. Ich sah Nummer zehn, elf und dreizehn. Aber Nummer zwölf konnte ich nirgends ausmachen. ,,Professor Lupin, was" Doch Lupin unterbrach mich: ,,Denkt an das, was ihr euch gerade eingeprägt habt"

Wir taten, was er sagte, und auf einmal erschien zwischen Nummer elf und dreizehn die, zuvor nicht dagewesene, Nummer zwölf. ,,Wow", staunte Sophie. ,,Los, beeilt euch", hetzte uns Lupin. Auch dieser Anweisung leisteten wir, ohne Widerrede, folge.

Das erste, was mir auffiel, war der modrige Geruch. Jeder Gegenstand in der spärlich beleuchteten Halle war mit einer feinen Staubschicht überzogen. An der Decke befanden sich Spinnennetze. ,,In welchem Drecksloch sind wir denn hier gelandet?", flüsterte Sophie abwertend. ,,Ich habe keine Ahnung", erwiderte ich nicht gerade erfreut.

,,Wartet kurz, ich hole schnell jemanden" Mit diesen Worten ließ uns Lupin stehen. ,,Was machen wir hier, Tante Valentina?", wollte Sophie wissen. Meine Mutter seufzte: ,,Ich habe vor mich dem Orden des Phönix anzuschließen" ,,Orden des Phönix?",,Der Orden des Phönix ist eine Vereinigung von Hexen und Zauberern, die gegen den Dunklen Lord und die Todesser kämpfen. Dieser Widerstandsorden kämpfte erstmals in den 70er Jahren gegen Voldemorts Schreckensherrschaft. Viele Mitglieder des damaligen Ordens wurden in diesem Kampf getötet, sodass nur noch sehr wenige am Leben sind", erklärte sie uns.

,,Dafür, dass du damals mit diesem Schnösel abgehauen bist, weißt du ja ziemlich viel über den Orden", ertönte eine laute Stimme. Als ich den Mann erblickte, musste ich zum zweiten Mal am heutigen Tag staunen. Dort, am Fuße der Treppe stand Sirius Black.

,,Ich werde mich nicht vor jedem rechtfertigen. Das, was ich damals getan habe, war in euren Augen vielleicht nicht richtig. Doch glaub mir, es war zu eurem besten", zischte meine Mutter. So hatte ich sie noch nie erlebt. ,,Du hättest Tode verhindern können", bemerkte Black. ,,Hör auf mir Vorwürfe zu machen. Dafür bin ich nicht hierher gekommen" ,,Weshalb bist du dann hier?", fragte er. ,,Ich möchte euch helfen. Ich will mit euch kämpfen" ,,Das hoffe ich für dich" Seine Augen verengten sich. Doch dann wanderte sein Blick zu mir und meiner Cousine: ,,Deine?"

,,Das sind meine Tochter, Shila, und meine Nichte, Sophie. Mein Sohn lebt zur Zeit bei seinen besten Freund in Paris", erklärte meine Mutter sofort.

Weder Sophie noch mir war der spöttische Ausdruck auf Sirius Gesicht aufgefallen. Ich ahnte schon, dass es auf kein angenehmes Gespräch hinauslaufen würde.

,,Und, wo treibt sich Vektor so rum? Weiß er, dass du hier bist?" ,,Das geht ihn nichts an", sagte meine Mutter laut. ,,Seit wann hast du denn Geheimnisse vor deinem Mann?", fragte Sirius grinsend. Sie verbesserte ihn jedoch umgehend: ,,Exmann, so viel Zeit muss sein" ,,Ach, du hast endlich eingesehen, dass" Sirius Augen funkelten freudestrahlend. ,,Ich möchte nicht über ihn reden", blockte sie direkt ab. ,,Verstehe ich", er nickte auf einmal verständnisvoll, ,,Nimmst du jetzt eigentlich deinen Mädchennamen wieder an?"

Darüber hatte ich noch nie nachgedacht. Eigentlich war es für mich immer selbstverständlich gewesen, dass sie Valentina Selwyn hieß. Doch jetzt würde ich auch die andere Option in Betracht ziehen.

,,Nein, ich möchte nicht anders heißen, als meine Kinder" ,,Scheint, als hättest du dich tatsächlich ein wenig verändert", dann wurde er von einem Moment auf den anderen schlagartig ernst, ,,Das heißt aber nicht, dass ich dir Vertrauen schenke. Ich werde dich genau im Auge behalten" ,,Tu, was du nicht lassen kannst. Aber ich werde dir schon keinen Grund zur Sorge geben"

Ich kam mir so fehl am Platz vor. Meine Mutter kannte die meisten Leute von früher. Weder Lupin noch Black vertrauten ihr wirklich und ich hatte keine Ahnung, wieso wir mitkommen mussten.

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Da ist es endlich: Das erste Grimmauldplace-Kapitel. Ich freue mich nun schon so lange darauf und habe dafür schon ein zwei Ereignisse geplant. Es könnten also...mehrere Grimmauldplace-Kapitel kommen.

Funfact: Ich bin um 22:48 Uhr fertig geworden mit dem Kapitel, lade es aber erst...später hoch😋

#nachtkreativ

Ich wünsche euch ein schönes Wochenende.

LG
ShilaSelwyn