Kapitel 2

Sky:

Schneeweiße Haut. Die Augen schlitzförmig, mit blitzenden blauen Augen dahinter. Der Mund zu einem Schrei aufgerissen und mit tiefster Schwärze dahinter.

Eine dunkel gekleidete Gestalt mit Scream-Maske starrte mir direkt ins Gesicht. Ich riss den Mund ebenfalls auf und schrie.

Die Gestalt stolperte überrumpelt zurück, ich wirbelte herum und rannte los.

Ich stolperte im Rennen über Stöcke, Wurzeln, fiel regelrecht kleine Abhänge hinunter und prallte gegen Baumstämme.

Wie ein vollkommen Wahnsinniger rannte ich zitternd und keuchend durch den Wald.

Die Musik wurde hinter mir immer leiser und auch die undefinierbaren Rufe hinter mir verklangen allmählich.

Ich erreichte den Grenzzaun, erklomm ihn mit wenigen Schritten und schwang mich hinüber.

Es wurde heller, ich rannte schneller und stolperte schließlich aus dem Wald heraus direkt in zwei grell leuchtende Scheinwerfer.

Ich warf mich zur Seite und das Auto schrammte quietschend und hupend ein paar Zentimeter von meinem Knie entfernt entlang.

Ich keuchte, das Adrenalin pochte durch meine Adern. Das Auto kam schlitternd schräg auf der Straße zu stehen und eine Tür wurde aufgestoßen.

Ich riss vor Angst die Augen auf, als die Silhouette eines großen Mannes aus dem Auto stieg. Ich krabbelte panisch rückwärts, rappelte mich auf und taumelte ein paar Schritte nach hinten.

"Hey" hörte ich den Mann rufen, "bleib hier Junge!" Doch ich blieb nicht hier. Ich floh. Die Straße hinauf, am Wald entlang, Richtung Eingangstor der Villa, wo die Party stieg.

Wo Liv war. Wo er mich nicht alleine im Wald überraschen konnte. Der Mann rannte mir hinterher. Er brüllte irgendwas, doch ich achtete nicht auf ihn.

Mein Blick zuckte immer wieder sicherheitshalber zum Wald. Ich hatte Angst. Furchtbare Angst. Er war gekommen um mich zu holen. Das Eingangstor kam in Sicht.

Ein paar Leute standen davor und redeten aufeinander ein. Hinter ihnen ging auf der anderen Seite des Zauns die Party weiter.

Ich rannte noch ein paar Schritte weiter und ein Schwindel der Erleichterung überkam mich, als ich Liv unter den Leuten stehen sah.

Ich verlangsamte mein Tempo, stolperte trotzdem weiter auf die Gruppe zu und stieß einen kläglichen, jämmerlichen Laut aus.

Sie drehten sich zu mir um und Liv riss die Augen auf. Sie rannte auf mich zu.

Noch bevor sie mich erreicht hatte, verdrehte ich die Augen, meine Beine sackten zusammen und fiel zu Boden.




Zweieinhalb Tage riss mich mein verboten schriller Wecker mit einem unerträglichen Klingeln aus dem Schlaf.

Ich grunzte wütend, drehte mich halb im Bett um und schlug mit der flachen Hand auf den Wecker. Er klingelte ungestört weiter.

Ich fauchte, richtete mich ein weng auf stützte mich mit einer Hand ab und hämmerte erneut auf das Drecksteil ein. Er verstummte.

Ein Vogel zwitscherte vor meinem Fenster und ich seufzte. Montagmorgen.

Ächzend schwang ich meine Beine herum und erhob mich schwerfällig aus dem Bett.

Meine Sachen vom Vortag lagen immer noch verstreut auf dem Boden herum. Als ich am Freitagabend zitternd nachhause gewankt war, hatten sowohl meine Eltern mir als auch Livs Eltern ihr ein Wochenende Hausarrest in die Fresse geknallt.

Eigentlich war das für mich nicht sonderlich schlimm gewesen, ich hatte außer Liv keine richtigen Freunde, mit denen ich etwas hätte unternehmen könnte. Sicher, ich verstand mich in der Schule mit ein paar Schülern und auch beim Tanzen mochte ich die meisten Leute ganz gerne, aber ich unternahm sonst nicht viel mit ihnen.

Also hatte ich das ganze Wochenende in meinem Zimmer Tanzschritte geübt, lange geschlafen, Netflix geschaut und stundenlang mit irgendwelchen Fremden auf Online-Plattformen gechattet. Ich liebte diese Plattformen. Ich war sehr schreibgewandt, also konnte ich mich geben, wie ich wollte.

Ich saß diesen Leuten nicht gegenüber, musste sie nicht anschauen oder sonst irgendwie Kontakt zu ihnen haben. Ich konnte jeder sein. Und von meinen gelegentlichen Fressattacken sonntags lag nun eben noch haufenweise Müll und Reste herum.

Ich ignorierte alles und wankte ins Bad. Die unerträglich muntere Sonne knallte mir durchs Fenster direkt ins Gesicht und die Vögel brüllten wie jeden Morgen unerträglich laut.

Ich suchte mir halbherzig irgendwelche Klamotten aus und schmiss sie auf den Badewannenrand, bevor ich in die Duschkabine stieg und das Wasser anließ.

Die Scheiben beschlugen sofort und in dieser winzigen Welt, umhüllt von Wasser und heißem Dampf fühlte ich mich gleich besser und begann, ein  wenig wacher zu werden.

Ich spülte meine Haare mit ordentlich Shampoo und Spülung durch, wusch ich gründlich und verließ die Dusche wieder. Ein Handtuch um die Hüften geschlungen betrachtete ich mich im Spiegel. Meine Haare hingen mir unvorteilhaft ins Gesicht.

Meine dunkelgrauen Augen sahen nicht besonders begeistert zwischen ihnen hervor. Ich schnappte mir den Föhn und föhnte meine Haare einfach irgendwie, sodass sie am Ende irgendwie verwuschelt und noch halb nass auf meinem Kopf herumlagen.

Danach zog ich mir meine Klamotten an, machte mein Bett, schnappte mir meinen Ranzen und lief nach unten.





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