Kapitel 9
Verschlafen rieb ich mir über mein Gesicht und richtete mich mit einem langen Gähnen auf. Es war noch dunkel draußen, was bedeutete ich hätte noch etwas Zeit zum schlafen, aber diese ganze Situation ließ mich nicht zur Ruhe kommen. Kurz blieb ich so sitzen und starrte ins nichts, doch dann entschied ich, mich auf den Weg zu machen und wieder nach Haus zu gehen. Ich wollte nochmal versuchen zu Luc zu kommen. Auf einen Zettel, der auf Kalea's Schreibtisch lag, schrieb ich, wohin ich ging und bedankte mich nochmal. Mit einem: "Wir sehen uns in der Schule", beendete ich die Nachricht und ließ sie auf dem Schreibtisch liegen. Auch wenn ich bezweifelte, dass ich heute wirklich in die Schule gehen würde. Nachdem ich alles packte, fuhr ich mit meinem Longboard los. Ich bereute es nun wirklich sehr damit gekommen zu sein, anstatt mit dem Bus oder dem Fahrrad, da Kalea nicht gerade um die Ecke wohnte. Zudem war ich auch noch ziemlich müde und ausgelaugt. Nach einer gefühlten Ewigkeit, kam ich endlich zu Hause an. Ich schmiss meine Sachen einfach nur in den Flur und rannte augenblicklich in mein Zimmer. Der einzige Ort in diesem Haus, in dem ich mich wohl fühlte. Die Tür knallte, als sie ins Schloss fiel und ich betete, dass mein Vater momentan einfach nicht da war, oder es nicht hörte. Meine Gebete wurden jedoch natürlich nicht erhört. Mein Vater hämmerte gegen die Tür und fragte mit lauter Stimme: "Was soll das, Darian? Erst pennst du wo anders und sobald du wieder da bist machst du Lärm und Unordnung. Glaubst du, du kannst jetzt alles machen, nur weil du in diese beschissenen Welten kannst? Ich habe keine Lust mehr auf den ganzen Mist. Ich will damit nichts mehr zu tun haben, es bringt nur Unglück mit sich. Am besten bringe ich dich einfach zu deinen Großeltern. Die können dich sicher besser ertragen, als ich. Weißt du was, morgen bringe ich dich zu deinem Opa. Ich pack das nicht mehr", war das letzte was er sagte bevor er wieder verschwand. Hatte mein Vater gerade Tatsächlich entschieden, mich bei seinen Eltern abzuladen? Und was meinte er mit "Ich pack das nicht mehr"? Es ist ja nicht so, als hätte er viel Mühe in seine Vaterrolle gesteckt. Abgesehen davon, kannte ich meine Großeltern so gut wie gar nicht. Ich traf sie einmal und da war ich fünf Jahre alt. Wenigstens musste ich nicht die Schule wechseln, da sie nicht so weit weg wohnten. Vielleicht wäre es wirklich besser bei ihnen zu leben. Schlimmer als hier konnte es nicht werden.
Hier zu leben bedeutete nichts anderes, als nach Strich und Faden vernachlässigt zu werden und sich selbst groß zu ziehen. Was man natürlich auch nicht vergessen durfte, waren die gelegentlichen Wutausbrüche meines Vaters, die einen daran erinnerten, dass man doch nicht alleine wohnte. Von meiner Mutter bekam man sowieso so gut wie nichts mit, da sie unter der Woche arbeitete und am Wochenende meistens außer Haus war. Wenn sie mal doch hier sein sollte verhielt sie sich still. Ich konnte es ihr nicht verübeln, dennoch hätte sie sich vielleicht auch ein bisschen um mich kümmern können. Es verletzte mich nicht mehr, so wie früher, doch die Traurigkeit darüber war noch da. Ich kam vom Thema ab.
Während ich über all das nachdachte, hatte ich meine Zeichnung bereits vollendet. Es war ein kleiner Hügel mit einer Hütte. Nichts besonderes, aber ich wollte nicht das Risiko eingehen, dass so viel Arbeit wieder zu Grunde gemacht wurde. Ich schloss meine Augen. Um ehrlich zu sein, hatte ich Angst sie wieder zu öffnen. Ich war mir nicht sicher, ob ich noch eine Enttäuschung im Augenblick verkraften könnte. Doch als Luc dann meinte: "Darian, hast du was in den Augen, oder warum öffnest du sie nicht?", atmete ich erleichtert aus. Ich nahm in sofort in die Arme, woraufhin ein Schweigen folgte. "All zu gerne würde ich noch länger so bleiben, aber ich weiss nicht wie viel Zeit wir noch haben", erläuterte ich Luc, während ich ihm ernst in die Augen blickte. Luc stand erwartungsvoll da und wartete darauf, was ich zu sagen hatte, da er selber am Ende war. "Mein Vater will mich zu meinen Großeltern bringen. Ich habe Hoffnung, dass sie vielleicht wissen, was hier los ist, da immerhin einer ihrer Söhne möglicherweise so wie ich war.", sagte ich ihm. Luc nickte nur nachdenklich und begab sich in Richtung der Hütte. "Wir stehen echt im Dunkeln. Wir haben keine Ahnung was hier los ist, was das hier genau ist, geschweige denn haben wir eine Lösung für dieses Problem." Luc sah verzweifelt aus. "Und da ist noch was, Darian. Seit dem letzten Mal, fühle ich mich nicht so gut. Wenn du nicht mehr da bist, ist es als wäre sämtliche Energie verschwunden und ich bekomme starke Kopfschmerzen." Ich lief hin und her und versuchte meine Gedanken zu ordnen. "Wir werden einen Weg finden. Egal wie, wir schaffen das schon. Nur den Mut dürfen wir nicht verlieren. Es gibt für alles eine Lösung, wir müssen nur das Problem identifizieren. Kalea und ich werden unser bestmögliches, nein, sogar mehr, tun, um Antworten zu bekommen. Verlass dich drauf." Luc zog eine Augenbraue hoch. "Kalea?" "Oh ja, ich hab sie eingeweiht. Ich wusste echt nicht wohin und mein Kopf hat sich so angefühlt als würde er explodieren. Außerdem ist sie die einzige, die mir helfen kann." "Und das erwähnst du nur mal so am Rande?", fragte er schnippisch. "Ich empfand es nicht, als so wichtig, dass ich es jetzt, im Angesicht der Situation erwähnen müsste", konterte ich. Er wollte etwas erwidern, ließ es dann aber doch bleiben. "Deine Großeltern also", griff Luc wieder auf. "Ja, sie stellen gerade einen Hoffnungsschimmer für mich da. Wenn sie uns nicht helfen können, dann wird es wirklich schwie-." "Du meinst aussichtslos", fiel Luc mir ins Wort. "Nein Luc, wir dürfen uns nicht so leicht entmutigen lassen, wir-." "Ach ja? Während du da draußen bist und dein bestmögliches gibts, sitze ich nur hier rum und warte auf Neuigkeiten. Ich bin überflüssig. Es wäre so viel leichter für dich, mich einfach hier zusammen mit dieser Welt verrotten zu lassen. Du könntest dein Leben ohne Sorgen fortführen. Ich bin nur eine Last", gab Luc zuerst laut, doch zum Ende hin immer leiser von sich. Was er da sagte, machte mich wirklich wütend, weswegen ich ihn jetzt anschrie: "Glaubst du echt, dass du mir so egal bist? Wann checkst du endlich, dass du mein bester Freund bist und ich alles für dich tun würde? Es verletzt mich wirklich, wenn du glaubst, es würde mir besser gehen ohne dich. Also hör auf dich hier selbst zu bemitleiden, dass ändert auch nichts. Außerdem kannst du sehr wohl etwas tun. Du kannst mir seelische Unterstützung geben und bei den Recherchen kannst du auch behilflich sein. Ich bringe einfach ein paar Sachen mit und wir gehen sie zusammen durch. Aber komm nie wieder auf die Idee, du wärst eine Last, oder ich wäre ohne dich besser dran." Zuerst sagte Luc nichts, doch dann kam ein kurzes und leises: "Okay."
Das Holz der Hütte begann zu knarzen und mir wurde plötzlich schwarz vor Augen. Mit einem tiefen Atemzug, öffnete ich wieder die Augen und sah mein Zimmer vor mir. Was auch immer passiert war, die Zeit war wohl um. Keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen war, aber vier Stunden waren es sicher nicht. "Mach dir keine Sorgen, Luc. Ich werde dich da raus holen", sagte ich entschlossen bevor ich mich zur Seite drehte und versuchte zu schlafen.
Hei,
ich hab nicht wirklich was zu sagen, außer: Wie hat euch dieses Kapitel gefallen?😃
Man liest sich✌🏻
(Unwitzig? O-okay, ich geh ja schon..)
-Annarim
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