Kapitel 5
"Weisst du was ich mich schon die ganze Zeit frage?" Mit einem Blick, der so viel wie: "Was denn?", ausdrücken sollte, schaute ich Kalea an, während ich meinen Smoothie in mich rein schlürfte. "Also,", sie lehnte sich über den Tisch zu mir nach vorne, "könnte es sein das du eine Fernbeziehung mit jemandem hast, der auf der anderen Seite der Welt lebt? Ich meine, du schläfst nachts kaum, willst nach der Schule so schnell wie möglich nach Hause und du zeigst nie wirklich Interesse an irgendwelchen Mädchen. Was entweder bedeutet du hast schon eine, oder du bist schwul. Bist du Schwul? Du würdest es mir doch sagen wenn du Schwul wärst, oder? Oh mein Gott! Darian alles okay?!" Das war zu viel auf einmal. Zu aller erst versuchte ich wieder Luft zu bekommen, nachdem ich mich an meinem Smoothie verschluckte und nun daran sogar möglicherweise sterben würde. Dann schaute ich sie fassungslos an. "Wie bitte?" "Naja, das würde zumindest Sinn für mich machen. Du erzählst ja nie wirklich was du so machst." Sie schien etwas beleidigt zu sein. "Das liegt einfach daran, dass ich nichts besonderes mache. Ich stehe auf, gehe in die Schule, gehe nach Hause, fange an zu zeichnen und gehe dann wieder schlafen. Ende.", meinte ich um ihr zu beweisen, dass ich wirklich nichts vor ihr verheimlichte. Gespielt genervt stöhnte sie auf, aber fragte mich dann ganz ernst: "Du würdest es mir doch erzählen wenn's so wäre?" "Du wärst die erste die es wüsste." entgegnete ich mit einem Lachen, während die Schulglocke das Ende der Pause symbolisierte. Wir packten unsere Sachen zusammen und machten uns auf den Weg zum nächsten Unterricht. "Wie kommst du bitte darauf, dass ich schwul sein könnte?", musste ich sie jetzt doch fragen. Mit hochgezogenen Schultern kamen nur zwei Wörter aus ihrem Mund: "Weibliche Intuition." Kopfschüttelnd lief ich weiter den Flur entlang und hörte nur noch wie Kalea lachte.
Zu Hause angekommen schnappte ich mir schnell einen Apfel und verschwand dann auch sofort in meinem Zimmer. Mist. Ich hatte noch kein Bild für heute gezeichnet. Schnell setzte ich mich an meinen Schreibtisch und begann einfach irgendwas zu zeichnen. Nach einer halben Stunde war es vollbracht. Luc, der mit hochgezogenen Augenbrauen vor mir stand schaute ziemlich skeptisch drein. "Was soll das hier bitte sein?" Okay, ich gab mir nicht wirklich Mühe bei dieser Zeichnung, aber es musste schnell gehen und ich wollte Luc unbedingt von Kalea erzählen. Ich zeichnete nur schnell ein Feld, ein eher einfaches Haus und einen kleinen Baum. "Tut mir leid, ich war gestern viel zu müde um noch ein Bild zu zeichnen und da ich dich nicht zu lange warten lassen wollte, habe ich etwas einfaches gemacht." "Wozu denn die Eile? Ist etwas passiert?" Er kam auf mich zu. "Nein, ich wollte einfach nur mit dir teden. Ist das so schlimm?" Kurz schaute er mir in die Augen, bevor er sich wieder umdrehte und sagte: "Na dann, schieß mal los." Wir gingen in die kleine Hütte die ich nur zeichnete, damit das Feld nicht so leer war, und setzten uns dort auf den Boden. Ich begann davon zu erzählen wie Kalea und ich uns vor zwei Jahren anfreundeten, wie sehr sie sich jetzt um mich kümmerte und das sie eine große Stütze für mich im echten Leben war. Luc hörte die ganze Zeit still zu. Als ich fertig war stand er auf, lief kurz durch den Raum, blieb dann direkt vor mir stehen und blickte auf mich hinunter. Gespannt darauf, was jetzt kommen würde, schaute ich ihn erwartungsvoll an. "Ist sie deine Freundin?", kam es dann auf einmal aus ihm heraus. Seine Stimme klang etwas gezwungen. So als wollte er so tun, dass ihn das garnicht interessierte. Mit einem genervten Stöhnen ließ ich mich nach hinten fallen und holte erstmal tief Luft. "Ja, also nein. Sie ist meine Freundin, aber ich bin nicht mit ihr Zusammen. Wieso glaubt, denn jeder gerade, dass ich geheime Beziehungen führe?" "Es war nur 'ne Frage, reg dich ab", erwiderte er, wenn mich nicht alles täuschte, erleichtert. "Wer meinte denn noch, dass du mit jemand zusammen bist?", fragte Luc neugierig und setzte sich wieder hin. Ich verdrehte die Augen, bei dem Gedanken was Kalea heute von sich gab. "Kalea. Sie meinte ich würde entweder eine Fernbeziehung mit jemandem auf der anderen Seite der Welt führen, oder ich seie schwul, weil ich nie Interesse an irgendwelchen Mädchen zeige, die ganze Nacht wach bin und ich immer schnellst möglich nach Hause möchte. Dabei will ich doch einfach nur dich treffen." Ein leises "Aha" kam von Luc als Antwort zurück und er vergrub sein Gesicht in seiner Jacke und seinen Haaren. "Was soll das denn werden?", wollte ich wissen und krabbelte vor ihn. Vorsichtig strich ich ihm ein paar Haarsträhnen zur Seite, um sein Gesicht sehen zu können. Seine Wangen waren knallrot und seine Augen fest zusammen gekniffen. Schämte er sich? Aber warum denn? "Was ist denn jetzt los? Hab ich irgendwas peinliches gesagt?" stieß ich deutlich verwirrt. "N-n-nein, n-nichts. Es hat mich nur gerührt, als du meintest das du einfach nur schnell zu mir möchtest. Es freut mich, dass wir in der Hinsicht, beide das Selbe möchten. Verurteile mich nicht.", brachte er zuerst etwas stotternd, doch dann immer sicherer heraus. Er war einfach zu niedlich. Lachend nahm ich ihn in den Arm. Sein Herz schlug wirklich schnell, aber es war ein schönes Gefühl.
Wir redeten noch eine Weile über Kalea und darüber, dass Luc sie echt gerne kennenlernen würde, als es dann auch schon wieder so weit war. "Wir sehen uns, Luc." "Bis morgen, Darian." Und weg war ich schon.
Ich würde Kalea wirklich gerne von all dem hier erzählen, aber ich hielt es für schlauer das Ganze vorerst noch für mich zu behalten. Luc wirkte heute richtig fröhlich und aufgeregt. Allein das, machte mich auch glücklich. Da fiel mir ein, morgen war der Todestag meines Onkels. Das hieß, dass es morgen genau acht Jahre waren. Seit acht Jahren wechselte ich also schon zwischen diesen zwei Welten. Ich hatte eine Zeit lang versucht herauszufinden, was es mit dieser ganzen Sache auf sich hatte, aber ich wurde nie schlau aus irgendwas. Vielleicht musste ich es auch gar nicht verstehen. Wieso ich das konnte und was es zu bedeuten hatte. Mit Luc sprach ich nie so richtig darüber, aber er wusste, dass die Welten, in denen er Lebte, von mir gezeichnet worden sind. Wenn ich in einer Zeichnung vier Stunden verbracht hatte, konnte ich sie hinterher nicht wieder "benutzen". Das hieß ich war gezwungen jedes Mal ein neues Bild zu zeichnen. Und ja, das Zeitlimit, lag bei vier Stunden. Wenn diese abgelaufen waren, wachte ich normalerweise wieder in meinem Zimmer auf. Luc meinte mal, dass sobald ich nicht mehr da war, es dort so etwas wie Nacht sei. Genauer war er nicht darauf eingegangen. Aus diesem Grund zeichnete ich auch jeden Tag ein Bild, damit er nicht so lange allein im dunkeln warten musste. Vielleicht sollte ich nochmal mit Luc genauer über dieses Thema sprechen. Aber irgendwie hatte ich Angst ihn zu fragen. Warum wusste ich auch nicht, aber irgendein Teil in mir wollte die Wahrheit nicht Wissen.
Das Denken lag mir nicht. Ich beschloss, dass mir das zu kompliziert wurde, setzte meine Kopfhörer auf, ließ "Willow" von Jasmine Thompson laufen und konzentrierte mich voll und ganz auf die neue Zeichnung.
Hey Leute , na?
Also ja. Ich hab nicht wirklich was zu sagen, außer das ich mich jetzt dazu entschieden habe um halb drei noch weiter zu schreiben. Ich hoffe mal es ist gut geworden 🤧
-Annarim
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