Kapitel 10

Es ertönte mein Lieblings Lied. Ich befand mich in einem vollen Saal, viele aus meiner Schule waren da, es herrschte gute Laune. Unser Abschlussball. Alleine stand ich an einem der Stehtische und trank ein Schluck von meinem Getränk. "Wo ist denn Kalea?", fragte jemand von hinten und drückte mir einen Kuss auf die Wange. Ich lächelte Luc an. "Ist tanzen", antwortete ich laut, um die Musik zu ubertonen, und sah zur Rothaarigen rüber.

Plötzlich stoppte das Lied und fing von neu an. Ich runzelte die Stirn. Mein Klingelton? Das Szenario verblasste und auf einmal war ich bei vollen Sinnen. Ich spürte die Matratze unter mir und die wohlige Wärme die mich umgab und dann hörte ich wieder mein Handy. Ich tastete danach und als ich es endlich fand schaute ich kurz drauf. 'Kalea', stand auf dem Display, unten zwei Balken um den Anruf anzunehmen oder zum auflegen. Ich zog den Grünen Balken zur Seite und drückte auf Lautsprecher.

"Ja?", antwortete ich schlaftrunken. "Geh doch an dein verdammtes Handy!", rief sie. "Schrei doch nicht so", beschwerte ich mich, während ich mir die Hände auf die Ohren drücke. Etwas genervt, da ich einfach nur schlafen wollte, meinte ich: "Was willst du?" "Hmm... Ich wollte vielleicht mal wissen, ob mein bester Freund noch lebt?", entgegnete sie. Ich rieb mir über die Augen und setzte mich auf, wobei ich mein Handy kurz zur Seite legte. "Was hast du gerade gesagt?" Sie stöhnte auf. Kalea war total angepisst und ich machte es wirklich nicht besser, doch es war mir gerade ziemlich egal. War sie selber Schuld, wenn sie mich weckte. Ich hörte, wie eine Tür am anderen Ende der Leitung zufiel und meine beste Freundin kurz mit jemandem sprach, bevor nochmal eine Tür geschlossen wurde. "Sorry, bin gerade erst nach Hause gekommen", erklärte die Rothaarige. Gleich darauf wurde sie jedoch wieder lauter: "Jetzt sag mir endlich, wo du heute warst!" "Ich habe geschlafen." "Dein Ernst?", rief sie und daraufhin vernahm man ein lautes: "Sorry, Mama." Ich schmunzelte, antwortete aber trocken: "Ja." "Darian, du bist ein Arsch. Denkst nicht mal dran, dass ich mir Sorgen mache. Erst schreibst du, dass wir uns in der Schule sehen würden und dann erscheinst du nicht und gibst auch kein Lebenszeichen von dir. Was wenn dich dein Vater umgebracht hätte?" Ich lachte einfach. Zu witzig fand ich es, wie hysterisch sie wurde, während sie alles überdramatisierte und ohne sie zu sehen, wusste ich, dass auch sie jetzt am grinsen war. "Man, du bist doof." Wieder sah ich sie förmlich vor mir sitzen, wie sie die Augenbrauen zusammen zog und die Arme verschränkte.

Als es dann laut klopfte verstummte ich. "Darian", rief mein Vater, "Wir fahren in einer halben Stunde." Er meinte es wirklich ernst, ich presste meine Lippen aufeinander. Irgendwie hoffte ich, er sagte es nur so. Durch seine Schritte, wusste ich, dass er wieder ging.

"Alles gut?", fragte Kalea am Telefon. "Ja... ich muss nur meine Tasche schnell packen." Ich stand auf und fuhr mir einmal durch die Haare. Meine beste Freundin hakte natürlich nach: "Wofür denn?" Ich ging zum Schrank und zog die große Reisetasche herunter und somit auch eine Menge Staub, weshalb ich die Augen zusammenkniff. "Ich muss zu meinen Großeltern", erklärte ich erst dann. Einen Moment war sie still, während ich den Staub von der schwarzen Tasche klopfte und den Schrank öffnete. "Aber ich dachte, du kennst sie gar nicht richtig?" Und das war die Frage auf die ich gewartet hatte, das war einfach typisch Kalea. So belanglos wie möglich meinte ich: "Ich kenne sie auch nicht." "Tut mir leid, ich hätte still sein sollen." "Nein, nein, schon in Ordnung."

Während ich eigentlich alles, was ich an Kleidung besaß einpackte, erzählte ich Kalea, wie es dazu kam. Ich zog mich letztendlich noch um und stoffte in meinen Rucksack, alle meine Schulsachen, sowie meinen Skizzenblock, Kopfhörer, Ladekabel, mein Geldbeutel und nachdem ich kurz im Bad war auch meine Zahnbürste und Zahnpasta ein. Dabei berichtete ich der Rothaarigen auch, dass ich ehrlich gesagt Bedenken hatte. Genau genommen waren meine Großeltern Fremde für mich. Ich wusste nichts von ihnen, außer ihre Namen und auch war mir nicht klar, ob ich überhaupt willkommen war. Vielleicht hatten sie ja auch keine Ahnung, dass ich kommen würde. Bei meinem Vater war ich mir wirklich nicht sicher.

Als ich dann fertig war, verabschiedete ich mich von Kalea und ging mit meinen Sachen runter. Ich zog noch meine Schuhe an und da stand auch schon mein Vater neben mir.

Mit einem mulmigen Gefühl stand ich jetzt nach einer mehr als nur unangenehmen Autofahrt vor einer grauen Tür und drückte auf die Klingel. Die Haustür wurde geöffnet und vor uns stand eine dünne Frau mit weißen Haaren. Sie hatte Lachfalten, die sie aber nur sympathischer wirken ließen und einfach zu ihr passten. "Da seid ihr ja", sagte sie und lächelte. Sie umarmte kurz meinen Vater, wobei sie sich strecken musste und danach mich. Überrumpelt erwiderte ich es zaghaft.
Sie löste sich von mir und wandte sich meinem Vater zu: "Kommst du auch noch rein, Livian?" Ich blickte zu ihm auf. "Ich muss gleich arbeiten", lehnte er kalt ab und ich musste zugeben, es erleichterte mich. Doch dann sah ich zu seiner Mutter. Ihr Lächeln war jetzt kein ehrliches mehr, ihre Züge wurden trauriger. Auch wenn ich meinen ganzen Mut dazu sammeln musste, versuchte ich mein Vater doch dazu zu bringen, zu bleiben. "Nur ein Kaffee, Papa. Du schaffst es doch sicher trotzdem pünktlich." "Sei still", blaffte er mich jedoch nur an und schlug mir leicht gegen den Hinterkopf. "Lass doch den Jungen in Ruhe", mischte sich meine Großmutter ein. Er verdrehte nur die Augen und verabschiedete sich: "Ich geh' jetzt, tschüss." Er drehte sich um und fuhr kurz darauf auch schon weg. Kurz standen wir noch da. Sie sah dem silbernen Auto noch hinterher und seufzte, lächelte mich dann aber wieder an. "Komm rein." Sie wollte die große Tasche nehmen, welche ich neben mir abstellte. Sofort hielt ich sie davon ab. "Die ist schwer. Ich nehm' die schon, Oma." Bei dem letzten Wort hielt sie dann inne und ließ mich meine Sachen selbst nehmen. Breit grinste sie und ließ mich vorbei, ihre Augen waren glasig. Erst war mir gar nicht klar, weshalb. Dann begriff ich, dass sie gerade erst zum zweiten, wenn nicht sogar ersten Mal Oma genannt wurde. Verlegen rieb ich mir den Nacken, auch für mich war es was neues und irgendwie auch komisch. "Komm mit, ich zeig dir dein Zimmer."Sie lief vorraus und hing noch an: "Es ist nur das Gästezimmer, nur haben wir leider kein anderes Zimmer frei." "Ist schon in Ordnung, wirklich. Und Dankeschön." Sie seufzte, bevor sie dann eins der Zimmer betrat, ich direkt hinter ihr. Da ich doch größer war, konnte ich über ihren Kopf hinwegsehen. Die Wände waren weiß, es stand ein Bett in der einen Ecke, daneben eine kleine Komode und in der anderen ein Schrank. Das Fenster hatte helle, blaue, lichtdurchlässige Vorhänge. Im gesamten, war das Zimmer sehr klein und schlicht, doch das störte mich gar nicht. "Du kannst erstmal deine Sachen aufräumen. Ich bin in der Küche, falls du was brauchst", erklärte sie. Sie wollte gerade gehen und hatte die Tür schon fast geschlossen als sie noch meinte: "Dein Opa kommt übrigens auch bald." Sie lächelte nochmal und ließ mich dann allein. Ich legte alles ab und sah mich nochmal kurz um. Irgendwie kam ich mir verloren vor.

Hellouuu
Nach gefühlten 1000 Jahren hab ich endlich das Kapitel geschrieben 🙌

Ich hab mega das Gefühl, dass es scheiße ist, aber ich werde es jetzt erstmal Korrektur lesen und mir dann anhören, wie Annarim es findet und dann mal schauen. 😊

Übrigens ist jetzt in der Geschichte Freitag. Ich werde es wahrscheinlich öfters mal unten dazu schreiben, einfach nur für mich.

War's schon von mir,
tschiii 👋
- Arian

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