Kapitel 1

Vorsichtig stand ich vom Bett auf, wobei es etwas knarzte und trat ans Fenster heran. Mit Schwung, damit es nicht wieder klemmte, zog ich es auf. Kurz blieb ich stehen und atmete tief die kalte Abendluft ein. Aber nach nur wenigen Sekunden drehte ich mich wieder ins Zimmer und ließ mich auf den Schreibtischstuhl fallen, welcher dadurch etwas nach hinten rollte. Einen Moment blieb ich sitzen, bevor ich mich an den Tisch heranzog. Da nur das Mondlicht den Raum erhellte, knipste ich die Stehlampe neben dem alten Schreibtisch an. Sobald ich mehr sehen konnte griff ich nach meinem schon abgenutzten Bleistift und zog den Block aus meinem Rucksack. Morgen hätte ich gerne einen Ort, an dem man Vogelzwitschern und Grillenzirpen hören konnte. Weit und breit nur grüne Wiese und ein Bach in den wir unsere Füße baumeln lassen können, vielleicht noch ein paar kleine Fische. Ich musste lächeln. Morgen soll einfach ein entspannter Tag werden, keine Probleme, keine Tränen. Nur Luc und ich, die ihre wenige Zeit miteinander genießen, an einem Ort aus unveränderter Natur.

Mit einer gewissen Vorfreude setzte ich den Stift an und zog den ersten Strich, darauf folgte noch einer und noch einer, dann ein kleiner Bogen und da ein Punkt. So ging das immer weiter und nicht nur einmal griff ich nach dem Radiergummi, verbesserte hier und da was, betrachtete es kurz vom weiten, um daraufhin etwas umzuändern. Bis ich letztendlich zufrieden war mit dem Ort. Eine weite, grüne Wiese, ein Apfelbaum der etwas Schatten warf, ein breiter Fluss in dem wenige Fische schwammen. Drüber befand sich eine hölzerne Brücke die einen auf die andere Seite bringen sollte. Dort saß ein kleiner Hund. Ich wusste, dass Luc Hunde unglaublich liebte. In der Luft waren zwei Vögel und eine Libelle. Im Vordergrund des Bildes waren einige etwas längere Grashalme zu sehen, auf dem einen saß ein Marienkäfer, der sich gerade bereit machte um davon zu fliegen.

Breit grinste ich, der Ort war perfekt! Es wäre ein wirklich schöner Ort für ein Picknick, am besten sollte ich etwas mitbringen. Ein paar Sandwiches, Erdbeeren, Orangensaft oder vielleicht auch einen Apfelkuchen. Plötzlich knurrte mein Magen, reflexartig fasste ich hin. Ich hatte wirklich Hunger, immerhin habe ich noch nichts gegessen. Ich stand auf und streckte mich erstmal ausgiebig, bevor ich auf die Uhr über der Tür schaute. 20:27 Uhr, wenn ich Glück habe schlafen Mama und Papa oder sind zumindest nicht da. Leise drehte ich den Schlüssel im Schloss und öffnete die Tür. Im Haus herrschte totale Stille. Mit federleichten Schritten schlich ich die Treppe hinunter, in die Küche. Als ich den Kühlschrank öffnete, war fast nichts mehr drinne. Also holte ich einfach das halbvolle Glas Marmelade heraus und ließ die Tür wieder zu fallen. Aus der Schublade nahm ich mir noch ein Streichmesser und fing dann an eine Scheibe Brot zu bestreichen. Danach lehnte ich mich an die Küchenzeile und biss hinein. Es schmeckte wirklich unfassbar gut, was wahrscheinlich einfach an meinem großen Hunger lag. Sobald ich runterschluckte, biss ich nochmal ab. Erst nachdem sich schon die Hälfte in meinem Magen befand konzentrierte ich mich wieder auf meine Umgebung und schaute durch die Küche. Alles sah aus wie immer. Am Kühlschrank hingen immer noch die alten Kinderfotos von mir, aus der Zeit bevor mein Vater alkoholabhängig wurde... bevor sein Zwilingsbruder starb. Ich wendete meinen Blick wieder ab und rüber zum kleinen Esstisch. Auch da stand wie immer die Obstschale. Doch da fiel mir ein Brief auf. Oben rechts in der Ecke befand sich das Logo meiner Schule. Ich stieß mich ab und griff nach dem Zettel. Leise las ich:

'Liebe Frau Navid,
Lieber Herr Navid,

hiermit wollen wir Ihnen mitteilen, dass ihr Sohn zum wiederholten Male seine Hausaufgaben nicht machte. Da dies nicht selten vorkommt und Sie trotz mehreren Hinweisen nicht reagierten, bitten wir Sie am 17.11.18 zu einem Lehrer-Eltern-Gespräch in die Schule. Sollten Sie den Termin nicht wahrnehmen können, bitte ich Sie sich frühzeitig zu melden, um sich auf einen neuen zu einigen.

Mit freundlichen Grüßen

Mark Selret'

Im selben Moment, als ich den Namen meines Klassenlehrers las, hörte ich wie eine Autotür zu knallte und kurz daraufhin die Haustür. Schnell stopfte ich mir den letzten Bissen in den Mund, legte den Brief zurück und rannte in mein Zimmer. Das würde mächtigen Ärger geben. "Darian, bleib sofort stehen!", schrie mein Vater und lief auch schon hinterher. Gerade kam ich in meinem Zimmer an, schlug die Tür zu und wollte abschließen, als er sie mit voller Wucht wieder aufschlug und mich damit zurück schleuderte. Ich landete auf dem Bett und krabbelte sofort einige Zentimeter nach hinten, so dass ich die Wand im Rücken spürte. Jetzt stand er mir direkt gegenüber. In seinen Augen loderte die Wut. "Was soll das?", fragte er lautstark ohne, dass er eine Antwort wollte. "Ob du deine Scheiße machst oder nicht ist deine Sache, aber halte mich verdammt nochmal da raus", zischte er. "Ich hab kein Bock jetzt mit deinen scheiß Lehrern zu sprechen und ihnen erklären zu müssen, warum mein dummer Sohn es nicht auf die Reihe bekommt sein Zeug zu machen!", erklärte er und versuchte zumindest nicht ganz so laut zu sein. Ich saß einfach still da, zwang mich dazu meine Arme nicht schützend über den Kopf zu halten, damit alles schlimmer zu machen. Vor Angst atmete ich ganz flach und bewegte mich kein Stück. Gab ihm das Gefühl, er hätte meine volle Aufmerksamkeit, damit er nicht noch wütender wurde. Doch in Wahrheit sah ich nur an ihm vorbei. Ich traute mich einfach nicht in diese Augen zu blicken. Das waren nicht die Augen meines Vaters, es waren die Augen des Teufels. "Könntest du mir denn mal sagen welche Scheiße dich dazu bringt, mich zu so einem Lehrer-was auch immer-Gespräch gehen lassen zu müssen?" Auffordernd schaute er mich an, wollte es wissen, um es mir kaputt machen zu können. Nur damit er seine Ruhe von seinem nutzlosen Sohn hatte. Wie automatisch wanderte mein Blick bei dieser Frage zum Schreibtisch, auf welchem mein Skizzenblock lag. Der Mann mir gegenüber bemerkte das natürlich und folgte meinem Blick. Langsam nickte er und ging darauf zu. Er nahm das Papier in die Hand, wobei es schon zerknitterte. Ich streckte meinen Arm aus, wollte was tun, ließ ihn jedoch wieder sinken. Egal was ich jetzt tun oder sagen könnte, es würde die Situation nur zum eskalieren bringen. Abschätzig schaute er sich die Zeichnung an und drehte sich wieder zu mir. "Du bist so dumm", schmunzelnd schüttelte er den Kopf. "Damit", er deutete auf das Blatt, "Hast du vielleicht damals mal jemanden beeindruckt. Das ist doch alles Kinderkacke, deine ach so tollen Welten, die du durch malen erschaffst." Er nahm es an der Kante und zeriss es langsam in der Mitte. Ich kniff die Augen zusammen, hörte nur das Papier sich zerteilen, daraufhin noch einmal und noch ein drittes Mal. Erst danach schaute ich wieder hin. Die Schnipsel lagen am Boden. Mein Vater verließ den Raum, zeigte nochmal auf den Boden und meinte: "Verbrenn das am besten." Er ließ die Tür knallen und ich hörte nur noch wenige Schritte immer leiser werden, bis sie letztendlich verstummten.

Hellouuu

Ich, Arian, wollte euch jetzt auch nochmal Hallo sagen, nachdem ich das Kapitel geschrieben habe.

Auch wenn ich schon Geschichten geschrieben habe, ist das hier für mich trotzdem etwas neues, wie jede meiner Stories. Aber ich denke Annarim und Ich werden das gut hinbekommen, vor allem mit der Motivation und Euphorie die wir bezüglich dieser Geschichte besitzen 😆

Habt ihr eigentlich schon eine Ahnung, was abgeht? Schreibt das doch einfach mal in die Kommentare, würde uns freuen 😊

Will euch jetzt auch nicht weiter zu labern, tschiii 👋
~ Arian

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