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Ich schließe das große Panoramafenster und folge Harry.
ich muss immer noch auf Klo, was mir kurz vor der Tür des Raumschiffes einfällt. Deswegen renne ich zurück und sperre mich im Bad ein.
Mein ganzer Körper zittert und nachdem ich auf dem Klo saß, spritze ich mir Wasser in mein blasses Gesicht.
Ich fühle mich gar nicht gut. Zählt das als Jet Lag?
Harry steht ungeduldig vor der Tür, als ich das Badezimmer verlasse. Er hat seine Ärmel hochgekrempelt, die Wunde prominent an seinem linken Arm. Die Hände hält er in den Hosentaschen.
Ich seufze und öffne die Tür mit meinem Implantat.
Könnten wir das Raumschiff ohne mein Implantat weder betreten noch verlassen?
Das klingt sehr gruselig.
Doch die Tür öffnet sich zum Glück und ich werde von einem Bild begrüßt, dass ich bis jetzt nur als Motiv auf einer Postkarten-Datei gesehen habe.
Es hat inzwischen aufgehört zu regnen.
Eine sonnige, frische Brise weht mir entgegen. Es ist genau die richtige Temperatur. Nicht zu warm und nicht zu kalt.
Wir sehen auf ein großes grünes Feld. Es sieht aus, als hätten Harrys Alien-Genossen etwas angepflanzt. Etwas Grünes.
„Ich bin auf einem Feld gelandet außerhalb der Stadt. Es wird zwar nicht gern gesehen auf einem Acker zu landen, aber es ist immer noch besser als mitten in der Stadt", erklärt er mir und geht vor mir die Treppe hinunter auf den Acker.
Ich scheue mich kein bisschen, renne die Treppe hinunter und gleich von Harry weg.
„Sonne!", jubele ich und drehe mich im Kreis. Ich stecke mein Gesicht in die Sonne und zwinkere ein paar Mal mit meinen Augen.
Mein Implantat sagt nichts zur Sonne.
Es bleibt still.
Selbst als ich es direkt frage, welche der bekannten Sonnen das ist.
Nichts.
Harry kommt mir nach und sagt mir, ich solle die Tür des Raumschiffes zur Sicherheit wieder schließen.
Ich tue das nur widerwillig, aber danach renne ich wieder lachend zu Harry.
Er lächelt traurig.
Und ich würde ihn wirklich fragen was er hat, aber ich bin gerade so glücklich und ausgelassen.
Ich hüpfe und singe, während Harry auf den Acker sieht und eine der Pflanzen zieht.
Er hält etwas in der Hand, dass aussieht wie eine runde Karotte.
Eine Kloß-Karotte, ein Karotten-Kloß.
Harry putzt das Gemüse ab und hält es in die Sonne.
Es ist reif. Willst du?" Er hält mir das Etwas hin.
Ich nicke und begutachte das Gemüse in meiner Hand. „Kann man das essen?"
„Das ist eine Kartoffel, Louis."
Ich schnaube. „Ich weiß nicht viel über echtes Essen, aber Kartoffeln erntet man im Herbst und Kartoffeln sind sicherlich nicht orange."
Harry lacht kurz. „Hier schon. Beiß einfach rein."
Ich traue Harry nicht ganz. Aber ich hebe die Kartoffel an meine Nase, rieche und dann beiße ich etwas ab.
Ich kaue und merke den Sand zwischen meinen Zähnen. Doch dann schmecke ich das Gemüse.
Ich halte Harry einen Daumen nach oben.
„Sage ich doch", meint Harry lächelnd und deutet mir, dass wir weitergehen.
Ich folge ihm, hüpfe etwas, versuche nicht auf die göttlichen Kartoffeln zu springen und esse meinen Snack nebenbei.
Das Feld ist riesengroß und wir brauchen sicherlich eine halbe Stunde, bis wir von diesem herunter sind.
„Das ist in der Nähe der Hauptstadt", erklärt Harry. Vielleicht sagt er das auch ein bisschen zu sich selbst.
Ich werfe das Grünzeug weg und gehe Harry hinterher. Wir sind nun auf einem Sandweg angelangt.
„Vorsichtig", ruft Harry plötzlich, wirft sich auf mich und sorgt dafür, dass uns das fliegende Auto nicht trifft.
Ich höre wie mein Herz rast und sehe dem fliegendem Gefährt hinterher. Es sieht in etwa so aus wie die Autos bei uns auf der Erde und auf dem Mars.
„Was ist das hier", murmele ich und schüttle den Kopf.
Harry und ich rappeln uns wieder vom Boden auf und trotten weiter.
Der Alien-Fürst schweigt nur und fährt sich lasziv durch die Haare. Er ist nicht der einzige, der zu schwitzen beginnt. Auch ich spüre die Hitze auf meiner Haut und in meinen Haaren.
Irgendwann tropft mir der Schweiß sogar die Stirn herunter.
„Wie lange genau müssen wir noch laufen?"
„Nicht mehr lange", ist Harrys leise Antwort. Er ist gerade sehr in sich gekehrt und scheint zu überlegen. Ich frage mich immer noch, wen genau er sehen will.
Denn meines Erachtens nach, ist es trotz des Planeten immer noch das Jahr 2293 und das bedeutet, wen auch immer Harry aus seiner Kindheit treffen will, ist entweder steinalt oder tot.
Aber ich wage es nicht ihm das zu sagen.
Es kommt mir vor, als wäre ich wieder im Jahr 2093. Ich sehe Bäume und Wiesen, es setzt sich ein Schmetterling auf meine Nase und ich kichere, bis Harry mich geschockt wegzieht und sagt, dass das eine Biene war.
Es kommen uns noch zwei Autos entgegen und jedes Mal ducken wir uns wie echte Profis.
Es ist ein so sonniger, schöner und idyllischer Tag, dass ich glatt vergesse weswegen genau wir hier sind.
Es bricht der Abend an, da gehen Harry und ich an etwas vorbei, dass wie ein Windrad aussieht. und nach diesem Windrad folgen weitere zehn, bis wir in einer schmalen Gasse landen. Es sieht aus wie eine italienische Innenstadt aus den 1950er Jahren und ich komme aus dem Staunen nicht mehr heraus.
Die Fensterläden sind grün angestrichen und die Farbe blättert langsam ab. Die Häuser sind aus Steinen gebaut und an der Seite kommen immer wieder Bauernmärkte wo Früchte, Gemüse und andere Lebensmittel angeboten werden.
Ich frage das Implantat was die einzelnen Lebensmittel sind, doch es zeigt mir nichts an.
Irgendwann bin ich so irritiert, dass ich stehen bleibe und schnaube. „Implantat, was sind das da für Früchte?" Ich bleibe direkt vor einem der Stände stehen.
Das Implantat öffnet nicht einmal das Hauptmenü.
„Hallo?", zicke ich.
Ich bin es nicht gewohnt kein Implantat zu haben.
Harry sieht mich kopfschüttelnd an. „Komm weiter, Quatschkopf."
„Es funktioniert nicht", stottere ich nur und sehe Harry hilflos an.
Wie soll ich denn jetzt wissen aus welchem Rohstoff die Körbe gemacht sind? Wie soll ich denn jetzt wissen wie Menschen heißen? Wie soll ich denn jetzt wissen wie sich die Stadt gebildet hat? Ich kenne nicht einmal Insekten, die hier herum schwirren!
„Ist das so schlimm? Ich kann dir Sachen erklären, die du nicht verstehst." Harry scheint den Ernst der Lage nicht zu erkennen.
„Harold, mein Implantat funktioniert sogar im Jahr 2093! Mein Implantat funktioniert immer und überall! Es hat noch nie nicht funktioniert!"
„Also warst du schon einmal außerhalb des Sonnensystems?" Er zieht eine Augenbraue hoch.
Ich stutze. Nein, das war ich tatsächlich noch nie.
Und ehrlich gesagt hatte ich auch nicht gedacht, dass ich es je sein werde.
„Louis, ich bin erschöpft und wir sind sowieso bald da. Du kannst bei meiner Schwester heulen." Mit diesen Worten dreht sich Harry um und geht weiter.
Ich bleibe eine Zeit stur stehen und starre auf die violette Frucht.
„Was bist du?", murmele ich sie an.
„Eine Kaavani", antwortet mir plötzlich eine Stimme.
Ich schwenke meinen Blick wieder nach oben und fühle mich etwas ertappt.
Und ich bin mir sicher, dass meine Wangen rot werden.
„Kennst du Kaavanis nicht?" Der Mensch legt den Kopf zur Seite. „Du kannst sie probieren, wenn du magst."
„Ich...", stottere ich nur und mache meinen Mund auf und zu.
Die Augenlider der Person sind mit schwungvollen Stichen verschönert. An der Seite des Gesichts hat sie ebenfalls Verzierungen. Die Augen des Aliens sind violett, funkeln mich spielerisch an und auf den Lippen liegt eine türkische Farbe.
„Ich nehme dein Stumm sein für ein Ja, Louis Tomlinson."
Und ehe ich mich versehe, halte ich eine geschnittene Kaavani in der Hand.
ich habe keine ahnung, ob das wort kaavani schon in irgendeiner sprache existiert oder irgendetwas bedeutet. hier jedenfalls ist es eine obstart. guten appetit. jamie xx
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