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Als wir bei der Filiale ankommen, werden wir schon mit Handschlag begrüßt. Harry ist wieder ganz in seinem Kontrollelement, als auch dieser Mitarbeiter wissen will, ob wir denn auch befugt sind ein Raumschiff zu fliegen.

Uns werden die Parkplätze für Raumschiffe in London auf einer Karte in meinem Implantat gezeigt, doch Harry und ich nehmen den Tipp „Die Maschine erst einmal warm werden zu lassen" nicht an und entschließen uns dazu gleich aus der Filiale ins All zu fliegen.

Das Raumschiff ist vollgetankt und wie Harry dann erfährt, reicht die Füllung bis zu seinem Heimatplaneten. Was ein reines Wortspiel ist, wenn man beachtet, dass der Name des Planeten „Home" ist.

Während ich noch lache, checkt Harry den Tank.

Wir stehen mittlerweile wieder vor der Armatur.

„Der Tank ist unter dem Kontrollcenter", murmelt Harry. Er hält das Tablet in der Hand, auf welchem die Anleitung ist. Er findet es etwas lästig es zu halten, so wird das meine Sache, während Harry die Klappe des Tanks öffnet und das Salzwasser probiert.

„Das schmeckt nicht nach Salzwasser."

„Harry, das ist der Tank eines Raumschiffes und nicht das Mittelmeer."

„Louis, dir sollte man wirklich mal Manieren beibringen."

„Ich bin nicht mehr dein Diener, Harry."

„Oh, ich denke schon. Wenn ich es will, machst du alles was ich dir sage."

Harry hat neben der Drohung immer noch Zeit sich eine Wunde an seinem Arm zuzufügen.

Er blutet und lässt die Tropfen in den Tank fallen.

Ich schaue angewidert zu.

„Das wird uns schneller machen. Wir erreichen Home nicht rechtzeitig, wenn wir es bei dem bisschen Wasser belassen."

Ich klicke mich weiter durch die Anleitung. „Hier steht, dass der Motor einen Tag warm laufen muss."

„Keine Zeit." Harry schüttelt streng den Kopf und schiebt sich den Ärmel wieder etwas nach unten.

Er öffnet das Fenster und wir blicken in die Filiale, in der gerade ein weiteres Exemplars unseres Schiffes abgeholt wird.

„Wir könnten uns damit in Gefahr bringen", sage ich stirnrunzelnd. Von der Reise nach 2093 bin ich wirklich gebrandmarkt. Ich bin schon fast übervorsichtig.

„Wir haben genug Salzwasser an Bord um drei Mal hin und her zu fliegen und wir werden uns nicht mehr in Gefahr bringen als sowieso schon. Denkst du wirklich die Gefahr liegt bei diesem Schiff, Louis? Wir fliegen direkt den Entführern entgegen." Harry zieht eine Augenbraue hoch.

„Du kannst hoffentlich ein Raumschiff fliegen", sage ich dann nur. Was bringt es überhaupt gegen Harry anzureden...

„Ich habe nicht den leisesten Hauch einer Ahnung, aber ich kann mir denken, dass man diesen Hebel hier schieben muss." Und mit diesen Worten drückt Harry einen Hebel nach hinten.

Das ganze Fahrzeug quietscht und der Tank beginnt zu vibrieren.

Dann schaltet sich der Bordcomputer ein. „Willkommen auf der 45678. Wo soll es heute hingehen? Wählen Sie einen dieser bekannten Planeten oder Sterne aus und wir werden Ihnen bei der Route assistieren."

„Home", versuche ich es.

„Erde. Sie befinden sich bereits auf der Erde", meint die Stimme.

„H-O-M-E. Home. Der Planet Home", verbessere ich mich.

„Erde. Sie befinden sich bereits auf der Erde. Wählen Sie einen anderen Planeten."

Harry seufzt genervt. „Aus. Wir brauchen keine Route. Ich habe die Koordinaten."

Ich sehe ihn von der Seite aus an und versuche zu ignorieren, dass mein Herz hüpft und meine untere Region sich etwas freut.

Harry mit seinen langen Haaren, offenem Hemd und ernstem Blick. Er ist wunderschön.

Um dem Computer zu zeigen, dass wir ihn wirklich nicht brauchen, bedient Harry den Hebel noch mal und drückt auf einem Knopf.

Auf diesem steht: „Sofortstart."

Oh oh. Sofortstart hört sich nicht gut an.

Ich halte mich an der Armatur fest, als wir abheben.

Es ist laut und die Armatur wird heiß und vibriert.

Auf dem Bildschirm vor uns wird uns ein Warndreieck gezeigt.

„Harry, ich will keine Wiederholung vom letzten Mal!", schreie ich ihm zu.

Harry grinst mich an. „Das ist keine Wiederholung. Das ist eine Fortsetzung. Und diesmal fliegen wir durchs Universum und nicht durch die Zeit."

Ich schaue erschrocken aus dem Fenster. Wir sind weit oben am Himmel und irgendwann ist alles um uns herum schwarz.

Wir sind im Weltall.

Alles ist plötzlich ruhig.

Man hört mein Atmen und man hört Harry schlucken.

„Du weißt, dass wir Lichter brauchen, oder?"

„Wo sind die?"

„Die Lichter befinden sich hier." Der Computer lässt die Tasten aufleuchten. Ich drücke alle davon und sowohl im Raumschiff als auch außerhalb ist alles nun etwas heller.

Harry sieht froh aus.

„Ich weiß, dass ich noch lang nicht alles über dich weiß, Harry. Aber wieso bist du nicht einfach wieder nach Hause geflogen? Wolltest du nie wieder nach Hause?"

Er sieht zu mir und zuckt mit den Schultern. „Ich kam als kleiner Junge auf die Erde. Ich war eher da zu Hause als auf Home. Aber ich freue mich darauf jemanden wieder zu sehen, den ich schon lang nicht mehr gesprochen habe." Er bedient noch ein paar Knöpfe und schaltet aus Versehen eine Karte des Sonnensystems ein.

„Bewegen wir uns überhaupt?" Zu gern würde ich noch mehr über die anderen Aliens wissen und über Harrys Alien-Freunde, aber auf der anderen Seite befinden wir uns gerade im Weltall und eigentlich ist der Anlass wieso wir nach Home fliegen nicht besonders lustig.

„Wir schweben und ich glaube wir treiben etwas."

„Harry, ich glaube nicht, dass das reicht."

„Das tut es nicht, nein." Harry schüttelt den Kopf.

Er dreht an einem Rad und irgendeine Tür hinter uns geht auf

Nun habe ich Angst. Ich glaube, dass das nun mein Ende sein wird. Denn eine Tür, die im Weltraum aufgeht, bedeutet nichts Gutes.

Doch wie wir sehen, ist es nur die Tür, die zum Badezimmer führt.

Ich gebe Harry die Anleitung und irgendwie findet er heraus wie man die Geschwindigkeit kontrollieren kann.

Und das scheint dann wie mein zweites Todesurteil.

Ich beschließe mich einfach zu setzen, mich anzuschnallen und den Fürsten machen zu lassen.

Was für ein bizarrer Gedanke. Aber was ist schon normal...

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