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Wir landen als nächsten wieder in den Ställen wo wir die Box des schwarzen Pferdes ausmisten und dann uns um die fehlenden Leckerlis der Pferde kümmern.

„Der Fürst lässt sein Pferd nach jedem Ausritt genau eine Möhre haben. Du gibst sie ihm in die offene Hand und alles ist gut, verstanden?"

„Ich darf nicht... Er hat es mir gestern untersagt", stottere ich.

Ich habe wieder überall Stroh und wünschte ich könnte duschen.

„Das meint er nicht so. Außerdem ist das nicht seine Sache. Er hat das Pferd und wir machen die Box sauber und heute weißt du ja wie eine Möhre aussieht."

Möhre?, frage ich das Implantat.

Karotte. Es folgt ein Bild.

Das orangene Ding. Das sind Karotten oder auch Möhren genannt.

Ich nicke zu Niall und fege einmal vor den Boxen entlang.

Die Pferde, die heute noch nicht auf der Weide sind, wiehern und schütteln sich.

Weil mir langweilig ist, ahme ich sie nach und mein Implantat sagt mir, dass es ein Pferd ist, dass ich imitiere.

Wahrscheinlich ist es die Situation, der Stress und die Müdigkeit auf einmal, aber jedenfalls finde ich das so lustig, dass ich mir den Bauch halte und mich vor Lachen krümme.

„Was ist so witzig?"

Ich falle fast wieder um, als Harry plötzlich neben mir steht. Das schwarze Pferd an den Zügeln haltend.

Es schnaubt mich an und ich starre auf den Fürsten, der um einiges größer sein muss als ich. Denn ich muss hochgucken, obwohl er direkt vor mir steht.

„Ich habe...", stottere ich.

Er seufzt. „Junge, wie immer auch dein Name ist, hole mir einfach eine Karotte für mein Pferd und verwechsele es nicht wieder mit einer Gurke."

Harry geht an mir vorbei und lässt sich sein Pferd in die Box stellen.

Ich lasse den Besen fallen und renne zu der Kiste mit den frischen Karotten.

Ich gebe Harry eine und sehe zu wie er das Pferd füttert.

Dann passiert etwas, dass ich noch nicht an ihm gesehen habe: Er lächelt.

Natürlich nicht zu mir sondern zu dem Zossen, aber immerhin lächelt er. Das macht ihn weniger gruselig und menschlicher...

Ich gehe wieder zu dem Besen, hebe ihn auf und fege weiter.

„Wie ist dein Name?", fragt der Fürst plötzlich und dreht sich zu mir. Er wischt sich die Hände mit einem weißen Tuch ab, dass er aus der Tasche seines Mantels gezogen hat.

„Louis."

Harry hebt eine Augenbraue.

Ich habe wieder irgendetwas falsch gemacht.

Nur was?

„Sir", flüstert Niall mir so leise zu, dass es sonst keiner hört.

„Louis, Sir", korrigiere ich mich und überlege ob das die Zeit ist, in der man salutiert hat.

Nein. Das ist zwei Jahrhunderte davor gewesen, oder?

Der Fürst nickt. „Ich denke, dass ich mich vorstelle, ist unnötig. Du kennst mich sicherlich bereits. Nun denn, Louis. Ich hoffe du wirst dich noch etwas bessern in deinen Manieren und deinem Umgang mit den Tieren. Und nenne meinen Mantel nie wieder cool." Er funkelt mich böse an und geht dann elegant an mir vorbei aus dem Stall.

Wieso muss er jedes Mal, wenn ich ihn sehe, so einen dramatischen Abgang machen?

Wieso überhaupt ist er so dramatisch?

Ich sehe ihm leicht angewidert und leicht erregt hinterher und merke erst, dass meine Wangen knallrot sind, als Niall gegen diese haut.

Er lacht. „Louis ist verliebt!"

„Niall, das bin ich nicht", murmele ich und schubse ihn spielerisch.

„Du hättest dich sehen sollen." Niall grinst.

Ja, ehrlich gesagt, bin ich froh, dass ich das in diesem Augenblick nicht tat.

Nach dem mittäglichen Essen gehen Niall und ich zu den Kühen und dort treffen wir Liam und Zayn, die im Stall stehen und sich unterhalten.

„Die Kühe sind schon gemolken und das heißt, dass sie gleich etwas auf die Weide gescheucht werden", erklärt Niall mir in Ruhe, während ich mein Implantat hektisch frage, ob Kühe beißen und/oder Fleischfresser sind.

Beißen: Ja, aber nur wenn man sie ziemlich ärgert und seinen Arm ins Maul hält.

Fleischfresser: Nein, aber dafür haben sie sieben Mägen.

Yummy. Ihre Mahlzeit besteht ein Siebtel daraus ihr Erbrochenes zu essen.

Zayn und Liam unterbrechen ihr Gespräch und Zayn trinkt lässig aus seiner Wasserflasche.

Er scheint dabei nicht einmal ein bisschen unsicher zu sein Niall auf den Hintern zu starren.

Ich schmunzele.

Dann jedoch kehrt die chronische Angst vor zu vielen Tieren um mich herum zurück und als ich dann schreie, als Niall mir erklärt wie genau das Herausscheuchen läuft, beschließt er, dass ich hier im Stall bleibe und sauber machen soll.

Ausmisten und Fegen.

Ich finde es nicht wirklich witzig, dass ich das alles allein tun soll, aber immerhin werde ich nicht von Wesen mit sieben Mägen platt getrampelt.

Ich summe vor mich hin und sehe dank meines Implantats ein paar Film-Trailer, die ich mir vor der Zeitreise gespeichert hatte.

Ironischerweise heißt ein Film „Lost Time" und erzählt von der Epoche der Neu-Renaissance.

Ich schnaube und fege weiter.

Lachhaft. Sicherlich alles nicht einmal halb so akkurat wie ich. Und ich bin echt schon nicht akkurat.

Bevor Niall, Zayn und Liam wieder da sind, fragen mich noch fünf Leute wo besagte drei sind und jedes Mal antworte ich mit: „Auf der Kuhweide."

Und fünf Mal bekomme ich ein Nicken.

Ich pfeife dann irgendwann vor mich hin und höre ein bisschen Musik. Was haben die Menschen nur ohne Implantate gemacht?

Ich schwinge den Besen vor mich her und trällere schiefe Noten vor mich hin und dann bei dem siebten Lied, werde ich angetippt.

Ich erschrecke mich, falle ins Stroh und stelle die Musik aus.

„Aus."

„Was?" Der Mensch mit kurzen Haaren sieht mich fragend an.

Natürlich habe ich nur Aus gesagt, weil das die Musik ausstellt. Eine der wenigen Funktionen, die nicht telepathisch laufen. Noch nicht. Ich habe die Zukunft gesehen...

„Was? Wie?"

„Ich bin kein Hund, Bursche." Der Mensch verschränkt seine Arme vor sich und sieht auf mich herab als sei ich Abfall.

Und wahrscheinlich bin ich das in seinen Augen auch.

„Natürlich seid Ihr das nicht... Sind Sie?", stottere ich. Ich habe keine Ahnung von welchem Stand dieser Mensch kommt. Oberster Stand bedeutet Ihr/Euer. Mittlere Sie/Ihr und den untersten redet man flippig mit dem Du an.

„Ich bin hier, um die Milch für den Fürsten abzuholen. Es ist Zeit zum Tee."

Ich rapple mich auf, klopfe mich ab und lasse den Besen im Stroh liegen. Dann sehe ich mich um.

„Leider bin ich neu. Darf ich fragen wer genau die Milch des Fürsten abholen will?" Ich kneife die Augen fragend zusammen. Wenn er mit mir komisch umgeht, erwidere ich das mit Freude.

„Der erste Diener."

„Name?"

„Das ist nicht dein Ernst, Bursche!" Er scheint geschockt und kurz davor mir eine ins Gesicht zu schlagen.

Ich ziehe eine Augenbraue hoch. „Ich bin neu und ich weiß wie der Fürst heißt, aber nicht wie sein erster Diener sich anreden lässt."

„Greg ist es", murmelt er geschlagen.

Er scheint verstanden zu haben, dass er immerhin nicht der Fürst ist und sich nebenbei nie hat blicken lassen. Ich habe diesen Menschen noch nirgendwo gesehen.

„Ich denke die Milch steht hinten in der Kühlkammer", sage ich und deute auf eine Tür. Dann schlendere ich zu dieser, öffne sie und hole einen Krug Mich hervor.

Richtig. Plastik ist verboten.

Ich schnuppere an der Milch und gebe sie dann Greg.

Dieser dankt mir erstaunlicherweise und verschwindet aus dem Stall.

Ich mache ein nicht so nettes Zeichen mit meinen Fingern und knalle die Tür zur Kühlkammer wieder zu.

In dem Moment kehren auch die drei von der Weide zurück.

Sie lachen und scheinen Spaß in der Juni-Sonne gehabt zu haben.

„Greg heißt also der erste Diener des Fürsten", lasse ich es fallen, als sie mich sehen.

Das Lachen verstummt schlagartig.

„Greg war schon hier?", fragt Zayn alarmiert und mit dementsprechend großen Augen.

Ich nicke. „Und er hat mich wie Dreck behandelt. Ist das normal?"

„Natürlich ist das normal", lacht Liam nervös und kratzt sich am Hinterkopf.

Niall sieht nur stirnrunzelnd auf die Erde.

„Die Mittelständler sind noch schlimmer als die des oberen Standes", meint Zayn und schenkt uns allen ein Glas Milch ein.

Ich trinke es schnell aus und lecke mir den Milchbart von meiner Oberlippe.

Wow. Ich darf nicht jedes Mal ausflippen, wenn ich etwas zu mir nehme, weil das sonst bald wirklich auffällt, aber wow!

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