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Ich habe noch nie einen Hahn in der Frühe krähen hören.

Doch an diesem Morgen höre ich ihn krähen. Ich höre das Glucksen der Hühner und das Rattern in der Küche.

Es ist schön einmal natürlich und nicht von meiner inneren Uhr wach zu werden.

Ich reibe mir in den Augen und gähne. Dann schlurfe ich zu Niall in die Küche und setze mich an den Tisch. Ich lege meinen Kopf auf die Tischplatte und seufze so laut ich kann.

Niall lacht. „Du bist kein Morgenmensch, oder?"

„Ich überspringe den Morgen am liebsten."

Niall sieht hinter sich und grinst mich entschuldigend an. „Das wirst du bei diesem Job nicht können, tut mir leid."

„Ich weiß", murmele ich. Soll ich Niall von der Sache mit dem Job erzählen? Aber was ist, wenn Niall wütend wird? Was ist, wenn er dann denkt, ich würde - wie Greg - ihn dann ignorieren?

Ich seufze.

Vor lauter Gedanken habe ich nicht bemerkt, dass sich Niall zu mir an den Tisch setzt und mich nun anstarrt. Er runzelt die Stirn. „Was ist? Es ist doch irgendetwas..."

Ich zucke mit den Schultern.

„Louis..."

„Fein! Es ist etwas. Aber dir wird es nicht gefallen und am liebsten würde ich es dir gar nicht erzählen."

Niall schiebt seine Tasse zur Seite und verschränkt seine Finger ineinander. Ich habe seine volle Aufmerksamkeit.

„Ich kriege einen Job im Schloss."

„Stille.

Niall hebt die Augenbrauen.

„Gestern hat Harry... ich meine der Fürst... mich zur Seite genommen und mir die Nachricht für dich von Greg gegeben. Er hat gesagt, wenn ich das gut mache, dann bekomme ich eine Anstellung im Schloss."

Niall lacht verstellt.

Ich schaue auf den Tisch und kratze am Holz.

„Louis, das war ein Scherz."

„Ich lüge nicht." Ich sehe auf.

„Nicht von dir sondern von ihm. Das macht der Fürst andauernd. Verspricht irgendwelche Jobs und hält es nicht ein." Niall lächelt, legt seinen Kopf auf einer Hand ab und grinst mich schief an.

„Ach ja?"

„Andauernd", versichert er mir.

Ich seufze. Natürlich. Wieso sollte Harry mir einfach so einen Job besorgen? Er hat sicherlich tausend bessere Bewerber für alles Mögliche was erledigt werden muss.

****

Der Tag verläuft danach schleppend. Ich kann es nicht verhindern immer wieder daran zu denken, dass mich Harry angelogen hat. Ich kann es nicht verhindern immer wieder daran zu denken, dass ich doch meiner einzigen Möglichkeit zurück ins Jahr 2293 nicht näher gekommen bin.

Ich kann nicht einfach ins Schloss rennen und die Adelsfamilie bedrohen. Ich kann Diamant und Rubin nicht einfach so verlangen. Sie würden mich töten oder einsperren. Ich muss es mir in einer ruhigen Minute nehmen und schnell abhauen.

Doch um dies tun zu können, muss ich wissen wo die Adelsfamilie ihren Schatz hat (wenn man es denn so nennen kann) und wie ich dort ran komme ohne jemanden zu verletzen.

Ich mag vielleicht klein sein, aber ich bin stark.

Niall und ich bringen die furchtbar langweilige Routine hinter uns und finden uns am Nachmittag wieder im Kuhstall bei Liam und Zayn.

Ich trinke mein Glas Milch, starre in das Getränk und bin tief in Gedanken, als Greg den Stall betritt.

„Ich würde gern...", beginnt er den Satz, den er jeden Tag sagt und da hält ihm Liam auch schon den Kanister mit Milch hin. Seine Lippen sind aufeinander gepresst, sein Blick dunkel und gefährlich. Alles um Greg zu signalisieren, dass er so schnell wie möglich abhauen soll und dass er es ja nicht wagen soll Niall anzusprechen. Nicht einmal anzusehen.

Doch das bricht Greg und nimmt sich den Kanister. „Niall? Können wir reden?"

Über Greg. Natürlich! Über Greg komme ich an meine Tankfüllung! Er ist der erste Diener des Fürsten! Er weiß sicher wo sich alles im Schloss befindet. Und alles Wertvolle.

Wenn ich es also schaffe Niall und Greg miteinander zu versöhnen und ich mich mit ihm anfreunde, dann müsste es gar nicht mal so schwer sein.

Ich beiße mir auf meine Unterlippe und grinse. Dafür bekomme ich von Zayn einen fraglichen Blick und ein dezentes Kopfschütteln.

„Es tut mir leid, okay? Ich kann das nicht abstellen, Niall! Bitte sieh mich an."

„Wieso sollte ich denn, Greg? Du siehst mich auch nie an! Du redest nicht mit mir... Du zeigst mir nicht einmal mehr, dass du mich magst oder das wir trotz allem Brüder sind. Ich bin dir egal. Gib es doch einfach zu." Niall hält die Arme störrisch verschränkt vor seiner Brust und blickt zu den leeren Boxen.

„Ich will das ändern! Wenn du dich umdrehen würdest, könnte ich es dir erklären, Niall."

„Du brauchst es mir nicht erklären. Du bist jetzt so. Du bist jetzt der Mittelstand. Du wurdest befördert. Schön für dich. Wirklich ganz toll, Greg. Aber mich als deinen Bruder hast du verloren, als du anfingst mich zu ignorieren."

„Ich weiß, dass ich ein Arschloch war", druckst Greg herum.

„Warst?" Niall schnaubt. „Und das gestern beim Fest? Du hast den Teller absichtlich fallen lassen! Nur weil ich wissen wollte wie es dir geht. Wie dir dein Job gefällt... Du..."

„Er ist grauenhaft, Niall!", ruft Greg nun endlich aus, was ihm wohl schon eine Weile auf der Zunge lag. „Ich halte das nicht mehr aus. Ich werde noch verrückt. Sie haben mich schon so weit, dass ich denke ich wäre einer von ihnen!"

Niall dreht sich langsam um und mustert Greg von Kopf bis Fuß. Ich sehe in seinen Augen, dass er Greg versucht zu glauben.

„Ah ja? Aber die neuen Klamotten gefallen dir, oder? Die Anzüge... Die feinen Stoffe. Das viele Duschen und das wenige Arbeiten."

„Ich arbeite. Es ist nur andere Arbeit." Greg seufzt und stellt den Kanister ab. Er hält Niall seine Arme auf. „Bitte... Eine Umarmung?"

Niall schnaubt. „Ich habe das Gefühl, dass du lügst. Und weißt du wieso? Weil du das schon immer gut konntest."

Liam und Zayn stehen nun direkt neben mir beim Tisch und verfolgen das Ganze mit großen Augen.

„Glaubst du Greg?", flüstert Zayn zu Liam.

Dieser zuckt die Schultern. „Würde mich nicht wundern, wenn er lügt und das ein Plan ist."

„Ich lüge nicht, Niall! Weißt du wie ernst ich das meine? So ernst, dass ich dir jetzt sage, dass Harry Styles - der Fürst - ein absolut arrogantes Arschloch ist, dass jeden Tag bevor er seinen Tag starten kann ein ausgiebiges Bad nehmen muss. Und ich bin der Arme, der das um vier Uhr morgens einlassen muss."

Niall lacht spöttisch. „Wie bemitleidenswert du doch bist, Greg. Ein Bad einlassen? Wow und dafür musst du früh aufstehen. Weißt du was ich machen muss? Hart arbeiten. Ich muss mich körperlich betätigen und das auch schon früh am Morgen. Und ich bekomme abends kein Festmahl und Tanzmusik. Nein, ich gehe nach Hause, koche mir meine wässrige Suppe und lege mich schmerzend ins Bett."

Ich schlürfe an meiner Milch.

„Niall, wenn ich könnte, würde ich den Job aufgeben, aber du weißt, dass das nicht geht. Der Fürst persönlich muss mich feuern."

„Und das wird er nicht, weil er dich über alles liebt?"

„Hör doch auf, Niall James Horan." Greg rollt mit seinen Augen. Scheint mittlerweile etwas verzweifelt zu sein.

Es wird wohl eine ganz schöne Arbeit werden die beiden miteinander zu versöhnen...

was meint ihr: lügt greg? jamie xx

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