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Der Raum wackelt und ich halte mich an meinem Sitz fest. Ich ärgere mich darüber, dass ich halb stehen muss um sitzen zu können und ich hasse es, dass ich diesen Job habe.

Wieso hätte ich nicht irgendetwas im Büro machen können oder etwas mit Kindern wie Lehrer? Ich wäre sicherlich ein fantastischer Lehrer!

Doch nein, ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich es nicht bereue diesen Job zu haben, denn dieser Job bringt mir Nervenkitzel.

„Aus! Aus! Das reicht!", ruft jemand durch das Mikrophon und ich spüre, wie die Vibration unter meinem Hintern aufhört, wie der Raum aufhört sich zu drehen, zu dematerialisieren und wieder zu materialisieren.

Ich merke wie es leiser um mich herum wird und dann höre ich nur noch das Piepsen der Gerätschaften, die an meinen Körper geschlossen sind.

„Wenn alles gut geht, ist das Produkt in zwei Jahren auf dem Markt", sagt die Stimme meines Bosses durchs Mikrofon wieder und ich nicke.

Mir ist immer noch schwindelig und alles vor meinen Augen scheint hin und her zu schweben.

Die Tür öffnet sich und ich sehe zwei Menschen auf mich zu kommen. Sie unterhalten sich.

„Der Sitz ist extra nicht besonders bequem. Er dient mehr als Absturzhilfe", erklärt der Mensch, der wohl mein Boss zu sein scheint.

Ich hänge immer noch zwischen Gurt und dem ach so tollen Sitz.

„Und der Antrieb?"

„Weitaus effizienter als das letzte Modell. Wir benötigen nur ein klein bisschen Diamant und eine Prise Rubin."

„Ist sie geladen?"

Mein Boss lacht. „Himmel, nein. Das könnten wir nicht machen."

Der andere Mensch, der nun die Arme vor sich verschränkt, sieht meinen Boss fragend an. „Sie wissen schon, dass ich das Produkt nicht vermarkten noch verkaufen kann, wenn ich nicht selbst weiß, ob es funktioniert."

Ich reibe mir müde geworden die Augen und gähne. Immer ist es so stressig und so lange. Wieso kann man nicht einfach sagen: Ja! Klasse, sieht sie aus! Wir nehmen sie!

Ich verstehe das nicht.

Aber ich bin immerhin nur die Testperson.

„Nun ja..." Mein Chef lacht und sieht sich verzweifelt um. Er blickt kurz zu mir. Wie ich immer noch dort hänge und mich nicht bewegen kann.

„Kann mir jemand Diamant und Rubin holen?"

Der andere Mensch schiebt seine Brille die Nase hinauf und notiert sich etwas auf seinem Tablet. Er zückt galant seinen Stift und kritzelt etwas hinauf.

Ich höre ein weiteres Gespräch hinter mir und dann spüre ich wie hinter mir etwas in eine Röhre geschoben wird.

„Wir müssen sie gleich schließen, sonst erhitzt sich der Raum auf etwa 100 Grad Celsius", witzelt mein Boss und meint es eigentlich ernst.

Der Käufer scheint unbeeindruckt und nickt nur. Dann wendet er sich an mich.

„So... Sie sind die Testperson?"

Ich nicke. Ist das nicht offensichtlich?

„Wie fühlen Sie sich? Haben Sie einen Unterschied zum letzten Modell bemerkt?" Er sieht mich fragend an und wedelt mit dem Stift in seiner Hand umher.

„Oh, ich... Ich merke wie ich müder und müder werde. Das waren zu viele Tests heute, denke ich mir. Aber ich muss wach bleiben.

„Also es fühlt sich nicht schlecht an."

„Schlecht, oder schlechter?" Die Person rundet die Stirn und steckt sich ihren Stift hinters Ohr.

„Wenn ich Sie beide kurz unterbrechen dürfte... Hier ist die Programmierung. Also wir haben hier das heutige Datum: Den 6. Juni 2293... Hier an dem Drehrad kann man das Datum einstellen zu welchem man reisen will..." Mein Boss fummelt am Rad herum und erst will es nicht funktionieren, doch da piept die Maschine und die Zahlen auf dem Bildschirm vor mir rasen ziemlich schnell nach unten.

2178... 2143...

Ich muss schließlich weg sehen, um mich nicht übergeben zu müssen.

„Aha und was wäre, wenn man die Kiste schließt? Ich muss schon sagen, dass sie eine gute Form hat und... Na ja, unauffälliger als die letzte ist." Der Käufer zieht sich den Stift hinter dem Ohr hervor und beginnt sich etwas zu notieren.

„Oh ja, sie ist als Quadrat konstruiert. Diese Form macht sie nicht nur handlicher sondern auch schneller."

„Schneller?"

„Sie fliegt schnell." Mein Boss räuspert sich.

„Verstehe." Notiz, Notiz, Hochsehen und noch eine Notiz.

Dann mustert der Käufer das Innere.

„Wollen Sie sich probeweise hineinsetzen?"

„Oh nein", schüttelt er den Kopf. „Bitte nicht. Ich habe unheimliche Angst davor."

„Vor was genau?"

Der Käufer sieht noch einmal zu mir, bevor er sich an meinen Boss wendet. „Vor Zeitreisen."

Kurz ist es still.

Ich bemühe mich nicht zusammen zu knicken vor lauter Erschöpfung.

„Na dann... Wollen wir sie einmal zur Probe schließen?"

Ich schlucke und sehe kurz hilflos zu den beiden, die die Maschine vor meinen Augen schließen.

Nun sehe ich nur noch die Lichter um mich. Ich versuche mich nach vorn zu lehnen, um die Zeiteinstellung zu ändern.

Doch mein Gurt stockt und als ich weiter ziehe, um näher an die Einstellung heran zu kommen, landet mein Finger auf einem Knopf, als ich es schaffe den Gurt länger werden zu lassen.

Etwas klickt und dann piept die ganze Maschine.

„Flug wird eingeleitet", höre ich.

„Oh nein", flüstere ich schockiert und versuche mich erneut nach vorn zu lehnen, um den Befehl rückgängig zu machen.

Doch es funktioniert nicht, denn die Maschine zeigt mir ein Warndreieck im Display und sagt mir in einer femininen Stimme: „Bitte bleiben Sie bis zur Landung ruhig. Bitte benutzen Sie keine weiteren Steuerungstasten."

Ich kralle mich an meine Stuhllehnen und stemme mich mit meinen Füßen auf den Boden.

Ich reiße die Augen weit auf, als es los geht.

Die Vibration beginnt wieder und das Rütteln ruft erneut meine Übelkeit hervor.

Ich unterlasse es mir auf die Lippen zu beißen, weil ich weiß, dass es gleich kommt. Das Zucken. Das andauernde Dematerialisieren und wieder Zusammensetzen.

Also halte ich die Luft an und stelle mir einen sonnigen Tag in der Londoner Innenstadt vor.

Mit meiner Familie und meinen Freunden.

Es dauert Minuten bis die Maschine ruhiger wird und mein Herz klopft laut.

Vielleicht konnten sie es noch aufhalten. Vielleicht haben sie mich zurückgerufen. Ich habe von dieser Fernbedienung gehört, die mein Boss in Auftrag gegeben hat.

Ein Ruck und dann steht alles wieder. Die Vibration ist verschwunden und meine Übelkeit entfällt sich in den Eimer, der neben mir steht.

Als ich fertig bin und nur noch zu husten weiß, schnalle ich mich ab und da fällt mein Blick auf das Datum, dass nun in der Leiste für die heutige Zeit steht: 6. Juni 2093.

Ich regele an dem Rad herum und stelle es auf mein Ursprungsdatum zurück.

Auf das Jahr 2293.

Dann schnalle ich mich erneut an und drücke dämmerig auf den Knopf. Ich muss zurück. Sonst verliere ich meinen Job.

Das Warndreieck erscheint auf dem Bildschirm erneut. Und diesmal blinkt die Schrift sogar. „Tank leer", sagt die Stimme der Zeitmaschine.

Tank leer?

Nein. Diamant und Rubin hält normalerweise für bis zu drei Reisen.

Das ist unmöglich.

„Nein!", schreie ich das Gerät wütend an und schlage gegen das Display.

„Bitte stellen Sie ihre Beschädigungen ein."

„Ach halt doch die Klappe", murmele ich. Ich merke sowieso schon nur die Hälfte, weil ich einen anstrengenden Tag hatte und jetzt auch noch das? Das kann nicht sein!

Ich kündige!

Obwohl ich das nach dieser Aktion wahrscheinlich gar nicht mehr muss.

was sagt ihr? jamie xx

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