Kapitel 18

~ You're only human. ~

»Verschwinde, Crowley«, zischte ich.
»Ich will mich nur mit meiner Lieblingsschülerin unterhalten«, gab der Dämon schmunzelnd zurück, die Hände in den Taschen des Anzugs versteckt, mich mit erhobenem Haupt ansehend.
Aus den Augenwinkeln bemerkte ich, wie der Begleiter Crowleys sich hinter mich stellte.
»Ich weiß, dass du Dean reingelegt hast«, zischte ich.
»Und? Was willst du ihm sagen? Dass der Jäger mein Dämon ist?« Crowley blieb so ruhig wie immer. »Du hast nichts gegen mich in der Hand, meine Liebe, denn du hast keine Ahnung von dem, was ich plane.«
»Aber du planst etwas, und das weiß ich, und Dean bald auch.« Ich wollte an Crowley vorbeigehen, doch vollführte er nur eine Handbewegung, und ich konnte mich nicht mehr bewegen.
»Er wird sagen, dass der König der Hölle immer irgendetwas plant. Er wird keine Gefahr darin sehen, also verschwendest du nur deine Zeit.«
Mit hasserfüllter Miene sah ich den Dämon, während ich verzweifelt versuchte, gegen den Zauber anzukommen. Erfolglos.
»Du bist nur ein Mensch, meine Liebe, vergiss das nicht.« Langsam trat Crowley auf mich zu. »Du kannst nichts gegen mich tun, du kannst mich nicht aufhalten, und wenn du's versuchst, werde ich dich aufhalten. Mit allen Mitteln.«
Der Mann stand nun direkt vor mir und finster starrte ich ihn an.
»Was planst du, Crowley?«, brachte ich hinter zusammengebissenen Zähnen hervor.
Ein tiefes Lachen drang aus der Kehle des Dämons hervor. »Das bleibt ein Geheimnis, Liebes. Aber ich kann dir verraten, dass auch du eine große Rolle bei meinem Plan spielst.«
Noch einmal lachte er, dann waren er und sein Begleiter verschwunden, und ich blieb allein auf der kalten, dunklen Straße zurück.

Ich erzählte weder Dean noch Sam von Crowleys Was-auch-immer-Plan. Stattdessen half ich den beiden, Abaddon zu suchen, was uns mehr als gar nicht gelang. Cas war es, der uns zurück zu einem anderen Fall brachte, und zwar, Metatron zu finden. Oder eher, Gadreel. Der gefallene und verstoßene Engel tötete nämlich andere seiner Art, auf Geheiß Metatrons.
Seine Blutspur führte uns nach Ogden, wo wir den Mörderengel mit Hilfe eines billigen Tricks in einem Kreis aus feurigem, heißem Öl gefangennahmen. Dann verschleppten wir ihn an engelsichere Handschellen gekettet und brachten ihn in eine einsame Lagerhalle, wo wir ihn auf einen Stuhl innerhalb eines Schutzzauberkreises setzten.
»Es kommt mir so vor, als würde ich in einen Zerrspiegel schauen«, meinte Gadreel. »Wie muss das dann erst für euch sein?«
»Seit wann arbeitest du schon für Metatron?«, verlangte Sam zu wissen, ohne weiter auf seine Frage einzugehen.
»Ich werde nicht reden, und du kannst mich nicht dazu zwingen.«
Sam nickte. »Ach, ja?«
»Ich war du, Sam Winchester. Dein Inneres stinkt nach Scham und Schwäche.«
»Halt die Klappe, du dreckiger Mistkerl!«, zischte ich und holte ein Engelsschwert hervor. »Oder ich werde dir damit hübsche kleine Linien in deinen Körper ritzen.«
»Glaubst du, ich habe Angst vor dir?«, gab Gadreel zurück. »Du bist ein lächerliche Haufen Scheiße, verkohlt und abgenutzt. Du kannst mir nichts antun.«
Sam nickte noch einmal, dann holte er aus und schlug Gadreel mit voller Wucht ins Gesicht.
»Hey, hey, Sam!«, rief Dean und riss seinen Bruder zurück bevor er Gadreel vollends zusammenschlagen konnte. »Komm mit.« Er nickte mir zu. »Pass auf den Mistkerl auf.« Dann führte er Sam davon.
Ich lehnte mich schweigend gegen eine der Säulen und beobachtete den Engel, der meinen Blick ebenso erwiderte.
»Du sagtest, ich wäre verkohlt«, begann ich, »du meinst meine Flügel. Ich bin nur noch ein Mensch.«
»Darauf bin ich schon selbst gekommen«, sagte Gadreel genervt.
»Kennst du eine Möglichkeit, das zu ändern? Damit ich wieder ein Engel werde?«
»Glaubst du wirklich, dass ich dir helfe? Lieber lass ich mich von Sam Winchester verprügeln, als solch eine Kreatur, wie du es warst, zurückzuholen.«
Mit finsterer Miene richtete ich mich auf und langsam lief ich auf ihn zu. »Du weißt, dass mein Vater mächtig war.«
»War. Das trifft es gut.« Gadreel reckte das Kinn. »Er ist tot. Dein Papi wird nicht kommen und dich retten. Das hat er wohl noch nie.«
»Woher willst du das wissen?«, gab ich zurück.
»Ich kenne deine Geschichte, Metatron hat sie mir erzählt, und er hat auch gesagt, dass ich dich in Ruhe lassen soll. Du bist mächtiger, als du aussiehst. Doch ich habe keine Angst vor dir. Du könntest dich nicht einmal gegen die Winchesters behaupten.«
Ich ignorierte den Rest, mich interessierte im Moment nur das eine. »Metatron weiß, wer mein Vater ist?«
Gadreel zuckte mit den Achseln. »Keine Ahnung. Er hat es nie erwähnt, und wenn er es weiß, wird er es wahrscheinlich auch keinem erzählen, sonst hätte er es schon längst getan. Sieh es ein, Kleines, dein Daddy hat dich verlassen, so wie Gott alle anderen verlassen hat. Gib dich damit ab und führ ein normales Leben, abseits von allem. Du bist nur ein Mensch. Niemand wird dich als eine Gefahr ansehen.«
»Ist es das, was Metatron will?«, hakte ich nach.
»Es ist das, was ich dir rate«, gab Gadreel nur zurück.
Ich fragte nicht weiter nach lehnte mich wieder gegen die Säule, bis irgendwann Schritte erklangen.
»Wo ist Sam?«, verlangte ich zu wissen, als nur Dean auftauchte.
»Er sucht nach Cas. Er antwortet nicht auf meine Nachrichten. Am besten du gehst mit ihm.«
»Vergiss es.« Ich richtete mich, und Dean ergriff das Engelsschwert, welches ich zuvor zur Seite gelegt hatte. »Damit du Gadreel in Ruhe umbringen kannst?«
Dean antwortete nicht, sondern wandte sich an den Engel. »Mir egal, ob du redest oder nicht. Du wirst für alles büßen, für Sam und für Kevin.«
Schnitt für Schnitt fügte Dean Gadreel zu. Der Engel schrie, und der Schrei übertönte den Piepton der Gnade.
»Es geht das Gerücht rum, dass du die Schlange in den Garten Eden gelassen hast«, sagte Dean, der das Schwert säuberte, »ihn für die Menschheit verdorben hast.«
»Ich habe sie befreit, denn ich habe die Menschheit geliebt.«
»Tja, du hast komische Art das zu zeigen, Sackgesicht. Pass auf, du erzählst mir von diesem »Wieder in den Himmel kommen«-Scheiß und ich beende das hier schnell. Ansonsten kannst du hier auf ewig sitzen und in diesen Ketten verrotten. Deine Entscheidung.«
Gadreel sah uns an. »Euer ganzes Gerede, euer ganzes Geheule, ihr haltet euch für unbesiegbar. Ihr drei gegen den Rest der Welt.«
»Verdammt richtig«, sagte Dean.
»Glaubst du wirklich, dass Sam irgendetwas für dich tun würde?«
»Oh ja, das würde er.«
»Ich war im Körper deines Bruders, Dean. Er würde sein Leben nie gegen deins eintauschen.«
Dean nickte verstehend. »Danke für die Wiederholung, Kumpel. Sam hat mir diesen Scheiß schon erzählt. Er hat mir sogar schlimmeres erzählt.«
»Er hat dir erzählt, dass er schon immer so empfunden hat? Dass er denkt, dass du nur ein kleiner, verängstigter Junge bist, der Angst davor hat, allein zu sein, weil sein Daddy ihn nicht genug geliebt hat?«
»Du und dein Daddy-Syndrom«, sagte ich und holte mein Engelsschwert hervor. Langsam trat ich auf den Mann zu. »Du versuchst dich mit Worten aus deiner Lage zu retten, aber vertrau mir, damit wird es nur noch schlimmer.«
Ich trat in den Kreis und deutete mit der Spitze auf seinen Körper. Mitten auf das Herz.
»Ihr beide wärt ein unglaubliches Paar, voller Hass, Angst und Verzweiflung«, meinte der Engel. »Ihr beide trieft nur so von negativen Gefühlen, dass man sich darin sühlen könnte. Na, los. Tu es. Töte mich!«
»Oh, das würde dir so passen«, sagte Dean und trat neben mich. »Darum ging es also bei dieser Rede. Du hast keine Angst, zu sterben. Du hast Angst, auf ewig an diese Ketten gefesselt zu sein. Von mir aus kannst du hier sitzen und verrotten, du elender Mistkerl.«
Mit diesen Worten verschwand Dean für eine Weile. Gadreel sagte nichts, er saß nur schweigend da, auf sein Schicksal wartend, und ich wusste nicht, was ich tun sollte. Auf einmal kam Dean zurück, in der Hand hielt er das Engelsschwert, und zielstrebig lief er auf Gadreel zu. Er öffnete die Falle, zehrte den Engel aus dem Ring und begann, unnachgiebig auf ihn einzuschlagen.
»Dean! Dean!« Immer wieder schrie ich seinen Namen, ich versuchte ihn, von den blutenden Engel wegzuziehen. Eigentlich hätte ich nichts dagegen gehabt, Gadreel hatte es verdient, doch war es Deans finsterer und blutdürstiger Gesichtsausdruck, der mir Angst machte.
Gadreel wehrte sich nicht. Er ließ alles über sich ergehen.
Unzählige Male wurde ich weggeschubbst. Ich kam nicht gegen Dean an, bis Gadreel irgendwann bewusstlos auf dem Boden lag, Dean kraftlos die Wand hinunterrutschte und Sam zurückkehrte.
»Dean! Ist alles in Ordnung?«, fragte sein Bruder panisch und rannte sofort auf ihn zu. Ich stand nur da, regungslos.
»Ja ... Warum fragst du das immer?«
»Ich hab' dich angerufen. Wieso bist du nicht ans Handy gegangen?«, verlangte Sam aufgebracht zu wissen.
»Er wird nicht reden ...« Dean fiel es schwer, zu sprechen. »Er wollte sterben. Und ich hätte ihn wirklich fast getötet. Doch dann wurde mir klar, wir müssen wissen, was er weiß.«
»Dean, hör zu. Metatron hat Cas. Er bietet uns einen Tausch an.«
»Wir können Metatron nicht trauen«, meinte ich.
»Ich weiß, das ist klar. Seht mal, es ist das erste Mal, dass wir mit Sicherheit wissen, wo Metatron ist. Wir bringen Gadreel zum Treffpunkt, führen den Tausch aus und stellen Metatron eine Falle.«
Gesagt, getan. Wir fuhren zum Treffpunkt, bereiteten alles vor und warteten. Lange.
»Ich hab' nur gewartet, bis ihr eure kleine Falle für mich aufgebaut habt«, rechtfertigte Metatron sich, der ohne Cas gekommen war. »Stehe ich hier richtig?« Er deutete auf den Boden, und wir sahen uns fassungslos an. »Na, los, macht schon.«
Zögernd holte Dean sein Feuerzeug heraus und zündete schließlich das heilige Feuer an. Metatron verzog übertrieben das Gesicht, als hätte er Schmerzen, dann begann er zu lachen und sich die Hände am Feuer zu wärmen.
»Habt ihr was zum Rösten dabei? Heiliges Feuer gibt dem Ganzen so einen köstlich minzigen Nachgeschmack.« Er grinste vergnügt. »Wünscht euch was.« Er pustete und vertrieb somit erstaunlicherweise das Feuer.
Sofort zogen wir unsere Engelsschwerter, doch bevor wir Metatron angreifen konnte, bewegte er seine Hände und wir stürzten gegen den Impala. Ein Wagen fuhr vor, und während Cas und zwei Frauen ausstiegen, entfernte Metatron die Schutzsymbole im Kofferraum des Impalas und befreite Gadreel.
»Deal ist Deal.«
»Wieso tust du das?«, verlangte Dean zu wissen.
»Weil ich es kann. Weil du, dein kleiner Bruder, deine kleine Prinzessin und dein hübsch gefiederter Freund und all deine Geheimnisse, die du in deinem Bunker versteckt hast, mich nicht aufhalten können. Aber ich genieße es, zuzusehen, wie du es versuchst. Das wird 'ne mordsmäßige Show. « Metatron lachte. »Wir sehen uns, Castiel. Und vergiss nie, ich habe dir eine Chance gegeben.« Metatron vollführte eine Handbewegung und verschwand.
»Kann mir mal einer verraten, was hier los ist?«, verlangte Dean zu wissen.
»Metatron versucht Gott zu spielen«, meinte Cas.
»Gott zu spielen?«, wiederholte Sam. »Er hat das Siegel ausgelöscht und sogar heiliges Feuer ausgepustet. Er ist Gott. Er wird durch die Engeltafel immer mächtiger. Wie sollen wir ihn bloß aufhalten?«
»Was wäre, wenn's 'ne Art Treppe in den Himmel gibt?«, fragte Dean. »Wir finden sie und kommen ihm zuvor.«
»Du willst einfach in den Himmel spazieren und Metatron töten?«, fragte ich ungläubig.
»Wenn's darum geht, bin ich dabei«, meldete Cas sich zu Wort.
Dean kniff die Augen zusammen und musterte seinen Freund. »Sicher, dass es dir gut geht?«
»Ja, geht es. Und dir? Du bist irgendwie anders als sonst.«
Dean seufzte nur. »Mir geht es gut.« Er klopfte Cas auf die Schulter und wollte gehen, doch packte der Engel ihn am Arm und riss seinen Ärmel hoch.
»Was hast du getan?«
»Es ist ein Mittel zum Zweck.«
»Verdammt, Dean!«
»Wenn ihr das Himmelstor gefunden habt, sagt Bescheid. Ich muss einen Ritter töten.« Mit diesen Worten schien für Dean die Konversation beendet und somit setzte er sich in den Wagen.
»Pass gut auf dich auf«, sagte Sam und klopfte Cas auf die Schulter.
»Ihr auf euch auch.«
Wir wandten uns ab, doch Cas hielt uns noch einmal zurück.
»Habt ein Auge auf ihn.«
Wir nickten und setzten uns den Wagen.

1999 Wörter

Erstes Kapi der Lesenacht! Willkommen xD

Was, denkt ihr, hat Crowley vor?

Was sagt ihr dazu, dass Gadreel meint, Cat soll ein normales Leben führen?

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