Kapitel 12
~ Angel or demon? ~
Natürlich hatten Sam und Dean sich wieder gestritten und natürlich gingen sie wieder getrennte Wege. Dean war irgendwo, Cas und Sam mit mir im Bunker. Ich hielt mich aus dem Streit der Brüder raus, ich stand auf keine der beiden Seite - einerseits, weil ich es nicht mitansehen konnte, wie sie sich jedes Mal zerstritten, und andererseits hatte ich selbst Dinge zu erledigen. Und von diesen Dingen konnte ich wirklich eine Liste schreiben.
Angefangen mit Jeremy. Ich versuchte mithilfe der Hackerskills, die ich mir in den Jahren von Sam abgeguckt hatte, Daten und Unterlagen über diesen Mann, den Sohn von Jenna und David, herauszufinden, jedoch fand ich nichts.
Ein wenig verzweifelt und planlos lief ich durch den Bunker, auf den Weg zur Küche, in der Hoffnung, dass Sam einkaufen war. Gerade in diesem Moment kam der Winchester mit einer Einkaufstüte in die Küche.
»Hey, wie geht's dir?«, fragte er mich sogleich.
»Ich habe Hunger«, meinte ich nur, ohne ihn anzusehen.
Sam legte die Tüte auf den Tisch, und sofort ergriff ich sie.
»Oh, danke.«
»Das meint' ich nicht«, sagte er.
»Was?« Verwirrt ließ ich von der Tüte ab und blickte auf.
»Ich meinte, wie geht es dir. Gefühlsmäßig. Du ... warst ja immerhin fast tot.«
Erst jetzt betrachtete ich ihn genauer. Zerzaustes Haar, seine typische braune Jacke tragend - er sah aus wie immer.
Kein verheirateter Ehemann, der in der High School mein Alibi für meine Schwangerschaft war, weil Dean bereits volljährig war, dachte ich.
»Ja, mir geht's gut«, sagte ich jedoch nur und begann, die Tüte auszuräumen.
Sam runzelte die Stirn und musterte mich misstrauisch. »Sicher? Du wirkst so distanziert, bist nicht ganz bei der Sache. Du hast noch gar nicht davon gesprochen, was passiert war. Cas meinte, dass sich dein Koma wie Tage angefühlt hat, dabei waren es Wochen.«
»Mir geht es gut«, sagte ich noch einmal. »Ich muss nur wieder zu Kräften kommen.« Ich nickte ihm zu. »Wie geht's dir?«
»Gut«, meinte Sam mit seltsam trockener Stimme. »Mir geht es gut.« Und mit diesen Worten verschwand er. Er wirkte enttäuscht.
Niedergeschlagen seufzte ich. Ich wollte niemanden in meine Sorgen hineinziehen, und genau das brachte das Misstrauen der anderen mit sich, und letztendlich die Enttäuschung und leichte Wut darüber, dass ich sie ausschloss. Doch ich versuchte dies zu verdrängen - immerhin war es eine Sache, die nur mich etwas anging.
Erst jetzt kam mir in den Sinn, David anzurufen und ihn auf Jeremy anzusprechen. Diesen Aspekt hatte ich komplett ausgeblendet, aber vielleicht war es auch die unterbewusste Angst vor der Bestätigung, dass der Mann existierte und dass ich dies durch eine Nahtoderfahrung herausgefunden hatte.
Ich ging zurück zu Deans Zimmer, welches ich weiterhin beherbergte. Mein Handy lag auf dem Bett, und mit steigender Angst ergriff ich es. David hatte mir seine neue Nummer gegeben, nachdem er, Sam und Dean mich zurückgeholt hatten, aus den schrecklichen Tiefen meines Dämonenlebens.
Ich zögerte, bevor ich auf das Anrufensymbol drückte, doch atmete ich tief durch und betätigte den Knopf mit rasendem Herzen. Das monotone, nervtötende Piepen drang an mein Ohr und übertönte den Schlag meines Herzens.
Dann endete das Klingeln, und automatisch hielt ich die Luft an.
»Anschluss von David Thompson, wie kann ich helfen?«, erklang eine männliche Stimme.
Mein Herz setzte kurzerhand aus. Alle Fähigkeiten, zu sprechen, waren mit einem Mal verschwunden.
Ich kannte diese Stimme, und ich hatte gehofft, sie nie wieder zu hören.
»Hallo?«
Ich antwortete nicht, sondern legte mit zittrigen Händen auf. Mein Herz klopfte so laut und schnell, dass ich befürchtete, es würde meinen Brustkorb zersprengen. Verzweifelt fuhr ich mir mit der Hand über das Gesicht.
Was sollte ich jetzt nur tun? Höchstwahrscheinlich kannte der Mann mich nicht einmal, und ich ihn schon. Ja, in irgendeiner Hinsicht tat ich das.
Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich im Zimmer saß und über eine Lösung nachdachte, doch letztendlich erhob ich mich und ging zum Hauptraum. Glücklicherweise waren Sam und Cas gerade nicht da, so dass ich den Laptop des jungen Winchesters nehmen und Davids Handy orten konnte. Ich versuchte es zumindest. Irgendwann schaffte ich es sogar, und daraufhin packte ich meine Sachen und ging zur Garage, um mir eines der alten Autos zu nehmen, es mit dem Kraftstoff, den Dean noch irgendwo aufbewahrt hatte, zu tanken und damit loszufahren.
Ich wusste nicht so recht, ob das eine gute Idee war, doch es würde mich fertig machen, wenn ich dem hier nicht auf die Spur ging.
Ich hielt vor der kleinen Hütte, welche mitten in einem Wald in Kansas in stand. Sie sah wirklich schäbig aus, zudem war sie abseits von allem, doch konnte ich mir denken, dass David hier lebte, aus Angst, andere Menschen zu verletzen.
Ich stieg aus und lief langsam über den knirschenden Sand auf die Hütte zu. Ich hob die Faust, bereit zum Klopfen. Doch ich zögerte. Wie immer.
Mann, Catherine, was auch immer der Mann für eine Rolle in dieser Welt spielt, er kennt dich nicht. Dir wird nichts passieren, sprach ich mir selbst Mut zu.
Tief atmete ich durch, dann klopfte ich dreimal entschlossen. Ich ließ die Hand sinken und wartete. Lange. Und nichts deutete darauf hin, dass irgendjemand kommen würde, um mir die Tür zu öffnen.
Ich lauschte, doch vernahm ich keine Geräusche, und so drückte ich die Tür auf, die erstaunlicherweise nicht verschlossen war, und betrat langsam die Hütte. Die Dielen knarrten unter meinen Füßen, vorsichtig sah ich mich um. Überall lagen Papiere und Unterlagen herum, Müll von Fastfood und Bierflaschen. David konnte keine menschliche Nahrung zu sich nehmen, es brachte ihm nichts, da sie nicht seinen Hunger stillte.
Verwundert runzelte ich die Stirn und trat auf die große Karte an der Wand mit irgendwelchen Beweisen zu. Bilder von Personen hingen dort, ich kannte sie nicht.
Auf einmal knarrte eine Diele in meinem Rücken, und noch gerade so konnte ich in meiner Drehung den Schlag mit der Eisenstange abfangen. Ich bekam sie zu fassen und drehte dem Angreifer mit einer flinken Bewegung den Arm auf den Rücken, die Stange immer noch festhaltend. Ich erkannte einen Mann, der vor Schmerzen aufstöhnte, doch dann schlug er seinen Kopf nach hinten und traf mich mitten ins Gesicht. Vor Schreck ließ ich die Waffe los und taumelte zurück.
Diese Chance nutzte der Mann. Er wandte sich um und wollte ein weiteres Mal zuschlagen, doch zückte ich meine Schusswaffe, die unter meiner Jacke in einer Halterung steckte und zielte auf ihn.
»Regel Nummer eins, geh nie ohne eine entsicherte Waffe in eine gruselige Hütte«, sagte ich, und der Mann hob ergebend die Hände. »Leg die Stange auf den Boden und geh zwei Schritte zurück.«
Er ging dem Befehl nach. Die Eisenstange fiel klirrend zu Boden, die Dielen knarrten, als er sich von mir entfernte.
Erst jetzt betrachtete ich den Mann genauer. Braune Augen, braune kurze Haare, das kantige Gesicht, die breitgebauten Schultern.
»Jeremy?«, fragte ich vorsichtig.
Finster funkelte der Mann mich an. »Was bist du? Dämon oder Engel?«
»Was?«, fragte ich perplex. »Woher weißt du -«
Abrupt zog er aus seinem Gürtel eine eigene Schusswaffe und zielte mit dieser auf mich. »Meine Regel Nummer eins: Wenn du von einem Monster angerufen wirst, bereite dich darauf vor, dass es kommen wird.«
Mit Nachdruck hob ich die Waffe. »Ich bin kein Monster.«
»Ach, ja?«, hakte er nach.
»Ach, ja«, sagte ich nur.
»Ich glaube dir nicht.«
Ich nickte seiner Waffe zu. »Nur zu. Wenn ich ein Monster wär', würde mir diese Waffe nichts anhaben. Wenn du dir deiner Sache so sicher bist, nur zu, erschieß mich.«
Ich sah, wie er zögerte, worüber ich auch froh war, denn ich war wirklich menschlich. Nicht nur, weil ich gefallen war, sondern auch, weil ich aufgegeben hatte, an irgendetwas zu glauben. Doch auf einmal riss er abrupt die Waffe nach unten, und ohne zu zögern, schoss er.
1289 Wörter
Erstes Kapi der Lesenacht. Doch früher als erwartet xD
Was haltet ihr von Jeremys Reaktion?
Bestimmt war euch klar, dass er wirklich existiert, weil er schon mal, wenn auch namenlos, aufgetreten ist.
Was, denkt ihr, wird jetzt geschehen?
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