❧ Kapitel 48
Manchmal habe ich das Gefühl, das Grayson kein Mann ist, sondern ein Riesen Baby um das ich mich kümmern muss. Dieser Typ bringt mich noch zur Weißglut.
„Du kannst mich nicht zwingen." protestiert er und krallt sich in seinem Bett fest.
„Grayson Scott, du bewegst jetzt deinen Hintern nach unten und isst mit mir und deiner Familie zu Abend." meine ich außer Puste, während ich ihm am Bein vom Bett ziehe.
„Vergiss es. Ich werde mich keinen Zentimeter bewegen." erwidert er stur und wendet den Blick von mir ab.
„Mein Gott, wie viel wiegst du denn, du Walross." stöhne ich angespannt.
„Hey! Das sind alles Muskeln." schmollt er und zieht provokativ sein Shirt hoch, um mir seine Bauchmuskeln zu zeigen.
„Aha. Schön." Ich atme tief durch und stütze mich mit den Armen am Bett ab. „Wenn du jetzt nicht mit mir nach da unten gehst, bekommst du ein Verbot für jeglichen körperlichen Kontakt mit mir. Gerade jetzt wo die Abschlussprüfungen bald anstehen, ist das bestimmt nicht gerade toll, oder?"
Mit offenem Mund sieht er mich an. „Das meinst du nicht ernst."
„Doch."
„Kein Sex?"
„Nein."
„Keine Küsse?"
„Nope."
„Keine Umarmungen?"
„Nö."
Frustriert lässt er sich nach hinten in das Bett fallen. „Du bist echt gemein."
„Ich bin deine Freundin und möchte dir helfen. Wir gehen da jetzt zusammen hin und unterhalten uns mit ihnen. Wenn es einigermaßen gut läuft, dann ist es toll und wenn nicht, gehen wir wieder in dein Zimmer und machen uns einen gemütlichen Abend mit »The Office« und Popcorn. So wie in alten Zeiten, was sagst du?" frage ich sanft und setze mich neben ihn.
Unmotiviert setzt er sich auf und gibt mir einen Kuss auf die Schläfe. „Wie könnte ich dir jemals widersprechen, liebste Brooke."
Lächelnd wuschele ich ihm durch die Haare und sage „Na komm, das wird schon. Ich bin bei dir und werde immer an deiner Seite sein."
Er verschränkt unsere Hände miteinander und steht mit mir an seiner Seite auf.
„Danke, dafür das du mich nie aufgegeben hast und immer bei mir geblieben bist. Ohne dich wäre ich verloren."
Ich löse meine Hand von seiner und schlinge meine Arme um seine Hüfte. „Ich werde nie meinen Teampartner verlassen. Wir beide gegen den Rest der Welt."
„Für immer." flüstert er und küsst meinen Haaransatz.
Strahlend hake ich mich bei ihm unter und laufe mit ihm nach unten. Im Essbereich ist schon einiges an Essen aufgestellt worden und ein freundlich lächelnder Vater blickt erst seinen Sohn und dann mich an. Jetzt verstehe ich, was Gray meinte, als er sagte sein Vater versucht sich zu bessern. Ich erinnere mich daran, das er zu mir gesagt hat, das er nicht der Böse in der Sache ist, aber nachdem was mir Gray über seine Mutter erzählt, bin ich mir da nicht so sicher.
„Ihr seid ja schon da! Setzt euch, ich bringe gleich den Rest." ruft uns Emilia zu, während sie in der Küche weiter kocht.
Dafür das Emilia nur Grayson's Stiefmutter ist, kümmert sie sich wirklich um ihn und um diese Familie. Ich habe wirklich gedacht, so herzlich wie sie mich empfangen hat, das sie die leibliche Mutter ist. Was sie allerdings an Gray's Vater findet, verstehe ich nicht, denn wegen dem Geld ist sie sicher nicht mit ihm zusammen.
„Soll ich dir irgendwie helfen?" frage ich freundlich.
„Nein, alles gut. Ich bin sowieso gleich fertig." teilt sie mir mit einem warmen Lächeln mit.
Darauf setze ich mich mit Gray an den Tisch und sehe wie er ein Blickduell mit seinem Vater führt, welches definitiv mein Freund gewinnt. Von seiner entspannten Haltung und den weichen Gesichtszügen ist alles verblasst, weshalb ich meine Hand auf sein Bein lege, um ihn stumme Unterstützung zu geben.
„Hallo Grayson, hallo Brooke." begrüßt uns sein Vater selbstbewusst, mit einem jedoch unsicheren Unterton.
„Hallo, Mr. Scott." entgegne ich knapp.
„Lewis, ich bin Lewis." sagt er lächelnd.
„Wenn du denkst, du kannst sie mit gespielten Freundlichkeiten auf deine Seite ziehen, hast du dich geschnitten. Sie weiß alles. Sie weiß, wie du Mum wie ein Stück Dreck dem Tod überlassen und dich keine Sekunde um sie geschert hast." zischt Gray sauer, weshalb ich meine Hand in seine schiebe und zärtlich darüber streiche.
„Grayson... i-ich habe Fehler gemacht. Ich habe eingesehen, das mein Verhalten völlig daneben war und ich deine Mutter hätte unterstützen sollen. Es ist zwar keine Entschuldigung, aber ich habe Rose geliebt und tue es immer noch. An ihrer Beerdigung ist mir erst bewusst geworden, das ich sie nie wieder sehen werde und als Ehemann versagt habe. Ich erwarte nicht, das du mir verzeihst, doch du solltest das wissen." erklärt er und sieht Gray traurig an.
Stumm stellt Emilia das restliche Essen ab und setzt sich neben ihrem Mann, um ihn auf die Wange zu küssen. Der Schmerz und die Trauer in den Augen von ihm sind echt, aber trotzdem... was er getan hat wird immer in Gray's Gedächtnis bleiben. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie Rose sich gefühlt haben muss.
Alleine im Krankenhaus mit Krebs und ihr Ehemann nicht an ihrer Seite, um sie zu unterstützen bis zum Ende. Wenigstens war Grayson bei ihr, dass hat ihr bestimmt Kraft gegeben, auch wenn es für ihn wohl alles andere als leicht war. Wenigstens hatte er die Möglichkeit sich zu verabschieden, mir wurde das leider verwehrt.
„Du hast nicht nur als Ehemann versagt, sonder auch als Vater. Hast du dich jemals gefragt, wie ich mich dabei fühle, wenn ich jeden Tag zu ihr ins Krankenhaus gegangen bin und mitansehen musste, wie es ihr jeden Tag schlechter ging? Wie ich mich gefühlt habe, als sie direkt vor meiner Nase gestorben ist? Wie sie mir als letzten Wunsch an mich gesagt hat, das ich mein Leben genießen und meine Träume verwirklichen soll? Weißt du das?" keift er ihn bedrohlich an.
„Ich gehe jede Woche zu ihrem Grab und entschuldige mich dafür, auch wenn sie es wahrscheinlich nicht hört. Mir ist bewusst, das du mich hasst, doch ich hoffe du wirst mich irgendwann wieder akzeptieren und mir meinen Fehler verzeihen." murmelt er leise und wendet den Blick zu seinem Teller.
Da Grayson wahrscheinlich nicht vorhat darauf zu antworten, wechsele ich schnell das Thema.
„Das Essen sieht sehr lecker aus und riecht göttlich, Emilia. Vielleicht könntest du mir das Rezept mal aufschreiben?"
Dankbar drückt Gray meine Hand, worauf ich ihn anlächele und mit dem Mund ein »Ich liebe dich« forme.
„Gerne. Ich hoffe es schmeckt auch." lacht sie nervös.
Einige Zeit unterhalten nur wir beide uns, über verschiedene Rezepte und über die kommenden Sachen in der Schule, bis dann irgendwann Lewis Gray zögernd anspricht.
„Was ist?" fragt er so freundlich wie immer.
„Ich habe dein Konto wieder entsperren lassen, du hast jetzt wieder vollen Zugriff darauf." erzählt er ihm zögernd.
Verachtend lacht Gray und schüttelt den Kopf. „Und warum? Was willst du dir damit beweisen? Willst du meine Zuneigung kaufen?"
Seinen Vater seine Augen blicken ihn bedrückt an. „Ich wollte dir nur dein Geld wieder freilegen, damit du es für deine Reisen benutzen kannst."
Für einen kurzen Moment wirkt Gray überrascht, überspielt es dann aber schnell mit Desinteresse.
„Aha. Ich dachte ich bin Abschaum, weil ich nicht direkt auf das College gehe und es egoistisch ist, wenn ich meinen Träumen folge."
„D-dass war falsch von mir, ich hätte das nicht sagen dürfen. Es ist dein Leben und du solltest machen dürfen, was du möchtest und was dir gefällt. Ich habe mich da nicht einzumischen, es sind deine Entscheidungen und die werde ich respektieren. Es tut mir leid, das ich so verletzende Worte zu dir gesagt habe." Der Blick huscht von seinem Sohn zu mir. „Für die Ohrfeige wollte ich mich auch nochmal aufrichtig entschuldigen, dass hätte nicht passieren dürfen."
„Ist schon in Ordnung." Ich war es gewohnt zu der Zeit, wollte ich sagen, lasse es aber dann.
„Schade, das sie damals meine Freundin getroffen hat und nicht mich, oder?" fragt er provozierend.
„Nein. Es hätte nicht bei ihr passieren dürfen und auch nicht bei dir. Ich war in den letzten Jahren kein guter Vater, aber ich versuche es wieder hinzubiegen." teilt er ihm ernst mit.
Prüfend sieht Gray ihn an und nuschelt »Aha«, bevor er sich seinem Essen wieder widmet.
Ein unmerkliches Lächeln schleicht sich auf das Gesicht von seinem Vater und ein hoffnungsvolles Strahlen, wie ich es bei ihm noch nie entdeckt habe, macht sich in seinem Gesicht breit. Gut, ein »Aha« als Antwort ist zwar nicht gerade überzeugend, doch wenigstens ist Gray nicht vollkommen ausgerastet und hat ihm wenigstens ein bisschen zugehört.
Ich bin zwar nicht Lewis' Tochter, aber ich sehe wenn jemand seine Taten bereut und sich wirklich ändern möchte. Die Vergangenheit kann man nicht ändern, doch man kann versuchen es in der Zukunft wieder richtig zu machen. Rose hätte bestimmt gewollt, das sich die Familie wieder zusammenfügt und nicht spaltet.
„Das war doch schön, wir sollten das demnächst definitiv wiederholen." sagt Emilia begeistert.
Lächelnd greift Gray's Vater ihre Hand und drückt zustimmend. „Das fände ich toll."
Da mein Freund immer noch nichts sagen will, antworte ich „Wir werden bestimmt einen treffenden Zeitpunkt finden."
Als Gray mich flehend ansieht und mit den Augen zur Treppe deutet, nicke ich unauffällig.
„Das Essen war wirklich sehr lecker, wir werden uns jetzt zurückziehen und noch ein bisschen... lernen."
Schmunzelnd sieht Lewis uns an und erwidert „Ist gut. Danke, das ihr gekommen seid. Ich weiß, das es viel Überwindung gekostet hat, Grayson."
Kurz sieht er ihn an und brummt ein »Hm« und steht dann schnell auf, um zur Treppe zu laufen. Ich bedanke mich nochmal schnell mit einem Lächeln und laufe ihm schnell hinterher. In seinem Zimmer steht er am Fenster und stützt sich dort ab, worauf ich langsam auf ihn zugehe und meine Arme um seinen Bauch schlinge.
„Es ist alles gut. Ich bin hier, Gray. Du kannst dich jetzt wieder entspannen." flüstere ich ihm zu und gebe ihm einen Kuss auf seinen Arm.
„Wieso ist er jetzt so? Spielt er mir etwas vor?" fragt er und atmet tief ein.
„Nein, Gray. Ich denke er will sich wirklich ändern - für dich. Er hat seine Fehler eingestanden." erzähle ich leise.
„Selbst wenn ich ihm verzeihen würde, dass kommt mir vor als würde ich meine Mutter hintergehen und enttäuschen." murmelt er mit zittriger Stimme.
Sanft drehe ich ihn um, damit er mir in die Augen sieht. „Du machst nichts davon. Deine Mutter wollte das du glücklich bist und nicht das du wie ein gefühlloser Zombie in deinem Zuhause rumläufst, weil du deinem Vater aus dem Weg gehen willst. Egal, ob du ihm verzeihen wirst oder nicht, ich unterstütze jede deiner Entscheidungen."
Seufzend zieht er mich in seine Arme, in die ich mich lächelnd anschmiege. „Es ist so schön zu wissen, das ich immer auf dich zählen kann und du immer an meiner Seite stehst. Ich wünschte du könntest meine Gedanken hören, um zu wissen, wie sehr ich dich liebe und wie dankbar ich dir bin."
Grinsend stütze ich mein Kinn auf seiner Brust ab. „Die brauche ich nicht zu hören, ich weiß es auch so. Und weil ich dich so liebe und du heute so brav warst, bekommst du trotzdem den gemütlichen Kuschelabend."
Seine Mundwinkel heben sich. „Ja?"
„Ja. Mach du schonmal den Laptop bereit und ich gehe unten Popcorn machen. Du willst bestimmt erstmal nicht mehr runter, oder?"
Fragend hebe ich eine Augenbraue, was ihn den Kopf schütteln lässt.
Ich klopfe ihm leicht lachend auf die Brust. „Wusste ich es doch. Ich bin gleich wieder da."
Als ich mich zum gehen anwende, zieht er mich am Arm nochmal zurück und küsst mich zart auf die Lippen. Keine Zunge. Keine wilden Bewegungen. Nur Liebe. Mit meinen Händen streiche ich über seine Wange und erwidere den Kuss.
„Gut, jetzt darfst du gehen, aber beeil dich, sonst fange ich ohne dich an." droht er mir grinsend.
Ich kneife meine Augen zusammen und husche schnell aus seinem Zimmer. Das es heute nicht in einem Blutbad geendet hat, war schon ein guter Anfang für Gray und seinen Vater. Wenn die beiden wieder mehr Zeit miteinander verbringen, können sie auch die Verbindung wieder aufbauen, die vor langer Zeit verloren gegangen ist.
Wie sagt man so schön, »Die Zeit heilt alle Wunden«, bei ihnen wird es auch der Fall sein. Wir beide verlassen allmählich den Tunnel der Dunkelheit und erkennen das Licht am Ende.
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Hello Friends! Ich hoffe ihr hattet einen angenehmen Tag und euch geht es allen gut!✨💛
Für die beiden geht es bergauf, oder? Würdet ihr Gray's Vater verzeihen?🤔💕
Frage des Tages: Bei welchem Film musstet ihr so richtig weinen, weil er euch so mitgenommen hat?🥺🧡
Hab euch lieb. Ihr seid die allerbesten. Ihr könnt auf euch stolz sein. Ihr seid alle etwas ganz besonderes und verdient jedes Glück auf der Welt❣️
Bis im nächsten Kapitel,
Adios, Friends!❤️
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