❧ Kapitel 37
Meinen Mittwoch habe ich mir eindeutig anders vorgestellt. Eigentlich wollte ich direkt nach der Schule zu Gray gehen und das Referat endlich anfangen, denn am Sonntag kam es ja leider nicht dazu wegen einer kleinen Unterbrechung.
Doch gerade als ich loslaufen wollte, kamen meine ganzen Freunde angelaufen und sahen mich ernst an. Mein Instinkt hat sich natürlich gleich alarmierend eingeschalten und gedacht, das Allison das Geheimnis ausgeplaudert hat und sie deshalb so ernst sind.
Auf dem Weg zum »Sweets & Coffee« herrschte unangenehme Stille, was mich beinahe um den Verstand gebracht hat. Wieso müssen sie mich denn extra dorthin entführen, wenn sie mit mir über meine Beziehung mit Grayson reden wollen?
Als wir dann dort ankamen, hat Allison auch gleich Pause gemacht und sich dazu gesetzt. Ich fühle mich gerade so als würde ich vor Gericht sitzen und auf mein Urteil warten. Das alle mir gegenüber sitzen macht es auch nicht gerade besser.
„Also, was gibt es denn? Ich habe noch etwas zu erledigen." fange ich an die Stille zu brechen.
Sie wechseln alle einen Blick aus und nicken dann Liam zu, was ich verwirrt verfolge.
„Wir wollten mit dir über ein sehr ernstes Thema reden. Wahrscheinlich kannst du dir schon denken worum es uns geht, Kleine."
Mir stockt der Atem. Sie wissen es. Allison hat es verraten, wie konnte sie nur? Oh Gott, wenn alle es wissen, wie lange wird es wohl dauern bis es Diego weiß? Wieso kann ich nicht ein Mal meinen Mund halten? Ich habe es möglicherweise wieder versaut. Wie immer.
Unwissend lehne ich mich zurück und verschränke die Arme. „Nicht wirklich, wollt ihr mich vielleicht aufklären? Ich habe es eilig."
Meine Schwester schlägt mit der flachen Hand auf den Tisch, was mich zusammenzucken lässt.
„Wie konntest du das nur tun? Wie konntest du mir das antun? Sind wir dir so egal?"
Ich schlucke schwer und wispere „Ihr solltet das gar nicht wissen."
„Also ich hätte es schon gerne gewusst, denn dann hätten wir dich alle stoppen können." teilt mir Allison traurig mit.
Was soll das denn jetzt? „Ich darf ja wohl machen was ich will, da habt ihr überhaupt nichts mitzureden."
Jayden's Blick wird sanft, aber dennoch eindringlich. „Brooke du bist mir wirklich ans Herz gewachsen, dass solltest du wissen. Wenn du dich so gefühlt hast, das du dich sogar mehrmals umbringen wolltest, wieso hast du dich nicht einfach jemanden von uns anvertraut? Oder zu der Zeit Grayson?"
Warte... was? „Was zum Teufel redet ihr da? Woher wisst ihr das überhaupt?"
„Grayson hat es doch letztens in der Cafeteria erwähnt und das war auch gut so. Stell dir doch mal vor, was passiert wäre, wenn er dich nicht gerettet hätte!" Liam schüttelt den Kopf, worauf Allison beruhigend seine Hand streichelt.
„Dann wäre ich tot." meine ich trocken.
„Tatsächlich? Schön und was wäre mit mir? Mit unseren Freunden? Mit Dad? Was dachtest du dir dabei?" mault mich meine Schwester sauer an.
Es reicht. „Was ich mir dabei dachte? Erstens, hatte ich zu der Zeit keinen von euch sondern nur Gray, welcher mich an dem Tag dann auch noch verletzt hatte. Bei dem anderen Mal, ist Mum gerade gestorben und du hast mir mehr als deutlich gemacht, das ich Schuld daran bin, also habe ich keinen Ausweg mehr gefunden. Ich hatte in der ganzen Zeit keine Freunde, keine Unterstützung und ich wurde jeden Tag trauriger. Wenn wir schon dabei sind, ich habe mir keine zwei Meter von deinem Zimmer fast die Pulsadern durchgeschnitten und mir jeden Abend die Seele aus dem Leib geheult und wen hat es interessiert? Niemanden. Ich hatte immer nur Gray und jetzt habe ich ihn auch nicht mehr und ich fühle mich mehr als beschissen. Das dachte ich mir dabei, Allie."
Mit offenen Mund und sprachlosen Gesichtern sehen sie mich an, als ob ich den kompletten Verstand verloren hätte. Vielleicht habe ich das auch. Zugegeben, dass gerade war nicht meine Glanzstunde und ich wollte auch nicht so ausrasten, aber es kam einfach alles hoch. Jetzt fühle ich mich schuldig, obwohl sie alle es eigentlich sollten. Wer spricht denn einen so direkt auf einen Suizidversuch an und dann noch mitten in der Öffentlichkeit. Geht's noch?
„Habe ich es euch die Sprache verschlagen? Tut mir wahnsinnig leid. Ich gehe dann mal." Ich hebe die Hand zum Abschied, die sofort festgehalten wird.
„Setz dich."
Jayden sieht mich ernst an und wenn ich genauer hinsehe, kann ich auch einen kleinen Tränenschleier über seinen Augen sehen.
Schnaubend setze ich mich wieder und nuschele leise „Tut mir leid, ich wollte nicht so böse klingen. Es ist nicht eure Schuld."
„Dir muss überhaupt nichts leid tun, Süße. Damals als ich dich hier zum ersten Mal mit deiner großen Reisetasche gesehen habe, da dachte ich wirklich das du bei Freunden unterkommst. Aber das hast du gar nicht, oder?" fragt sie beschämt.
„Nein. Da hat mich gerade meine Mutter rausgeschmissen und ich wusste nicht wohin, dann habe ich irgendwo unter einer Brücke geschlafen." sage ich gleichgültig und zucke mit den Schultern.
„Was? Du verarschst mich!" Wütend ballt Liam seine Hände zu Fäusten und schnaubt verächtlich.
„Naja, nur ein paar Stunden... dann kam Grayson. Er hat mich dann bei sich für kurze Zeit wohnen lassen." Bei der süßen Aktion von ihm, muss ich lächeln.
„Grayson ist doch deiner Rede nach so ein toller Typ, wieso ist er dann so ein Arsch und hat sich von dir getrennt?" Nachdenklich sieht Allie in die Luft, als ob da die Antwort ist.
„Keine Ahnung." antworte ich knapp.
Jayden und Liam sehen sich an und führen eine stumme Konversation, was mit einem tiefen Seufzer von Liam endet. Die Zwei muss ich auch nicht verstehen.
„Brooke, i-ich hatte keine Ahnung. Es tut mir so schrecklich leid. Ich bin so eine miserable Schwester, wie konnte ich das alles nicht mitbekommen? Gott, was wenn Grayson dich nicht gerettet hätte? Ich muss mich bei ihm bedanken, auch wenn er ein Arsch ist." Bei dem letzten Teil schnalzt sie verachtend mit der Zunge.
„Schon gut. Hört mal, ihr habt daran keine Schuld, dass war alles meine Entscheidung und ich bereue es inzwischen auch. Wenn ich wieder so fühlen sollte, werde ich mich an euch wenden. Ihr seid alle meine besten Freunde und ich liebe jeden von euch. Neuerdings seid ihr wie eine kleine Familie für mich geworden und ich kann mich auf jeden von euch verlassen. Danke, einfach dafür das ihr hier seid." erzähle ich verlegen.
„Ach, Brooke! Wir lieben dich auch. Du kannst dich immer auf uns verlassen, denn das macht eine Familie aus." erwidert Allison lächelnd und drückt meine Hand.
„Oh Mann, da werde ich mega sentimental. Hört auf so süß zu sein, sonst laufe ich schreiend weg und heule alles voll." meint meine Schwester seufzend und streicht über ihren Augenwinkel.
„Schreien kannst du, wenn wir bei mir sind und gerade richtig dabei sind." entgegnet Jayden typisch arrogant.
„Sei still, du Idiot. Das ist nicht der richtige Zeitpunkt für Witze." Sie haut ihm auf die Brust, was ihn aufstöhnen lässt.
Ich lache laut auf, was mir überraschte Blicke einbringt. „Übertreibt jetzt nicht so. Wir haben über ein ernstes Thema geredet und Punkt. So tiefgründige Gesichter stehen euch überhaupt nicht."
Liam hält sich eine Hand an sein Herz und ruft empört „Das nimmst du zurück! Mir steht es fantastisch. Sieh mich an, ich bin das Vollpaket."
Schmunzelnd tätschelt Allison seinen Arm und berichtet wissend „Oh und wie er ein Vollpaket ist."
Ich verziehe angewidert mein Gesicht und sage „Schön, das euer aller Sexleben so gut läuft."
„Sorry, du Arme. Wir finden auch jemanden für dich, der deinen Vorstellungen entspricht." versichert mir Allie überzeugt.
„Genau, jemanden der genauso aussieht wie Grayson." Allison zwinkert mir wissend zu und lacht leise.
„V-vielleicht solltest du erstmal s-single bleiben. Was sagst du, Liam?"
Jayden rammt seinen Ellenbogen in Liam's Seite, was ihn schmerzvoll aufzischen lässt.
„Definitiv. Single zu sein hat auch Vorteile." erzählt er schnell.
„Aha. Heißt das du wärst lieber ohne mich?" Herausfordernd hebt Allison eine Augenbraue.
Er legt einen Arm um sie und gibt ihr einen Kuss auf die Stirn. „Nö."
„Wir sind schon eine verrückte Gruppe." lache ich, worauf die anderen einstimmen.
„Verrückt ist besser als langweilig." sagt Allie grinsend.
Ich grinse ebenfalls und sehe dann auf die Uhr. „Ouh, ich muss jetzt gehen."
„Wieder zu Grayson?" fragt meine Schwester ausdruckslos.
„Warum zu dem? Achso wegen dem Referat?"
Neugierig sehen mich alle an, außer Allison, die wie eine Blöde vor sich hin grinst.
„Ja, ich will es so schnell es geht hinter mich bringen." Schulterzuckend stehe ich auf und schnappe mir meine Tasche.
„Da bin ich mir sicher. Viel Spaß!" meint Allison zum Abschied.
Ich verdrehe lächelnd die Augen und teile ihnen allen mit „Bye, Leute! Wir sehen uns. Hab euch lieb, ihr Idioten!"
Nachdem wir uns alle verabschiedet haben, laufe ich gut gelaunt zu Gray und schreibe ihm währenddessen eine Nachricht.
Brooke, 15:17 Uhr: Bin auf dem Weg. Heute werden wir aber wirklich anfangen zu arbeiten ;)
Grayson, 15:18 Uhr: Mhmm. Vielleicht.
Brooke, 15:18 Uhr: Schatz!
Grayson, 15:19 Uhr: Fein! Erst die Arbeit, dann das Vergnügen ;D
Brooke, 15:19 Uhr: Darüber reden wir gleich. Ich liebe dich, Gray <3
Grayson, 15:20 Uhr: Ich liebe dich, Brooke :*
Zufrieden sperre ich mein Handy und erkenne, das ich nur eine Straße von Gray entfernt bin. Während ich gerade um die Ecke laufen wollte, bleibe ich stocksteif stehen, als ich etwas an meinem Rücken fühle und eine Person sich dicht hinter mich stellt.
„Ein Wort und du bist tot." flüstert mir eine unbekannte Stimme zu.
Während ich unregelmäßig atme, drehe ich mich langsam um. „Wer sind Sie? Ich habe nichts verbrochen. Sie habe die Falsche."
Der Mann ist schätzungsweise Mitte 20 und grinst mich böse an. „Glaub mir, ich habe die Richtige."
Ich spüre, wie er mir die Waffe fester gegen meinem Bauch drückt, worauf ich aufwimmere.
„Bitte, lassen Sie mich gehen. Ich kenne Sie überhaupt nicht."
Er streicht mir lächelnd eine Strähne hinter das Ohr und erwidert „Aber mein Boss kennt dich."
Nein. Nicht jetzt. „Sie müssen das nicht tun. Bitte."
„Stimmt, aber ich tue es gerne." berichtet er zwinkernd.
Ich schrecke auf, sobald ich sehe das mein Handy anfängt zu klingeln. Unauffällig wollte ich rangehen, doch der Typ nimmt es mir unsanft aus der Hand und betrachtet es spöttisch.
„Weißt du dein Freund ist echt ein mieser Hund. So klein und unschuldig wie du bist, hättest du dich wohl lieber von ihm fern halten sollen." Er kommt mir näher und bleibt dicht vor meinem Gesicht stehen. „Oder stehst du auf böse Typen?"
Wie erstarrt betrachte ich ihn und wispere den Tränen nahe „Ich tue alles was Sie wollen, nur bitte lassen Sie mich zu ihm gehen."
„Sorry Kleine, das was ich will kann mir keiner geben. Bleib einfach ruhig, sonst tut es weh." lacht er, als er plötzlich etwas in meinen Hals sticht.
Erschrocken reiße ich meine Augen auf und halte mir an den Hals. Was war das? Ich muss hier weg. Schnell wollte ich rennen, aber meine Beine kommen nur einen Schritt bis sie nachgeben und mich ein paar Hände auffangen. Meine Sicht verschwimmt und ich sehe ihn aus schweren Augenlidern an.
„Schlaf schön, Prinzessin." war das letzte was ich höre, bevor ich in die gewohnte Dunkelheit gezogen werde.
Mir schwirren so viele Fragen durch den Kopf.
War das Gift?
Werde ich sterben?
Werde ich überleben?
Wird Grayson mich suchen?
Was wird jetzt passieren?
Ich wollte doch nur einen entspannten Nachmittag mit Neckereien, Grayson und Essen verbringen und vielleicht ein bisschen arbeiten.
Das ich erst über meine Suizidversuche reden musste und dann noch überfallen werde, stand eigentlich nicht auf meinem Plan. Ich hoffe, falls ich nicht mehr aufwache, das alle in meiner Umgebung wissen, wie sehr ich sie liebe. Vor allem Grayson.
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Hello Friends! Ich hoffe ihr hattet eine schönen Tag bisher und euch geht es gut!✨💘
Naaa, wird Brooke wieder aufwachen? Wieso wurde sie entführt? Was wird wohl passieren?😈💞
Frage des Tages: Welche Art von Büchern mögt ihr am liebsten?🥰🧡
Hab euch lieb. Ihr seid alle wunderbare Menschen und ich hoffe euch passiert demnächst etwas Tolles!💕
Bis im nächsten Kapitel,
Adios, Friends!❤️
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