❧ Kapitel 33

An einem Montag würde ich normalerweise schlecht gelaunt sein, aber Grayson hat gestern seine Schulden bezahlt und ist ab sofort in keiner Gefahr mehr. Wie könnte ich da nicht mit einem strahlenden Lächeln aufwachen?

Gray hat mir seit er gestern zu Diego gegangen ist nicht mehr geschrieben, was ich ihm aber nicht übel nehme, wahrscheinlich wurde es einfach gestern noch spät für ihn. Dafür sehe ich ihn gleich wieder und bei dem Gedanken, wird mein Lächeln noch breiter.

„Du strahlst mir so früh schon viel zu gute Laune aus." grummelt meine Schwester verschlafen.

Ich beiße mir auf die Lippe, um mein Grinsen zu verstecken. „Tut mir leid, was gibt's?"

„Essen. Beeil dich." sagt sie knapp und verabschiedet sich mit einem Gähnen.

Morgenmuffel, denke ich mir. Meine Laune hingegen kann heute keiner zerstören, weshalb ich auch euphorisch aus dem Bett springe und mich schnell anziehe. Heute ziehe ich zur Abwechslung einen weißen Pullover und eine helle Jeans an, das Outfit spiegelt gut meine Laune wider. Im Bad mache ich zügig meine Alltagsroutine und flitze dann nach unten, wo mich auch schon meine Familie erwartet.

In diesem Moment wünschte ich mir, das meine Mum noch hier wäre, nur um sie wie jeden Morgen ihren Kaffee trinken zu sehen. Ob sie wohl traurig darüber ist, das wir so schnell weitergemacht haben? Ich denke jeden Tag an sie, aber mich jeden Tag in den Schlaf zu weinen, würde es glaube ich nicht besser machen.

„Guten Morgen!" rufe ich fröhlich und setze mich auf meinen Stuhl.

Meine Schwester sieht mich skeptisch an und selbst mein Vater blickt mich über den Rand seiner Zeitung neugierig an. Beide wechseln einen Blicken aus, den ich nicht deuten kann. Da ist man einmal gut gelaunt und wird gleich komisch angesehen... auch wenn ich verstehen kann wieso sie mich so ansehen.

„Guckt mich nicht so an, ich bin einfach nur gut drauf. Danke Dad für das Frühstück, ich schätze das sehr wert. Danke auch an dich Allie, das du mich jeden Tag weckst. Ich hab euch beide sehr lieb." teile ich ihnen ehrlich mit und nehme mir Frühstücksspeck.

„Hast du Drogen genommen?" fragt mich Allie verstört.

„Sicher das alles gut ist, Spätzchen?" Besorgt blickt er mich an, worauf ich lächelnd die Augen verdrehe.

„Ihr seid unmöglich! Morgen komme ich wieder schlecht gelaunt nach unten." drohe ich ihnen mit gespielt bösem Blick.

„Wir haben dich auch lieb." meint Allie grinsend und trinkt von ihrem Kaffee.

„Iss dein Frühstück und dann ab in die Schule." erwidert mein Dad schmunzelnd.

Es war seine Art zu zeigen, wie viel wir ihm bedeuten. Während des Frühstücks hat mir meine Schwester davon erzählt, das sie gestern mit Jayden ein romantisches Date hatte und danach noch bei Mondschein spazieren gegangen sind. Das ich »Jayden« und »romantisch« jemals in einem Satz hören würde, hätte ich niemals gedacht.

Als ich bereits fertig bin, schreibe ich Grayson, ob er mich wie immer abholt und mitnimmt, doch er schreibt mir nicht zurück. Er ist auch ein Morgenmuffel, vielleicht hat er verschlafen. Allie und ich verabschieden uns mit einer Umarmung von unserem Dad und laufen zusammen nach draußen, wo überraschenderweise Jayden an seinem Auto wartet.

„Willst du mitfahren?" fragt mich meine Schwester, während sie bereits zu ihrem Freund läuft und ihm einen Kuss gibt.

Jayden sieht meine Schwester an, als hätte er gerade das wichtigste in seinem Leben in seinen Armen. Ich glaube ich habe ihn immer falsch eingeschätzt, er ist eigentlich kein Arsch, sondern tut nur so. Lächelnd steige ich hinten ein und warte bis die beiden mit ihrer Knutscherei fertig sind und wir losfahren können.

„Hast du von Grayson gehört? Er hat mir seit gestern nicht mehr geschrieben." Fragend sehe ich ihn an und ziehe eine Augenbraue nach oben.

„Äh... nein. Er wird bestimmt nur müde gewesen sein." sagt er leicht lächelnd.

Abwesend nicke ich und sehe aus dem Fenster. Allie schwärmt die ganze Fahrt über von ihrem tollen Date, was mich innerlich die Augen verdrehen lässt. Sie ist so in ihm verliebt, das es schon fast ekelhaft süß ist und bei Jayden ist es nicht anders.

Bei der Schule angekommen sehe ich als erstes Liam, der an einem Baum lehnt und auf uns zu kommt. Mich umarmt er so fest, das ich keine Luft mehr bekomme und in seinem Griff zappele.

„Liam. Luft." stoße ich keuchend hervor.

Entschuldigend lächelt er mich an und erwidert „Sorry, Schwesterchen. Wie geht's dir? Alles gut?"

Verwirrt sehe ich ihn an und entgegne „Ja, alles perfekt. Hast du Grayson gesehen?"

Nervös blickt er mich an und sieht dann zu Jayden, der in den Himmel starrt. Was geht denn bei denen?

„Okay. Egal, ich suche ihn selbst."

Ich winke nochmal in die Runde und laufe ein paar Meter, bis ich abrupt stehen bleibe.

Was zur?

Nein.

Nein.

Nein!

Das kann nicht real sein, es darf nicht real sein. Ich schließe meine Augen, in der Hoffnung, das dass vor mir nur eine schlimme Einbildung war, aber falsch gedacht, es ist wahr. Wie angewurzelt bleibe ich stehen und beobachte stumm, wie mein Freund Rebecca die Zunge in den Hals steckt und sie dabei an die Wand drückt.

Mein Mund steht offen, doch es kommt kein Ton heraus. Das einzige das ich fühle ist, wie mir die Tränen über die Wangen strömen und diese mir die Sicht verschwimmen. Eine unglaubliche Leere breitet sich in mir aus wie ich sie schon lange nicht mehr gespürt habe. Ich weiß nicht was ich fühlen soll... Enttäuschung?

Die beiden hatten eine Vergangenheit und genau das ist der Punkt. Es ist Vergangenheit. Wie kann er mir das antun? Nach allem was wir zusammen durchgemacht haben. Wir haben so für unsere Beziehung gekämpft und er schmeißt es einfach so weg? Ich verstehe es nicht. War ich so naiv und dumm? Rebecca hat mich auch noch vorgewarnt.

„Was verdammt soll das?" fragt Allie sauer am Rande meines Bewusstseins.

Ich sehe wie sie auf die beiden zumaschiert und ich es nur ungläubig beobachte. Wütend schubst sie Gray von Rebecca weg, was ihn nun auch endlich in meine Richtung sehen lässt. Überrascht betrachtet er mich, unternimmt aber nichts um zu mir zu kommen.

„Brooke?"

Sanft legt Liam eine Hand auf meine Schulter und sieht mir traurig in die Augen.

Ich schüttele nur meinen Kopf und laufe langsam auf Grayson zu. Meine Schwester zieht Rebecca mit sich in das Schulgebäude, sodass ich alleine mit ihm bin. Stumm blickt er mir in das Gesicht, worauf ich mir mit aller Kraft nur ein Schluchzen verkneifen kann. Wie konnte er nur?

„Wieso?" frage ich mit bebender Unterlippe.

Er zuckt gleichgültig mit den Schultern und sagt nur „Du wurdest mir zu anstrengend und langweilig."

Ich kann förmlich hören, wie mein Herz einen Knacks gemacht hat. „Wie lange schon?"

„Seit der Abschlussfahrt, aber nur für Sex." erwidert er, als wäre es eine Entschuldigung.

Eine weitere Träne löst sich aus meinem Auge. „Du hast mit ihr geschlafen?"

„Nicht nur einmal." meint er belustigt.

„Wieso hast du nicht mit mir Schluss gemacht? Wieso hast du trotzdem mit mir geschlafen?" Wütend blicke ich ihn an und warte auf eine Erklärung.

„Der Aufwand mit dir sollte es wenigstens wert gewesen sein." teilt er mir abschätzend mit.

„Wie konntest du mir in das Gesicht sehen und mir sagen, das du mich liebst, während du hinter meinem Rücken mit Rebecca geschlafen hast?" frage ich sauer und balle meine Hände zu Fäusten um das Zittern zu dämpfen.

„Du wärst sonst nie auf mich angesprungen, irgendwie musste ich es in die Gänge bringen." sagt er augenverdrehend und beinahe schon gelangweilt.

Ich lasse die Schultern hängen und frage leise „Wieso tust du mir das an? Wieso tust du uns das an? Wir waren doch ein unschlagbares Team! Das kann doch nicht alles gespielt gewesen sein. Du bist in meinen Armen zusammengebrochen! Hast du mich jemals geliebt? Bitte, antworte ehrlich."

„Nein und dich wird auch niemals jemand lieben, du bist viel zu kaputt. Kaum zu fassen, das du dachtest ich würde dich lieben. Tz, erbärmlich." flüstert er mir grinsend zu und geht ohne ein weiteres Wort.

Wer ist dieser Mensch? Das ist nicht mein Grayson, aber meinen Grayson gibt es wahrscheinlich gar nicht, denn alles war von vorne bis hinten gelogen. Er wollte mich nur ins Bett bekommen und er hat es geschafft. Ich kann ihn nicht einmal hassen, denn ich bin selbst Schuld. Sein letzter Satz kommt mir immer wieder in das Gedächtnis und lässt mich schlucken.

Ich bin zu kaputt. Ich bin es nicht wert und werde es niemals sein. Wieso konnte ich nicht eher erkennen, das er es nicht ernst mit mir meint?

Ich wische mir schluchzend die Tränen von meinem Gesicht und laufe mit dem Kopf nach unten in die Klasse, wo ich mich auf meinen Platz niederlasse und versuche die aufkommenden Tränen zu unterdrücken. Ich fühle mich wie ausgelaugt und starre stumm weinend vor mich hin und eine Sache verbittert realisiere.

Es war alles eine Lüge.

***

Nach einiger Zeit setzt sich jemand neben mich und ich hoffe innerlich, das es Liam ist, aber neben mir sitzt doch tatsächlich Grayson. Was fällt ihm ein? Ein Beben überläuft meinen Körper und mir entfährt ein kleiner Schluchzer, den Gray nicht umkommentiert lässt.

„Kannst du jetzt nicht endlich aufhören zu heulen? Dir hätte doch klar sein müssen, das ich dich niemals ansatzweise mögen würde. Ich wollte nur ein bisschen Ablenkung und du kamst gerade recht. Tu doch nicht so, als ob du mich jemals wirklich geliebt hättest." lacht er mich spöttisch aus.

Mein Blick schnellt zu ihm und ich zische ihn leise an „Ich habe dich geliebt, aber nicht diesen Gray hier. Du bist das größte Arschloch, dass mir je über den Weg gelaufen ist und ich will nie wieder ein Wort mit dir wechseln. Du bist ekelhaft und nutzt Mädchen nur zu deinem Vorteil aus, was stimmt mit dir nicht? Ich hasse dich und ich hoffe du wirst in der Hölle schmoren."

Grinsend erwidert er „Das hoffe ich doch."

Ich schüttele nur angewidert den Kopf und sehe zu Liam und Jayden, die uns beide kritisch beobachten. Als sie sehen, das ich sie ansehe, lächeln sie mich nur mitleidig an. Ob sie es wohl gewusst haben? Aber so wie sie aussehen, hatten sie auch keinen Schimmer.

Stur blicke ich die ganzen Unterrichtsstunden nach vorne und bewege mich erst wieder, als es zur Mittagspause klingelt. Es war so komisch neben ihm zu sitzen. Äußerlich ist er der Gleiche, aber seine Seele ist wie ausgetauscht. Er sollte dringend über eine Schauspielkarriere nachdenken, denn das was er mit mir abgezogen hat, ist einen Oscar wert.

Schnell schnappe ich mir meine Tasche und flüchte in Richtung Cafeteria und setze mich an unserem Stammtisch... an meinen. So schnell wendet sich das Blatt und wie immer stehe ich alleine da. Ich wusste, das es zu schön war um wahr zu sein.

„Brooke! Oh mein Gott, komm her." Allie kommt angerannt und nimmt mich fest in den Arm.

Ich bin viel zu erschöpft um jetzt noch eine Träne zu vergießen, weshalb ich nur schlaff in ihrem Arm hänge und mich nicht bewege. Wenigstens steht noch meine Schwester zu mir. Liam und Jayden werden sich jetzt wohl kaum noch mit mir abgeben.

Sie löst sich von mir und fragt vorsichtig „Soll ich ihn für dich verprügeln? Ihn töten? Sag es mir und ich mache es."

„Hey! Das ist mein Job." mischt sich Jayden leicht grinsend ein.

Verwirrt mustere ich ihn und sehe auch Liam hinter Jayden. „Was macht ihr hier?"

Sie setzen sich beide mir gegenüber und sehen sich kurz an, bevor Liam das Wort ergreift.

„Naja, nachdem Grayson so eine Aktion gebracht hat, wollten wir sehen wie es dir geht."

„Außerdem wollen wir nicht sehen, wie er seine Zunge in den Hals von Rebecca steckt." Ich kneife meine Augen zusammen, weshalb Jayden entschuldigend die Hand hebt. „Tut mir leid."

Ich atme tief durch und nuschele „Schon gut. Wusstet ihr, das er mich seit Wochen betrügt?"

Liam verzieht seine Lippen zu einen Strich und erwidert angespannt „Nein. Nein, wussten wir nicht."

„Ich verstehe es einfach nicht! Er hat immer davon geredet mich zu heiraten, eine Familie zu gründen, wie sehr er mich doch liebt und alles. Wie konnte mir entgehen, das es alles gelogen war?" Ich lege meinen Kopf auf meine Hände und schüttele den Kopf.

„So wie er dich angesehen und dich behandelt hat, dachte ich er würde sich, wenn du ihn fragen würdest, bestimmt umbringen. Ich dachte wirklich er hätte sich geändert." meint Allie angeekelt.

„Er wollte mich nur ins Bett bekommen und hat gesagt, er hätte mich nie geliebt und es würde auch keiner mehr in meinem Leben tun." lache ich verbittert. „Er war die Liebe meines Lebens.

„Das hat er gesagt?" fragt Jayden sauer.

Ich nicke abwesend, bis ich sehe wer auf unseren Tisch in Begleitung seiner neuen Freundin zukommt. Die anderen sehen ihn auch an und warten bis er hier ist.

„Was sitzt ihr denn bei der? Ich habe sie gevögelt, das war's. So wolltest du es doch, Jayden." sagt Gray grinsend und schlägt seinen Freund auf die Schulter.

„Da kannte ich Brooke aber noch nicht." entgegnet er zischend.

„Naja, ich kannte sie lange genug und glaube mir, wenn ich sage, das du sie lieber nicht kennen willst. Anstrengend, sie ist sehr anstrengend." flüstert er Jayden zu, worauf Rebecca zustimmend nickt.

„Pass auf, wie du von meiner Schwester sprichst." ruft Allie wütend und wollte aufstehen, doch ich halte sie zurück.

„Kommt schon, Leute! Die ist es echt nicht wert, im Bett ist sie auch eine Null." lacht Gray mich aus, was Rebecca als einzige erwidert.

„Übertreib es nicht, Grayson." faucht Liam ihn an.

„Tut doch nicht so, als würdet ihr sie mögen. Sie ist am Arsch. Die Kleine ist so am Arsch, das sie sich sogar schon zweimal umbringen wollte. Ich musste sie natürlich retten, sonst wäre meine Mühe mit ihr auch umsonst gewesen." erzählt er augenverdrehend.

„Es reicht, Mann. Das ist unterste Gürtellinie. Verschwinde mit deinem Püppchen und lass uns in Ruhe." brüllt Jayden ihn an und steht bedrohend auf.

Ich stehe auf und lege meine Tasche auf die Schulter und sage mit zitternder Stimme bevor ich gehe „Ich hasse dich vom tiefsten Herzen. Wie konntest du nur?"

Die anderen rufen mir noch hinterher, aber ich laufe schnurstracks weiter, so lange bis ich weit genug weg bin und alleine sein kann.

Er hat mich nie geliebt.

Er hat mich nie gemocht.

Er hat alles vorgetäuscht.

Es war alles gelogen.

Und ich war so blöd und habe ihm mit seinen Problemen auch noch geholfen, damit er es leichter hat. Ich habe für ihn alles getan und das habe ich als Dank bekommen.

Ich bin erbärmlich. Wie soll ich jetzt ein Leben ohne Grayson führen, wenn er mein ganzes Leben war? Ich habe alles innerhalb weniger Minuten verloren und ich weiß nicht, ob ich mich jemals davon erholen kann, oder ob ich es überhaupt möchte. Ich kann nicht ohne ihn und will auch nicht. Dieser Entschluss steht fest und wird sich auch nicht mehr ändern.
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Hello Friends! Ich wünsche euch einen wunderschönen Tag und hoffe euch geht es allen gut!💗

Tja Gray hat wohl doch ein kleines Geheimnis gut gehütet. Was denkt ihr wie es mit den beiden jetzt weitergeht, schließlich sind sie ja getrennt😐💘

Frage des Tages: Welches Buch lest ihr momentan?💓

Hab euch lieb! Ich schicke euch wieder eine Liam-Umarmung. Ihr seid die Besten, bleibt weiterhin so cool wie ihr seid!🤓💕

Bis im nächsten Kapitel,
Adios, Friends!❤️

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