❧ Kapitel 27
„Nein, bitte nicht! Tu mir das nicht an!" ruft Gray laut, weshalb ich aus meinem Schlaf schrecke.
Desorientiert sehe ich mich kurz um und sammele mich, bevor ich die Lage realisiere. Grayson hat schon wieder einen Albtraum. Voller Schweiß bedeckt dreht er sich hektisch im Bett und verzieht gequält sein Gesicht. Ob er wieder von dieser Rose träumt? Wer ist sie? Seine Ex?
Schnell springe ich aus dem Bett und laufe auf seine Seite, um mich auf Augenhöhe neben ihm zu knien.
Beruhigend streiche ich eine Haarsträhne aus seinem Gesicht und flüstere „Gray, du musst aufwachen. Hab' keine Angst, alles ist gut. Du bist in Sicherheit, niemand tut dir etwas. Wach auf, Liebling."
Seine Atmung wird nach ein paar Minuten ruhiger und man könnte denken das er tot wäre, so still wie er da liegt. Ich wünschte, ich könnte ihm irgendwie helfen, aber wie? Schließlich erzählt er mir nichts. Ich verstehe nicht, wieso er nicht mit mir über all das redet, es wäre doch nur ein Vorteil für ihn. Seufzend lege ich mich wieder neben ihn und wollte gerade die Augen wieder zumachen, als ich ihn leise höre.
„Tut mir leid." murmelt er leise.
Ich drehe mich zu ihm und sage „Entschuldige dich nicht."
„Sorry." grinst er verkrampft.
„Gray, was ist los? Du bist seit du bei Diego warst so komisch. Was ist passiert?" Traurig blicke ich in sein erschöpftes Gesicht.
Müde antwortet er „Es passt schon, ich bekomme das mit dem Geld hin."
Sanft streiche ich seine Wange und flüstere besorgt „Und wenn nicht?"
Tief sieht er mir in die Augen und sieht dann schmerzerfüllt weg. „I-ich weiß nicht."
Ich schließe meine Augen und nicke. Das muss alles endlich ein Ende haben. Es macht nicht nur mich fertig, sondern auch ihn. Vorsichtig lege ich meine Hand auf seine Brust und spüre seinen regelmäßigen Herzschlag, während ich mich eng an ihn kuschele.
„Wenn dir das alles zu viel wird, kannst du dich auch von mir trennen. Ich würde es verstehen." erzählt er monoton und sein Herzschlag wird schneller.
Schnell richte ich mich auf und meine sauer „Was redest du denn da? Ich werde mich nicht von dir trennen. Was ist denn nur los mit dir, so kenne ich dich überhaupt nicht. Wenn du keine Lust mehr auf mich hast, dann sag es mir, aber versuche mich nicht irgendwie mit deinem abweisenden Verhalten dazu zu bringen."
Er sagt darauf nichts und ich stehe seufzend vom Bett auf und gehe zu seinem Kleiderschrank und ziehe einen Pullover und eine Jogginghose heraus. Im Bad entledige ich mich meinem Schlafshirt und meiner Unterwäsche und steige in die Dusche. Das warme Wasser lässt mir einen angenehmen Schauer über den Rücken laufen, weshalb ich für einen Moment die Augen schließe.
Als ich sie wieder öffne, sehe ich meine Narben an meinem Arm an und fahre über die noch nicht ganz verheilte von Diego darüber. Ich habe schon so viel auf mich genommen und so viel mit ihm durchgestanden, jetzt aufzugeben — wo sowieso bald alles vorbei ist — wäre dumm und würde mir das Herz brechen. In tausend Jahren würde ich mich nicht von meinem Langweiler trennen.
Fertig geduscht trockne ich mich ab und mache mich fertig. Mit einem letzten tiefen Atemzug öffne ich die Tür und werde sofort gegen Grayson's durchtrainierte Brust gedrückt.
„Tut mir leid, was ich gesagt habe. Bitte verzeih mir, ich will nur nicht das du wegen mir leiden musst. Bitte Brooke, bitte." Er umarmt mich so fest, das ich kaum Luft bekomme.
Ich winde mich ein bisschen aus seiner Umarmung und sehe ihn ernst an. „Es ist schon okay. Bald ist es ja vorbei, oder?"
Er schluckt hart und nickt zögerlich. „Ich denke schon."
Nicht gerade überzeugt scheuche ich ihn in das Badezimmer und warte bis er fertig ist, damit wir gehen können.
***
Die Autofahrt verläuft schweigend und angespannt, was mich innerlich aufschreien lässt. Können wir nicht einfach ein normales Paar sein, das normale Probleme hat und nicht jeden Tag um das gleiche Problem herumschleicht?
Ich liebe ihn bedingungslos und würde alles für ihn tun, aber ich frage mich, ob er mich genauso sehr liebt. Wenn ja, hätte er doch schon längst mit mir über seine Probleme geredet. Ich weiß das er mich liebt, sonst hätte er nicht schon so viel für mich gemacht — wofür ich ihm immer dankbar sein werde —, aber wozu mich retten, wenn er nicht ehrlich zu mir ist und wir in einer Lüge leben? Ich bin in einer Zwickmühle und weiß nicht ob ich in naher Zukunft da wieder rauskommen werde.
Schleppend laufe ich mit ihm zum Schuleingang, wo ich zu meiner Überraschung Allison sehe. Meine Laune bessert sich gleich und ich renne auf sie zu, um sie zu umarmen. Lachend erwidert sie meine Umarmung und löst sich dann grinsend von mir.
„Was machst du hier?" frage ich strahlend.
„Ich habe meinem kleinen Bruder nur sein Essen mitgebracht, der Idiot hat es wieder vergessen. Du kennst ihn wahrscheinlich nicht, er ist eine Stufe unter dir." erzählt sie mir schulterzuckend.
„Achso, ich dachte schon du wärst wegen mir gekommen." meine ich gespielt traurig.
„Das natürlich auch. Die Gelegenheit lasse ich mir natürlich nicht entgehen." Sie blickt fragend an meine Seite. „Und das ist er? Dein Grayson?"
Mit roten Wangen stelle ich die beiden einander vor. „Gray das ist Allison, ich habe sie in einem Café kennengelernt und wir haben uns schnell miteinander angefreundet. Allison das ist Gray, mein Freund, auch wenn er mich oft auf die Palme bringt."
„Schön dich dann auch endlich mal kennenzulernen, ich habe schon ausreichend von dir gehört." teilt sie ihm lächelnd mit und zwinkert mir zu.
Er legt einen Arm um meine Schulter und sagt „Ich hoffe doch nur Gutes."
Allison und ich tauschen einen Blick aus und fangen an zu lachen. Verwirrt sieht er zwischen uns beiden hin und her und scheint dann zu verstehen.
„Na toll, da mache ich ja gerade einen sehr guten Eindruck. Danke, Süße." Mit zusammengekniffenen Augen sieht er mich an und ich küsse ihn kurz auf die Wange.
„Brooke hat nur von ein paar kleinen Problemen gesprochen. Ich hoffe doch das ihr sie lösen konntet?" Fragend blickt sie uns an.
„Bald. Bald sind sie gelöst." meint er und räuspert sich darauf.
Prüfend betrachtet Allison ihn und nickt mir dann lächelnd zu. „Das freut mich. Ihr seid echt süß zusammen."
„Wer ist echt süß zusammen?" Grinsend kommt Liam auf uns zu und bleibt neugierig neben Allison stehen.
Die beiden sehen sich innig und intensiv an, weshalb ich Gray in die Seite stupse. Er erwidert meinen Blick und beobachtet das Schauspiel vor uns. Sie starren sich einfach nur an und ich kann die Anziehung zwischen den beiden förmlich spüren.
„Das ist Allison. Eine sehr gute Freundin." spreche ich ohne eine Antwort zu erwarten.
„Und du bist?" Interessiert mustert sie ihn und verschlingt ihn mit ihrem Blick.
„Liam, man nennt mich aber auch Teddy, zumindest macht Brooke das." erzählt er grinsend.
Sie erwidert es und sagt „Kann ich ihr nicht verübeln. Du siehst einfach mega süß und heiß zugleich aus. Kann man dich irgendwie ausleihen zum kuscheln? Ich könnte echt mal wieder gute Gesellschaft brauchen. Was meinst du? Du wirkst nett und wie ein guter Kerl."
Schmunzelnd antwortet er „Vielleicht. Gib mir deine Nummer und du findest heraus, was ich alles zu bieten habe."
„Liam! So redet man aber nicht vor seiner unbiologischen Schwester." Gespielt geschockt halte ich mir die Hand vor den Mund.
Während Allison ihre Nummer in sein Handy eintippt, antwortet er mir „Tut mir herzlich leid, geliebte Schwester. Ich hoffe, ich kann mich bei dir entschuldigen und es wieder gut machen."
„Oh Gott! Du denkst echt immer dreckig." Lachend vergrabe ich meinen Kopf an Grayson's Brust.
Kopfschüttelnd sieht Gray uns alle an. „Ihr habt alle eine Schraube locker."
„Aber trotzdem hast du uns alle ganz doll lieb, oder?" Breit lächelnd kommt er auf Gray zu, welcher einen Schritt nach hinten macht.
„Stop! Ich warne dich, Liam." Drohend hebt er einen Finger, doch Liam ignoriert ihn.
„Umarme mich, mein bester Freund. Zeig mir, wie sehr du mich magst."
Er umarmt ihn fest und hebt Grayson hoch, welcher sich versucht aus seinem Griff zu lösen. Meine Freundin und ich betrachten sie nur lachend. Und Gray sagt wir haben eine Schraube locker, dabei sind bei ihm wahrscheinlich zehn locker. Während die beiden beschäftigt sind, verabschiedet sich Allison schonmal.
„Liam hättest du mir ruhig eher vorstellen können, er hat einfach alles was man an einem Mann braucht. Naja egal, wir sehen uns bald wieder, ja? Wir schreiben uns, bye!" Sie umarmt mich schnell und huscht dann gehetzt weg, da sie wahrscheinlich zur Arbeit muss.
Lächelnd sehe ich, das Jayden und Allie zusammen auf uns zukommen. Er hat ihr seinen Arm um die Schulter gelegt und sie sieht ihn verträumt an. Gut, das Allie ihr Bitchimage abgelegt hat, das stand ihr überhaupt nicht. Als sie bei uns ankommen, lächelt meine Schwester mich schüchtern an und Jayden sieht verwirrt zu Liam und Grayson. Gray konnte sich anscheinend befreien, aber Liam jagt ihn dafür über den ganzen Schulhof, bis er bei mir ankommt und sich hinter mir versteckt. Die zwei sind solche Idioten, aber definitiv beste Freunde.
„Was zur Hölle macht ihr da?" Jayden sieht unschlüssig zwischen seinen Freunden hin und her.
Liam bleibt stehen und zuckt traurig mit den Schultern. „Grayson wollte sich nicht von mir knuddeln lassen. Aber die Frage ist eher was ihr da macht. Seid ihr jetzt zusammen oder wie?"
Alle sehen aufmerksam Jayden und Allie an, die sich nur unsicher ansehen.
„Nein." nuschelt Allie mit roten Wangen, während Jayden mit einem selbstgefälligem Grinsen „Vielleicht." antwortet.
Grinsend beobachte ich die beiden und frage sie „Was denn nun?"
„Wir haben heute unser erstes richtiges Date, nicht wie davor nur zum fi—" Allie hält ihm die Hand vor den Mund und redet weiter. „Wir gucken mal wie es sich entwickelt."
„Toll, jeder ist in einer Beziehung und was ist mit Teddy Liam?" Schmollend sieht er uns alle an.
„Du wolltest doch Allison deine Vielfältigkeit zeigen." erinnere ich ihn wieder.
Er überlegt kurz und sagt „Gut, ja das ist ein Anfang."
„Wir sollten langsam reingehen, sonst kommen wir zu spät." teilt uns Allie mit und reibt sich schüchtern über den Hals.
Wir laufen alle zusammen rein und gehen in unsere Klassen, doch Gray hält mich davor nochmal auf. Unsicher sieht er mich an, springt dann aber über seinen Schatten und küsst mich voller Begierde, worauf in meinem Bauch die Schmetterlinge wieder erwachen.
Das ist mein Grayson. Er drängt seine Zunge in meinen Mund, die ich herzlich begrüße. Seufzend erwidere ich seine Küsse und streiche durch seine Haare, was ihm ein leises Brummen entfahren lässt. Er löst sich kurz um mir in die Augen zu sehen und küsst mich dann nochmal zärtlich und voller Liebe auf die Lippen.
„Endlich." nuschele ich an sein Gesicht und lächele verträumt.
„Was meinst du?" fragt er verwundert und streicht mir über die Wange, wo ich mich zufrieden anschmiege.
„Du bist nicht mehr so komisch, wie gestern und heute Morgen. Das hier ist mein Gray." erzähle ich ihm glücklich und lege meine Hand über seine.
„Es tut mir wirklich leid, das ich dich so blöd angemacht habe." Schuldig streicht er mir eine Strähne hinter das Ohr und gibt mir einen Kuss auf die Wange.
„Zieh dich einfach nicht mehr zurück und schließ' mich nicht aus. Wir sind zusammen in der Sache und wir stehen das zusammen durch. Mach dir keine Sorgen, ich bin bei dir. Ich liebe dich. Teampartner?" Ich halte ihm meinen kleinen Finger hin und grinse.
Er hakt sich bei mir ein und umarmt mich dann, während er mir in das Ohr flüstert „Ich werde alles tun, damit ich das Geld zusammenkriege. Bald ist alles vorbei, ich verspreche es dir."
Wenn ich gewusst hätte, was er mir da versprochen hat, hätte ich einige seiner Aussagen ernster genommen. Letztendlich war ich nicht aufmerksam genug und das Karma hat fest zurückgeschlagen.
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Bonjour Friends! Ich hoffe euch geht es allen gut und habt einen schönen Tag!💘
Jetzt geht es langsam los. Es wird ernster. Was denkt ihr meint Brooke mit der letzten Aussage?😏💕
Frage des Tages: Was macht ihr bei Langeweile?🤩💓
Hab euch lieb! Fühlt euch geknuddelt, wie Liam Gray umarmt hat😂🥺❣️
Bis im nächsten Kapitel,
Adios, Friends!❤️
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