❧ Kapitel 16
Meine Gefühle sind gerade ein Strudel aus verschiedenen Emotionen. Wir sind im Moment auf den Weg zu McDonald's so wie er es mir versprochen hatte und ich überlege mir gerade, wie ich Grayson meine familiäre Situation erklären soll. Er hat unglücklicherweise schon mitbekommen, das ich nicht gerade mit einer fürsorglichen Familie gesegnet wurde, aber er weiß eben noch nicht alles. Ich hoffe er wird mich verstehen, denn ich schäme mich schon mehr als genug.
„Brooke?" Vorsichtig berührt Gray mich an der Schulter, weshalb ich ihn erschrocken ansehe. Wann sind wir denn angekommen?
Ich steige aus seinem Auto aus und schmiege mich an seinen Arm, während wir in das Innere laufen. Seinen besorgten Blick spüre ich auf mir, worauf ich ihm einen Kuss auf die Wange gebe und ihn beruhigend anlächele.
„Danke nochmal für die Einladung und den ganzen Tag, es war traumhaft." erzähle ich ihm, als wir uns in die Schlange anstellen.
„Ich will nur das Beste für dich und außerdem hattest nicht nur du etwas von deiner kleinen Feier." sagt er grinsend von der Seite.
Verwirrt sehe ich zu ihm auf und frage „Was hattest du denn davon?"
Er legt einen Arm um meine Schulter und flüstert mir lächelnd zu „Dich."
Ich schlage ihm spielerisch auf die Brust und entgegne „Sag nicht immer so süße Sachen."
„Tut mir wahnsinnig leid, aber in deiner Nähe kann ich einfach nicht anders, Süße." meint er schulterzuckend mit einem breiten Lächeln.
Bevor ich noch etwas hätte erwidern können, fängt Gray schon an unsere Bestellung aufzugeben. Bei dem was er alles bestellt quellen mir fast die Augen aus dem Kopf. Gütige Mutter, er hat wortwörtlich fast die halbe Speisekarte bestellt.
Kopfschüttelnd sehe ich ihn an und spüre wie meine Mundwinkel anfangen zu zucken. Er ist echt verrückt. Wir warten einige Minuten, bis wir unser Essen bekommen und setzen uns dann in eine gemütliche Sitzecke.
„Bist du echt immer noch so hungrig nach der Torte und dem ganzen Popcorn?" frage ich ungläubig und deute auf die drei Tablette vor uns.
Er beißt von einer Pommes ab und sagt „Es gibt nie genug zu essen und außerdem wenn ich dich schon nicht in ein schickes Restaurant ausführen durfte, dann habe ich dir eben eine große Auswahl besorgt. Ich hoffe das passt alles in dich rein."
„Sagt meine Frau auch immer." nuschele ich, während ich mir einen Chicken McNugget nehme.
Grayson lacht herzlich auf und wirft seinen Kopf in den Nacken. „Oh Brooke, du bist echt Gold wert."
Nachdem ich heruntergeschluckt habe, meine ich dankbar „Ich weiß, du kannst es wahrscheinlich nicht mehr hören, aber danke für das ganze Essen. Für mich ist das nicht selbstverständlich und mit dir hier zu sitzen auch nicht."
„Aber ich tue es. Ab jetzt wird alles gut und uns wird nichts mehr auseinander bekommen, ja? Ich bin jetzt immer für dich da und bevor du jetzt danke sagst, iss einfach weiter und genieße meine wunderbare Gesellschaft." erzählt er zwinkernd und lehnt sich arrogant in seinen Sitz zurück.
Ich trinke einen Schluck und blicke ihn nur mit funkelnden Augen an, was er erwidert. Wir essen in angenehmer Stimmung weiter und reden nur ab und zu, bis wir fertig gegessen haben.
Davor habe ich mich gefürchtet, ich weiß nicht mal warum, schließlich ist es nur Gray. Trotzdem ist es unangenehm zu erzählen. Wahrscheinlich weil ich es einfach noch nie jemanden gesagt habe.
Gray greift über den Tisch nach meiner Hand und streicht beruhigend darüber. „Du musst keine Angst haben, ich werde dich danach nicht anders sehen als jetzt. Erzähl mir einfach so viel du kannst."
„I-ich... eigentlich gibt es da gar nicht so viel zu erzählen. Ich war wie du weißt, schon immer das Kind das vernachlässigt wurde. Ich habe das Gefühl meine Eltern kennen mich überhaupt nicht und sie würde es überhaupt nicht interessieren, wenn ich tot wäre. Deshalb habe ich mich auch einfach irgendwann zurückgezogen und habe kaum mein Zimmer verlassen, geschweige denn mit meiner Familie geredet. Denn wieso auch? Sie haben Allie, die perfekte Vorzeigetochter, das reicht doch. Vor einer Woche circa hat meine Mutter dann gesagt, wenn ich achtzehn werde, muss ich ausziehen und ihnen nicht mehr auf der Tasche liegen, solange ich keine Zukunftsaussicht habe. In der Woche dann, haben wir uns auch noch gestritten und dann kamen wieder meine ganzen Zweifel über meine Existenz hoch, das es dann einfach zu viel für mich wurde und es einfacher wäre, wenn es mich nicht mehr gäbe. Als du mich da in der Toilette gefunden hast, wollte ich mich nicht umbringen, ich habe einfach zu tief zugeschnitten, aber mir wäre es auch recht gewesen wenn es so gekommen wäre. Aber du hast mich gerettet, worüber ich dir sehr dankbar bin. Naja, dann kam die Abschlussfahrt. Ich war total glücklich als wir dann zusammengekommen sind und ich es ein paar Tage später wieder zerstört habe, wegen meiner Paranoia, das irgendetwas schief gehen muss. Dann gestern wurde ich rausgeschmissen und meine Mutter hat kein Bedauern aufgezeigt, genau wie Allie, die sich wahrscheinlich sogar gefreut hatte, da sie jetzt mein Zimmer bekommen hat. Mein Dad war ein bisschen traurig, aber er hat sich sonst auch nie eingemischt, weshalb ich ihm das auch nicht abgekauft habe. Nun und jetzt weiß ich nicht was ich mit mir anfangen soll." Meine Stimme bricht und ich wische mir schnell über die Augen. „Zusammengefasst ich bin ein verdammtes Wrack und ich möchte dich nicht mir hinunterziehen, deshalb überlege es dir nochmal, ob du wirklich mit mir zusammen sein willst." Mit diesem Satz beende ich meine kleine Lebensgeschichte und atme tief durch und beobachte Grayson's Reaktion.
„Und du sagst da gibt es nicht viel zu erzählen? Gott Brooke, hätte ich das alles gewusst, wärst du schon seit Wochen bei mir Zuhause. Tut mir leid, wenn ich das jetzt so offen sage, aber ich hasse deine Familie. Wie können sie dich nur so ausstoßen? Sehen sie denn nicht, was für ein toller Mensch du bist? Das du ein Wrack bist stimmt nicht Süße, du hattest einfach Pech in der Familie, aber du hast dich selbst zu einer starken Frau erzogen und das ist bewundernswert. Ich bin mehr als stolz so eine Freundin wie dich zu haben und du brauchst nicht mehr deinen ganzen Balast mit dir herumtragen, gib mir etwas ab. Zum Beispiel den Teil, mit deiner Wohnsituation. Zieh zu mir, du bist doch sowieso fast jeden Tag bei mir und ich wäre auch nicht mehr so alleine daheim." Hoffnungsvoll blickt er mich an.
Ich sehe ihn mit großen Augen an. Bei ihm einziehen? Ich hätte zwar nichts dagegen, aber was sagt denn seine Familie dazu und ich möchte ihm nicht auf der Tasche liegen. Andererseits, als er erwähnt hat das er so oft alleine ist, zieht sich mein Herz zusammen. Der Gedanke, das er in seinem Zimmer alleine an die Decke starrt und auf irgendetwas wartet, das ihn aus seiner Einsamkeit holt, lässt mich traurig werden.
„Aber was wird denn deine Mutter und dein Vater dazu sagen? Ich kann doch nicht euch auf der Tasche liegen und du weißt ich habe kaum Geld. Das kann ich nicht von dir oder deinen Eltern verlangen, ich finde schon etwas." meine ich den letzten Teil nicht gerade überzeugend.
Sein Blick verhärtet sich und er sagt ernst „Meine Eltern, wie du sie nennst, können sich zum Teufel scheren. Ich bin sowieso jede Woche alleine, außer vielleicht einen Tag. Ganz ehrlich und wenn er etwas dagegen hat, miete ich uns eine Wohnung. Mir egal. Mach dir um Geld keine Gedanken, das Einzige worum du dir Gedanken machen sollst, ist ob du in mein bescheidenes Zimmer einziehen möchtest und mich jede Minute am Hals haben willst."
Mir ist nicht entgangen, das er seine Mutter an einer Stelle nicht erwähnt hatte, aber er hat auch nicht die besten Verhältnisse, deshalb warte ich bis er soweit ist.
„Okay."
Er steht von seinem Sitz auf und rutscht neben mich in die Bank. „Okay? Du kommst zu mir?"
Ein verlegenes Lächeln macht sich auf meinem Gesicht breit. „Ja ich komme zu dir, du Langweiler."
Sein Gesicht strahlt vor Freude und er legt seine Hände sanft an meine Wangen, bevor er mich stürmisch auf die Lippen küsst und ich überrumpelt erwidere. Dieser Kuss ist anders als sonst. Dieser ist voller Emotionen und ich kann nicht in Worte fassen was ich gerade fühle. Ist es Dankbarkeit? Glück? Angst? Oder doch Erleichterung?
Gray löst sich und sieht mir tief in die Augen, bevor er schluckt und etwas sagt, mit dem ich in tausend Jahren nicht gerechnet hätte.
„Ich liebe dich, Brooke."
Sprachlos erwidere ich seinen Blick und verunsichere ihn anscheinend noch mehr. Er liebt mich? Hat das irgendjemand in meinem Leben schon zu mir gesagt? Grayson liebt mich. Er liebt mich mit all meinen guten und auch schlechten Seiten. Ich fasse es nicht.
„W-was?" frage ich nochmal unsicher nach.
Er lehnt sich zurück und fährt sich erschöpft durch die Haare, bevor er traurig antwortet „Vergiss es, es war blöd. Tut mir leid."
Ich lege meine Hand an sein Gesicht und drehe seinen Kopf zu mir und meine glücklich „Das war nicht blöd, sag so etwas nicht. Ich war nur überrascht, weil ich definitiv nicht damit gerechnet hätte."
Unsicher nickt er und fragt leise „Liebst du mich auch?"
Bei seiner Frage muss ich breit lächeln, weil es einfach zu süß aussieht, wie er es gesagt hat.
Kurz vor seinen Lippen wispere ich „Natürlich tu ich es, wie könnte ich auch nicht?"
Erleichtert gibt er mir einen federleichten Kuss und löst sich kurz darauf wieder. „Kannst du es sagen, bitte."
Ich streiche ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht und flüstere nur für ihn hörbar „Ich liebe dich, Grayson."
Seine Augen funkeln und er nimmt mich in die Arme und zieht mich fest an ihn. Ob es zehn Sekunden, eine Minute oder fünf Minuten waren kann ich nicht sagen, aber wir beide brauchten diese Umarmung. Unwillkürlich frage ich mich, ob es wohl für ihn auch das erste Mal war, das ihm jemand gesagt hat, das jemand ihn liebt.
Nachdem wir uns dann noch einige Zeit verliebt angesehen haben, verlassen wir Hand in Hand das Lokal und fahren zu Gray. Während der Fahrt reden wir nicht, aber halten die ganze Zeit die Hände verschränkt. Das der Abend sich so wendet hätte ich nicht gedacht, aber ich kann mich definitiv nicht beschweren.
Bei ihm angekommen gehen wir direkt in sein Zimmer und machen uns bettfertig. Wir reden noch eine Weile über Gott und die Welt und gerade als wir das Licht ausmachen wollten, bricht mein Handy die Stille. Wer ruft mich denn bitte um diese Uhrzeit an? Als ich grummelnd mein Handy heraussuche, sehe ich verwirrt das es meine Mutter ist.
Ich deute Grayson an still zu sein und gehe mit monotoner Stimme ran. „Was willst du? Ruf mich nicht an."
Meine Mutter hört sich so an, als würde sie weinen. „Brooke, komm nach Hause. Ich habe einen Fehler gemacht, ich hätte das nicht tun sollen. Welche Mutter macht denn sowas? Du kennst mich und meine Phasen, bitte entschuldige. Komm heim, Schatz."
Ich lache spöttisch auf. Will sie mich verarschen? „Sag mal bist du auf Drogen oder was laberst du da für eine Scheiße? Du hast mich bewusst vor die Tür gesetzt und dir war es scheißegal was mit mir passiert. Ich komme nicht wieder heim, also lass mich endlich in Ruhe, so wie du es immer getan hast. Schönes Leben noch."
Schnell lege ich auf und drehe mich zu Gray, um mich an ihn zu schmiegen. Fürsorglich streicht er mir über den Rücken und gibt mir einen Kuss auf den Scheitel. Gott, ich liebe ihn so. Ich wusste es schon länger, aber endlich kann ich es laut aussprechen.
„Lass sie dir deine gute Laune nicht verderben. Sie ist deine Zeit nicht wert. Denk an die guten Sachen in deinem Leben." murmelt er leise.
„Hm... zum Beispiel?" frage ich leicht lächelnd und schließe meine Augen.
„Du wohnst bei deinem mega heißen Freund, welcher dich mehr als gut ist liebt. Du hattest eine wunderschöne Geburtstagsfeier. Du hast eine glänzende Zukunft vor dir, auch wenn du sie noch nicht siehst, ich sehe es vor mir. Wir beide irgendwo am Strand zusammen und ich creme dir deinen Rücken mit Sonnencreme ein, während alle Männer sich wünschten sie wären ich." erzählt er lächelnd.
„Das klingt echt sehr schön. Ich liebe dich auch, Gray. Das Einzige was ich brauche bist du, dann habe ich alles." sage ich kurz vor dem Einschlafen.
„Gut zu wissen. Schlaf jetzt Süße, träum von mir... gerne auch etwas dreckiges." lacht er und zieht mich in seine beschützerischen Arme.
„Schlaf gut, du Langweiler." gähne ich und lege meinen Arm über seinen.
„Bis morgen, Fastverlobte." war das Letzte was ich hörte, bevor ich eingeschlafen bin.
Ich hoffe das ich irgendwann seine echte Verlobte bin. Doch ich kann nicht in die Zukunft sehen und weiß nicht, was noch alles auf mich zukommt. Wortwörtlich gesehen.
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Hello my Friends! Einen wunderschönen Tag euch allen💗
Die drei Worte sind gefallen, es scheint also wirklich ernst zu sein... oder?😋💜
Frage des Tages: Was sind so Sachen, die ihr überhaupt nicht abkönnt beziehungsweise hasst?🙌🏼💕
Hab euch lieb! Kümmert euch um euch selbst und gönnt euch auch eine Auszeit❣️
Bis im nächsten Kapitel,
Adios, Friends!❤️
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