Prolog


Die Kirchenglocke läutete. Ein kurzer Blick auf die große Kirchenuhr verriet ihr, dass es nun bereits Mitternacht war. Das flackernde Licht der Straßenlaternen beleuchteten nur sehr matt die Gehwege und auf den Straßen herrschte unnatürliche Stille. Kein Wunder, dachte sich Lora. Sie würde niemals um diese Uhrzeit freiwillig draußen Spaziergänge machen und das noch Mutterseelen alleine.

Der kühle Wind vermischte sich mit dem trüben Nebel, der sich über die kleine Stadt ausgebreitet hatte. Lora sah in den tiefschwarzen Himmel, durch die dicken Nebelschleier konnte sie mit viel Mühe einen Vollmond ausmachen. In den Gutenachtgeschichten ihrer Mutter hatte der Mond immer ein freundliches Gesicht gehabt, nun starrte er bleich und farblos auf sie hinab.

Sie musste sich eingestehen, dass es heute keine angenehme Nacht werden würde. Ihr braunes, mittellanges Haar wehte ihr ins Gesicht und blieb an ihren Wangen kleben. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie lautlos weinte. Alle Hoffnung, dass sie bald ihr Zuhause erreichen würde, hatte sie längst verlassen.

Alles was sie hörte waren ihre Schritte auf dem dreckigen Asphalt und ihr Atem, der durch die Kälte kleine Rauchwölkchen bildete. Fröstelnd zog sie sich die Kapuze tiefer ins Gesicht.

Wenige Monate zuvor hätte sie sich darüber lustig gemacht, wenn ihr jemand gesagt hätte, dass diese kleine Stadt alles andere als ruhig und friedlich sein könnte. Sie konnte sich bildlich vorstellen, wie sie diese Person belustigt angeschaut hätte, um sich kurz darauf kopfschüttelnd wichtigeren Dingen zu widmen.

Lora wurde bewusst, wie naiv sie doch gewesen war. Oder war sie das immer noch? Eins stand jedoch fest, sie musste Nola finden. Egal was es sie kosten würde.

Ein schepperndes Geräusch riss sie aus ihren Gedanken. Was war das? Aus dem Schatten eines naheliegenden Gebäudes traten zwei Gestalten, die bei ihrem Anblick wie angewurzelt stehen blieben. Was taten diese beiden hier?

Jedoch blieb ihr keine Zeit mehr, ihre Gedanken weiter zu sortieren, denn einer von beiden kam nun zügig auf sie zu. Ohne darüber nachzudenken, was die beiden von ihr wollten, rannte sie los. Doch egal wie schnell sie rannte, der Unbekannte kam immer näher.

Als er sie schließlich erreichte, hatte sie nichtmal mehr die Möglichkeit, um Hilfe zu rufen. Sie spürte nur noch einen grellen Schmerz an ihrem Hinterkopf, dann war alles dunkel.

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HisOwnHoney
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