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In meinem Brustkorb hämmerte es.

Ich konnte nicht ganz glauben, was mir durch den Kopf ging. Ich dachte daran, dass Y/N... Das war doch Quatsch. Sie konnte niemals die verlorene Hälfte einer Medaille in sich tragen. Sie war niemals etwas, das sie nicht sein konnte. Sie... Sie war doch bloß ein gewöhnlicher Mensch...

Und... Wenn sie das nicht war?

Obwohl es recht kühl wurde, fing mein Körper an in Flammen zu stehen. Meine Hände wurden schwitzig und am liebsten hätte ich mir den Mantel vom Körper gerissen.

Ich starrte Y/N von der Seite an, die meinen Blick einfach nicht erwiderte. Ihre braunen Augen sollten in meine sehen und mir versichern, dass ich nur den Verstand verlor.

Doch... Das tat sie nicht. Stattdessen fiel mir ein weiteres Detail auf.

Ich bewunderte schon immer die Augenfarbe, die
Y/N besaß. Das helle Braun, das Orange Töne besaß...

Den Kiefer aufeinander gebissen, realisierte ich es.

Sie ähnelten der Medaille, die in meinem Besitz lag. Ihre Augen schimmerten in einem bräunlichen Ton und glänzten in dem Orange, wie die gebrochenen Hälften. Sie ähnelten dem Schwermetall Kupfer.

Eine Trauer legte sich über mein Herz, die ich vermutlich nie wieder loswerden würde.

Mein Hirn ratterte. Alles fing allmählich an Sinn zu ergeben...

Deshalb begegneten wir uns...

Deshalb sprach sie mit mir...

Deshalb funktionierten wir einwandfrei miteinander...

Deshalb fühlte ich mich so zu ihr verbunden...

Y/N war die verlorene Hälfte der Medaille, die den Schlüssel für Atlantis darstellte.

Ich ballte unkontrolliert die Hände zu Fäusten, als sich die Tränen in meinen Augen bildeten.

Nein, das konnte nicht sein. Das war einfach nicht fair...

„Was bist du...", fragte ich leise, doch klar genug.

Der Wind wehte und die Sonne war längst untergegangen. Die Dunkelheit war ausgebrochen. Sie umgab uns, sowie mein Herz. Der schöne Anblick von Y/N erschien mir nur noch wie eine Erinnerung, obwohl sie vor mir stand. Sie drehte sich vorsichtig zu mir, wobei ihre Lippen ein Lächeln umschmeichelten. Es war ein trauriges, doch stolzes Lächeln. Eines, welches ich nie verstehen könnte...

„Ein Wassergeist. Ein Wassergeist, im Körper Eurer besten Freundin, Prinz Yang Jeongin."

Ein Wassergeist... Darauf hätte ich auch selber kommen können. Wassergeister gab es viele. Millionen- nein... Milliarden. Sie schwammen unter dem Meeresspiegel und waren als Prinzessinnen bekannt oder wie es die Menschen so gerne sagten: Als Meerjungfrauen. Sie hatten nur zwei Aufgaben... Das Meerleben zu beschützen und das Leben des Königshauses zu prüfen. Sie wurden geschickt, um die Willensstärke bzw. die Loyalität der Adligen zu festigen.

Vor mir... Schlüpfte eine in den Körper von Y/N. Vermutlich, um mir zu helfen, die verlorene Hälfte der Medaille wieder zu finden... Vermutlich, um mich auf meiner einsamen Reise zu begleiten... Vermutlich, um zu prüfen, wofür mein Herz schlug... Für die Liebe... Oder für mein Volk...

„Seit wann?", presste ich hervor.

Dabei sah ich zwischen den Augen her, die mir bekannt sein müssten, doch gerade nur ein Fremdheitsgefühl in mir auslösten.

„Seit zwei Jahren, Prinz Yang."

Die Antwort verletzte mich. Sie brach mir beinahe das Herz. Bedeutete das etwa, all die Zeit war erlogen? Y/N existierte nie als die, die ich kannte? Empfand sie nicht das für mich, was eine beste Freundin für ihren besten Freund empfinden sollte? Hatte ich die ganze Zeit mit irgendwen anderes meine Zeit verbracht? Weshalb musste mir das alles vorgespielt werden?

Das war schmerzhaft. Schmerzhaft und es laugte mich aus. Mein Körper fühlte sich mit einem Mal schwach.

Täglich rechnete ich mit einem Angriff von König Seo Changbin. Ich befürchtete, dass er derjenige sein würde, der mir weh tun könnte. Ich schloss keinen Tag aus, ich könnte wegen ihm sterben. Dabei dachte ich auch an Y/N, die er mir nehmen hätte können, genauso, wie er mir meine Eltern nahm.

Doch... Das Schicksal hatte wohl anderes mit ihr vor. Sie war nämlich die Menschenhülle des Wassergeistes und die Menschenkiste, die die Medaille aufbewahrte.

Sie war jemand, der mich verletzen würde, ohne es gewollt zu haben.

Das... War also unsere Geschichte. Das war die Entwicklung, die für uns erwartete. Ich hatte nie eine Chance bei ihr. Unser Ende stand bereits, bevor die Geschichte erzählt werden konnte.

Traurig... Aber wahr.

„Ich musste in ihren Körper schlüpfen, um sie vor ihrem Ende zu warnen. Ich musste mit Euch in Kontakt kommen, damit Ihr das Volk retten könnt, mein Prinz. Es tut mir aufrichtig leid."

„Wieso konnte es niemand anderes sein?!", rief ich etwas zu laut, weil ich meine Gefühle nicht mehr unter Kontrolle hatte.

Am liebsten hätte ich laut gebrüllt. Am liebsten hätte ich geweint. Diese Sentimentalität brachte mich eines Tages noch um. Das war die Bürde eines Altanters- zu intensiv zu fühlen. Es brauchte ewig, um über den Tod meiner Eltern hinweg zu kommen. Wie sollte ich je über Y/N hinweg sehen können?

Ich hasste es.

Wie oft wurde ich ins Kino gezwungen und musste mir ansehen, wie Paare nicht zusammen sein konnten, weil das Schicksal anderes für sie plante. Jetzt durfte ich es selbst erleben. Ich konnte nicht mit der Frau mein Leben verbringen, die ich liebte, weil sie den Schlüssel zu meiner Stadt darstellte...

„Sie wurde von dem Wasserdrachen Hazweio auserwählt- das liegt nicht meiner Hand, Prinz Yang."

Mein Herz zog sich schmerzerfüllt zusammen. 

„Ich kann das nicht...", beichtete ich, weil es so war.

Ich konnte das nicht. Ich wusste nämlich, was mich erwartete. Die zweite Hälfte befand sich in ihrem Körper. Sie befand sich in Y/N's Brust, das wusste ich einfach. Meine Aufgabe würde es sein, die Medaille aus ihr zu reißen.

Das würde ich nicht überleben. Das würde ich nie verarbeiten können. Ich würde mit ihr sterben.

„Sie kann Euch hören, mein Prinz. Ihr könnt Euch mit ihr unterhalten."

Ich sah aus großen Augen auf.

Was? Mir war es möglich, mit ihr zu kommunizieren? Mit der wahren Y/N? Bedeutete das etwa, sie wusste, wer ich war? Das zwischen uns war... Keine Lüge?

Es schien mir so...

Die Brustmitte von Y/N erhellte. Der Wassergeist wollte die Menschenhülle verlassen. Ein kleiner Lichtstrahl bewegte sich langsam aus dem Körper von Y/N, was sie auf die Knie zwang.

Für ein Mensch müsste das Energieraubend sein, weshalb ich nicht zögerte. Ich stolperte auf der Stelle zu ihr runter.

„Jeongin?", sah sie zu mir auf.

Ohne zu zögern schloss ich sie in meine Arme. Direkt spürte ich die Wärme, die von ihr kam. Nie wieder wollte ich von ihr ablassen, als ich sie an mich drückte. Ich wollte mich auf ihren Herzschlag konzentrieren, weil ich dadurch hören könnte, was sie fühlte.

Doch...

Ich konnte nicht. Dafür fehlte mir jegliche Konzentration. Aus diesem Grund hielt ich sie nur im Arm und presste die Augenlider aufeinander.

Es fühlte sich an, als hätte ich sie Ewigkeiten nicht gesehen...

„Schon okay...", sprach sie, obwohl das hätte meine Aufgabe sein müssen.

Ich schüttelte den Kopf, während ich ihre weichen Haare in meinem Gesicht fühlte.

„Nein... Hier ist nichts in Ordnung..."

„Doch", drückte sie sich von mir, obwohl ich nicht ablassen wollte. „Vertrau mir, Jeongin. Ich wurde seit zwei Jahren auf diesen Moment vorbereitet. Deine Meerjungfrau-Freundin hat dabei große Hilfe geleistet."

Ihre Augen glitzerten in der Dunkelheit und ihr Lächeln war groß. Sie strahlte soviel Positivität aus, wie sie es immer tat, obwohl sie es nicht sollte.

Sie wirkte so zuversichtlich.

Ich konnte es absolut nicht verstehen...

„Wieso hast du mir nichts gesagt, Y/N...", fragte ich bedrückt.

Wenn sie die ganze Zeit über gesehen hatte, was der Wassergeist sah, wieso konnte sie mir nichts sagen. Das hätte einiges einfacher gemacht... Ich hätte niemals die Gefühle ihr gegenüber zugelassen...

Hazweio erlaubte es nicht. Du musstest von selbst suchen und finden...", erklärte sie wissend.

Ihre Hand wanderte zu meinem Oberarm. Sie versuchte tröstend zu wirken, aber... Verstand sie denn nicht, dass ein Atlanter zehn mal intensiver fühlte als ein Erdling? Ich war nicht ruhig zu stellen. Dafür war es bereits zu spät.

„Ich wünschte, ich hätte nie gesucht...", sagte ich ehrlich.

„Innie... Das Leben von tausend Atlanter steht aufm Spiel. Du musstest suchen.", versuchte sie mir einzureden.

Sie wirkte dabei so stark. Ich wusste, dass sie Charakterkräftig war und jemand erstmal an sie rankommen müsste. Doch... Ihre Stärke überraschte mich heute.

„Y/N. Weißt du, was das alles eigentlich bedeutet?", suchte ich die Antwort in ihren wunderschönen Augen. „Du musst sterben."

„Ich weiß.", nickte sie sanft.

Sie wusste das... Sie wusste es und sie war bereit zu sterben. Für mich. Für mein Volk... Wie konnte sie so selbstlos sein? Wie, während ich als zukünftiger König die egoistischsten Gedanken hegte? Ich wollte sie nicht töten. Lieber verschwand ich mit ihr, als Atlantis wieder aufzubauen. Ein Leben ohne sie wäre nämlich ein furchtbares Leben.

Zugleich kämpfte ich mit meinem Herzen. Meine Vernunft sagte mir, dass sie das wollte. Sie war meine Zukunft, auch wenn wir nicht gemeinsam leben konnten. Sie war meine Aussicht. Meine Bestimmung. Meine Hoffnung...

Das stand bereits vor einer Ewigkeit geschrieben. Der heutige Tag musste kommen und... Wenn nicht heute, dann morgen. Wenn nicht morgen, dann übermorgen. Eines Tages musste ich meinem Schicksal nachgehen. Auch, wenn das bedeutete, meine große Liebe sterben zu sehen...

„Es tut mir so leid...", flüsterte ich voller Qualen.

„Tue das Richtige.", motivierte sie mich jedoch.

Sanft neigte sie sich vor, wobei sich ihre Stirn gegen meine lehnte. Wir schlossen beide zeitgleich unsere Augen. Ich genoss ihre Nähe in der kühlen Dunkelheit, in der wir ungestört wir sein konnten, wusste bedauerlicherweise, dass der Moment aber nicht lange anhalten würde.

Dennoch.

In dem Augenblick hatte ich sie noch nie so sehr geliebt, wie ich es gerade tat. Ich wünschte, ich könnte an ihrer Stelle sterben.

„Ich werde dich vermissen...", sprach ich leise.

Die Augen geöffnet, sah ich, wie sie ihre noch geschlossen hielt. Ich musste auf unsere Hände sehen. Sie hatten ihre um meine gelegt, ohne dass ich es bemerkte. Die rechte Hand nahm ich aus ihrer, als ich sie vorsichtig über ihre Brust lege.

Ich konnte spüren, wie heftig ihr Herz schlug. Aus Angst... Ich konnte auch sehen, wie eine Träne über ihre Wange kullerte...

„Und ich werde auf dich warten..."

Meine Hand zitterte.

Ich verstärkte den Druck auf ihrer Brust, bevor ich mit einem ruckartigen Stoß meine Hand in sie bohrte. Sie musste keuchen, weil sie Schmerzen erlitt. Doch kein Schmerz wird größer sein, als der, den ich fühlte. In der Sekunde floss bereits das Blut aus ihrem Körper. Meine Hand umgab eine unangenehm Wärme, während meine Finger das kalte Metall der Medaille spürten.

Tränen sammelten sich in meinen Augen.

„Ich liebe dich..."

Das sprach ich, bevor ich die Hälfte mit einem Zug aus ihrem Körper riss. Y/N fiel keine Sekunde später leblos beiseite...



The End!


Hi... Ja... Das war ein... Schreckliches Ende. Ich gebe es zu 😳. Ich weiß. Ich hätte es emotionaler gestalten können, aber was soll ich sagen. Ich hatte aus irgendeinem Grund keine Motivation mehr.

Aber egal! Wir empfandet ihr das? Hat euch das emotional berührt? Die Story fing unbeschwert an und endete so furchtbar 🥺

Naja...

Ich wünschte mir, wir könnten unter Wasser leben 🌚. Nicht so, mit solchen Schicksalen 😂 aber ja. Ich wünsche es mir.

Wie auch immer.

So endet eine weitere Short Story! Da warten noch einige, but... Ich weiß ja nicht, ob wir uns wieder sehen werden, daher... Bedanke ich mich und... Wünsche ich euch alles liebe!

Bleibt gesund! 😷💙

In love, N 🐥

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