Erstes Kapitel
Zoe, Grover und ich rannten vom Pier herunter zu Percy, der am Rand des Docks neben einem völlig erschöpften Nereus saß.
"Du hast ihn!", rief Zoë.
Percy verdrehte die Augen. "Du brauchst dich nicht so überrascht anzuhören."
Nereus stöhnte. "Na wunderbar, Publikum für meine Demütigung. Das normale Geschäft, nehme ich an? Du lässt mich laufen, wenn ich deine Frage beantworte?"
"Ich habe mehr als nur eine Frage.", sagte Percy.
"Nur eine Frage pro Fang. Das ist die Regel."
Percy überlegte kurz, dann seufzte er. "Na gut, Nereus. Sag mir, wo ich dieses entsetzliche Monster finde, das möglicherweise das Ende der Götter verursachen kann. Das Monster, auf das Artemis Jagd gemacht hat."
"Ach, das ist zu einfach", sagte Nereus gehässig und grinste. "Er ist gleich hier." Und zeigte auf das Wasser.
"Wo?", rief Percy.
"Das Geschäft ist gelaufen!", rief Nereus, verwandelte sich in einen Goldfisch und ließ sich ins Wasser fallen.
"Du hast mich betrogen!", rief Percy und wollte schon hinterherspringen, aber ich hielt ihn zurück.
"Warte!", rief ich. "Was ist denn das da?" und zeigte auf ein Wesen, dass gerade auf das Dock zugeschworen kam.
"MUUUUUUUUH!", machte das Wesen, das definitiv ein Monster sein musste. Welches normale Wesen wäre denn zur Hälfte Kuh und zur Hälfte Schlange?
"Ach Bessie, nicht jetzt.", sagte Percy gedankenverloren.
"Muuuuuh!", machte das Wesen.
Grover schnappte nach Luft. "Er sagt, dass er gar nicht Bessie heißt."
"Du kannst sie... äh, ihn verstehen?", fragte Percy.
Grover nickte. "Das ist eine sehr alte Form von Tiersprache. Aber er sagt, er heißt Ophiotaurus."
"Ophi-was?", fragte Percy.
Ich verdrehte die Augen. Mal wieder so informiert wie immer. "Das ist altgriechisch und bedeutet Schlangenstier. Aber was will er hier?"
"Muuuuuuh!"
"Er sagt, Percy sei sein Beschützer. Und er flieht vor den bösen Leuten. Er sagt, dass sie ganz in der Nähe sind."
Wie auch immer man das alles mit einem einzigem Muh sagen kann.
Zoë wurde blass. "Moment mal. Du kennst diese Kuh?"
Percy erzählte, wie er der Kuh begegnet war und sie ihm dann gefolgt war.
Ich war kurz davor, ihm den Hals umzudrehen, konnte mich aber beherrschen. "Und bisher hast du einfach vergessen, das zu erwähnen?"
"Na ja... Ja."
Ich wollte ihm schon eine reinhauen, als Zoë plötzlich "Ich Närrin! Ich kenne seine Geschichte." rief.
"Was für eine Geschichte?", fragte Grover misstrauisch.
"Die vom Krieg der Titanen. Mein... mein Vater hat mir die Geschichte erzählt, vor tausenden von Jahren. Das hier ist die Bestie, die wir suchen."
"Bessie?", fragte Percy verwundert. "Aber... der ist viel zu lieb. Der könnte niemals die Welt zerstören."
"Genau das war unser Irrtum. Wir suchen ein riesiges, gefährliches Ungeheuer, aber der Ophiotaurus stürzt die Götter auf andere Weise. Er muss geopfert werden."
"MMMMMM!"
"Ich glaube, das Wort gefällt ihm nicht.", sagte Grover.
Percy zog den Ophiotaurus zu sich und krauelte ihm die Ohren. "Wie könnte ihm irgendwer was tun? Er ist doch harmlos.", fragte Percy ungläubig.
"Aber Unschuld zu töten verleiht Macht. Entsetzliche Macht. Die Parzen haben vor Äonen, als dieses Wesen geboren wurde, eine Weissagung gemacht. Sie haben gesagt, wer immer den Ophiotaurus tötet und seine Eingeweide dem Feuer opfert, gewinnt die Macht, die Götter zu vernichten."
"MMMMMM!"
"Ähhh... Vielleicht könnten wir auch das Thema Eingeweide vermeiden."
"Die Macht, die Götter zu vernichten..." murmelte ich, vollkommen überwältigt. Willst du diese Macht nicht besitzen, Thalia? Du hast Zoë gehört, du könntest die Götter vernichten, wenn du wolltest... meldete sich plötzlich eine Stimme in meinem Kopf. "Aber wie? Ich meine, was würde passieren?", fragte ich.
"Das weiß niemand. Beim ersten Mal, im Krieg der Titanen, wurde der Ophiotaurusvon einem Riesen erschlagen, der mit den Titanen verbündet war, aber dein Vater Zeus schickte einen Adler, der die Eingeweide an sich riss, ehe sie ins Feuer geworfen werden konnten. Das war wirklich um Haaresbreite. Und jetzt, nach dreitausend Jahren, ist der Ophiotaurus wiedergeboren worden.", erzählte Zoë.
Ach du kacke. Ich war überwältigt. Ich setzte mich an das Dock und streckte die Hand aus, und der Ophiotaurus kam sofort zu mir geschwommen. Ich legte ihm meine Hand auf den Kopf und bemerkte, dass er zitterte. So unschuldig, so naiv, so wehrlos... flüsterte plötzlich wieder die Stimme. Warum tust du es nicht einfach?
"Wir müssen ihn beschützen.", sagte Percy und riss mich aus meiner Trance. "Wenn Luke ihn in die Finger kriegt..."
"Luke würde nicht zögern.", sage ich und balle eine Faust. Und warum tust du es dann? Du könntest die Götter stürzen. Und vielleicht sogar die Titanen. Du könntest die Welt beherrschen.
"Die Macht, den Olymp zu stürzen - das... das ist gewaltig."
"Ja, ist es, Thalia, ganz richtig, das ist es.", sagte plötzlich hinter uns eine mir sehr vertraute Stimme. Percy zückte sein Schwert und ging in Verteidigungsstellung, Grover hob seine Rohrflöte und Zoë spannte ihren Bogen. Ich drehte mich um, und sah Luke direkt in die Augen.
"Und es ist eine Macht, die du freisetzen wirst."
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