5. Tote Blumen

Durch ein nicht wirklich sanftes Rütteln wurde Dalisha aus ihrem Schlaf gerissen.

Langsam öffnete sie die verklebten Augen und versuchte sich zu bewegen. Sie hatte fürchterlichen Muskelkater, doch ihre Begleiter kannten kein Erbarmen. Sie drängten sie geradezu schon fast zum Aufstehen und Weiterlaufen. Der miefende Sack wurde dem Besitzer zurück gegeben und das Feuer, das erstaunlicherweise immer noch fleissig brannte, mit der dunklen Erde zum Ersticken gebracht. Somit setzte sich die Wanderung träge fort. Dalisha fühlte sich erschöpft und müde. Sie bemerkte, dass sie, seit sie in der Kapsel erwacht war, noch immer nichts Essbares zu sich genommen hatte. Dementsprechend heftig protestierte auch ihr Körper darauf, als sie wieder anfingen zu Laufen; ihre Beine fühlten sich wie Pudding an und es wurde ihr schwindlig. Sie blieb immer mehr zurück, bis sich schliesslich der Blondbraune umdrehte und stirnrunzelnd seinen Kollegen über die Verfassung des Mädchens zu informieren schien. Dieser blieb daraufhin stehen und begab sich strammen Schrittes zu ihr. Er musterte ihr Gesicht misstrauisch. Nicht nur ihr Gesicht; Haut, Körper, Haare, alles wurde genau unter die Lupe genommen. Besonders lange verweilte sein glühender Blick in ihren Augen, bis sie verlegen den Blick abwendete.

Dann machte er etwas völlig Unerwartetes; er zog blitzschnell ein schwarzes Etwas aus seinem Beutel, hielt mit seiner Hand brutal Dalisha's Mund auf uns stopfte es grob hinein. Sie musste erstmal würgen, spuckte es aber nicht aus, als sie den grimmigen Blick bemerkte, der ihr zugeworfen wurde. Sie versuchte vorsichtig zu kauen. Es fühlte sich einfach eklig an, kalt und glibbrig. Den Würgreiz unterdrückend schluckte sie es herunter, fühlte, wie die schwarze Masse ihre Speiseröhre hinab glitt. Wie eine fette kalte Schnecke. Sie begann zu Husten, um das schleimige Gefühl loszuwerden, und spuckte auf den Boden, wieder und wieder. Die schwarzen Flecken sammelten sich auf dem Stoppelgras und versickerten darin.

Einen Moment später geschah etwas, dass sie niemals erwartet hätte; dort, wo vor kurzer Zeit noch ihre Spucke am Boden klebte, sprossen wundervolle Blumen aus dem Boden. Sie wanden sich ineinander, wuchsen weiter, bildeten Knospen und Blätterranken, vereinigten sich zu einer Blumenwand. Als der Zauber vollendet war, öffneten sich die unzähligen Knospen in einem regelrechten Feuerwerk aus Farben und sprühten leichtes Licht in den Nebel. Staunend bewegte sich Dalisha auf die Blumen zu und wollte ein besonders schönes Exemplar einer Blüte berühren, als sie jemand grob am Arm zurückzog und bedrohlich zischte.

Man sah auch schon gleich warum; die Blüten liessen plötzlich ihre Köpfe hängen und schrumpften in sich zusammen, während sich das frische grün-türkis der Blätter stetig schwärzer färbten. Und dann lag auch schon die ganze Pracht am Boden.

Tot, verwelkt.

Geschockt drehte sie sich um und setzte einen fragenden Blick auf, der mir Gleichgültikeit quittiert wurde. Als wäre nichts geschehen liefen sie auf Anweisungen des Schwarzhaarigen wieder den Weg entlang.

               ■

Der Marsch dauerte schon endlos lange. Die Umgebung hatte sich nicht gross verändert, das Gras war immer noch kurz und trocken, der Weg steinig und schmal und ab und zu tauchte wieder einer dieser Bäume auf wie dieser, unter dem sie geschlafen hatten.

Dann kam ganz unerwartet eine Änderung in die unfreiwillige Reise. Sie steuerten auf eine zerklüftete Bergwand zu, die leicht bläulich schimmerte. Geduckt betraten sie eine kleine Felsspalte und wanderten in rabenschwarzer Dunkelheit weiter. Immer wieder stiess sich Dalisha den Kopf oder stolperte. Als sie schon zum dritten Mal fast einer der Beiden unter sich begraben hatte, drückte ihr der Vordere genervt etwas Rundes, Kaltes in die Hand. Es fühlte sich an wie ein flacher Stein, war aber erstaunlich leicht. Gerade in dem Moment, als der vermeintliche Stein ihre Haut berührte, leuchtete er auf und schickte einen Lichtschein in die Düsternis.

Warum leuchtet hier denn fast alles?

Wieder einmal erstaunt über diese eigenwillige Natur setzte sie ihren Weg fort, die Augen auf ihre Schritte geheftet. Nach etwa einer Viertelstunde wich die Dunkelheit; es wurde immer wie heller, je weiter sie liefen.

Und dann waren sie draussen.

Dalisha staunte nicht schlecht. Die ganze Landschaft schien von 'trostlos' zu 'üppig und fruchtbar' gewechselt zu haben; der Boden war dicht mit Gras und Moos bedeckt, alle paar Meter stand ein gelblicher grosser Baum mit einer flachen Baumkrone und der Weg war breiter und aus fest gestampfter, fast schwarzer Erde. Das Einzige, das sich nicht im geringsten geändert hatte, war der Nebel, der einem die Sicht verschleierte.

Scheinbar erleichtert lächelte der Grössere, Blondbraune. Als er jedoch den düsteren Gesichtsausdruck seines Kollegen sah, runzelte er die Stirn und sagte leise: "Zz tk zzzz?".

Die Antwort war ein scharfes 'tk' und eine hektische Handgeste. Daraufhin begannen sie schon wieder zu laufen. Dalisha fühlte sich zwar wohler in dieser Umgebung, verspürte jedoch trotzdem eine leichte innere Unruhe. Wieso verstrahlte der Schwarzhaarige bloss solche Unbehaglichkeit? Hier war es doch wunderschön.

Sie hing ihren Gedanken nach und bemerkte dadurch, dass ihr Hunger verschwunden war. Wegen dem schwarzen Glibberdings? Vielleicht. Immer mehr Rätsel und Fragen offenbarten sich und liessen ein komplett ratloses Mädchen zurück. Irgendwie deprimiert richtete sie ihren Blick auf die breiten Füsse ihres Begleiters vor ihr. Er schien leicht zu hinken, wie es ihr auffiel; er zog den linken Fuss immer etwas nach.  Seine schwarzen Locken wippten träge auf und ab, doch seine Körperstellung war angespannt und aufmerksam.

Plötzlich ertönte wieder dieses seltsame Tuten, dass Dalisha schon einmal gehört hatte, als sie noch alleine unterwegs gewesen war. Alle drei horchten auf, schauten umher und lauschten dem Echo. Überraschterweise fiel die Anspannung des Lockenkopfs ab und wich einem spärlichen Lächeln. Er schaute seinem Kameraden in die Augen, nickte mit dem Kopf in die Richtung des Ursprungs des Geräusches und drehte sich auf dem Absatz um, dem scheinbaren Ziel entgegen.

Wohin bringt er uns?

Gespannt lief sie ihm hinterher.

Tut mir leid dass es so lange gedauert hat, die Schule ist im Moment ziemlich stressig...

Egal, hier ist es :)

Ich hab's @nebelfelsen3011 gewidmet, da sie einfach eine richtig nette Person ist und ein Kapitel als Entschädigung für eine schlaflose Nacht wollte... Also, here you go! :D

Danke an euch für die über 400 (!!) Reads und die schon 100 (!!!!!) Votes, ihr macht mich einfach glücklich :D

Lots of love, Smaragdschlange ♡

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top