Teil39

*Jukkas Sicht*

Der Kabelbinder fraß sich tief in meine Haut. Doch ließ der Typ erstmal von mir ab. Ich biss mir fest auf die Unterlippe, um nicht noch einmal laut aufzuschreien. Er grinste mich tief an.

"Ich hoffe sehr, sie hat deine Schreie gehört. Es wäre besser für sie und für euch beide, wenn sie bald aus ihrem Versteck raus kommt. Sonst garantiere ich für nicht's" grinste er mich fies an und drehte sich zu Rafa um. Nein, bitte nicht. Nimm mich, aber lass ihn in Ruhe, flehte ich innerlich. Doch natürlich hörte er das nicht. Rafa lag immer noch bewusstlos auf dem Boden. Seine Atmung war immer noch viel zu flach, doch zum Glück immer noch regelmäßig. Der Typ zog noch einmal genüsslich an seiner Zigarette, dann drückte er sie fest auf Rafas Unterarm aus. Sofort roch es nach verbrannter Haut. Rafas Oberkörper schreckte hoch, so gut es eben gefesselt ging und er schrie auf. Lange und laut, bis sein Oberkörper wieder schlaff auf den Boden fällt. Panisch sah er mich an, seine Augen voller Tränen. Sein Gesicht vom Schmerz gezeichnet.

"Tat das weh? Das wollte ich natürlich nicht. War wirklich nur ausversehen. Obwohl, ich muss zugeben, das es schon Spaß macht. Sollte Saara hier nicht bald auftauchen, werden wir noch ganz anderen Spaß zusammen erleben." lachte der Typ fies und dreckig. Lilja. Meine arme kleine Lilja. Bitte halte durch. Bleib stark und kämpfe. Sie musste schon seit Stunden unten im Studio sein. Sie hatte bestimmt furchtbare Angst, Hunger und fror erbärmlich. Und keiner war da, der ihr helfen konnte. Keiner, der sie trösten konnte. Keiner, der sie beschützen konnte.

*Joels Sicht*

Auf dem Weg in den komischen Wintergarten vom dem Typen, der hier wohnt, hörte ich von unten aus dem Keller einen dumpfen Schlag. Wir hatten ausgemacht, das wir uns hier nicht beim Namen riefen, also pfiff ich nach einem meiner Brüder, der sofort kam.

"Komm mit, ich hab im Keller was gehört" wieß ich ihn an und ging, vorsichtig die Kellertreppe runter. Hier hatten wir vor ein paar Stunden den konischen Milchbubi gefunden. Vielleicht war ja die Schlampe doch hier unten.

"War vorhin noch mal einer unten und hat die dämliche Studiotür zugemacht?" fauchte ich Daavid an.

"Nicht, das ich wüsste" antwortete dieser und war, genau wie ich, sofort in Alarmbereitschaft. Vorsichtig öffnete ich die Tür und sah mich um. Sah alles aus wie vorhin, so weit ich das beurteilen konnte. Daavid ging rein und schaute sich genauer um. Ich tat es ihm gleich. Jedes einzelne Möbelstück drehten wir um.

"Joel, komm her. Ich hab sie gefunden" rief er aufgeregt und ich lief zügig zu ihm hin. Dort lag sie. Auf dem Kaminschachtboden und unter ihrem Kopf eine Pfütze aus Blut. Ihr Brustkorb hob und senkte sich.

"Krepier jetzt bloß nicht. Das wird den Boss sonst nicht freuen. Braucht er dich doch noch. Los, Daavid, sag Miro bescheid, ich bring sie ins Auto" fuhr ich ihn an und hob sie nicht gerade sanft hoch. Scheint wieder zugenommen zu haben. Doch die überschüssigen Kilo wird sie ebenso schnell wieder verlieren. Ich trug sie hoch, durch den Garten zu unserem Auto und legte sie in den Kofferraum. Diesen machte ich zu und zündete mir genüsslich eine Kippe an. Für diesen ganzen Aufstand wird sie defintiv büßen. Soviel Aufwand, nur weil sie es geschafft hatte, zu fliehen. Doch nicht mit uns, Fräulein. Das werden wir dir wieder austreiben. Und diese beiden Kerle solltest du ebenfalls ganz schnell wieder vergessen.

*Jukkas Sicht*

Einer der Typen kam aufgeregt auf den Arsch zu, der immer noch zwischen Rafa und mir hockte. Er flüsterte ihm irgendwas ins Ohr, woraufhin er sich erhob.

"Ihr wisst, was das bedeutet. Bereitet alles vor" grinste er fies und sah zu mir runter, "Nicht weglaufen. Ich bin gleich wieder da" und schon war er verschwunden. Irgendwas geht hier vor. Das konnte ich spüren und es gefiel mir nicht. Ganz und gar nicht. Ob sie Lilja gefunden hatten? Hätten sie sie dann nicht zu uns gebracht? Oder haben sie sie in eins der anderen Zimmer gebracht? Es machte mich verrückt, nicht zu wissen, wo sie gerade ist oder wie es ihr geht. Sie brauchte uns garantiert so sehr und wir konnten ihr nicht helfen. War ihr etwas zugestoßen? Hatten sie mit ihr andere Sachen geplant? Gott, ich konnte und wollte mir das gar nicht ausmalen. Das hat sie nicht verdient. Niemand hat sowas verdient. Es entstand ein Tumult um uns herum. Überall waren Schritte und gemurmel zu hören. Doch konnte ich leider nicht's verstehen. Rafa verzog immer noch schmerzverzerrt das Gesicht. Doch ich befürchtete, das es von den Rippen und nicht von der Brandverletzung kommt.

"Da bin ich wieder. Ich hoffe, ihr habt mich nicht vermisst. Wollte mich nur für die nette Gastfreundlichkeit bedanken. Wir haben unser Ziel leider nicht erreicht. Doch wir haben noch andere Termine und die können leider nicht warten. Schönes Haus übrigens, nur der Stil ist nicht ganz meins." grinste er fies und in diesem Moment spürte ich wieder ein Schlag auf meinem Kopf, der eh schon vor schmerzen drohte zu platzen. Ein letzter Blick in Rafas Augen, die mich panisch anschauten und wieder wurde alles schwarz.

*Rafaels Sicht*

Irgendwann kam ich mit höllischen Kopfschmerzen wieder zu mir. Ich zwang mich regelrecht, meine Augen aufzumachen, obwohl es die schmerzen nur verschlimmerte. Mein Oberkörper brannte vor schmerzen und bei jeder Atmung hatte ich das Gefühl, das meine Lungen platzen würden. Meine Rippen schmerzten und drückten gegen alles, was in ihrer Nähe lag. Ich schaute zu Jukka hoch, was meinem Kopf noch mehr schmerzen ließ. Anscheinend hatten sie mir auch eine übergebraten. Er war immer noch Bewusstlos. Irgendwas roch hier komisch. Nach verbrannten Sachen und Qualm breitete sich langsam aus. Scheisse, es brennt.

"Jukka! Jukka mach die Augen auf" schrie ich ihn an und musste husten. Meine Bronchien zogen sich zusammen und der Qualm wurde immer mehr.

"Jukka komm schon. Werd wach, es brennt. Wir müssen hier irgendwie raus" schrie ich weiter und versuchte mich zu bewegen, was mich nur laut aufschreien lässt.

"Tapsi? Wo bist du? Kannst du mich hören? Verdammt Jukka, komm schon! Lilja braucht uns. Sie sitzt im Kaminschacht fest. Mach die Augen auf" brüllte ich ihn weiter an, bewegte dabei meine Arme hin und her und ignorierte den schmerz, den der Kabelbinder hinterließ, als er sich in meine Haut schneidet. Immer wieder musste ich husten. Das atmen fiel mir noch schwerer, als sonst schon.

"Man Backlund, mach deine verdammten Augen auf, wenn du nicht lebendig gegrillt werden willst" schrie ich so laut ich konnte und hustete mir wieder die Seele aus dem Leib. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Nicht so zu Ende gehen.

"JUKKA? BIST DU HIER NOCH DRIN?" hörte ich da jemanden rufen und versuchte zu antworten, doch ein erneuter Hustenanfall wusste dies zu verhindern und ehe ich mich versah, war wieder alles schwarz um mich.

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