Teil 9

*Jukkas Sicht*

Ob sie sich dafür noch zu schwach fühlte? Nicht sicher genug? Vielleicht brauchte sie einfach noch ein bisschen Zeit. Daran sollte es nicht scheitern.

"Du hast recht. Das rennt ja nicht weg. Sollte irgendwas sein, mein Zimmer ist am anderen Ende vom Flur. Küche ist unten, solltest du Hunger bekommen, bedien dich ruhig. Sollte sich das Wetter etwas beruhigt haben, werde ich morgen einkaufen fahren. Viel ist nämlich nicht mehr da. Und vielleicht finde ich ein paar Sachen in deiner größe. Auch wenn dir meine durchaus stehen." meinte ich entschuldigend zu ihr und sah, wie sie blass wurde und wieder anfing zu schaukeln. Nur das kratzen war neu.

*Liljas Sicht*


Einkaufen fahren? Mich alleine hier lassen? Nein. Nein, das konnte er nicht machen. Lass mich nicht alleine. Ich wollte es sagen. Ich wollte ihm das sagen. Versuchte mein Mund zu öffnen, doch nichts. Kein Wort verließ meine Lippen. Kein Ton kam heraus. Ich konzentrierte mich. Ich strengte mich so doll an. Doch nichts passierte. Alles blieb stumm. Bleib hier. Bitte. Schrie es in meinem Kopf und wieder dieses kribbeln an der Wirbelsäule. Ich zog automatisch die Beine an, legte meine Arme rum und wippte wieder hin und her. Unbewusst fing ich gleichzeitig an, meinen rechten Arm zu kratzen. Immer wieder. Immer wieder die gleiche Stelle. Geh nicht. Lass mich nicht allein. Ich hab doch solche Angst. Bleib hier. Bleib bei mir. Beschütze mich. Bitte.

*Jukkas Sicht*

Ihr Blick war Schwarz. Schwarz und leer. Als wäre niemand hier. Ihr Arm war vom kratzen schon ganz Rot und die oberste Hautschicht war ab. Ich wollte ihre Hände festhalten. Doch so wie sie auf Berührungen reagiert, war das vielleicht keine sehr schlaue Idee. So ließ ich es sein. Irgendetwas hatte sie jetzt in Panik versetzt und ich überlegte fieberhaft, was das gewesen sein könnte. Hatte ich was falsches gesagt? Nun sah es so aus, als ob sie was sagen wollte. Hatten wir uns getäuscht? Konnte sie doch nicht reden? War sie vielleicht stumm? Ich überlegte nicht lange, rannte in mein Zimmer holte ein Block und ein Stift und rannte mit beides zurück und legte es neben sie aufs Bett.

"Hey Lilja. Schau mich an. Ich bin hier" flüsterte ich leise und setzte mich neben sie aufs Bett.

"Hab ich was falsches gesagt? Wenn ja, dann tut es mir leid. Ich wollte dir keine Angst machen. Schau mich an, kleine Lilja. Ich hab dir was zum schreiben mit gebracht. Schreib es mir auf. Bitte" redete ich immer weiter leise auf sie ein.

Irgendwann hörte sie auf zu kratzen und auch das wippen ließ langsam nach. Ich redete leise weiter beruhigend auf sie ein und wiederholte immer wieder meine Worte von eben. Nach einer gefühlten Ewigkeit schaute sie mich mit leicht schief gelegtem Kopf an und eine einzelne Träne lief ihre Wange herunter. Sanft und ganz vorsichtig wischte ich sie mit dem Zeigefinger ab. Ich wiederholte das mit dem Block nochmal und reichte ihr diesen mit dem Stift.

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