Teil 49
*Jukkas Sicht*
Es war totenstill. Niemand sagte etwas. Niemand rührte sich. Es schien, als wäre niemand hier. Als wäre diese Stelle im Wald verlassen, dabei waren zig Polizisten und andere Leute hier. Selbst Samu hielt die Luft an. Dann hörte ich sie. Diese Stimmen. Diese Stimmen, die sich tief in mein Gedächtnis gebrannt haben. Dieses Lachen, das selbst jetzt jedes Haar an meinem Körper sich aufstellen ließ. Auch Rafa hörte es. Ich spürte, wie er sich verkrampfte. Doch er blieb Tapfer, kämpfte gegen die Panik an. Fest drückte ich ihn an mich und Samu uns beide an sich. Langsam kam das Lachen immer näher und ich hielt automatisch die Luft an. So, als ob ich uns durch mein atmen verraten könnte.
"Stehen bleiben. Nehmen sie langsam die Hände über den Kopf. So, das wir sie sehen können" rief einer der Polizisten und augenblicklich verstummte das Lachen.
"Sone scheisse. Wo kommen die denn jetzt mit einmal her" hörte ich sie fluchen. Dann ging alles ganz schnell. Ein paar Polizisten gingen hin, andere gaben ihnen Deckung. Schussbereit hinterm oder neben den Bäumen. Ich hörte, wie irgendjemand ihnen ihre Rechte aufsagt. Hörte, wie die Handschellen klickten. Dann wurden sie an uns vorbei geführt.
"Schau mal einer an. Die beiden feigen Schweine leben ja doch noch. Wollt ihr euer kleines Mädchen retten? Tut mir leid, euch enttäuschen zu müssen, aber da kommt ihr zu spät" lachte er genauso dreckig, wie in jener Nacht. Mit einmal sprang Rafa auf, stürzte sich auf ihn und riss ihn mit zu Boden.
"Wo ist sie?" fauchte er ihn an.
"Der Wald ist groß. Geh und such sie doch, Babyface" lachte er Rafa an. Doch bevor Rafa ihm eine reinhauen konnte, hatte ich ihn von ihm runter gezogen und hielt ihn fest mit meinen Armen umklammert.
"Nicht Rafa. Er ist es nicht wert, das du dir die Hände an ihm schmutzig machst. Auch wenn er es verdient hat. Er hätte noch ganz andere Sachen verdient, als das" sprach ich auf ihn ein.
"Wir versuchen am Auto etwas aus ihnen raus zu bekommen. Bis dahin sollten sie Ruhe bewahren. Sie sollten wieder hinter den Baum verschwinden, sonst müssen sie mitkommen, um niemanden zu gefährden" sprach einer der Polizisten. Samu zog uns wieder hinter den Baum.
"Hast du gehört, was er gesagt hat? Sie ist nicht mehr da unten. Wir müssen sie weiter suchen. Jetzt!" meinte Rafa, doch ich schüttelte nur den Kopf.
"Wir wissen es doch gar nicht. Vielleicht versucht er uns nur in die Irre zu führen. Vielleicht wollte er nur Zeit schinden. Euch hinters Licht führen. Macht euch nicht verrückt. Wir können jetzt nur abwarten" versuchte Riku uns zu beruhigen. So setzten wir uns wieder hin und Mikko zwang uns etwas zu essen.
"Ihr müsst bei Kräften bleiben". So zogen die Stunden im Schneckentempo an uns vorbei. Mittlerweile war auch jemand da, der sich mit den Bunkern hier im Wald auskannte und diskutierte mit den Polizisten hin und her. Ich wurde von Minute zu Minute unruhiger. Spürte, das irgendetwas nicht stimmte. Doch ahnte ich leider nicht, was es sein könnte. Dann wären wir vielleicht früher los gegangen... Es war nun schon 1 Uhr nachts und scheisse kalt. Seit 12 Stunden kauerten wir hier. Die Polizisten hatten sich endlich dazu entschlossen, den Bunker zu stürmen. Sie bereiteten sich gerade darauf vor und gingen noch mal alle Einzelheiten durch, damit nicht's schief ging. Ich betete einfach nur noch, das es ihr gut geht. Das sie da unten war und wir sie endlich wieder in die Arme nehmen konnten, wenn das alles beendet ist. Es verging noch eine ganze Stunde, bis es so weit war. Ein paar Polizisten verteilten sich wieder. Zwei blieben vorsichtshalber bei uns und der Rest ging in voller Schutzkleidung Richtung Bunker. Ein Polizist stellte sich vor mich.
"Sie sollten sich das nicht so genau anschauen. Ich kann verstehen, wie ihnen zumute ist, aber es könnte hässlich werden" sprach er.
"Gar nichts können sie verstehen oder nachvollziehen. Sie waren noch nie in so einer Lage. Seit 13 Stunden warten wir darauf, das sie endlich ihre Ärsche in Bewegung setzen und Lilja daraus holen. 13 Stunden, in denen sie weiter leiden muss, während sie hier irgendwelche Richtlinien einhalten müssen. Nur von Idioten ist man hier umgeben. Das ist nicht fair" erwiderte ich müde und kraftlos.
"Nehmen sie ihm sein Ausdruck bitte nicht krumm. Er ist müde und verzweifelt" versuchte Samu meine Beleidigung runter zu spielen, doch ich fand sie immer noch zu harmlos. Der Polizist winkte nur ab, doch war er sofort in Alarmbereitschaft, als Schüsse fielen. Eindeutig kamen sie aus dem Bunker und ich sprang auf. Lilja. Was anderes konnte ich nicht mehr denken. Die ersten Polizisten kamen wieder raus, in Begleitung von einem weiteren Täter in Handschellen.
"Der andere liegt unten. Schickt die Spurensicherung runter. Schaut aus, als wenn sie da gelebt hätten" rief der eine.
"Wie jetzt Spurensicherung? Wo ist Lilja?" fragte Rafa aufgebracht.
"Das Wissen wir leider nicht. Aber da unten ist sie nicht. Tut mir leid" erwiderte er.
"Das kann nicht sein. Sie muss da unten sein. Dann hatte das Schwein doch recht. Sie ist irgendwo hier im Wald. Ich geh sie suchen" und noch während ich sprach, nahm ich den Rucksack und die Taschenlampe.
"Wir kommen mit" rief Sami.
"Wir stellen ein Suchtrupp zusammen und lassen den Wald systematisch durchkämmen. Die Spürhunde und der Helikopter sind schon gerufen. Ich geh davon aus, das sie nicht so lange warten werden?" sprach der Polizist.
"Natürlich nicht. Gewartet haben wir schon viel zu lange" erwiderte ich giftig.
"Sein sie vorsichtig. Wir wissen nicht, ob wir alle Männer haben" meinte er nur noch und schon war ich mit den Jungs unterwegs. Wir liefen nebeneinander mit paar Meter Abstand zwischen uns und riefen immer wieder ihren Namen. Wir riefen sie mit Absicht nur mit dem Namen Lilja, damit sie wusste, das wir es sind. Es war fast Vollmond und durch den Schnee hatten wir immerhin etwas Licht. Wenn es auch nicht sehr viel war, was die Bäume durch ließen. Der Wald war riesig und es war arschkalt. Noch kälter, als in jener Nacht, als ich sie fand. Sie musste in Bewegung bleiben, damit sie ihre Überlebenschance deutlich steigern konnte. Vorausgesetzt, sie konnte noch laufen...
Verdammt Jukka, du hast die ganze Zeit positiv gedacht. Gib die Hoffnung jetzt nicht auf, rief ich mir immer wieder selber zu. Sie lebt. Was anderes gibt's da gar nicht zu denken. Es hatte den ganzen Nachmittag geschneit. Und das nicht gerade wenig. Sollte sie da zu Fuss unterwegs gewesen sein, war es unmöglich, jetzt davon noch Fussabdrücke zu entdecken. Die Zeit spielte eindeutig gegen uns. Wie die ganzen letzten 5 Wochen schon, doch heute war der schlimmste Tag von allen.
"Hey Leute. Ich seh hier was. Schnell herkommen. Ich glaub, ich hab sie gefunden" rief Mikko und sofort stürmten wir zu ihm. Von weitem konnte ich einen Körper im Schnee liegen sehen. Bei ihr angekommen, ließ ich mich neben sie auf die Knie fallen.
"Lilja" flüsterte ich, legte meine Finger auf ihren Hals und suchte den Puls.
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