Teil 23
*Liljas Sicht*
Ich wurde wach, als jemand die ganze Zeit hin und her zappelte. Ich öffnete meine Augen und sah Jukka, der sich unruhig hin und her wälzte. Leise stöhnte er dabei immer wieder auf. Sanft legte ich meine Hand auf seine Stirn und erschrak. Er glühte förmlich. Hatte er wirklich Fieber? Wenn, dann schien es ziemlich hoch zu sein und wurde es nur durch den Traum ausgelöst? Ich streichelte seine nassen Haare aus dem Gesicht und versuchte ihn, durch rütteln wach zu bekommen. Doch er reagierte darauf nicht. Immer döller rüttelte ich ihn, doch nichts geschah. Was sollte ich jetzt machen? Ich war wie gelähmt. Versuchte immer wieder seinen Namen zu sagen, doch es ging nicht. Verdammt, jetzt wo es drauf ankommt, schaffe ich es nicht? Das kann doch nicht wahr sein...
Ich hörte nicht auf, ihn zu schütteln und zu rütteln, doch er nahm dies gar nicht wahr. Stöhnte immer wieder leise auf und ich befürchtete, wenn er sich weiter so hin und her wälzt, fällt er noch von der Couch. Ich hob vorsichtig seinen Kopf hoch und kletterte von der Couch runter. Ich rannte ins Bad, durchwühlte die Schränke, bis ich einen Lappen fand. Über diesen ließ ich eiskaltes Wasser laufen, hockte mich neben Jukka und legte den Lappen auf seine Stirn. Er zuckte kurz zusammen und doch wachte er auch davon nicht auf. In mir machte sich die pure Verzweiflung und Angst breit.
Doch es war eine andere Angst, als sonst. Ich hatte um Jukka Angst. Angst, das es was ernstes sein könnte und ich spürte erste Tränen an meinen Wangen runter laufen. Immer wieder wischte ich ihm den schweiß von der Stirn und versuchte ihn zu wecken. Verdammt Jukka, was soll ich tun? Der Lappen fühlte sich nach kurze Zeit fast trocken an und so rannte ich wieder ins Bad, um diesen wieder mit kaltem Wasser zu tränken, als ich es im Wohnzimmer rumsen hörte. Erschrocken rannte ich zurück und sah Jukka auf dem Boden vor der Couch liegen. Ich kniete mich neben ihm und streichelte seine Wange.
Er verzog immer wieder das Gesicht. Hatte er sich beim runter fallen weh getan? Gar verletzt? Ein Arzt. Genau, ich muss ein Arzt rufen. Ich suchte Jukkas Handy, doch konnte ich es nicht finden. So rannte ich hoch, in mein Zimmer und nahm mein Handy in die Hand. Ich starrte aufs Ziffernfeld und wusste nicht, welche Zahlen ich drücken muss. Wie war die Nummer vom Notarzt? Das kann doch nicht wahr sein. Wusste ich selbst das jetzt nicht mehr? Oder war sie nur durch die Panik weg? Es waren nur Jukkas und Rafas Nummer eingespeichert und so wählte ich, ohne zu zögern, Rafas Nummer, wohlwissend, das ich mich ihm nicht verständlich machen konnte. Doch vielleicht verstand er meinen stummen Hilferuf. Es klingelte gefühlte Ewigkeiten. Die Uhr zeigte 02:35Uhr. Er schläft bestimmt tief und fest. Mit einmal hob er ab und klang total verschlafen.
"Hey Lilja. Was gibt's?" fragte er, sichtlich müde. Meine Atmung ging immer schneller und ich zitterte schon am ganzen Körper. Ich schniefte nur und wusste nicht mehr weiter.
"Lilja? Ist alles ok bei dir?" fragte er und klang nun besorgt. Nein, ist es nicht verdammt. Jukka brauch Hilfe, schrie es in meinem Kopf und ich schluchzte kurz laut auf.
"Ist etwas passiert? Gib mir irgendein Zeichen, wenn du Hilfe brauchst" fragte er, nun schon offensichtlich beunruhigt. Ich bündelte meine letzte vorhandene Kraft und klammerte mich ans Handy fest.
"Jjjjuuukkkkaaaa" stotterte ich zitternd und brachte nicht mehr über die Lippen.
"Ist Jukka was passiert? Seit ihr Zuhause? Ich fahr sofort los und bin gleich bei euch. Mach unten das Tor auf" und noch während er sprach, hörte ich wie seine Tür ins Schloss knallte. Das Handy noch immer fest umklammert, ging ich runter, öffnete das Tor, ließ die Haustür ein Stück auf und ging ins Wohnzimmer. Dort lag Tapsi neben Jukka und ihr Kopf lag auf seinen Bauch. Traurig schaute sie mich an.
Ich kniete mich hinter Jukka seinen Kopf, hob diesen ein Stück an und legte ihn in meinen Schoß. Mit dem Lappen versuchte ich weiterhin die Hitze aus seinem Gesicht zu verjagen, die anderen Hand ließ ich einfach auf seine Wange liegen und streichelte diese mit dem Daumen. Halte durch, Jukka. Hilfe ist unterwegs. Betete ich immer wieder und hoffte, er würde spüren, das ich da bin. So wie ich es spürte, das er immer da ist. Kurz danach hörte ich eine Tür knallen und schon rief jemand immer wieder laut meinen Namen, bis Rafa ins Wohnzimmer gerannt kam und uns geschockt anschaute.
"Um Himmels willen. Was ist passiert?" fragte er, während er sich neben Jukka hockte. Ich nahm Rafas Hand und legte diese auf Jukka seine glühende Stirn, während ich gleichzeitig mit der Hand versuchte zu erklären, das er auch von der Couch gefallen ist.
"Verdammt, er verbrennt ja förmlich. Wir bringen ihn ins Schlafzimmer, dann rufe ich den Arzt" und schon stand er auf, hob Jukka hoch und trug ihn ins Schlafzimmer. Ich rannte vor, machte die Tür auf, Licht an und wartete, das er Jukka ins Bett legte. Dort zogen wir Jukka die durchgeschwitzten Sachen aus und ich deckte ihn ordentlich zu. Ich blieb bei ihm sitzen, während Rafa Jukkas Handy suchte, fand und dessen Arzt anrief. Wieder versuchte ich, mit dem kalten Lappen seine Stirn zu kühlen.
"Weist du, ob er irgendwo ein Fieberthermometer oder ähnliches, hat?" fragte mich Rafa und strahlte, trotz alle dem, eine gewisse Ruhe aus. Ich schüttelte nur hilflos den Kopf und er ging die Bäder durchsuchen. Es war nicht zu überhören, wie er sämtliche Schränke durchwühlte. Nach einer gefühlten Ewigkeit kam er wieder ins Zimmer.
"Hab eins gefunden" meinte er, hockte sich neben Jukka und hielt es ihm kurz ins Ohr. Eigentlich dauert es nur 2-3 Sekunden, bis es fertig gemessen hat. Doch diese wenigen Sekunden zogen sich in diesem Moment ewig hin. Endlich piepte es, Rafa zog es raus und schaute drauf.
Deutlich war zu sehen, wie ihm die Farbe aus dem Gesicht fiel. Stumm hielt er es mir vor meinem Gesicht. 40,8 grad. Oh mein Gott. Das war viel zu hoch. Ich geriet noch mehr in Panik, hockte mich aufs Bett und rüttelte Jukka unsanft, damit er endlich aufwachte. Ich ließ nicht ab von ihm. Rüttelte ihn immer weiter. Immer stärker. Verdammt Jukka, mach deine Augen auf. Lass mich in deine grünen, warmen Augen schauen.
Irgendwann spürte ich zwei Arme, die sich um mich legten, die mich vorsichtig, aber bestimmend vom Bett runter zogen und plötzlich saß ich auf einem Schoß. Doch ich realisierte nicht mehr, wessen Arme das waren. Zu wessen Schoß sie gehörten. Ich wusste nur, das es nicht Jukka sein konnte und das gab mir den Rest. Zu wissen, das er mir gerade nicht helfen konnte. Zu wissen, das ich ihm nicht helfen konnte. Ich wartete die ganze Zeit auf das Kribbeln. Das Kribbeln, welches sich langsam in meinem Körper verteilte, bis es alles eingeschlossen hatte. Doch das kribbeln blieb aus. Auch kein zittern war im anmarsch. Irgendwas war dieses mal anders. Es dauerte eine ganze weile, bis ich merkte, das ich einfach nur wippte und Jukka anschaute. Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Ich war immer noch hier. Ich bin nicht in die andere Welt abgetaucht. Aber wie war das möglich? Ich bin doch genau so in Panik geraten, wie sonst auch. Kurz vorm durch drehen. Und doch war ich immer noch hier. Ich verstand es nicht. Merkte den kleinen, aber feinen Unterschied einfach nicht. Dabei hatte ich ihn genau vor meinem Gesicht.
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