Teil 18
*Liljas Sicht*
Ich schlief ziemlich unruhig. Träumte immer wieder wirres Zeug. Wurde immer wieder wach und jedesmal tat mein Kopf ein bisschen mehr weh. Ich traute mich kaum zu bewegen, aus Angst, vor dem pochen in meinen Schläfen. Aber pochen war nicht mehr das richtige Wort. Es fühlte sich schon eher wie ein hämmern an. An beiden Schläfen. Als ob die ganze Zeit jemand von drinnen anklopft und es fühlte sich so schrecklich an. Es sollte aufhören. Jetzt. Ich angelte nach dem Handy und schaute, was die Uhr sagt. 03:47Uhr. Ich überlegte kurz, doch dann schrieb ich Jukka eine Sms
"Ganz doll Kopfschmerzen. Hast du noch eine Tablette?" Keine 5 Minuten später kam Jukka mit einem Glas und der ersehnten Kopfschmerztablette ins Zimmer geschlichen. Das große Licht ließ er aus und machte nur das kleine Licht vom Nachttisch an. Ich kniff die Augen zusammen. Das Licht verschlimmerte meine Kopfschmerzen nur. Wie kleine Blitze, die immer wieder vor meinem Auge blitzen. Er setzte sich aufs Bett, gab mir beides und schaute mich besorgt an. Ich setzte mich langsam auf und verzog das Gesicht. Jede Bewegung machte es schlimmer und nun durchzog auch noch eine leichte Übelkeit meinen Körper. Ich nahm die Tablette und trank das Glas Wasser in einem Zug leer. Dann legte ich mich langsam wieder hin und versuchte, mich nicht mehr zu bewegen.
"So schlimm?" fragte er besorgt, woraufhin ich leicht nickte und auch diese Bewegung bereute ich sofort. Wieder verzog ich das Gesicht. Jukka nahm die Decke und deckte mich ordentlich zu, anschließend legte er seine kühle Hand vorsichtig auf meine Stirn. Ich nahm sie, legte sie auf meine rechte Schläfe und schloss meine Augen. Er ließ seine Hand dort liegen und streichelte mich zärtlich mit seinem Daumen. Kaum zu glauben, das solch starke Hände so zärtlich sein können. Und er hatte sein Versprechen gehalten. Er war sofort gekommen.... Und mit diesem Gedanken schlief ich, diesmal wesentlich ruhiger, wieder ein.
Ich spürte, wie sich etwas in meinem Bauch den Weg nach draussen suchte. Ich öffnete meine Augen, stand auf und rannte auf Toilette. Nachdem ich mich übergeben hatte, blieb ich über der Toilette hängen. Mein Kopf schien zu explodieren. Alles drehte sich vor und in mir und das Sonnenlicht von draussen schien alles zu verschlimmern. Nur nicht Bewegen. Es soll aufhören. Dieses hämmern machte mich wahnsinnig. Ich konnte es nicht mehr ertragen und ließ, still und leise, meinen Tränen freien lauf. Es war so schmerzhaft. So unerträglich schmerzhaft. Warum hörte es nicht auf? Hätte die Tablette nicht helfen müssen? Oder hatte die Wirkung schon nachgelassen? Ich legte meinen linken Arm auf die Toilettenbrille und meinen Kopf langsam auf meinen Arm. Meine nackten Beine lagen auf den kalten Fliesen. Ich spürte, wie die Kälte sich langsam durch meinen Körper zog. Doch ich wollte mich nicht bewegen. Wollte nur hier liegen bleiben. Warten, bis alles vorbei ist. Eine gefühlte Ewigkeit später realisierte ich erst, das Tapsi neben mir stand und mir über meine Hand leckte.
"J-u-k-k-a" kam es leise und stotternd über meine Lippen. Doch wirklich realisierte ich das nicht. Lag einfach weiter da und wartete. Wartete auf Besserung. Wartete auf Hilfe. Auf irgendetwas. Merkte nicht mehr, wie Tapsi los lief. Merkte nicht mehr, wie meine Augen zufielen.
*Jukkas Sicht*
Wie ich Papierkram hasse. Rechnungen schreiben. Mahnungen schreiben. Papiere einsortieren. Kostenvoranschläge kalkulieren und schreiben. Termine koordinieren. Das war alles nicht meine Welt. Teilweise seit Wochen schob ich es mal wieder vor mich her. Doch es half alles nichts. So machte ich mich etwas mürrisch an die Arbeit und vergaß, nach und nach, alles um mich herum. Ich war so in die Arbeit versunken, das ich nicht mitbekam, wie Tapsi, wimmernd, oben hinter Liljas Tür stand, an dieser kratzte und irgendwann aufbekam. Erst, als sie direkt neben mir stand und mich anbellte, kehrte ich wieder ins hier und jetzt zurück. Ich sah sie erschrocken an. Sie bellte fast nie.
"Was ist denn los?" fragte ich sie, als ob sie antworten könnte. Sie bis sanft in mein Hosenbein und versuchte, mich mitzuziehen. Lilja, schoss es mir in den Kopf, stand auf und rannte hinter Tapsi hinter her in Liljas Zimmer. Panisch schaute ich mich um, doch war sie nirgends zu sehen. Tapsis bellen ließ mich ins Bad rennen. Dort hing Lilja über der Toilette und hatte die Augen geschlossen.
"Lilja? Was ist mit dir?" fragte ich, ängstlich und besorgt, als ich mich neben sie hockte. Doch sie reagierte nicht. Vorsichtig hob ich sie hoch. Sie war eiskalt und weis wie Schnee im Gesicht. Ich legte sie ins Bett, deckte sie bis oben hin zu und drehte die Heizung etwas höher. Sie atmete regelmäßig. Das war ein gutes Zeichen. Ich setzte mich aufs Bett und strich ihr einige Haarsträhnen aus dem Gesicht. Ich fühlte ihre Stirn. Fieber hatte sie auch keins. Ich blieb bei ihr sitzen, nahm ihre Hand und streichelte diese sanft. Hatte das mit den Kopfschmerzen von letzter Nacht zu tun? Oder war ihr Essen schlecht gewesen? Oder brütete sie was aus? Von ihrem Horrortrip draussen? Ich beschloss, noch etwas abzuwarten. Wenn sie dann nicht aufwachte, würde ich sicherheitshalber den Doc nochmal anrufen.
*Liljas Sicht*
Ich hörte, wie aus weiter Ferne, wie ein Hund bellte. Spürte, das mich jemand hoch hob und in etwas weiches legt. Wie man mich zudeckt und es ganz langsam wärmer wurde. Sanfte Finger in meinem Gesicht. Wie jemand meine Hand hält. Dann schlief ich wieder ein. Als ich das nächste mal wach wurde, war die Übelkeit verschwunden und meine Kopfschmerzen fast komplett weg. Ich öffnete vorsichtig die Augen und sah direkt in Jukka seine.
"Schön, das du wieder da bist. Gehts dir etwas besser?" fragte er mich leise. Ich nickte. "Was war denn los?" fragte er weiter und reichte mir den block. Ich schrieb alles auf. Von den Kopfschmerzen, dem hämmern, den pochen, der Übelkeit, und der Lichtempfindlichkeit und reichte es ihm. Er las es sich alles durch und meinte
"Das klingt alles sehr nach Migräne. Da dürfte die Tablette auch nicht viel geholfen haben. Falls du das wieder bekommen solltest, sag mir bescheid, dann gebe ich dir gleich eine andere Tablette. Speziell für Migräne. So und nun isst du bitte eine Kleinigkeit. Hast seit 24 Stunden nichts mehr gegessen".
Ich sah auf die Uhr. Es war tatsächlich schon wieder abends. Ich setzte mich auf und er stellte ein Tablett auf meinen Schoß ab.
"Kartoffelsuppe aus der Dose" gab er mir knirschend zu verstehen. Ich grinste kurz und aß dann brav alles auf. Währenddessen erzählte mir Jukka, wie er mich, dank Tapsi, gefunden hat. Jukka ging wieder runter arbeiten und Tapsi bekam, als dank, eine extra lange Kuscheleinheit von mir. Während ich sie hinter dem Ohr kraulte, fiel mein Blick wieder auf den Zettel. Sollte ich ihn wirklich lesen? Oder einfach wegschmeißen? Ich musste wieder an seine blauen Augen denken. Wie er mich angeschaut hat. An dieses Funkeln und glänzen in ihnen. An sein warmes, zaghaftes Lächeln. Doch warum ich? Er kannte mich doch gar nicht? Was könnte er dann von mir wollen? Bestimmt nichts gutes. Ich nahm den Zettel und.....
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