~Sixtyfive~

Ich öffnete meine Tür und erkannte auf Anhieb das Chaos in meinem Zimmer, weshalb ich mir wünschte einfach tot umzukippen. Alles lag verteilt und Kirill stieg mit einem langen Schritt über die Sachen hinweg.

Mein gesamter Kleiderschrank war ausgeräumt und all die neuen Outfits, die Yonathan mir gekauft hatte, wurden zerschnitten und lagen in Einzelteilen auf dem Fußboden. Und als wäre das noch nicht mein kompletter Untergang, klingelte dann mein Handy.

Ich schaute auf das Display, allerdings wurde mir nur Unbekannt angezeigt, weshalb ich den Anruf entgegennahm.

„Hallo? Ich habe deine Anzeige im Internet gesehen und wollte fragen, ob ..."

Ich legte umgehend auf und starrte nur sprachlos auf mein Handy. Nicht einmal mehr Tränen wollten aus meinen Augen kommen, weshalb ich trocken schluchzte.

„Keine Sorge. Wir beseitigen das Chaos", meinte Kirill ausdruckslos, ehe er weiter über die kaputten Sachen stieg und bis in die Mitte des Zimmers sich vorkämpfte. Dort lehnte er sich lässig an meinen Schreibtisch.

„Die Unordnung ist mir doch scheißegal! Mein ganzes Leben ist ruiniert!", sprach ich hysterisch.

„Ich meinte auch nicht die Unordnung", entgegnete er trocken, weshalb ich verstand, von welchem Chaos er redete. Mit dem Chaos meinte er das, in meinem Leben.

Mein Handy gab erneut ein kurzes Ping von sich und signalisierte mir, dass ich eine Nachricht hatte. Zögerlich entsperrte ich das Smartphone und öffnete die Nachricht, um es auch sofort wieder kreischend zu sperren. Mir hatte jemand ein Foto von seinem allerbesten Stück geschickt!

„Was?", fragte Kirill und konnte dabei nicht gleichgültiger klingen. Ich gab ihm nur mein Handy, weil ich es ihm nicht sagen konnte und genau in dem Moment klingelte es erneut.

Kirill drückte ihn nur weg und gleich darauf schoss die Tür hinter mir auf, wodurch ich erschrocken kreischte.

„Man Stenja!", fluchte ich, als ich den Blauhaarigen geschockt ansah. Er zwinkerte mir nur zu und ich rollte daraufhin mit den Augen.

Mein Handy gab ununterbrochen Töne von sich, denn anscheinend war der Link bereits zu allen durchgedrungen.

„Wir haben ein kleines Problem, wenn all die Leute sich auf deinem Handy melden", meinte Kirill und schaute auf die etlichen Nachrichten. „Yonathan wird es sicher überwachen und es ist nur eine Frage von wenigen Minuten, bis er das mitbekommt."

„Ich kann dagegen aber nichts tun", entgegnete ich seufzend und wollte mir gedanklich nicht ausmalen, wie er darauf reagieren würde.

„Wir müssen die Karte sperren", meinte Stenja, woraufhin ich ihn nachdenklich betrachtete.

„Das würde ihn nur noch stutziger und vor allem wütender machen." Mein Handy klingelte während unserer Diskussion einfach weiter und zu dritt grübelten wir, was wir dagegen tun sollten.

Erneut schoss die Tür auf und Stenja zog mich schützend hinter sich, wodurch mir mein Herz beinahe in meine nicht vorhandene Hose rutschte.

Wir erkannten, dass es nur Aljoscha war, wodurch ich beruhigend durchatmete.

„Habt ihr irgendwie schon mal etwas von Klopfen gehört?", fragte ich sauer, als ich die drei Russen mit einem finsteren Blick bedachte.

„Es ist keine Zeit für Höflichkeiten", antwortete Kirill streng, als er an mir vorbeischritt und Aljoscha ins Visier nahm.

„Gibt es neue Informationen?" Ich schaute genauso neugierig zu Aljoscha, wie auch Kirill und Stenja. Mit dem einzigen Unterschied, dass ich keinerlei Ahnung hatte, was die drei planten oder wovon sie sprachen.

„Ich war bei Yonathan in der Firma. Er scheint laut seiner blonden Assistentin den restlichen Tag sehr beschäftigt zu sein", teilte Aljoscha uns mit. Ich zog nur meine Stirn in Falten und verstand überhaupt nichts mehr. „Raya wird für den Rest sorgen."

„Wer ist Raya?", fragte ich eilig, als ein stechender Schmerz durch meine Brust zog.

„Sie ist von uns und lenkt Yonathan nur ab", antwortete mir Aljoscha. Wie meinte er das denn schon wieder?

„Sehr gut. Ich habe mich in das Campusforum gehackt und dort gesehen, dass heute eine Verbindungsparty stattfindet", sagte Kirill und schaute plötzlich zu mir.

„So können wir sie nicht mitnehmen", meinte auch Stenja, welcher mich ebenso musterte. „Lust auf Shoppen? Ich lade dich ein."

„Nein! Ich habe keine Lust zu shoppen! Und schon gar nicht gehe ich auf eine Party mit euch!", rief ich wütend. „Was bedeutet, sie lenkt Yonathan ab?"

Ich hatte momentan schon genug Probleme und sie machten alles noch schlimmer, indem sie anscheinend irgendeine Russin zu meinem Daddy schickten, welche ihm hübsche Augen machen sollte?

„Raya sorgt nur dafür, dass Yonathan uns nicht im Weg stehen wird", informierte mich Kirill, beruhigte mich damit allerdings nicht. Innerlich hätte ich platzen können bei dem Gedanken, dass jemand anderes Yonathan zu nahe kommen würde.

Doch verhindern konnte ich ohnehin nichts, solange die Russen mich wie Adler bewachten.

„Swjosdoschka, du hast eh keine Wahl. Ich schleife dich zur Not auch halbnackt dahin, mir egal. Oder du nimmst das Angebot meines Bruders an und kaufst dir was Hübsches", meinte Aljoscha ausdruckslos.

„Was habt ihr überhaupt vor?", hakte ich mich weiter dagegen sträubend nach. Mir gefiel die Idee nicht. Ich war bereits die Zielscheibe vieler an dieser Uni und dann sollte ich auch noch auf eine Party, wo mir hätte sonst was passieren können.

„Wir zeigen den amerikanischen Lackärschen nur, was passiert, wenn man sich mit der Bratva anlegt", entgegnete Kirill in seinem gewohnt kryptischen Ton, weshalb ich nur mit den Augen rollte.

Es konnte nur in einer Katastrophe enden!

***

Am Abend befanden wir uns auf den Weg zu dem Verbindungshaus, in dem die Party stattfinden sollte. Stenja hatte mit mir tatsächlich eine winzige Shoppingtour getätigt und ich schritt in einem hübschen, blauen Kleid neben den Russen her.

Das Kleid war nicht sexy oder verspielt, weshalb ich vermutlich nicht wirklich auffallen würde. Aber das wollte ich auch gar nicht.

Ich fühlte ich mich alles andere als wohl und das signalisierte auch mein Körper, da er fürchterlich zitterte, obwohl es nicht kalt war. In meinem Bauch entstand ein immer größer werdendes mulmiges Gefühl und auch die Angst kroch meine Wirbelsäule hoch.

„Wir passen auf dich auf, Malyschka", sagte Stenja, welchem mein Zittern vermutlich aufgefallen war. Er legte einen Arm um meine Schulter und versuchte mich mit der Geste anscheinenden zu beruhigen. Allerdings war es nicht so, dass ich um meine Wenigkeit Angst hatte. Viel mehr machte ich mir Sorgen, dass die Russen einen Amoklauf planten.

Zutrauen würde ich es denen.

„Könnt ihr mir bitte erklären, was genau ihr vorhabt? Das würde mich eventuell etwas beruhigen", sagte ich, als ein Klingeln von meinem Handy ertönte. Mein Smartphone hatte von Stenja eine neue Nummer bekommen, weshalb dieses nur noch wegen einer einzigen Person klingeln konnte.

„Geh ran und mach auf laut", bestimmte Kirill, als ich stehenblieb und die drei Russen sich um mich versammelten. „Und denk daran, Yonathan darf kein Verdacht schöpfen, dass etwas nicht in Ordnung sei."

Ich nahm das Gespräch an und stellte umgehend den Lautsprecher an, ehe in meinem Bauch erneut ein mulmiges Gefühl aufkam.

„Hi", krächzte ich mit zittriger Stimme.

„Hey Princess. Stenja hat mir gesagt, was vorgefallen war und du dir eine neue Nummer besorgt hast", meinte Yonathan am anderen Ende der Leitung. Ich schaute unwissend zu Stenja und zuckte mit den Schultern, da er es anscheinend nicht für nötig hielt, mich auch mit einzuweihen.

„Das sind nur dumme Streiche. Mach dir nichts draus", fügte Yonathan noch hinterher, was mich nur noch mehr verwirrte. Umso erleichterter war ich, als er das Thema damit auch beendete.

„Stenja sagte auch, dass es dir nicht so gut geht."

Wieder schaute ich sauer zu Stenja, da ich keine Ahnung hatte, wovon Yonathan redete. Dieser tippte auf seinen Kopf und signalisierte mir damit, was er zu Yonathan gesagt hat.

„Ja, mein Kopf schmerzt noch immer", antwortete ich mit belegter Stimme. Es war ein schreckliches Gefühl ihn anzulügen und am liebsten wäre ich weggerannt und hätte Yonathan alles erklärt.

„Vielleicht von den Hormonen. Hast du deine Periode schon?"

Peinlich berührt schloss ich für einen Bruchteil der Sekunde meine Augen und wünschte einfach im Erdboden zu versinken.

„Ja", entgegnete ich eine gefühlte Ewigkeit später. Ich schaute vorsichtig zu den Russen, welche aber keineswegs belustigt aussahen und nur ernst auf das Handy starrten.

„Ich habe leider so viel in der Firma zu tun, sonst hätte ich dich mit zu mir genommen und dich etwas verwöhnt", sagte Yonathan, während man im Hintergrund hören konnte, wie er anscheinend in Papieren wühlte.

„Nein, alles gut. Sind ja nur Kopfschmerzen", erwiderte ich. Der Kloß in meinem Hals wurde immer größer und ich hätte am liebsten geschrien, dass er mich holen soll. Weg von den Russen und deren schrägen Einfälle, damit ich behütet in Yonathan Armen liegen konnte.

„Wenn es dennoch schlimmer wird oder du Sehnsucht hast, melde dich bei mir. Ich habe mein Handy bei mir."

Meine Tränen bildeten sich in den Augen und ich blinzelte diese eilig weg. Ich nickte nur bestürzt und wurde von Aljoscha sanft angestupst.

„Ja mach' ich." Meine Stimme war nur ein leises Hauchen und ich war mir sicher, dass Yonathan meine Bedrücktheit heraushören würde, weshalb ich meine Stirn in Falten zog und misstrauisch mein Handy musterte.

„Gut. Dann lege dich etwas hin. Morgen ist es bestimmt schon besser", sagte Yonathan in einem vollkommen normalen Ton. Bevor ich antworten konnte, ertönte eine weibliche Stimme im Hintergrund, welche Russisch sprach.

Sie kicherte, dann lachte auch Yonathan und mein Herz fühlte sich an, als würde es in tausend Teile zerspringen.

„Wir sehen uns morgen, Princess. Ich muss leider weitermachen", verabschiedete er sich eilig von mir, wodurch mir abermals Tränen in die Augen schossen. Das ekelhafte Gefühl der Eifersucht festigte sich in meinem Magen und die Übelkeit stieg mir auf. Yonathan legte auf und mit zittrigen Händen packte ich mein Handy weg.

„An deiner Überzeugungskunst arbeiten wir aber noch", meinte Kirill gleichgültig, ehe die drei weitergingen.

„Aber immerhin scheint Yonathan in seinem Wahn kein Verdacht zu schöpfen. Also können wir ganz entspannt auf die Party", erwiderte Aljoscha. Sie liefen weiter, als wäre nichts passiert und ich blieb mit schmerzenden Herzen stehen.

Einzig Stenja bemerkte es und kam die wenigen Schritte zurück, um mich mit sich zu ziehen.

„Jetzt zieh nicht so ein Gesicht. Das wird lustig!"

Diesen Satz hatte ich in letzter Zeit viel zu häufig gehört und nie bewahrheitete sich dieser für mich, weshalb ich auch nur stumm den drei Russen folgte.

Innerlich betete ich bereits, dass die Party in keinem Blutbad enden würde. Doch wie sich später herausstellen sollte, geschah weitaus schlimmeres.

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👀

Ich weiß, ich spanne euch ziemlich auf die Folter 😂

Aber wir kommen dem Ende endlich näher 🥰 meine Frage an euch ist jetzt, wollen wir die letzten Kapitel am Wochenende in eine Lesenacht machen, oder soll ich weiterhin hochladen sobald ein Kapitel fertig ist?

Freue mich über eure Meinungen 🫶🏻

Und ich werde auch versuchen eure Kommentare wieder mehr zu beantworten 🙈😅

❤️❤️❤️

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