~Six~

Ich rannte aus dem Gebäude und auf den Bus zu, als würde mein Leben davon abhängen und erst als ich im Bus Platz nahm, erlaubte ich mir kräftig durchzuatmen.

Noch immer fand ich die Geschehnisse der letzten Stunde unrealistisch und doch haftete sein Duft noch immer an mir.

„Du musst Ja sagen. Ich bin mir sicher, wir würden eine aufregende Zeit gemeinsam haben.

Das waren seine Worte und ich war mir sicher, dass solch ein Mann ganz andere Vorstellungen von Spaß hatte, als so ein kleines, schüchternes Mädchen, wie ich es war.

Frustriert atmete ich tief ein, denn eine Lösung für mein Problem hatte ich noch immer nicht. Ich würde dieses seltsame Angebot nicht annehmen, wer wusste schon, was er alles von mir verlangen würde.

Dabei hatte ich mir so sehr erhofft, er würde mir einen richtigen Job anbieten, doch natürlich wäre ich nicht qualifiziert genug. Mich beleidigte es sogar, dass Mr. Kingsley einzig interessiert war an sexuellem Gefälligkeiten.

Da sah man wieder, wie arrogant wohlhabende Menschen waren. Sie dachten doch tatsächlich, sie könnten mit Geld alles kaufen, was sie wollten!

Die E-Mail würde ich im Studentenwohnheim umgehend löschen. Mich interessierten die sogenannten Regeln nicht, auch wenn es verlockend klang, keine Geldsorgen mehr zu haben.

Allerdings war ich noch nicht so weit unten! Dann müsste ich eben anderweitig Geld verdienen und vielleicht im La Fontana meinem Chef Giovanni um weitere Schichten anbetteln. Ich würde es auch ohne diesen arroganten Schnösel und seinem Geld schaffen.

Ich kam an dem Campus an und schaute an die große Uhr über dem alten Gebäude. Die Zeiger der Uhr sagten mir, dass es halb 5 war und ich die Schicht im Restaurant sogar noch rechtzeitig antreten konnte.

Also lief ich eilig zu dem Wohnheim und zog mir meine schwarze Anzughose, die weiße Bluse und die schwarze Weste an. Meine blonden Haare flechtete ich eilig zu einem Zopf, ehe ich mir gemütliche weiße Sneaker anzog.

Ich stürmte nach draußen, wo ich jedoch gegen jemanden prallte und auf die Knie fiel.

„Ich weiß, dass ich umwerfend bin, aber du musst ja nicht direkt auf die Knie gehen“, lachte Kyle und sah auf mich herab. Ich verdrehte genervt meine Augen und stand auf, um den Dreck von meiner Hose zu klopfen.

Ein arrogantes Arschloch am Tag war definitiv ausreichend!

„Bild dir nicht zu viel ein, nur weil du meinen musst, dumm in der Gegend herumzustehen.“

„Es ist solch eine Verschwendung, dass du deinen Mund für solch unnötigen Worte benutzt, anstatt damit Taten zu vollbringen“, grinste er mich überheblich an.

„Unnötig ist, dass du für solch dummen Sprüche die Luft um uns herum verschwendest“, rollte ich nur wieder mit den Augen, ehe ich an ihm vorbeiging.

„Du wirst schon noch nach meinem Schwanz betteln!“, rief er mir quer über den Campus hinterher, weshalb ich mit roten Wangen einen Schritt zulegte. Natürlich bemerkte ich die Blicke, der anderen Studenten auf mir, weshalb ich meinen Kopf senkte und froh war, als ich den Campus verließ.

Dank Kyle schaffte ich es nicht pünktlich am La Fontana zu sein, weshalb ich mit einer zehnminütigen Verspätung in das Lokal stürmte.

Leider übersah ich dabei eine Kollegin, welche ein volles Tablet mit Getränken auf einer Hand balancierte und rannte direkt in sie hinein.

Die Gläser klirrten laut, als sie auf dem Boden zersprangen und meine Uniform tropfte von den Getränken, genauso wie die von meiner Kollegin.

„Es tut mir leid“, sagte ich eilig und half ihr auf.

„Skylar, schön, dass du uns mit deiner Anwesenheit doch noch beehrst und dich dann auch noch wie ein Elefant im Porzellanladen benimmst“, meinte er trocken und sichtlich wütend.

„Es tut mir leid. Es gab noch einen Zwischenfall auf dem Campus“, erklärte ich hastig meine Verspätung, jedoch ließ Giovanni mich während des Redens einfach stehen, was mich ihn fassungslos hinterher sehen ließ.

„Welche Laus ist ihm denn über die Leber gelaufen“, murmelte ich kopfschüttelnd, als Giovanni plötzlich wieder auftauchte und mich finster ansah.

„Abmahnung! Zwei noch und du bist gefeuert. Zudem kürze ich dir deine Schichten“, presste er wütend hervor. Ich spürte den Kloß in meinem Hals wegen seiner vollkommen übertriebenen Reaktion. Es waren lächerliche 10 Minuten und der Zusammenprall war auch keine Absicht!

„Aber-“

„Keine Wochenendschichten und nur noch die Mittagsschichten“, unterbrach er mich forsch. Meine Augen wurden bereits glasig. Er wusste genauso gut, wie ich, dass ich so niemals über dir Runden kommen würde. Zudem müsste ich für die Mittagsschichten etliche Seminare ausfallen lassen, was ich mir ebenso wenig leisten konnte, wie demnächst mein Zimmer im Wohnheim.

„Giovanni“, seufzte ich, als die erste Träne mein Auge verließ. „Das kannst du nicht machen, bitte!“

„Geh nach Hause, Skylar. Ich habe keine Arbeit für solch einen Trampel! Wir sehen uns am Montag“, sagte er nur kühl und ließ mich im Personalbereich allein stehen.

Das durfte doch alles nicht wahr sein! Erst die Ernüchterung mit dem Schnösel und dann werde ich von meinem Chef noch halb aus dem Lokal geworfen!

Hätte ich mich doch bloß krankgemeldet!

Verzweifelt schrie ich meinen Frust aus und haute mit der flachen Hand gegen die Metalltür der Spinde. Meine Handfläche begann augenblicklich zu zwiebeln, doch meine Verzweiflung verschwand dadurch nicht.

„Sky, warum stehst du denn hier herum?“, fragte mich die kleine Brünette, welche abgehetzt den Personalraum betrat.

„Ich soll nach Hause, weil es für mich keinerlei Arbeit gäbe“, antwortete ich traurig. Ich hätte das Trinkgeld von dem Samstagabend so sehr benötigt, doch nun konnte ich mir Gedanken machen, wie ich die nächste Woche über die Runden kommen konnte.

„Was?“, rief Tammy empört. „Wir sind nach den Kündigungen von Tim und Clara vollkommen unterbesetzt!“

Ich sah sie missmutig an und verstand überhaupt nichts mehr. Wieso sagte Giovanni zu mir, er hätte keine Arbeit, obwohl es offensichtlich einen großen Mangel gab?

„Ich kann dir nur sagen, was Giovanni zu mir meinte“, erwiderte ich seufzend.

„Der hat sie doch nicht alle! Wir hätten jede helfende Hand gebrauchen können! Tut mir sehr leid, Sky, aber ich muss weitermachen.“

Sie stürmte hinaus in das Lokal und ich schaute ihr durch das runde Glas der Schwenktür hinterher. Das Restaurant war sehr gut besucht und die wenigen Kellner rannten förmlich zwischen den Tischen hin und her, während einige Gäste bereits genervt wirkten.

Giovanni musste einen ziemlichen Groll gegen mich hegen, wenn er dies so in Kauf nahm, nur um mich bluten zu lassen.

Ergebend löste ich mich von der Scheibe, zog mich hastig um und ging zu dem Hinterausgang. Ich wusste nicht, was ich mit meiner gewonnenen Zeit an einem Samstagabend anstellen sollte, entschloss mich jedoch zurück zu dem Campus zu gehen.

Ich könnte in die Bibliothek und lernen, immerhin wäre es gut, wenn ich bereits etwas Stoff aufholte, da ich demnächst weniger Seminare besuchen konnte.

In der Bibliothek brannte nur sanftes Licht und ich verzog mich in eine der hinteren Ecken, nachdem ich mir einige Bücher genommen hatte. Ich setzte mich und schlug das erste Buch auf, doch meine Gedanken schweiften immer wieder ab.

Es war schier unmöglich, mich auf den Inhalt zu konzentrieren, während ich im Kopf über Zahlen und Geld nachdachte. Frustriert schlug ich das Buch laut zu und nahm mein Handy, um die Taschenrechner App zu öffnen.

Ich addierte meine Rücklagen mit meinen voraussichtlichen Einnahmen der Schichten sowie dem Trinkgeld, welche nebenbei gesagt nicht viele waren und schaute mir das Ergebnis an. Danach subtrahierte ich die Miete für mein Zimmer und stellte bereits fest, dass ich da schon im zweistelligen Minusbereich war.

„Scheiße!“

Ich konnte mir weder das Zimmer leisten, noch essen oder trinken, was wirklich niederschmetternd war!

Das einzige, was mir nun noch helfen konnte, war ein neuer Job, weshalb ich direkt das Internet öffnete und nach Arbeit suchte. Jedoch war der Arbeitsmarkt wie leergefegt. Nichts entsprach meinen Vorstellungen oder ich war nicht qualifiziert genug.

Gerade als ich mein Handy auf den Tisch fallen lassen möchte, gibt dieses ein leises Ping von sich und eine Nachricht wurde im oberen Bereich angezeigt. Es stellte sich heraus, dass es keine Nachricht, sondern viel mehr eine Erinnerung war.

Du hast eine ungeöffnete E-Mail.

Natürlich war diese Mail aus gutem Grund noch immer ungeöffnet. Meine Neugier wuchs jedoch wieder und es interessierte mich doch brennend, was in dieser E-Mail vorhanden war.

Sollte ich sie löschen oder doch wenigstens einen Blick darauf riskieren?

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Eurer Wunschkapitel ❤️

Ich weiß, ihr habt da auf mehr gehofft 🙈😂 allerdings halte ich nicht sehr viel von der Wattpadhierarchie 🤣

Ich möchte nicht, dass alles innerhalb der ersten Kapitel bereits passiert, so wie man es von Wattpad gewohnt ist 🙈

Hoffe ihr habt Verständnis, alles andere wäre für mich zu unrealistisch 🥰

Lasst gerne Feedback da und den 🌟

❤️❤️❤️

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