~Nineteen~
Der Donnerstag zog sich wie zäher Kaugummi. Die Vorlesungen vergingen nur schleppend und auch meine Schicht im La Fontana war so ereignislos wie der vorherige Abend.
Yonathan hatte mich in seinem teuren Sportwagen zurück zu der Universität gefahren, wobei es im Auto eher ruhig war. Als wir ankamen, gab er mir zum Abschied abermals einen Kuss auf die Stirn, ehe ich ausstieg und den roten Rücklichtern beim Wegfahren hinterhersah.
Im ersten Moment war ich ziemlich enttäuscht, dass er mich mit einem Kuss auf der Stirn verließ. Jedoch legte sich diese Enttäuschung, je mehr ich die Nacht darüber nachdachte. Er wollte mein Vertrauen gewinnen, denn genau darum ging es doch bei dem Vertrag.
Ich musste mir zwar eingestehen, dass ich mich über einen richtigen Kuss gefreut hätte, aber es war vermutlich auch besser so, wenn er solche Dinge auf das Minimalste beschränkte.
Am frühen Abend befand ich mich in der letzten Vorlesung, als mein Handy auf meinem Tisch aufleuchtete und mir eine neue E-Mail anzeigte.
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Von: Yonathan Kingsley
Betreff: Vertrag
Datum: 25.05.2022, 16:43 Uhr
Für: Skylar MacKenzie
Liebe Sky,
ich hoffe, du hattest einen tollen Tag und du hast den Abend ebenso sehr genossen wie ich.
Anbei übersende ich dir den überarbeiteten Vertrag, welchen du dir bitte nochmals durchlesen sollst.
Ebenso habe ich auch noch eine Aufgabe für dich. Bitte bring morgen eine Kostenaufstellung von deinem Monat mit, damit ich diese übernehmen kann.
Yonathan Kingsley
CEO, Kingsley’s Safe&Lock Industry Solutions
Ich konnte nicht vermeiden, dass meine Mundwinkel beim Lesen nach oben gingen, weshalb ich meinen Kopf eilig hob und mich in dem Vorlesungssaal umsah, ob mich jemand beobachtete. Doch es nahm keiner von mir Notiz, wieso auch, daher klickte ich umgehend auf »E-Mail verfassen«, um Yonathan direkt zu antworten.
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Von: Skylar MacKenzie
Betreff: Vertrag
Datum: 25.05.2022, 16:45 Uhr
Für: Yonathan Kingsley
Werter Mr. Kingsley,
ich werde den geänderten Vertrag umgehend nach meinem Seminar lesen und Ihnen mitteilen, ob ich mit allem einverstanden bin.
Zu Ihrer Bitte … auch dieser werde ich nachkommen, damit Sie Ihr Geld so schnell wie möglich, für mich ausgeben können.
In freudiger Erwartung
Skylar
Natürlich wusste ich, wie ihn diese E-Mail vermutlich ärgerte, weil ich ihn wieder siezte und auch, weil ich auf sein Geld anspielte. Allerdings fand ich die Vorstellung lustig, wie er säuerlich auf sein Handy starrte.
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Von: Yonathan Kingsley
Betreff: Achte auf deine Wortwahl Datum: 25.05.2022 16:46 Uhr
Für: Skylar MacKenzie
Du hast keine Vorstellung davon, wie gern ich dich für deinen Ton über das Knie legen und mit meiner flachen Hand deinen süßen Arsch versohlen würde.
Noch immer in freudiger Erwartung?
Yonathan Kingsley
Gespannter CEO, Kingsley’s Safe&Lock Industry Solutions
Schockiert starrte ich auf das Handy und spürte, wie mein Blut mir augenblicklich in den Kopf schoss und dieser zu glühen begann. Ich bekam es umgehend mit der Angst zu tun und wusste nicht, was ich darauf hätte erwidern sollen, als ich plötzlich leicht von der Seite angestoßen wurde und ein Buch neben mir auf den Tisch knallte.
„Sky“, sagte Kyle und setzte sich direkt neben mich. Erschrocken drehte ich mich zu ihm und fühlte mich augenblicklich ertappt, was das Blut unter meiner Haut noch mehr zum Pulsieren brachte.
„Welchen Geist hast du denn gesehen?“, lachte er, als ich ihn mit großen Augen betrachtete.
„Musst du mich immer so erschrecken?“, hauchte ich mit rasendem Herzen, während ich eilig mein Handydisplay verdunkelte.
„Wieso? Verbirgst du etwas?“, fragte er noch immer lachend, woraufhin ich halbherzig in sein Lachen einstimmte und er mich verwirrt ansah.
„Nein“, erwiderte ich schlussendlich und zog das Wort dabei unnötig in die Länge.
„Okay“, meinte Kyle noch immer skeptisch, ehe ich dann aufstand, da die Vorlesung bereits seit zehn Minuten zu Ende war. Kyle sprang ebenso auf und blieb mir dicht auf den Fersen.
„Eigentlich wollte ich dich fragen, ob du Lust hast, morgen mit mir einen Film zu schauen“, meinte er hinter mir, woraufhin ich leicht mit den Augen rollte. Mein Handy piepste leise und eilig las ich die E-Mail, welche Yonathan mir geschickt hatte.
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Von: Yonathan Kingsley
Betreff: Angst?
Datum: 25.05.2022, 16:58 Uhr
Für: Skylar MacKenzie
Warum bekomme ich keine Antwort mehr? Hast du etwa Angst vor mir, Princess?
Yonathan Kingsley
Besorgter CEO, Kingsley’s Safe&Lock Industry Solutions
„Ich bin morgen bereits verabredet“, antwortete ich, als Kyle aufholte und rückwärts vor mir ging. Die E-Mail brachte mich zum Schmunzeln, aber vorerst musste ich Kyle loswerden, ehe ich mit Yonathan weiter plänkeln konnte.
„Ach komm schon. Kaum frage ich dich und du bist plötzlich schwer beschäftigt?“
Er schien nicht locker zu lassen, was mich ziemlich nervte, denn vorher hatte er auch keinerlei Interesse daran, mich auf ein Date zu bitten.
„Ich bin die Wochenenden in näherer Zukunft immer verplant“, teilte ich ihm ausdruckslos mit. Dabei fiel mir auf, dass auch Marilyn Fragen stellen könnte, warum ich am Wochenende nicht mehr im Wohnheim war. Wobei ich ihr nicht mal die Wahrheit gesagt hätte, wäre sie eine Freundin gewesen.
„Hey, wenn das, was mit letzter Woche zu tun hat … Ich schwöre dir, dich zwingt keiner mehr auf eine Party und so etwas wird auch sicherlich nicht noch mal passieren“, meinte Kyle hastig, ehe er seinen Gang stoppte und mich somit zwang ebenso stehenzubleiben.
„Nein, es hat nichts mit Marilyn zu tun. Ich habe nur eben Wichtigeres zu tun.“ In dem Moment klingelte plötzlich mein Handy, weshalb ich dieses eilig aus meiner hinteren Hosentasche zog. Mit dem Blick auf das Display, stellte ich fest, dass es Yonathan war.
Natürlich rief er mich an, denn ich hatte auf seine E-Mail nicht geantwortet. Jedoch musste er sich noch gedulden, denn solange Kyle an mir klebte, würde ich das Gespräch nicht entgegennehmen können, weshalb ich den Anruf auch wegdrückte.
„Willst du nicht rangehen?“, fragte Kyle.
„Nein, ich rufe später zurück“, antwortete ich.
„Aha, aber noch mal wegen morgen. Wir können doch den Film gemeinsam sehen und dann fährst du später zu, was auch immer du an den Wochenenden machst.“
„Es geht wirklich nicht“, lächelte ich, wobei es mir schwerfiel, noch freundlich zu bleiben, da Kyle mich bereits tierisch nervte. Auf eine Art war es niedlich, wie hartnäckig er war, allerdings traute ich ihm nicht. Solange, wie er mit Marilyn befreundet war, war auch er mein Feind.
„Warum folgst du mir überhaupt? Dein Verbindungshaus ist doch in einer vollkommen anderen Richtung.“
„Ich wollte ohnehin zu dir ins Zimmer, wegen Mary“, teilte er mir mit. Es bestätigte mir, dass ich richtig lag und ihm nicht trauen durfte.
„Wieso? Schmiedet ihr wieder gemeine Pläne?“, fragte ich mit einem sarkastischen Unterton, während ich ihn böse anfunkelte. Mein Handy klingelte abermals und erneut musste ich Yonathan wegdrücken.
In mir kam der böse Verdacht auf, dass er sehr wütend sein würde und dies bestätigte auch die nächste SMS von ihm.
„Wenn du dich nicht augenblicklich bei mir meldest, schwöre ich dir, wirst du die nächste Woche weder sitzen noch laufen können!“
Ich hörte förmlich sein bedrohliches Knurren heraus und ein kleiner Angstschauer jagte mir über den Rücken. Denn wenn ich eins wusste, dann dass solch ein Mann, wie Yonathan Kingsley keine leeren Versprechungen machte!
„Ich muss dringend telefonieren, tut mir leid. Wir sehen uns“, sagte ich eilig, als wir bereits an dem Wohnheimkomplex ankamen und ich um dieses herumlief, um in Ruhe zu telefonieren.
Ich spürte den verwirrten Blick von Kyle auf mir, aber dafür hatte ich keine Zeit. Auch wenn ich Yonathan noch nicht allzu gut kannte, wusste ich instinktiv, dass er seine Drohung auch wahr machen würde, weshalb ich ihn so schnell wie möglich besänftigen musste.
Mit dem Handy in der Hand, ließ ich mich auf eine Bank nieder, während ich zeitgleich die Nummer von Yonathan wählte.
„Ich hoffe, du hast eine gute Erklärung dafür, warum du mich zweimal hintereinander wegdrückst und auf keine meiner Nachrichten reagierst“, sprach er wütend in das Telefon.
„Entschuldige, aber ich wurde aufgehalten und es wäre mehr als unangebracht, solch eine Konversation vor anderen Studenten zu führen“, zischte ich in mein Handy. Keine Ahnung, woher mein Mut kam, aber was bildete er sich eigentlich ein?
Dass ich springen musste, sofern er schnipste?
„Deine Vorlesung ist bereits seit 16.45 Uhr zu Ende und wir haben es jetzt 17:12 Uhr. Was genau tust du so lange danach noch?“, fragte er und schockierte mich immer mehr.
Woher wusste er, wann meine Vorlesungen waren?
„Du hast eindeutig ein Problem mit deinem Kontrollzwang“, rollte ich mit den Augen. Die Worte verließen schneller meinen Mund, als ich hätte darüber nachdenken können und sofort bereute ich es, dies laut ausgesprochen zu haben.
„Übertreib es nicht!“, presste er wütend hervor. „Was hast du gemacht, bis eben?“
„Ich habe mich noch mit einem Studenten aus meinem Kurs unterhalten“, sagte ich ehrlich.
„Einem?“, wiederholte er, stark betont auf die männliche Form.
„Herrgott, möchtest du mir jetzt jeglichen Kontakt zu männlichen Personen verbieten?“, fragte ich genervt und scharrte nebenbei mit meinen Turnschuhen den Sand unter mir zusammen.
„Nur jeden unnötigen Kontakt. Ansonsten kannst du auch gerne ein Halsband mit meinem Namen haben, welches du zu jeder Zeit tragen musst“, meinte er ohne jeglichen Ausdruck in der Stimme. Er schien sich etwas abreagiert zu haben, auch wenn er noch immer sauer war.
Ich rollte abermals mit meinen Augen, beließ es jedoch einfach dabei.
„Ich habe es verstanden. Falls mich noch einmal jemand Männliches anspricht, gehe ich einfach weiter.“
„Wir reden morgen. Du kommst nach der letzten Vorlesung auf direkten Weg zu mir. Max wird dich vor der Uni empfangen.“
Seine Stimme war kühl und sorgte augenblicklich für ein mulmiges Gefühl in meinem Bauch.
Hatte ich den Bogen bereits am zweiten Tag überspannt mit meiner trotzigen Art?
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Ich hoffe es liest sich nicht seltsam bei euch wegen den E-Mails 😅
Denkt ihr Yonathan ist da etwas zu streng mit Sky?
Oder sollte Sky lieber vorsichtig sein, wie sie mit ihm redet?
Lasst mir gerne eine Rückmeldung da und wie immer wenn es euch gefallen hat auch den Stern 🌟.
❤❤❤
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