~Fiftythree~

Seit unserem Gespräch unter der Dusche, schien es, als würde Yonathan mich ununterbrochen mustern und jede meiner Bewegungen beobachten, selbst wenn ich nur atmete.

Es machte mich nervös und ich wünschte, ich könnte meine gesprochenen Worte zurücknehmen. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass sich von jeher grundlegend etwas geändert hatte. Ich wurde das Gefühl nicht los, von nun an mit Samthandschuhen angefasst zu werden.

Dabei war ich ihm nicht einmal böse. Natürlich hätte ich es als einen Missbrauch einstufen können, aber es gefiel mir. Mir gefiel es, dass ich auch Stunden später ihn noch auf und in meinem Körper fühlen konnte. Es gab mir ein Gefühl der Verbundenheit.

Der Flug zurück nach Boston verging sehr schnell und auch sehr ruhig. Obwohl Yonathan um Längen frischer aussah, als am Morgen, erkannte ich, die Erschöpfung in seinem Gesicht, während er sich in seine Arbeit stürzte.

„Ach, das hatte ich ganz vergessen. Dein Zimmer ist fertig eingerichtet“, teilte Yonathan mir mit, als wir sein Penthouse betraten. Mir wehte umgehend der vertraute, maskuline Duft entgegen, welcher mir bereits beim ersten Eintreten aufgefallen war.

„Das ging aber schnell“, stellte ich fest, ließ meine Tasche und Schuhe im Eingangsbereich fallen und stürmte augenblicklich zu der Treppe, welche in das Obergeschoss führte. Voller Vorfreude nahm ich immer zwei Stufen auf einmal, während ich den belustigten Blick von Yonathan auf mir spürte.

Oben angekommen, öffnete ich euphorisch die Tür, ehe ich mit geöffneten Mund das Zimmer vor mir anstarrte.

Heilige Scheiße, es war ein Palast!

Ein Palast errichtet für eine Prinzessin. Mit solch einem Zimmer, würde ich mich freiwillig einsperren lassen, wie Rapunzel!

Die Wände wurden in einem hellen fliederfarbenen Pastellton gestrichen und auch mein Teppich war, wie gewünscht, fliederfarbend. Die weißen Möbel taten ihr Übriges, um das Zimmer ästhetisch wirken zu lassen.

Ein Freudenschrei entkam mir, als ich auf das riesige Bett zulief und mich auf die unendlich vielen Dekokissen fallen ließ. Mein Blick fiel auf den Himmel über mir, welcher etliche kleine, funkelnde Sterne aufwies.

Ich hatte meinen eigenen Sternenhimmel, welcher nicht von einer Wolke verdichtet werden konnte!

„Scheint so, als gefällt es dir“, ertönte Yonathan’s Stimme, weshalb ich mich auf dem Bett herumrollte und ihn ansah. Er lehnte mit der Schulter gegen den Türrahmen, hatte seine Hände in seiner schwarzen Hose und auf seinen Lippen war dieses niedliche Lächeln, welches die kleinen Lachfältchen an seinen Augen verursachte.

„Gefallen? Ich liebe es!“, sagte ich voller Euphorie in der Stimme, ehe ich aufstand und auf ihn zustürmte, um ihm direkt um den Hals zu fallen. „Danke.“

„Bedanke dich lieber bei der Designerin. Sie hat es so eingerichtet mit der Dekoration. Ich habe es nur bezahlt“, meinte Yonathan, als er mich zurück auf den Boden stellte. „Auf dem Schreibtisch ist noch eine kleine Überraschung.“

Schnell schaute ich zu dem ebenfalls weißen Tisch herüber und erkannte einen kleinen braunen Karton, auf dem mein Name stand. Zaghaft ging ich auf deine zu und schaute noch einmal flüchtig über meine Schulter zu Yonathan.

Ich traute ihm mittlerweile alles zu. Teure Geschenke, welche ich nicht verdient hatte und was ich ihm niemals zurückgeben konnte. Mit zittrigen Händen öffnete ich den Karton und klappte eine Seite auf, um mit neugierigem Blick hineinzuschauen.

Etwas Silbernes blitzte mir entgegen und ich öffnete auch die zweite Seite des Kartons, um dann ein MacBook vorzufinden.

„Ich dachte, es wäre praktischer, wenn du einen eigenen hättest. Auch für die Uni“, erklärte Yonathan. Ungläubig starrte ich das elektronische Teil an. Ich hatte noch nie einen eigenen Laptop. Bisher hatte ich meine schulischen Aufgaben immer über die Geräte der Universität gemacht, weshalb ich glücklich das MacBook herausnahm. Das würde mein Leben um einiges erleichtern.

Als mein Blick nochmal in den Karton fiel, sah ich ein weiteres, kleineres Gerät. Es war Roségold und von derselben Marke, wie der Laptop.

Mit gerunzelter Stirn schaute ich zu Yonathan, um ihm zu signalisieren, dass es viel zu viel war.

„Wenn schon, dann richtig. Die beiden Geräte sind bereits komplett eingerichtet und miteinander verknüpft. Also kannst du jederzeit auf all deine Daten zugreifen, ob mit dem MacBook oder dem Handy“, teilte er mir mit einem Lächeln mit.

„Das ist zu viel“, entgegnete ich bestürzt, als mein Blick durch das Zimmer streifte. Allein die Einrichtung hatte ein Vermögen gekostet und dann die elektronischen Geräte …

„Für dich, ist mir nichts zu viel.“

„Nate … Ich k-kann dir niemals so viel zurückgeben“, stammelte ich und ignorierte dabei, wie seine Augenbrauen hochgingen bei dem Namen. Ich schaute auf das Handy und seine Worte schwirrten in meinem Kopf.

„Warte mal. Wenn du es eingerichtet hast …“, fing ich an und spürte einen Stich in meiner Brust. „Hast du all meine Passwörter und Zugangsdaten.“

„Baby, ob ich diese festlege oder innerhalb von drei Sekunden herausfinde, spielt doch keine Rolle.“

„Also sind diese Geschenke nur, um mich noch mehr zu kontrollieren?“, fragte ich niedergeschlagen. Er wollte mir damit keine Freude machen, sondern mich noch mehr unterdrücken?

„Um dich noch besser zu beschützen“, entgegnete er streng. „Sky, wir befinden uns beide in einer echt heiklen Situation. Ich kann es nicht dem Zufall überlassen, dass wir da beide gut bei rausgehen.“

Seine Worte erzeugten umgehend ein beklemmendes Gefühl in meiner Magengegend, weshalb ich versuchte Verständnis dafür aufzubringen. Er hatte die Russen tief im Nacken und somit war ich die Zielscheibe, sollte Yonathan einen Fehler machen.

Vermutlich war es das beste, wenn ich es akzeptierte und es ihm leichter machte. „Du hast recht.“

„Und damit der Wahnsinn so schnell wie möglich vorbei ist, werde ich noch etwas arbeiten. Die Pläne müssten bereits in meinen E-Mails sein“, informierte er mich, während er mich eng an sich zog und seine Arme fest um mich schlang. „Wenn etwas ist, oder du dich einsam fühlst, komme einfach zur Werkstatt.“

Er küsste mich mehrere Male auf die Haare und ich zog tief seinen unvergleichlichen Duft in meine Lungen. Auch wenn es mich etwas traurig stimmte, war ich froh, etwas Abstand zu bekommen. Erschöpft, aber auch erleichtert ließ ich mich auf das Bett fallen, als Yonathan die Tür hinter sich schloss.

Es passierte in zwei Tagen so unfassbar viel, dass mein Verstand gar nicht mehr hinterherkam. Nicht nur, dass ich beinahe an durchgeknallte Russen verkauft worden wäre, ich hatte auch viel über Yonathan’s Vergangenheit erfahren. Ich hatte zum ersten Mal, seit einer Ewigkeit einen Flashback aus einer Zeit in meinem Leben, welche ich am liebsten vollkommen vergessen hätte. Zudem wurde ich mehr oder weniger misshandelt und fand auch noch Gefallen daran, um dann zu guter Letzt, ihm meine Liebe zu gestehen.

Ich schlug mir meine flache Hand in das Gesicht. Vielleicht sollte ich überlegen, in Therapie zu gehen?

Das konnte doch alles nur auf meiner beschissenen Vergangenheit basieren, dass ich so kaputt im Kopf war. Wäre ich bei liebenden Eltern groß geworden, und hätte die Zuwendung erhalten, die ein Kind benötigte, hätte ich all diese Sachen vielleicht nicht mit mir machen lassen.

Vielleicht hätte ich dann die Stärke gehabt, es zu unterbinden, oder mich dagegen zu wehren. Ich hätte das Safeword gesagt und hätte es nicht zugelassen, dass Yonathan mir so etwas antat.

Doch ich hatte es meinem Verhalten und dem Drang nach Aufmerksamkeit zu verdanken, weshalb es eventuell auch unumgänglich war. Ich war selbst schuld, dass er mir dies antat und ich redete mir ein, dass ich es eben nicht anders verdient hatte.

So wie ich auch damals die Liebe und Anerkennung nicht verdient hatte. Denn des einen Freud, ist des anderen Leid. 

So funktionierte das Leben doch, oder?

Und ich hatte immerhin keinen Grund, mich zu beschweren! Er kaufte mir alles, was ich mir wünschte, beschenkte mich großzügig und gab mir das Gefühl in der Gesellschaft doch einen Platz zu haben.

Doch wie hoch musste der Einsatz sein, um diesen Preis weiterhin zu verdienen?

Es stand außer Frage, dass ich mich unwiderruflich in ihn verliebt hatte. In seine Fürsorge und seine liebevolle Art, aber auch in seine strenge Seite. Er bestrafte mich, aber genau das war doch das Zeichen, dass ich ihm nicht egal war. Das ihm etwas an mir lag.

Seufzend und noch immer meinen Gefühlen nicht klar, stand ich auf, um mich endlich auch mal meinen schulischen Aufgaben zu widmen. Immerhin konnte ich dies nicht einfach links liegen lassen, um Trübsal zu blasen.

Dafür nahm ich mein neues MacBook und durchstöberte zuerst all die Funktionen und Anwendungen, ehe ich auch noch meine Notizen nahm und mich in die tausend Paragrafen des Zivilrechts vergrub.

Ich vertiefte so sehr, dass ich nicht mitbekam, wie die Sonne über Boston unterging und die vielen Lichter der Nacht die Stadt erhellten. Erst als ich von unten ein lautes Poltern hörte, legte ich alles beiseite.

Lautes Stimmengewirr drang zu mir durch und verwundert darüber, tapste ich zu der Tür.

Gab es eine Party, von der ich nicht wusste?

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Was kommt nun schon wieder? 😳🤣

Ich hatte gestern bereits ein Tiktok zu den Werten Herren hochgeladen, musste es aber heute nochmal neu hochladen 😂

Lange Rede, gar kein Sinn ... den Link findet ihr auf meinen Profil, falls ihr neugierig geworden seid 😏

❤❤❤

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