~Fiftyfour~

Es wurde schlagartig wieder etwas ruhiger und nur langsam trat ich an die Brüstung der Treppe heran, um nach unten zu schauen.

Ich konnte allerdings nicht vollständig in den Wohnbereich schauen, weshalb ich gezwungen war nach unten zu gehen, wenn ich erfahren wollte, was los war.

Als eine tiefe Stimme ertönte und ich erkannte, dass diese Russisch sprach, blieb ich wie eingefroren auf der Hälfte der Treppe stehen.

Was wollten die hier und wie sind sie überhaupt in die Wohnung gekommen? 

Beim Nähertreten erkannte ich nämlich, dass Yonathan sich nicht bei denen befand. Lediglich Stenja, Aljoscha, und Timofej entdeckte ich im Wohnzimmer, wobei letzteres gemütlich auf der Couch saß. Er trug auch wie im Club einen teuren Anzug, wohingegen seine jüngeren Brüder nur lässig gekleidet waren.

Bereits von dem Absatz der Treppe erkannte ich die Katze auf seinem Schoß und fragte mich umgehend, was das alles zu bedeuten hatte.

„Sieh an, wer sich da zu uns gesellen möchte“, sprach Timofej, als er mich erspähte. Ängstlich ging ich weitere Schritte auf die Russen zu und überlegte, ob Yonathan, abgesehen von Kochlöffel, noch andere Gegenstände zur Selbstverteidigung in seinem Penthouse besaß. „Es erfüllt mich mit Freude zu sehen, dass Yonathan dich ganz gelassen hat, malen'kaya swjosdoschka.“

Ich hasste es, wenn ich nicht verstand, was sie sagten, weshalb ich auch nur meine Augenbrauen hob. Alle wirkten sie bedrohlich, vor allem Stenja und Aljoscha, da sie standen und mich unergründlich ansahen.

„Was wollt ihr hier?“, brachte ich mit zittriger Stimme hervor.

„Reden.“ Timofej wirkte wie ein Psycho, als er mich angrinste und seine tätowierte Hand immer wieder über das helle Fell der Katze streicheln ließ. Sie hatte fast ausschließlich helles Fell, bis auf die Pfoten, der Kopf und der Schwanz waren dunkel. Sie schien noch sehr jung zu sein und ihre Augen wirkten fast genauso panisch, wie meine.

„Dann hole ich wohl besser Yonathan“, presste ich leise hervor. Meine Angst war mir vermutlich ins Gesicht geschrieben und dies schien den Russen wirklich zu amüsieren. Ich wollte mich in Bewegung setzen und Yonathan so schnell wie möglich dazu holen, als jedoch Aljoscha auf mich zukam und mir den Weg versperrte.

Sein Gesicht hatte keinerlei Gefühlsregung, wodurch seine Tattoos in diesem noch bedrohlicher wirkte. Er trug wieder die schwarze Mütze, wie auch im Club, weshalb er förmlich nach Ärger schrie.

Von meinem Instinkt geleitet, ging ich einige Schritte rückwärts und prallte dabei gegen jemand anderes. Eilig fuhr ich herum und fragte mich, wo er herkam, da ich ihn zuvor nicht gesehen hatte.

Kirill starrte zu mir herunter und ich fühlte wie mein Mund immer trockener wurde, als sie mich zwischen sich einkesselten. Ich war einiges kleiner, als sie und ein ungutes Gefühl breitete sich in meinem Innern aus.

„Ach, kommt schon, Jungs. Schüchtert unsere Swjosdoschka doch nicht so ein, sonst bekommt sie kein Ton mehr über ihre Lippen“, sprach Timofej belustigt, als er mich dabei beobachtete, wie ich zwischen den beiden Riesen hin und herschaute.

Beide hielten es nicht für nötig etwas Abstand zu halten, bis eine weitere Stimme und laute, schwere Schritte ertönten.

„Ich gebe euch 3 Sekunden, um von ihr wegzutreten!“ Erleichtert atmete ich auf, als Yonathan’s Stimme erklang, versteifte mich jedoch umgehend, als ich die Waffe in seiner Hand sah. Da der Lauf auch unmittelbar in meine Richtung zielte, kam in mir der Drang auf meine Hände heben zu wollen, auch wenn ich wusste, dass er nicht mich damit bedrohte.

Als ich einen Schritt zur Seite wich, spürte ich kaltes Metall an meinem Kopf, woraufhin ich mit meinen Augen zu Kirill schielte, welcher ebenso eine Waffe gezückt und nun an meine Schläfe hielt.

„Was sonst?“ Kirill klang, wie auch im Club absolut desinteressiert und auch in seinem Gesicht stand die pure Langeweile geschrieben.

„Herrje, jetzt packt die Dinger weg. Sind wir hier im Kindergarten, oder was?“, kam es genervt von Timofej. Ich wusste nicht, in welche Art Kindergarten er war, aber da wo ich herkam, bedrohte man sich höchstens mit Sandschaufeln und nicht mit Pistolen.

Yonathan ließ daraufhin seine Hand sinken und wendete sich zu Timofej, welcher noch immer gemütlich mit der Katze auf dem Schoß dasaß. Ich traute mich ebenso einige Schritte von den anderen zu entfernen und atmete erleichtert auf, als auch Kirill die Waffe runternahm.

„Wenn ihr euch nur einmal zivilisiert verhalten würdet, wäre es nicht so! Wie seid ihr überhaupt hier hereingekommen?“ Ich konnte den Ärger aus seiner Stimme hören, aber auch die Erschöpfung in seinen Gesichtszügen erkennen.

„Ganz zivilisiert durch die Tür“, entgegnete Timofej trocken. Wäre es nicht eine Situation, in der mein Herz mir fast panisch aus der Brust gesprungen wäre, hätte ich es eventuell lustig gefunden.

„Ich besitze auch so etwas, wie eine Klingel“, meinte Yonathan sauer. „Und warum bringst du deine Katze mit?“

Endlich sprach er meine Frage aus! Auf die Antwort war ich wirklich gespannt, weshalb ich Timofej auch nur abwartend ansah.

„Also erstens, ist es ein Kater …“, antwortete er, als er die kleine Katze etwas anhob und nachsah, ob er richtig lag. „Ja, definitiv ein Kater und zweitens ist es nicht meiner.“

Perplex blinzelte ich ihn an, da die Sache damit nur noch skurriler wurde.

„Wessens Kater ist es denn?“, wollte ich umgehend wissen.

„Woher soll ich das wissen? Ich habe den in der Gasse vor dem Club gefunden.“ Yonathan stöhnte genervt und strich sich, wie so oft, über das Gesicht, um nicht seine gesamte Fassung zu verlieren. „Aber ihr müsst zugeben, es hat dem ganzen einen besonderen Vibe gegeben.“

„Du bist so gestört!“, meinte Yonathan, während Timofej sich, wie der Papst, über seinen gelungenen Auftritt freute.

„Was passiert mit dem Kater?“, wollte ich wissen, da er mir nicht so vorkam, als wollte er sich auch weiterhin um ihn kümmern.

„Du kannst ihn behalten, oder ich erschieße ihn. Deine Entscheidung.“ Timofej zuckte mit den Schultern und ich sah ihn mit großen Augen an.

„Wir behalten ihn“, rutschte es mir über die Lippen, ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken.

„Wir-Was?“, fragte Yonathan komplett irritiert, während er mich verständnislos ansah.

„Denkst du, ich lasse zu, dass er dem armen Tier auch nur ein Haar krümmt?“

„Verkauft!“, sagte Timofej voller Freude, während er aufstand und das kleine Wesen mir entgegenwarf. Mit einer hektischen Handbewegung fing ich die Katze in letzter Sekunde und versuchte das zitternde Tier in meinen Armen zu beruhigen.

„Yonathan, wir müssen etwas Wichtiges unter vier Augen besprechen“, ergänzte er noch, als er Yonathan auf die Schulter klopfte und ihn bereits in Richtung Flur zog. Dieser wirkte überrascht und sah kurz zweifelnd in meine Richtung.

„Ich wüsste nicht, was ich mit dir zu besprechen hätte“, erwiderte er, ehe er Timofej abschätzig ansah. „Und schon gar nicht lasse ich Sky bei den ganzen Verrückten.“

Mit einer Kopfbewegung deutete Yonathan in die Richtung von Stenja und Aljoscha, welche mich beide mit einem gruseligen Grinsen bedachten.

„Hast du Angst, wir würden deiner Malyschka etwas tun?“, fragte Stenja, wurde von den beiden allerdings nicht wahrgenommen, da Timofej bereits auf Russisch auf Yonathan einredete. Ich fragte mich, was er ihm sagte und was so wichtig war, dass sie extra herkamen.

Immerhin wurde im Club bereits alles geklärt, das dachte ich zumindest.

„Nein, denn du weißt genauso gut, wie ich, dass ich dir dafür jeden einzelnen deiner 27 verfickten Knochen deiner Hand brechen würde, solltest du es dich wagen, sie anzurühren. Dass du dieselbe Luft, wie sie atmest, ist bereits Beleidigung genug, wofür ich dir am liebsten einen Lungenflügel amputiert würde“, sagte Yonathan voller Hass, als er seine Aufmerksamkeit doch Stenja zuwandte.

„Deine Stimme ist so grausam, als würde man meine Eier über einen Haufen Scherben schleifen. Und das tut weh!“, erwiderte Stenja und wirkte mittlerweile ebenso sauer, wie Yonathan, als er auf ihn zuging.

„Deine Stimme ist für mich kein Problem. Es ist eher deine Visage. Deine riesige, dämliche Visage.“

Stenja hatte nicht mehr allzu viel Abstand zu Yonathan und ich hatte das Gefühl, dass erneut die Waffen gezogen werden, weshalb ich mich eilig vor Yonathan stellte und zu ihm nach oben schaute.

„Gehe ruhig, ich komme schon zurecht“, sagte ich, in der Hoffnung, er würde nur schnell alles regeln, damit wir diese Parasiten ein für alle Mal los waren.

„Es wird nicht lange dauern“, versicherte Yonathan mir, ehe er mir einen kurzen Kuss gab, ohne dabei Stenja aus den Augen zu lassen.

Danach drehte er mir den Rücken zu und verschwand mit Timofej in seinem Büro, weshalb ich mit den seltsamen Russen und einem streunenden Kater allein zurückblieb.

„Und Malyschka? Was machen wir jetzt?“

Stenja schaute mich abwartend an, als würde ich ihm nun offenbaren, dass wir eine riesige Party schmeißen. 

„I-ich … keine Ahnung. Ich werde mich erstmal um den Kater kümmern“, sagte ich und konnte dabei nicht verhindern, dass man meine Nervosität heraushörte. Alle drei starrten mich an und machten diese unangenehm Situation damit keineswegs besser. 

Mit dem Kater auf meinem Arm ging ich in die wenig beleuchtete Küche und setzte den Kater dort auf die Kochinsel ab. Dieser zitterte nicht mehr so sehr und in seinem Blick glaubte ich so etwas, wie Hoffnung zu erkennen. Ich streichelte noch einmal über seinen Kopf, wodurch er zu schnurren begann und seinen Kopf seitlich neigte. 

Mir entging nicht, dass er zwei unterschiedliche Augenfarben hatte. Eines war blau und das andere grün. Es machte das kleine Wesen nur umso interessanter und einzigartiger. 

Ich nahm eine kleine Schüssel, füllte diese mir etwas Milch und stellte es dem kleinen Streuner vor die Pfoten. Nur zögerlich zeigte er den Kopf nach unten und trank wenige Schlücke.

„Du hast doch bestimmt Durst“, murmelte ich und streichelte erneut durch das helle Fell.

„Ja, Durst habe ich auch! Hat Yonathan zufällig einen guten Wodka im Haus?“, kam es von Aljoscha, welcher auf der Wohnlandschaft saß, die Beine weit auseinander und die Arme hinter seinen Kopf verschränkt. 

„Ich kann dir Wasser anbieten. Ist genauso durchsichtig“, erwiderte ich mit abschätziger Stimme. Warum mussten sie auch ständig Alkohol trinken? 

„Ich wollte mich nicht waschen“, knurrte er von der Couch zu mir herüber. Er saß dort, als gehörte ihm dieses Penthouse und es ließ in mir die Wut aufsteigen, da sie sich wie Arschlöcher verhielten. 

Daher beschloss ich, sie einfach weiterhin zu ignorieren, bis ich aus dem Augenwinkel eine Person in der Küche bemerkte. Mir gefiel der Abstand zuvor definitiv mehr. 

Stenja durchsuchte die Schränke und schaute in den Kühlschrank, wurde aber dem Anschein nach nicht fündig. Ihm hinter meinen Rücken zu wissen, beschleunigte ungewollt meinen Atem, daher drehte ich mich zu ihm herum. Von allen war er der auffälligste mit seinen blauen Haaren und den stechend blauen Kontaktlinsen. 

Seine Haut hatte einen schönen braunen Teint und obwohl seine Züge relativ hart wirkten, erkannte man auch die Leichtigkeit in ihnen. Seine Lippen waren voll und hatten eine sehr schöne Form, wodurch er nicht weniger attraktiv wirkte. Er war nicht so groß, wie Aljoscha oder Kirill, aber hatte wie alle einen definierten Körper.

„Bist du fertig damit, mich mit deinem Blick zu ficken, Malyschka?“, meinte er plötzlich, wodurch mir die Hitze in den Kopf stieg und ich eilig wegsah.

„Tue ich nicht. Ich versuche nur aus euch schlau zu werden“, stammelte ich, als Stenja sich näher zu mir heran beugte. 

„Dann tue dies unauffälliger“, raunte er mir. Sein warmer Atem stieß mir entgegen und hektisch drehte ich mich von ihm weg. 

Ihm hinter meinen Rücken zu wissen, machte es nicht angenehmer, aber immerhin konnte ich ihn so nicht mustern und er sich nichts darauf einbilden. Ich hörte, wie jemand den Fernseher angemacht hatte und lauschte kurz den Stimmen aus diesem, während mein Körper sich entspannte, als Stenja die Küche verließ. 

Mein Blick glitt zu Aljoscha, welcher mit der Fernbedienung in der Hand auf der Couch saß und die Programme durchging. Er saß noch immer breitbeinig da, aber mittlerweile hatte er sein einen Fuß auf dem anderen Bein abgelegt, als er seinen Kopf frustriert über das Fernsehprogramm in den Nacken legte und seufzte. 

Dabei fiel mir ein Tattoo auf seiner Kehle auf, welches aus drei kleinen Buchstaben bestand, aber vieles über ihn aussagte. »SEX.« 

Damit hatten wir sein Hobby wohl auch geklärt. 

Meine Augen glitten weiter durch den Raum und überrascht schaute ich direkt in die Iriden von Kirill, welcher mich anscheinend die gesamte Zeit musterte. Er lehnte lässig an der Wand von dem Eingangsbereich und für eine gefühlte Ewigkeit sahen wir uns nur gegenseitig an. Seine Hände hatte er tief in die Taschen seiner Sweatshirtjacke vergraben und auch die Kapuze hatte er tief in sein Gesicht gezogen, so als wollte er nicht gesehen werden.

Er benahm sich immer, als wäre er nur der Schatten der Russen und hätte nicht viel mit ihnen zu tun, bis auf die Situation im Blick zu haben. Als wäre er ein Geist, welcher nur einschritt, sobald es notwendig war.

„Ha! Ich habe was gefunden“, ertönte Stenja’s russischer Akzent, als er vor einem Glasschrank im Wohnzimmer stand. Ich löste mich augenblicklich von Kirill und sah zu Stenja, welcher mit einer Schnapsflasche in der Hand auf mich zusteuerte. Wie selbstverständlich holte er mehrere Gläser aus dem Schrank. 

„Hast du Lust auf ein Spiel, Malyschka?“, fragte Stenja, während er anzüglich mit seinen Augenbrauen wackelte.

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Das kann nur Ärger geben 🙈🤣

Tatsächlich habe ich das nächste Kapitel bereits angefangen und sie spielen "Ja, Nein, vielleicht".

Eventuell sagt euch das Spiel etwas 😅 es geht darum Fragen zu stellen, auf die man mit Ja, nein oder vielleicht antworten muss, aber diese Wörter nicht sagen soll, da man sonst einen Kurzen trinken muss 😅

Ich habe nur leider mal wieder ein Kreativitätsproblem und mir fallen nicht die Fragen ein 🤣

Aber es passt ja ganz gut, denn vielleicht habt ihr eine Frage, die ihr Aljoscha, Stenja oder Kirill stellen möchtet 😏😉

Lasst mir ein paar Ideen da 🥰

❤❤❤

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