Fall in die Unendlichkeit

Gefangen. Gefangen in einem Kreislauf nicht enden wollender Gedanken. Wie Gift durchdringen sie jede Zelle ihres Körpers und machen sie bewegungsunfähig. Böse Stimmen zischen ihr fiese Dinge zu, ohne dass sie irgendetwas dagegen unternehmen könnte. Die Dunkelheit die darin mitschwingt lähmt sie und löscht alles andere aus. Freundliche Stimmen, verzweifelte Stimmen, Berührungen... Nichts davon kann mehr zu ihr durchdringen. Sie ist allein. Gefangen in ihrem Kokon aus bösen Worten, der sie einhüllt und nichts zu ihr hindurchlässt. Ihr Brustkorb wird immer enger, irgendetwas raubt ihr die Luft zum Atmen, sodass sie nicht in der Lage ist zu reagieren. Sie möchte nach Luft schnappen, dieses Gefängnis durchbrechen, doch sie kann nicht. Ihr Körper hört längst nicht mehr auf ihre Befehle, also kann sie nur stumm ausharren, während sie spürt, dass die unnatürliche Dunkelheit sich immer weiter in ihr ausbreitet. Ist das der Tod? Sind es die Hände des Tods, die mit ihren eiskalten Fingern nach ihr greifen und versuchen sie in diesen tiefen Abgrund ziehen? Nein! Es ist nicht der Tod, erkennt sie. Es ist etwas viel Schlimmeres. Der Tod würde es wenigstens beenden! Doch sie weiß, dass wenn sie in diesen tiefen Abgrund fällt, sie nie irgendwo ankommen würde. Ein endloser Fall, begleitet von einem stummen Schrei, den nie jemand hören wird. Jetzt fleht sie zum Tod, ihr diese Qualen abzunehmen, es endlich zu beenden. Der Schmerz den sie verspürt ist nicht greifbar, aber doch ist er das mächtigste was sie jemals zu spüren bekommen hatte. Er ist mit Worten nicht zu beschreiben und entzieht sich jeglicher Logik und doch ist er so unglaublich real. Einerseits ist da diese Leere die alles betäubt und sie hohl und ausgebrannt fühlen lässt, aber andererseits verbrennt dieser Schmerz jede Zelle ihres Körpers, sodass sie sich unter den seelischen Höllenqualen windet und ihr Gesicht vor Schmerz verzieht. Sie weiß, dass ihr hier niemand helfen kann. Es gibt keine Tabletten, die diesen Schmerz lindern oder gar auslöschen könnten. Und so gibt sie sich ihm hin; lässt zu, dass er sie verschlingt und von innen heraus zerfetzt. Die Dunkelheit um sie herum wird noch dichter und scheint sie von allen Seiten erdrücken zu wollen. Unaufhaltsam wird sie auf den Abgrund zugeschoben, der in die Unendlichkeit führt. Sie weiß, dass nicht mehr viel fehlt, damit sie in die Endlosigkeit fällt, um dort rettungslos zu ertrinken. Es ist nur noch ein Funke ihres Selbst übrig, der Rest wurde durch die Dunkelheit ersetzt, die sich in ihr ausgebreitet hat. Gib auf, zischen die Stimmen. Du kannst nicht gewinnen. Der Abgrund rückt näher und plötzlich scheint er ihr gar nicht mehr so schlimm zu sein. Wenn ich dort hinunterfalle, muss ich nicht mehr kämpfen, denkt sie erschöpft. Die Stimmen in ihr klingen jetzt verführerisch, wollen sie in den Abgrund locken. Und wieso soll sie auch dagegen ankämpfen? Sie ist so müde. So unglaublich müde. Ihre Augenlider flattern und der Funke ihrer Selbst verschwindet. Sie fällt. Sie fällt der Endlosigkeit entgegen. Sie hat verloren und die Dunkelheit hat gewonnen. Mal wieder.

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