Beraubt

Tropf. Tropf. Tropf. Gebannt starrt Bella auf das Tropfen, des Wasserhahns, als wäre es die spannendste Tätigkeit der Welt. 23,24,25,26... Bloß nicht an das was geschehen ist denken. Es klopft an der Badezimmertür. „Bella?“, dringt die besorgte Stimme ihrer Mutter an ihr Ohr. „Alles gut bei dir? Du bist da schon ziemlich lange drin“. Als Bella nicht antwortet, fängt sie an panisch an der Türklinke zu rütteln. „Bella? Bella? Antworte mir doch!“. „Alles gut“, antwortet sie genervt. „Du hast alle spitzen Gegenstände entfernt, also lebe ich noch“. Sie wendet ihren Blick von dem Wasserhahn ab und blickt in den Spiegel. Tiefe Augenringe zeichnen sich unter ihren hellblauen Augen ab. Ihre Haut ist ziemlich blass und trocken und spannt über ihrem Gesicht. Ihre Haare sehen aus, als hätte sie sie wochenlang nicht gewaschen und ihre Augen sind gerötet und haben jeglichen Glanz verloren. Hastig wendet Bella den Blick wieder ab. Bei den leicht gelblich gefärbten Handgelenken bleibt ihr Blick dann hängen. Kopflos schlägt sie um sich und versucht sich zu befreien,doch er lacht nur und nimmt ihre Hände in einen schraubstockartigen Griff. Unter großer Anstrengung kämpft sich Bella aus ihrer Erinnernung hoch. Deine Erinnerungen dürfen keine Macht über dich haben, ruft sie sich die Worte ihres Psychologen in Erinnerung. Doch dass ist einfacher gesagt als getan. Jedes Detail, erinnert sie an diese eine, schreckliche Nacht in der sie so viel verloren hat. Ihren Stolz, ihre Selbstachtung ihre Würde, ihre Freude an dem Leben und ihre Jungfräulichkeit. Verloren an einen Typen, auf den sie reingefallen ist. Sie schämt sich so für ihre Dummheit. Wie hätte sie denken können, dass irgendjemand, der so gut aussah, auch an ihr als Person interessiert war? Wie hatte sie ihm nur so blauäugig vertrauen können? Wie hatte sie nur so dumm sein können? Das sind alles Fragen, die sie quälen und einfach nicht loslassen. „Bella?“, holt die Stimme ihrer Mutter sie erneut aus ihren Gedanken. Langsam schlurft sie zur Tür und schließt auf. Mir gesenktem Kopf geht sie an ihrer Mutter vorbei. Sie kann ihr nicht in die Augen sehen, so sehr schämt sie sich. Nie wieder wird sie dieses Ereignis vergessen können. Eine Nacht hat gereicht, um ihren Glauben an das Gute im Menschen komplett zu zerstören. In dieser einen Nacht, hatte sie die Hässlichkeit der Menschen in ihrer vollen Pracht gesehen. Jeder Junge der auch nur im Entferntesten Interesse an ihr verkündete, jagt Angst ein. Jede zu schnelle Bewegung lässt sie zusammenzucken. Wird sie jetzt immer Angst haben müssen? Wird sie keine Beziehung mehr eingehen können, weil sie vor jedem Jungen Angst hat? 9 Monate hatte ihre Mutter gebraucht um sie zu erschaffen und er hatte nur eine einzige Nacht gebraucht um sie zu zerstören. Eins war klar, sie würde nie wieder die selbe wie vorher sein.

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