Kapitel Vierunddreißig
Sternchen nicht vergessen ❤️
Für einen Moment wusste ich nicht, was ich jetzt tun sollte. Mit offenem Mund und rasenden Gedanken sah ich meinen Freund an und versuchte, seine Worte und die darauf folgende Bitte, irgendwie zu verarbeiten.
Er wollte mit mir zusammenziehen? Hier, in eine Wohnung in der Stadt?
"Natürlich weiß ich, dass das schwer für dich ist und du es nicht von jetzt auf gleich entscheiden kannst, aber-"
"Ich kann nicht, Harry", unterbrach ich ihn und zog meine Hände aus seinen, um dann einen Schritt von ihm wegzugehen. Ich sah in seine Augen, die mich jetzt enttäuschend und ängstlich anblickten, als ich in meinem Kopf nach Worten suchte, die meine Lage erklären könnten. "Alleine bei dem Gedanken, hier einkaufen zu gehen, Joggen.. Harry, das sind so verdammt viele Menschen-"
"Ich bin doch aber bei dir", sagte er nun sanfter, aber ich schüttelte den Kopf.
"Manchmal vielleicht, meistens. Aber nicht immer, denn du kannst nicht dein restliches Leben nur auf mich aufpassen. Ich liebe mein Haus und den Hof, meine Nachbarn die ich nur selten für kurze Zeit zu Gesicht bekomme. Ich liebe die Stille, die Ruhe.. die Gewissheit, keine Angst haben zu müssen, dass ich jemandem zufällig begegne..", ich redete mich in Rage und fuchtelte mit den Händen wild herum, als ich meine Augen schloss und versuchte, mein Herz zu beruhigen.
Ich spürte Harrys Hand an meinem Rücken und, wie er mich kurz darauf etwas nach hinten schob und ich mich auf einer Bank nieder ließ. Danach lag die große Hand auf meiner Wange und schob mein Gesicht zu sich, weswegen ich die Augen wieder öffnete und in das grün blickte, welches mich so liebevoll anfunkelte.
"Ich möchte Soziale Arbeit studieren", erzählte Harry dann einfach drauf los, als seine Hand von meiner Wange zu meiner Hand fuhr, diese fest drückte und dann mit dem Daumen über meinen Handrücken fuhr. "Ich habe mich darüber schlau gemacht und ich habe genug Wartesemester. Gen meinte, ich hätte damals ein Praktikum im Kinderheim gemacht, also ist das auch gegessen. Engel.. ich kann nicht von deinem Hof aus studieren."
Ich weiß doch. Ich weiß, dass es sowieso unmöglich gewesen wäre, dass Harry einen Job findet, den er ebenfalls von Zuhause hätte erledigen können. Aber ich war noch überhaupt nicht bereit dafür und seelisch, hatte ich mich einfach noch nicht darauf eingelassen gehabt.
"Und dann?", fragte ich also weiter und schluckte tief.
"Dann möchte ich sehr wahrscheinlich in die Suchtberatung gehen. Natürlich weiß ich nicht mehr, wie es damals bei mir genau war, aber vielleicht erinnere ich mich während des Studiums an ein paar Dinge. Ich habe mich da reingelesen und ich liebe die Idee, Lou. Ich kann es gar nicht abwarten und deinen Chef würde es bestimmt auch freuen, wenn er dich am eigentlichen Arbeitsort zu Gesicht bekommen würde."
Mein Chef. Daran hatte ich ja noch gar nicht gedacht; ich müsste richtig auf Arbeit gehen, denn ich hätte keinen Grund mehr, von Zuhause aus zu arbeiten. Naja, außer meiner sozialen Angst eben. Bei dem Gedanken, so viele Arbeitskollegen um mich herum zu haben, fingen meine Hände zu schwitzen an und ich schüttelte den Kopf, woraufhin Harry wieder seufzte.
"Ich habe sogar schon mit deiner Mum darüber gesprochen und sie meinte, dass sie dir das auf jeden Fall zutrauen würde", erzählte Harry weiter und ich erwischte mich dabei, wie ich mich fragte, wie lange er das tatsächlich schon geplant hatte. "Ich bin mir so verdammt sicher, was unsere Beziehung angeht", er drückte meine Hand fester und sah mich nun mit liebevollen Augen an. "Ich vermisse dich jede Sekunde und frage mich ständig, was du wohl gerade machst und ob du auch an mich denkst. Sobald ich dich auch nur vor Augen habe, bin ich dauerhaft am grinsen und würde mich am liebsten ins Auto setzen und direkt zu dir fahren. Und manchmal macht mir das Angst, weil ich mich frage, ob es normal ist, jemanden so sehr zu lieben. Aber dann denke ich mir wieder, dass es mir egal sein sollte, denn es macht mich glücklich. Du machst mich glücklich."
"Jetzt mach mir aber bitte keinen Heiratsantrag, sonst falle ich hier gleich neben dir tot um", versuchte ich die angespannte Stimmung etwas fallen zu lassen und Harry stieg in mein lächeln mit ein, ehe er sich zu mir vorbeugte und seine Stirn an meine legte.
"Keine Angst, noch nicht." Seine Nase lag an meiner Wange und ich spürte, wie ich Rot wurde, ehe ich meine Hand an seine Wange legte und diese festhielt. "Also, was sagst du? Denkst du drüber nach?"
"Okay", gab ich nickend zurück und spürte an meinen Lippen, wie sich die seinen zu einem lächeln verzogen.
"Okay okay?"
"Ja du Idiot und jetzt küss mich endlich, damit meine Panikattacke verschwindet."
*****
Nachdem wir Keyla wieder bei meiner Mum abgesetzt hatten und sich die Hündin kaum von Harry hatte entfernen lassen, waren wir gerade wieder vor Gen's Haus angekommen und stiegen aus dem Auto aus. Schneller als ich hätte darüber nachdenken können, hatte Harry nach meiner Hand gegriffen und die Haustür aufgeschlossen, ehe wir unsere Schuhe säuberlich ins Regal stellten und den Weg in die Küche antraten.
"Darf ich dir was kochen? Gen hat mir das Kochbuch meiner Mutter gegeben und ich bin mich noch ein bisschen am durchprobieren... Vielleicht die gefüllten Paprikaschoten?", fragte mich Harry und gab mir das Buch in die Hand, welches schon unglaublich Alt aussah.
"Du willst doch nur, dass ich dir dabei helfe, es nicht zu vermasseln", gab ich grinsend zurück, nickte jedoch und bekam daraufhin einen Kuss auf die Lippen gedrückt, welcher mich mit roten Wangen zurück ließ.
"Du hast es erfasst, mein Liebster." Harry drückte mir noch einen Kuss auf die Stirn, ehe wir uns an das Rezept machten und dies in relativ kurzer Zeit, sogar unglaublich gut geklappt hat.
Sobald das Essen im Ofen war, hatte mich Harry zu sich gezogen und während er an der Thekenkante lehnte, hatte ich meinen Kopf auf seine Brust gebettet und genoss die beschützenden Arme um mich herum, die mich eigentlich überall wie Zuhause fühlen lassen konnten. Und dann kam mir die Idee, dass die Antwort auf Harrys Frage eigentlich ganz einfach war.
Ich war mir bei ihm auch komplett sicher. Überall wo Harry war, war mein Zuhause und falls er alleine in eine Wohnung ziehen würde, wäre mein Haus nicht mehr mein Zuhause. Und ich wollte nichts lieber, als mit ihm zusammen irgendwo leben; nach Hause kommen und ihn irgendwo sitzen sehen oder selbst auf ihn warten. Ihn mit einem Kuss begrüßen und mir jedes Mal einen stehlen können, wenn ich nur wollte. Nein, ich konnte nicht die ganze Woche warten, bis ich ihn am Wochenende vielleicht sehen würde.
"Dein Kopf raucht schon, mein Engel", grinste Harry und küsste meine Stirn erneut, ehe ich mein Gesicht zu ihm drehte und ihn entschlossen anblickte. Ich schaute von seinem Kinn, über seine Lippen, bis hin zu seinen Augen und dann war mir klar, dass er meine Antwort wusste, bevor ich sie überhaupt ausgesprochen hatte.
"Ich mach's", sagte ich und befreite mich aus seiner Brust, um mich auf meine Zehenspitzen zu stellen und mit ihm auf Augenhöhe zu sein, "Ich ziehe mit dir in eine Wohnung."
[...]
Da hat Louis aber nicht lange gebraucht, um sich zu entscheiden. Wird es dabei bleiben oder war seine Antwort einfach nur voreilig?
Ich wünsche euch einen schönen Abend und danke für die Kommentare und die Votes ❤️
Lots of love ❤️
xoxo Michelle
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