Kapitel Sechzehn

Sternchen nicht vergessen ❤️


Hannah und ich hatten uns noch eine ganze Weile unterhalten, weswegen die Zeit doch schneller verging, als ich gedacht hatte. Ich war wirklich froh, dass sie mit hier war, denn ansonsten wäre ich wahrscheinlich vor Aufregung nur durch die Gegend gelaufen und hätte die Mitarbeiter dieses Klinikums genervt. Wahrscheinlich hatte sie das schon geahnt, da sie einiges an Gesprächsthemen parat hatte und immer nebenbei nochmal erwähnte, dass dies hier eines der besten Kliniken war und ihr Onkel etwas von seinem Handwerk verstand.

Mein Problem war wahrscheinlich auch eher, dass ich Harry noch nie mit anderen Menschen habe agieren sehen. Naja, zumindest nicht ohne mich. Wenn er Joe und seine Frau oder auch den Arzt gesehen hatte, dann war ich ja immer dabei gewesen und nun war Harry auf sich alleine gestellt. Ich fühlte mich ein wenig wie sein großer Bruder, als ich mir Sorgen darüber machte, ob der Psychologe ihn auch gut behandelte und fast hätte ich aufgrund meiner Gedanken zu lachen begonnen, da kam Harry auch schon aus dem Zimmer heraus geschlendert, seine Sorgenfalte auf der Stirn und den Blick starr auf mich gerichtet.

Sofort hellte sich sein Gesicht etwas auf und seine Augen wurden weicher, während hinter ihm wohl gerade Hannahs Onkel das Zimmer verließ und direkt auf seine Nichte zuging. Ich hingegen kümmerte mich nicht wirklich darum und lief lieber Harry entgegen, welcher seine Hand ausgestreckt hatte und meine ergriff, sobald ich nahe genug war.

"Hey", begrüßte ich ihn sanft und blieb vor ihm stehen, um ihm mit der freien Hand über die Wange zu streichen. "Alles gut?"

Harry nickte vorsichtig, küsste mich auf die Stirn und lehnte sich dann zurück, um mich erneut anzusehen.

"Können wir nach Hause fahren?", fragte er leise und klang irgendwie kaputt, was auch seine müden Augen und seine Körpersprache erklärte.

Deswegen ließ ich mich auch nicht weiter beirren, verabschiedete mich von Hannah und ihrem Onkel und verließ dann mit Harry die Klinik, nur um auf mein Auto zuzulaufen.

Harry schien ein wenig in Gedanken vertieft zu sein oder war auch nur extrem müde, ich wusste es nicht genau, weswegen ich ihn einfach in Ruhe ließ und mit meinem Daumen sanft über seinen Handrücken fuhr, um ihm Beistand zu spenden. Auch als wir im Auto saßen und Harry nach einer halben Stunde einschlief, strich ich ihm vorsichtig, bedacht darauf meine Augen auf der Straße zu haben, die Locken aus dem Gesicht.

Er sah so ruhig aus, wenn er schlief und doch wirkte er so aufgewühlt, dass ich mich am liebsten in seine Arme gelegt hätte. Uns beiden war sehr wohl aufgefallen, dass Harry einen ruhigen Schlaf hatte, seitdem wir beide bei mir im Bett schliefen. Er meinte, dass er in dieser Woche keinen Albtraum gehabt hätte, obwohl ich es besser wusste.

Eine Nacht musste ich nämlich aufstehen, weil meine Blase sich gemeldet hatte und Keyla sich außerdem im Wohnzimmer eingesperrt hatte, weswegen ich beide Probleme beseitigt hatte und dafür ungefähr zehn Minuten weg war. Als ich wieder kam, hatte sich Harry bereits unruhig im Bett herum gewälzt, seine Bettdecke lag auf den Boden und ich konnte Schweißperlen auf seiner Stirn erkennen, die sich langsam den Weg seiner Schläfe herunter schlichen.

Ich handelte schnell, als ich mich neben ihn legte und nach seinem Körper griff, um ihn an mich heran zu ziehen und ihm liebevoll die nassen Haare aus der Stirn zu streichen, während sein Körper mit der Zeit immer ruhiger wurde und letztendlich auch ich wieder schlafen konnte, nachdem sich sein Herzschlag wieder normalisiert hatte.

Am nächsten Morgen konnte er sich an nichts erinnern und ich wollte ihm auch nicht unbedingt davon erzählen, weil ich wusste, wie unangenehm es ihm war, wenn ich ihn in schwachen Momenten erwischte. Er wusste zwar, dass ich ihm nur helfen wollte, aber er wollte immer so rüber kommen, als würde ihm das alles gar nichts ausmachen und ich wusste nicht, ob er es vielleicht letztendlich nur sich selbst beweisen wollte, anstatt mir.

Als wir an meinem Haus ankamen, schaltete ich den Motor aus und warf einen Blick zu Harry rüber, welcher nun so langsam aus seinem Schlaf erwachte und mich aus müden Augen anblinzelte, weswegen ich mich zu ihm rüber lehnte und ihm über die Wange strich.

"Wir sind zuhause, Haz", sagte ich leise und nach einigen Sekunden, fanden seine Augen meine.

Es war immer noch seltsam für mich, zu behaupten, dass es nicht mehr nur noch mein Zuhause war. Nein, es war nun auch Harrys Zuhause und als ich ihn das erste Mal mit Joe hatte reden hören, wie er von unserem Zuhause gesprochen hatte, war so ein beruhigendes Gefühl durch meinen Körper geschlichen, welches einfach nicht mehr weggehen wollte. Stattdessen hatte ich den ganzen Tag wie ein Idiot vor mich her gegrinst und war glücklicher denn je.

Als wir rein gingen, verschwand Harry kurz im Bad um sich frisch zu machen und ich verschwand in der Küche, um unser Essen von gestern warm zu machen und außerdem etwas Tee für Harry und mich aufzusetzen.

Natürlich platzte ich innerlich vor Neugier, ob nun bei dem Gespräch etwas herausgekommen war oder auch nur, was sie so getan hatten, doch ich wollte Harry nicht unter Druck setzen und ihm seine Zeit lassen, selbst damit klarzukommen und seine eigenen Gedanken zu Ordnen, bevor er sich dazu verpflichtet fühlt, mich einzuweisen. Immerhin hatten wir beide nicht wirklich besprochen, was das nun zwischen uns beiden war und einerseits beruhigte es mich, immer noch frei zu sein, andererseits wollte ich zu ihm gehören. Fest zu ihm gehören; nur zu ihm.

Arme schlangen sich um meine Mitte und Küsse wurden auf meinem Nacken verteilt, wodurch ich aus meinen tiefen Gedanken gerissen wurde. Sofort schlich sich ein grinsen auf meine Lippen und ich drehte meinen Kopf, um Harry ein wenig mehr Platz zu schaffen, während seine sinnlichen Lippen jeden Zentimeter Haut küssten, welchen sie erfassen konnten.

Ich konnte spüren, wie sie sich spalteten und schloss meine Augen, um meiner Vorstellungskraft ihre volle Wirkung erfassen zu lassen, als ich mich mit einem Satz umdrehte, meine Hände in seinen Haaren landeten und unsere Lippen miteinander kollidierten.

Bisher waren unsere Küsse eher sanft und liebevoll gewesen; dieser war anders. Seine Lippen saugten an meinen, schienen sich nicht wirklich sicher zu sein, welche von beiden ihnen lieber waren und ich versuchte so gut es ging, diesen Kuss zu erwidern, während mein ganzer Körper vor Erregung bebte.

"Harry", seufzte ich gegen seine Lippen, einfach um meinen Gedanken Freiraum zu lassen, die nur noch seinen Namen zu schreien schienen. Meine Hände fanden den Weg unter sein T-Shirt und zu seinem Rücken, nur um diesen auf und ab zu fahren und ihn somit noch näher an mich zu pressen, ehe er mich auf die Küchentheke hob und seine Lippen sich über meine Wange, bis zu meinem Ohr küssten. "Harry", versuchte ich es erneut, jedoch nicht Aussagekräftig genug, da seine Lippen schon wieder an meiner empfindlichsten Stelle saugten und ich das Gefühl hatte, gleich hinten rüber zu kippen, während meine Finger sich an die Thekenkante krallten, um etwas von dem aufbrausenden Gefühl loszulassen, was sich in meinem Körper aufbaute. "Oh Gott Harry, Stop", nuschelte ich und dies schien tatsächlich zu fruchten, da er sofort von mir abließ und mich mit verschleierten Augen und wundgeküssten, roten Lippen ansah.

"Es tut mir-", fing er an, doch ich legte ihm einen Finger auf die Lippen und schüttelte mit einem lächeln den Kopf, ehe ich meinen Finger runter nahm und ihm einen sanften Kuss auf die Lippen drückte, welcher der Erregung, die ganz klar nicht nur in meiner Hose stattfand, sondern auch in seiner, kein Stück weiter half.

"Wir sollten reden", erklärte ich mich also vorsichtig und wusste wirklich nicht, wo im letzten Hinterstübchen meines Gehirns dieses Stück Verstand noch ihren Platz gefunden hatte, obwohl in den letzten Minuten so viel anderes passiert ist. Trotzdem war ich froh darüber, denn ich wollte nichts überstürzen; erst recht nicht, wenn ich nicht wusste, was bei Harry heute Nachmittag vorgefallen war.

"Du hast Recht", stimmte Harry mir zu, strich mit seinem Daumen sanft über eines der Male, die er auf meinem Hals hinterlassen hatte und ein süßer Schmerz durchfuhr meinen Körper, welcher mich wieder meine Augen schließen und diese Berührung genießen ließ. "Du bist so wunderschön", murmelte Harry einige Sekunden später und ich öffnete meine Augen, nur um in das grüne Augenpaar zu sehen, welches so viele Gefühle ausstrahlte, wie ich noch niemals zuvor irgendwo gesehen hatte.

Noch bevor ich auf diese Aussage antworten konnte, meldete sich die Mikrowelle und wir fuhren vor Schreck auseinander, ehe wir beide lachten und er mich von der Küchentheke runterhob, um mich vor sich auf dem Boden abzusetzen.

"Das Essen ruft", grinste ich und konnte es nicht lassen, einmal mit meinem Blick seinen Körper herunter zu wandern und das Ergebnis unserer kleinen Make-Out-Session zu sehen. "Gehst du schon mal vor und suchst einen Film aus?" Mein Mund war trocken und Harry nickte als Antwort lediglich, konnte sich jedoch erst durch Keyla, welche ihn nun von hinten ansprang, von meinen Augen lösen und verschwand aus der Küche.

Nun konnte ich erst einmal richtig tief ein und ausatmen, weswegen ich mich an die Küchentheke lehnte und den Kopf schüttelte. Ich fühlte mich wie ein verknallter Teenager in seiner ersten richtigen Beziehung.

Und ich liebte es.

[...]

Haben wir wohl noch nicht herausgefunden, ob Harry was erfahren hat oder nicht. Oder doch? War das vielleicht der Grund für Harrys Reaktion auf Louis?

Danke für die vielen Kommentare unter dem letzten Kapitel ❤️

xoxo Michelle

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