Kapitel Dreizehn
Sternchen nicht vergessen ❤️
"Ja, es war genau so, wie ich erwartet hatte", meinte Liam, als er eine Aufnahme von Harrys Gehirn in der Hand hielt und sie vor uns auf den Tisch legte. "Es handelt sich bei Harry um eine retrograde Amnesie, sie wird auch als rückwirkende Amnesie bezeichnet und bedeutet, dass er alle Ereignisse vor der Hirnschädigung, nicht mehr abrufen kann. Meistens bezieht sich diese jedoch nicht auf ein ganzes Leben, sondern lediglich auf ein paar Stunden, Tage oder Monate. Dabei hat der Grad der Verletzung jedoch nichts mit der Zeit zu tun, an die sich der Patient nicht mehr erinnern kann."
"Bin ich nun ernsthaft verletzt oder nicht?", fragte Harry genervt und obwohl ich ihn einerseits verstehen konnte, verunsicherte mich der harte Ton in seiner Stimme doch und ich legte meine Hand auf sein Knie, um ihm meinen Beistand zu zeigen. Dies schien sofort Wirkung zu zeigen, da er seine Finger zwischen meine schob und sein Gesichtsausdruck etwas entnervter aussah, während ich mich nun an Liam wandte.
"Er ist nur-"
"Nein, kein Problem. Ich bin nur dazu verpflichtet, euch über alles aufzuklären aber das hätte ich natürlich sofort erwähnen können", entschärfte Liam die Lage und gab Hannah das Bild von Harrys Kopf, welches sie sofort in eine Akte legte. "Ich, und auch die anderen Ärzte die ich befragt habe, gehen davon aus, dass Harry eine einfache Gehirnerschütterung erlitten hat. Diese kam wahrscheinlich durch das kollidieren mit dem Lenkrad, als das Auto gegen den Baum gefahren ist."
"Aber das hört sich erstmal nicht schlimm an", murmelte ich und wechselte einen Blick mit Hannah, die immer noch ein beruhigendes lächeln auf den Lippen hatte, welches mir tatsächlich ein besseres Gefühl gab.
"Nein, es ist alles verheilt. Es kommt meistens nie alles an Erinnerungen zurück, aber vielleicht einzelne Momente. Ich habe mich mit einem Experten unterhalten und dieser meinte, dass Harrys große Gedächtnislücke wahrscheinlich daran liegt, dass er ein sehr traumatisches Leben hatte und sich der Körper nun instinktiv dagegen wehrt, sich an jenes zu erinnern."
Ein traumatisches Leben? So wie ich Harry in den letzten Wochen mitbekommen hatte, hatte es kein Stück so gewirkt, als wäre auch nur eine Sekunde seines Lebens schlecht gewesen. Vielleicht lag dies jedoch auch daran, weil er sich eben an nichts erinnern konnte. Aber er versuchte es ja, oder?
"Und was kann ich dagegen machen?", fragte Harry nun und drückte meine Hand fester, um mich wieder ins hier und jetzt zurückzuholen, da er wahrscheinlich gemerkt hatte, dass ich etwas abwesender geworden war.
"Es gibt Spezialisten, die ihre Methoden haben..", gab Liam zögernd zu und wechselte einen Blick mit Hannah, die nickte und kurz darauf den Platz mit ihm tauschte; trotzdem blieb er weiterhin im Raum.
"Diese Leute sind meistens Psychologen und versuchen durch verschiedene Techniken, kleine Erinnerungslücken zu füllen. Am Anfang gibt es meistens keine Fortschritte, aber es ist wichtig, dass man durchhält und wenn du das möchtest", sie sprach nun Harry direkt an, "dann kann ich schauen, dass du so schnell wie möglich einen Termin bekommst. Louis hat meine Nummer. Vorausgesetzt, du möchtest dich an dein altes Leben erinnern?"
Dieser Satz klang wie eine Frage und obwohl die Antwort so klar sein sollte, war sie es anscheinend doch nicht. Auch Harry sah für einen Moment so vor den Kopf gestoßen aus, obwohl ich fest davon ausgegangen war, dass er das wollte. Das er sich erinnern wollte, immerhin war dies doch der Grund, der für seine Abwesenheit sorgte, oder nicht?
"Manche Menschen sehen es als einen Neuanfang. Diesen kann man natürlich auch starten, wenn man sich noch an sein Leben erinnert, aber es scheint so viel einfacher, wenn man es nicht tut. Vielleicht ist es Schicksal, dass es so gekommen ist", Liam zuckte mit den Schultern und lächelte leicht. "Als Mediziner sollte ich dir zuraten, dass du einen anderen Arzt aufsuchst und dir somit wieder deines Lebens bewusst wirst. Als Mensch..", er machte eine Pause und zeigte auf unsere ineinander verschränkten Hände, die gegenseitig nach Halt suchten, "denke ich, dass dies vielleicht das eine Mal ist, wo das Schicksal kein mieser Verräter sein wollte und dir, euch, stattdessen eine neue Chance gegeben hat."
"Letztendlich ist es ganz alleine eure Entscheidung. Niemand kann dich dazu zwingen, irgendwas wieder aufzuarbeiten, denn dann funktioniert es sowieso nicht. Du musst es vom ganzen Herzen wollen und wenn auch nur der kleinste Zweifel besteht, wirst du nicht auf Antworten treffen", bestätigte Hannah und ließ Harry und mich mit fragenden Gesichtern zurück.
"Dankeschön", sagte Harry dann plötzlich, drückte meine Hand noch einmal bevor er aufstand und sowohl Liam, als auch Hannah, die Hand gab. "Wir werden uns melden."
Hieß das, er wollte einen dieser Spezialisten aufsuchen? Oder nicht? Ich war total verwirrt und wollte in seinen Kopf eingeweiht werden, doch stattdessen hatte ich gerade zum ersten Mal das Gefühl, dass er mich nicht in sein innerstes gucken ließ und es lieber vor mir verbarg. Und ich bin ganz ehrlich, wenn ich sage, dass mir das überhaupt nicht gefiel und doch hatte ich keine andere Möglichkeit, als stumm zu nicken und mich ebenfalls von den beiden zu verabschieden.
*****
Die Fahrt nach Hause ging etwas schneller und verlief ziemlich ruhig, da wir beide in unseren Gedanken steckten und nicht wirklich wussten, was wir zuerst ansprechen sollten. Auch ich war mir nun nicht mehr sicher, ob ich wirklich wollte, dass sich Harry an sein vorheriges Leben erinnerte, wenn es doch anscheinend etwas traumatisches gewesen sein musste. Wollte ich ihm das wirklich zumuten? Er schien sich ja selbst nicht ganz sicher zu sein.
Ich stellte das Auto vor dem Haus ab und sobald wir durch die Tür traten, kam Keyla auf uns beide zugerannt und wusste nicht so recht, wen von uns beiden sie nun zuerst begrüßen sollte. Stattdessen hüpfte sie einfach auf und ab und wartete darauf, dass irgendwer von uns beiden sie streichelte, was letztendlich von beiden erledigt wurde und einen glücklichen Hund zurückließ, die mit dem Rücken auf dem Boden lag und uns ihren Bauch entgegen streckte.
"Ich werde etwas kochen", sagte ich nach einer kurzen Weile und schaute zu Harry, welcher immer noch Keyla kraulte, "Hast du Hunger? Du hast heute kaum etwas gegessen." Man hörte die Sorge in meiner Stimme, die Harry sofort ein lächeln auf die Lippen zauberte.
Er stand nun also auf, kam auf mich zu und strich mir meine Haare aus dem Gesicht, ehe er seine Hand auf meine Wange legte und sein Daumen sanft darüber strich.
"Ich werde auf jeden Fall mitessen, wenn du etwas kochst, Lou", gab er zu und ich wickelte meine Arme um seine Mitte, um mich daraufhin in seiner Brust zu vergraben.
Er ließ die Umarmung über sich ergehen und fuhr mit sanften Fingerspitzen über meinen Rücken, ehe ich in seine Brust seufzte und mich langsam von ihm löste.
"Alle denken, wir wären ein Paar", grinste ich bei der Erinnerung an Liam, wie er auf unsere Hände geschaut hatte und auch Hannahs vielsagende Blicke, sobald sie uns beobachtet hatte.
"Dabei hast du mich noch nicht einmal diese wunderbaren Lippen küssen lassen", stellte Harry fest und fuhr mit seinem Daumen darüber, ehe er mir etwas näher kam und mir einen Kuss auf die Wange drückte. "Lediglich hier", sprach er leise und fuhr mit seinen Lippen weiter, bis er auf meiner Stirn angekommen war und sie dort für einen Kuss verweilten. "Und hier."
Meine Finger krallten sich in seinen Pullover, während ich mich in die Berührung lehnte, weil sie sich einfach so verdammt gut anfühlte. Gerade wusste ich auch nicht, wieso ich es noch nicht zu einem Kuss hatte kommen lassen, da mein ganzer Körper vor Freude kribbelte und nur mehr von diesem Gefühl wollte.
"Harry", seufzte ich und drehte meinen Kopf so, dass meine Nasenspitze an seiner lag. Alles fühlte sich so intim an, dass mein Bauch Purzelbäume schlug und mein Herz durchdrehte, als sein Atem auf meinen Lippen lag.
"Hmm?" Seine Stimme klang tief als er summte und seine Hand den Weg zu meiner Wange fand, um mein Gesicht noch etwas mehr zu seinem zu drehen. "Lass mich nicht noch länger warten Lou..", flehte er leise und sein Daumen fuhr sanft über meine Wange, während ich in seinen Augen nach irgendeiner Bestätigung suchte, danach nicht fallen gelassen zu werden.
Langsam und unsicher, nickte ich kurz und es verstrichen ein paar weitere Sekunden, bis seine Lippen erst meinen Mundwinkel küssten; und sich dann mit der Leichtigkeit eines Schmetterlings auf die meinen legten.
[...]
I'm sorry für den Cut.. ich hoffe, ihr lebt alle noch? Dies war der offizielle Startschuss für Larry.. ich hoffe es war nicht zu früh?
Was haltet ihr davon, was Liam gesagt hat. Würdet ihr euch an Harrys Stelle erinnern wollen?
Lasst mir was da ❤️
xoxo Michelle
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