Kapitel Drei
"Ist das Haus nicht zu groß für dich alleine?", fragte mich Harry, sobald ich ihm das Gästezimmer gezeigt hatte, indem er nun seine vorhandenen Sachen ablegte.
"Manchmal ja, tatsächlich. Aber wenn meine Familie vorbeikommt, bin ich dann doch ganz froh darüber."
Wir beide bezogen das Bett und dann führte ich ihn noch zum Gästebad, welches er lächelnd begutachtete, da ich sogar einzeln verpackte Zahnbürsten in einem Behälter hatte. Er nahm eine Pinke heraus, schaute sie sich genau an und zuckte dann mit den Schultern, ehe er sie auspackte.
"Ich lasse dich dann mal alleine. Falls du irgendwas brauchst, kannst du mich jeder Zeit wecken. Ansonsten schrei einfach, ich habe einen sehr leichten Schlaf." Ich lächelte ihn noch einmal vorsichtig an und er nickte nachdenklich, weswegen ich mich umdrehte und schon aus dem Bad gehen wollte, als er mich zurückhielt.
"Danke. Für alles. Ich bin wirklich froh, dass du mich gefunden hast.. ich wüsste sonst nicht was..-"
"Du brauchst dich nicht bedanken, es ist alles gut", versicherte ich ihm und gähnte dann, weswegen ich mir die Hand vor den Mund hielt. "Gute Nacht Harry, schlaf gut."
"Danke Louis, du auch."
Wir beide nickten uns noch einmal zu, ehe ich jetzt auch aus dem Türrahmen verschwand und Keyla sofort vor dem Gästezimmer sitzen sah, in welchem Harry jetzt nächtigte. Kopfschüttelnd streichelte ich ihr noch einmal über den Kopf und setzte einen Kuss darauf, ehe ich auch meiner Hündin eine Gute nacht wünschte und mich nun endlich im Bad fertig machen konnte.
Ich beschloss am nächsten morgen duschen zu gehen, da ich jetzt einfach viel zu fertig war und wirklich einfach nur in mein Bett wollte. Deswegen musste es reichen, mir die Zähne zu putzen und in gemütliche Klamotten zu schlüpfen, ehe ich mich in mein Bett schmiss und endlich die Augen schloss. Mir ging kein Gedanke mehr durch den Kopf und ich träumte auch nicht, da mein Körper einfach zu ausgelaugt war und doch tat es gut, so tief und fest zu schlafen.
*****
Am nächsten Morgen wachte ich durch die Sonnenstrahlen auf, die durch meine leicht geöffneten Rollladen fielen und ich blieb noch kurz liegen, schaute auf mein Handy und scrollte durch meine wenigen Nachrichten die ich bekam, ehe ich langsam aus meinem Bett aufstand. Obwohl ich nicht viele Leute hatte, die mir schrieben, war gestern einfach keine Zeit gewesen, den paar wenigen zu antworten. Meine Mutter machte sich dann immer schon extreme Sorgen und tat so, als hätte ich ja hier oben nichts anderes zu tun, als ihr immer gleich zu antworten. Deswegen beruhigte ich sie erst einmal, erzählte ihr jedoch nichts von Harry, da ich fand, dass ich nicht zu bestimmen hatte, wem ich von ihm erzählte und wem nicht.
Der Gedanke an meinen Hausgast ließ mich letztendlich mein Bett verlassen und Zähne putzen gehen, doch als ich Keyla immer noch vor dem Zimmer schlafen sah, beschloss ich, wieder eine Runde Joggen zu gehen. Wenn ich Glück hatte, dann könnte es sein, dass mein Nachbar Joe ein paar frische Brötchen da hat. Ich war mir jedoch nicht sicher, weil er seine normalerweise an verschiedene Bäckereien der Stadt verkaufte, doch da der Weg versperrt ist, könnte es sein, dass er nichts vorbereitet hat.
Ich beschloss, trotzdem mein Glück zu versuchen und band mir meine Laufschuhe zu, ehe ich das Haus verließ und die Tür hinter mir zu zog. Schnell ließ ich noch den Schlüssel in meiner Hosentasche verschwinden und lief die gleiche Strecke wie gestern, um mir bestätigen zu lassen, dass in Harrys Auto tatsächlich alles noch da war. Wir könnten also theoretisch nach dem Frühstück direkt losfahren. Vielleicht befindet sich ja in den anderen Taschen noch ein Hinweis, wer er sein könnte und wie sein vorheriges Leben abgelaufen ist.
Irgendwelche Personen müssten doch krank vor Sorge sein, da sie ihn nicht erreichen und kein Lebenszeichen von ihm zu sehen ist. Ich weiß, dass meine Familie schon längst die Polizei verständigt hätte. Nicht das es später noch heißt, ich hätte unterlassene Hilfeleistung geleistet oder ihn entführt.
Sofort nach diesem Gedanken schüttelte ich den Kopf und kam gerade bei Joe an, welcher draußen stand und bereits ein paar Äste aufsammelte, die der Sturm von den Bäumen und Sträuchern gerissen hatte.
"Guten Morgen", rief ich und sofort schaute der etwas ältere Mann zu mir hoch, schmiss die Äste in die Schubkarre und kam mit einem lächeln auf mich zu.
"Guten Morgen Louis, wie geht es dir? Kann ich dir irgendwie helfen?"
Ich sah auf den Berg Äste die herumlagen und dachte mir augenblicklich, dass ich ihm wahrscheinlich eher irgendwie helfen könnte, doch deswegen war ich nicht hier. Außerdem war da immer noch eine fremde Person in meinem Haus und obwohl Harry bisher ziemlich vertrauenswürdig war, wollte ich mein Vertrauen ihm gegenüber nicht überstrapazieren.
"Hättest du vielleicht noch ein paar Brötchen? Ich war mir unsicher, weil die Wege ja gesperrt sind", murmelte ich und sein Blick verriet, das er tatsächlich keine frischen mehr da hatte. Doch dann hellte sich seine Miene auf und er zog sich die Handschuhe aus, um sie kurz drauf über die Schubkarre zu hängen.
"Frische nicht mehr, aber ich habe noch einen ganzen Berg eingefroren. Soll ich dir eine Zehnertüte holen?", fragte er und sofort nickte ich dankbar, weswegen er ins Haus stampfte und ich mich ein wenig umsah.
Bei ihm hatte das Gewitter tatsächlich noch etwas mehr gewütet, als bei mir auf dem Hof. Sogar seine Scheune sah verdammt demoliert aus und ich beschloss innerlich, sobald ich mit meinem Hof fertig war, herzukommen und ihm zu helfen. Wenn Harry bis dahin noch da war, könnte er auch eine große Hilfe sein. Immerhin war Joe nicht mehr der jüngste und seine Frau hatte auch schon so mit den Knochen zu kämpfen, dass sie lediglich das Backen übernimmt.
"Hier, Bitteschön", holte mich der ältere Mann aus meinen Gedanken und hielt mir die Tüte hin, die ich ihm sofort abnahm.
Mein Geld natürlich nicht annehmend, bedankte ich mich noch einmal herzlich und verabschiedete mich dann, um mich auf den Weg zu mir nach Hause zu machen. Bis dahin wären die Brötchen schon etwas angetaut und wir könnten sie direkt zum Frühstück machen, was definitiv genauso gut war, wie wenn ich jetzt frische bekommen hätte. Aber hier musste nunmal jeder darauf achten, nicht unnötig Ressourcen zu verbrauchen, gerade jetzt, wo unsere Möglichkeiten begrenzt waren.
Zuhause angekommen öffnete ich die Tür und hörte bereits das Radio aus der Küche, weswegen ich meine Schuhe auszog und den Schlüssel auf die Kommode im Flur legte. Ein warmes Gefühl breitete sich in meinem Bauch aus, als ich bemerkte, dass es mir gefiel, das jemand da war. Das Haus fühlte sich irgendwie lebendiger an und Keyla, die mit wedelnder Rute auf mich zukam, war nur die Kirsche auf der Torte. Ich war es nicht gewohnt, dass mir die Anwesenheit von Menschen gefällt aber jetzt gerade, war es einfach ein wirklich tolles Gefühl.
Ich betrat die Küche und Harry drehte sich sofort zu mir um. Er hatte anscheinend mein Teefach gefunden und bereits Wasser aufgesetzt, weswegen ich die gefrorenen Brötchen auf die Arbeitsplatte legte und leicht lächelte.
"Guten Morgen", sagte er leicht schüchtern und sah auf die Brötchen. "Seit wann bist du wach?"
"Seit ungefähr einer Stunde und ebenfalls einen guten Morgen", grinste ich und biss mir auf die Unterlippe, bevor ich mich zur Tür drehte. "Ich gehe mich eben duschen. Kannst du die Brötchen schon machen? Kommst du mit dem Backofen klar?"
"Ich habe eben schon mal durchgeskippt und gegoogelt ich glaube, das sollte klar gehen.."
Er lächelte schüchtern und ich nickte nur, ehe ich den Raum verließ und in mein Badezimmer ging.
Ja, es fühlte sich tatsächlich gut an.
[...]
Das Internet hier funktioniert nicht richtig, deswegen weiß ich nicht, ob die Updates wirklich immer kommen können, aber ich versuche auf jeden Fall alles was mir möglich ist :)
So, Harry's Gesellschaft fühlt sich also gut an :3
Lots of love ❤️
xoxo Michelle
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