Kapitel X: Kurze Erzählstunde

Wild läuft Zeke in dem großen Besprechungsraum hin und her. Eine Angewohnheit, die auch sein Bruder hat. "Diese Masken aus meinem Traum, waren das. Die haben mich verletzt. Mit dem leuchtenden Dolch, von dem ich auch geredet habe!", erzählt Idalia während sie sich ein Ersatz-T-Shirt von dem Wächter über ihre frisch verbundene Wunde zieht. "Das kann nur Magie oder Alchemie gewesen sein. Die Wunde von einem normalen Dolch wäre schon längst bei dir verheilt", überlegt Zeke und guckt starr auf den Boden.

Idalia kann sich immer noch nicht vorstellen, dass sie mit den Wächtern verwandt ist. Das ist einfach so surreal. "Sollten wir nicht deinen Brüdern Bescheid sagen? Wenn die Masken meine Mutter töten konnten, dann können sie das bei euch sicherlich auch tun", fragt Idalia und beißt auf ihrer nun aufgeplatzten Lippe herum. Zekes Gesicht verzieht sich genervt. "Dann würden die hier herkommen wollen und wieder ein Familientreffen machen. Diese Idioten kann ich gerade echt nicht ertragen", schüttelt Zeke mit seinem Kopf und fährt sich durch die Haare, "Zumindest nicht Klaus und Fips. Rhun schreib ich mal."

Ganz kommt Idalia noch nicht mit den Namen klar. Sie kannte die Brüder bis jetzt nur unter ihren Wächternamen. Mit einem Ausschlussverfahren hat sie vorhin herausgefunden, wer wer ist. "Irgendwann müssen die anderen es doch auch herausfinden. Ich meine, Nayeli war auch ihre Schwester", meint Idalia. Sie versteht das alles nicht. Wie kann man bitte so genervt von seiner Familie sein?

Zeke guckt kurz zu Idalia und dann wieder auf sein Handy. "Jaja, aber jetzt nicht. Die könnten so oder so nicht helfen. Fips kann ja nicht mal seine eigenen Kräfte kontrollieren und er hat sie schon länger als 500 Jahre", erwidert Zeke und rollt gleichzeitig mit den Augen. Danach steckt er sein Handy wieder ein und setzt sich Idalia gegenüber.

Analysierend betrachtet er seine Nichte und gleichzeitige Angestellte. "Wie geht's mit der Wunde? Tut sie immer noch weh?", möchte er wissen. Idalia schüttelt ihren Kopf: "Nein, es pocht nur noch ein bisschen. Sonst ist alles gut." Der Sandmann nickt verstehend und lehnt sich zurück. Eine Stille breitet sich im Raum aus. Beide sind in ihren eigenen Gedanken.

Plötzlich leuchtet der Türrahmen, der in das Zimmer führt, lila auf und schwungvoll wird sie geöffnet. Eine dunkle Silhouette betritt den Raum. Der unverkennbare Zylinder, der graue, verzierte, abgenutzte Mantel und das knochige Zepter verrät Idalia die Antwort auf die Frage, wer das wohl sein mag. Die Zahnfee verströmt eine unheimliche Aura, die den Raum sofort mit einer leichten Beklommenheit füllt. Sein Gesichtsausdruck ist kalt, was Idalia ein Stück das Blut in den Adern gefrieren lässt. Nein, sie hat keine Angst vor Rhun, eher vor seiner Reaktion auf die derzeitige Lage. "Zeke", immer wieder hört man ein leichtes Klopfen, als die Zahnfee sich auf die beiden zu bewegt. Dieses Geräusch entsteht durch den Aufschlag des Zepters auf den Boden.

Leicht beißt Idalia sich auf die Wangen. "Was genau ist dieses neue Familienproblem, von dem du geschrieben hast, und wieso ist Idalia hier?", Rhuns Augen sind fest auf seinen Bruder gerichtet. Ein amüsiertes Lächeln huscht auf Zekes Lippen. "Nun, da Idalia hier, ab sofort zur Familie gehört", es klingt so, als würde der Sandmann sich aus alldem ein Spaß machen. Vielleicht versucht er die Situation zu lockern oder selber damit klarzukommen.

Die Zahnfee runzelt seine Stirn. Pure Verwirrung ist in seinen Augen zu sehen, und das erste Mal, seitdem Rhun den Raum betreten hat, guckt er zu Idalia. Zögerlich erwidert der Wächter: "Äh, herzlichen Glückwunsch? Ich wusste gar nicht, dass ihr ein Paar seid."

Entsetzt reißen Zeke und Idalia ihre Augen auf. "Oh Gott, nein! Wir sind doch nicht zusammen!", wendet der Sandmann sofort ein, "Sie ist unsere Nichte!"

Anstatt geschockt zu reagieren, wird die Zahnfee nur noch verwirrter. "Seit wann hat einer der anderen denn bitte ein Kind oder generell eine Beziehung?", hinterfragt Rhun. Fragezeichen schweben über seinen Kopf. Zeke rollt mit den Augen. Ihm ist klar, dass Rhun nichts von Nayeli weiß, aber vielleicht hätte er sich ja in diesem Moment an sie erinnern können. "Nein, sie ist nicht von den Idioten. Wir hatten eine Schwester, sie war Idalias Mutter", erklärt er und sein Blick huscht kurz zu der jungen Frau.

Nervös folgt Idalias dem Gespräch. Rhun schüttelt seinen Kopf und blickt seinen Bruder so an, als wäre er nicht mehr ganz klar bei Sinnen: "Hast du zu viele Drogen genommen oder warum erzählst du gerade so einen Bullshit?" Jetzt ergreift Idalia das Wort. Mit einem bedachten und ruhigen Ton unterbricht sie die Konversation: "Zeke erzählt die Wahrheit. Meine Mama hat euch in eurer Jugend die Erinnerungen an sie weggenommen, damit sie aus dem Waisenhaus fliehen konnte. Mir hatte sie nie was erzählt, deswegen wusste ich es auch nicht."

Immer wieder öffnet sich Rhuns Mund, aber kein Ton entkommt. Er ist sich deutlich unsicher, was er jetzt sagen und wie er reagieren soll. "Aber woher weißt du es dann? Und vor allem, woher weiß Zeke es?", stellt die Zahnfee weitere Fragen. Ganz leicht fühlt er sich beleidigt, dass Zeke etwas vor ihm weiß. "Ich kann irgendwie auf Erinnerungen von meiner Mama zugreifen und auf eure. Vorhin habe ich aus Versehen Zekes wieder erweckt", kurz hält Idalia mit Rhun Augenkontakt, "Ich wurde von diesen Masken aus meinen Träumen angegriffen. Sie haben meine Kräfte wahrscheinlich mit dem Dolch aktiviert."

Daraufhin muss sich Rhun hinsetzen. Angestrengt hält er sich den Kopf und schaut für einige Sekunden nach unten. "Und diese Masken, sie haben unsere angebliche Schwester auch umgebracht, richtig?", möchte der Wächter wissen und guckt wieder zu Idalia. Sie nickt nur. "Das heißt also, wenn diese Schwester wirklich existiert hat und ihr beide nicht komplett verrückt seid, dass selbst wir Wächter in Gefahr sind", schlussfolgert die Zahnfee.

Zeke ballt seine Fäuste. Er weiß selber nicht wieso, aber es macht ihn echt wütend, dass Rhun die Existenz von ihrer gemeinsamen Schwester bezweifelt. Kann er ihnen nicht einfach glauben? "Kannst du Rhun seine Erinnerungen an Nayeli zurückgeben, Idalia?", fragt der Sandmann.

Unsicher schaut sie zwischen den beiden Brüdern hin und her. "Ich-, äh, keine Ahnung. Ich weiß nicht einmal, wie ich es bei dir geschafft habe", erwidert Idalia. Genervt stöhnt Zeke auf und lehnt sich noch mehr in den Stuhl hinein. Frustriert vergräbt er sein Gesicht in den Händen. Idalias Mundwinkel fallen nach unten und Schuldgefühle machen sich in ihr breit. Sie möchte Zeke nicht enttäuschen, er ist einer ihrer besten Freunde. Doch bevor die Braunhaarige sich noch mehr Vorwürfe machen kann, spürt sie eine Hand auf ihrer Schulter.

Erschrocken zuckt sie zusammen und guckt zu der Person, welche die Hand gehört. Rhuns Gesichtsausdruck ist beruhigend, man könnte es schon sanft nennen. "Lass dich nicht von dem Deppen stressen. Es ist nicht einfach seine Kräfte zu kontrollieren, wenn du wirklich welche hast und schon gar nicht, wenn du bis vor kurzen nichts davon wusstest. Wir-", eine kindliche Stimme unterbricht Rhun. Überrascht sieht er sich in dem Raum um. Hat er sich das nur eingebildet? Es war sicherlich nur Dark, der ihm wieder einen Streich spielt. "Was ich sagen wollte, wir könn-", schon wieder.

Innerlich fordert Rhun Dark auf, endlich mit dem Scheiß aufzuhören. Doch selbst Dark ist über die Stimme verwundert. Er war es nicht. Von wo also kommt diese Stimme und von wem ist sie?

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So, das war's erstmal mit dem sehr kurzen Kapitel. Ich hatte echt gar keine Idee, wie ich es schreiben soll. Ich hoffe, es hat euch trotzdem gefallen <3

Für das nächste Kapitel habe ich aber schon sehr viele Ideen, also freut euch schon drauf! :D

Das war's dann erstmal von mir. Bis zum nächsten Kapitel!

~ Tamia ~

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